Faksimile 0293 | Seite 285
Faksimile 0293 | Seite 285
desto
Désto, adv.:
immer bei Komparativen, giebt den Grad an, in welchem die Steigrung nach Maßgabe der angegebnen Verhältnisse stattfindet (s. deß, Anm.) = um so, umsoviel etc., oft mit pleonastischem „um“, wie sich umgekehrt auch bloßes „so“ findet (s. So u. Je 8): So besser. Tieck Cymb. 3, 5; Je feiner, zarter die Natur, so leichter ist sie der Verderbnis ausgesetzt. Acc. 1, 287.
1) Er begreift schwer: d. mehr muß er sich anstrengen [Seine Anstrengung muß im Verhältnis und nach Maßgabe seines schweren Begreifens sich steigern und wachsen]; Kann sie [die Liebe] gar das Lied durchdringen, | wird’s um d. besser klingen. G. 4, 7; Und will sich wo ein schneller Knoten schürzen, | um d. schneller hau ich ihn entzwei. 9, 225; Wir mußten brechen; später wär’ es nur | um d. schlimmer worden. 13, 182; Doch fuhr ich nur um d. lieber fort, ihr beizustehen. 18, 20; Sie sollen mir um d. werther sein. Hagedorn 1, 89 etc.
2) Nichts d. weniger (minder) = trotzdem etc.: Er ist reich, nichtsdestoweniger ist er geizig [sein Geiz vermindert sich nicht, hört nicht auf, nach der Maßgabe seines Reichthums, wie man erwarten sollte]; Nichtsdestominder. W. 12, 13 u. o. Selten wie bei Hebel 13, 25: Er wählte unter allen Gemälden fast das schlechteste, aber das war unserm Edelmänn .. Nichts d. lieber [nicht um soviel lieber, wie man bei dem geringen Werth des ihm drohnden Verlustes erwarten möchte] etc.
3) der begründende Maßstab der Steigrung in einem Satz mit „als“: Feierlichkeiten, welche um d. würdiger schienen, als [in dem Maße, wie sie und weil sie] sie die alte Zeit .. lebhaft vergegenwärtigten. G. 20, 21; Ich erlangte jenes [Besteck] um desto eher, als ihm die Anschaffung eines neuen dadurch erleichtert wurde. 18, 342; 21, 11 etc. (s. 4).
4) den bloßen Maßstab bez. selten „als“ (s. 3): Der Meister eines Baues gräbt den Grund | nur d. tiefer, als er hoch und höher [gw. je höher er] die Mauern führen will. G. 6, 399, gw. je–d., wofür auch häufig je–je (s. d. 8) vorkommt: Je fleißiger du bist, d. [je] mehr wirst du lernen; Du wirst d. mehr lernen, je fleißiger du bist; Daß, je mehr wir die Natur im Innern kennen lernen würden . ., wir sie . . um desto einfacher und bei óer scheinbaren Heterogeneität ihrer empirischen Gesetze [desto, um so] einhelliger finden würden, je weiter unsere Erfahrung fortschritte. Kant Kr. d. Urth. XXXIX. Dies letzte Bsp. zeigt den nicht ungw. Fortfall des hinzeigenden d. (od. je), wenn dies dem bezügl. je vorangehn sollte: Du wirst ihn [d.] höher schätzen, je näher du ihn kennen lernst. Mundartl. aber ist das „wie“ st. des bezügl. ,,je“ (s. d. 8).
Anm. S. Deß Anm. Ältere Formen dest. Fischart B. 8a; deste. Luther 5, 533a; 176a; 6, 7b; 11a u. o., gesteigert: dester. Derlichingen 268; 273; Eppendorf 66; Ich will dir nicht dester [darum nicht] feinder sein. Schaiden- raißer 61a (14, 388); Auf daß wir dester bälder unser Vaterland erreichten. 41a (10, 33) etc. s. Benecke 1, 316, wo mhd. deste als hervorgegangen aus des diu, ahd. dës diú erscheint, von denen der Gen. des (315b) = deßhalb und der Instrumentalis diu die Maßbestimmung (= um so viel) ist, also d., die begründende Maßbestimmung.