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Der der)
Dêr(dér): s. Das etc. 1) best. Artikel mit folgender Abwandlung:
Ez. m. f. n. Mz. Nom. der die das die Gen. des der des der Dat. dem der dem den Acc. den die das die.
a) Wenn von einem schon im Vorhergehnden genannten Hw. mit bestimmtem Artikel andre Hw. im Gen. oder mit Präpos. abhängen, so kann das Hw. fortbleiben, z. B.: Hier ist meine Stube, daneben die meines Bruders; Ich sehe die Fehler meiner Arbeit und die Vorzüge der meines Freundes; Die Hoffnung auf Gewinn in der Lotterie war trüglich, möge es die auf Erbschaft nicht auch sein; Der Brief an deinen Vater ist ausführlicher als der an mich etc. (vgl.: „Hier ist ein Brief an dich und einer an mich“ etc.). „Statt dessen auch: „derjenige“ (s. d.), weßhalb Manche „der“ hier als Fw. bezeichnen, doch unterscheidet es sich von dem Artikel durch Nichts als die stärkre Betonung. 2) hinzeigendes Fw., zu einem Hw. gehörig oder alleinstehnd (substant.), dann mit dem Gen.: Dess(en), Deren, Dess(en); Mz. Deren, zuweilen Derer (s. Anm.) und Dat. der Mz.: Denen.
a) die svw. dieser, jener (s. d.) deuten zugleich noch eine nähere oder fernere Beziehung des bezeichneten Gegenstandes an; d. kann Beide ersetzen, so daß man z. B. für die Verbindung dieser und jener sowohl: dieser und d., als d. und jener hat. Diese Verbindungen bezeichnen, genau genommen, mehrere aus der Klasse der genannten (oder gedachten) Gegenstände. Dieser oder jener und dafür: Der oder jener, und: Dieser oder der bezeichnen einen aus der Klasse, doch gleichgültig, welchen. Davon unterscheidet sich dann noch der und der, wie der bestimmte vom unbestimmten Artikel. Dies giebt nämlich an, daß man einen Gegenstand entweder, weil er bekannt ist, oder, weil man ihn nicht nennen will oder kann, nicht näher bezeichnet, von dem svwdt. „ein gewisser“ dadurch verschieden, daß dies nicht ein Bekanntsein des Verschwiegnen oder auch Genannten bezeichnet. Zunächst Bsp. zur Bestätigung des Gesagten: Dieser schaute Jenen, Der Diesen schweigenden Blicks an. Hebel 2, 1; Die [die Eine] spinnt, die Andre zwirnt, Die [Diese] wirkt und Jene sticken. W. 10, 70; Jenes [das Erste] ..., Dieses [das Zweite] ... und Das [das Dritte, Letzte]. L. 11, 498. Die Delikatesse, da man den und jenen Gram allein behalten will. Claudius 4, 8; Jch liebe Diesen[Bestimmten] und nicht etwa Den und Jenen [irgend andre Männer]. G. 4, 37; Lasset den und jenen großen Gelehrten [irgendwelche aus der Zahl] in einem andern Jahrhundert geboren werden; benehmet ihm die und jene Hilfsmittel. L. 11, 22; Wenn sie [die Sammlung] nach Dem oder Jenem [irgend Einem, es sei gewesen, wer es wolle] wäre benannt worden, welcher ihr zuerst eine bessere Form gegeben ...: wie hätte sie da geheißen? ... Das Evangelium Deß und Deß, der sich dieses Verdienst um sie gemacht hätte. 498; Mich den und den Tag, zu der und der Stunde, in der und der Straße, bei einem gewissen Herrn - - - (welchen ich nicht im geringsten die Ehre hatte, zu kennen) einzufinden. 3, 211; Dies und das [Allerlei] zu thun beschäftigt. W. 20, 226 (G. 3, 135; Platen 2, 39); Von Diesem und Dem, | was in ihr vorging, sich Rechenschaft zu geben. W. 15, 23 etc. So selbst mit Artikel: In unserm Mangel selbst am Dies und Das. Baggesen 5, 31, und so ist vielleicht auch „am“ statt „an“ zu lesen bei G. 4, 45: Dem fehlt’s an [am] Dies, Dem fehlt’s an [am] Das etc.; „Doch hat sie .. Dem und Jenem Nichts abgeschlagen“. Wer ist denn der Der und der Jener denn. G. 2, 231.
b) Dieser und Jener etc. (s. a), als euphemistische Verschweigung eines Scheltworts, s. ,,Teufel“: Hol dich Dieser und Der! Weidner 116; Du langer Reckel, du etc. Dieser und Der! Zinkgräf 2, 48; Du Säufer, du Der und Jener, du Knicker! Hebel 3, 138 etc.
c) D. mit nachfolgendem und (s. d.) in Ausrufen, zur Bezeichnung, daß die Verbindung eines bestimmten Subj. mit etwas davon Ausgesagtem undenkbar sei: Die und 3000 Thaler! Gutzkow R. 7, 322; Voigts H. 76 etc.
d) D. auf einen zur nähern Bestimmung beigefügten Relativsatz hindeutend, doch nicht, wie das svwdt. derjenige, nur auf einen folgenden: Wer sich der Einsamkeit ergiebt, | ach, D. ist bald allein. G. 1, 131; Den ich so gern hätt’, | D. ist so weite weg | und den ich gar nicht mag, | Den seh ich alle Tag etc. (s. 3b); Der (oder derjenige) Mann, der nicht Musik hat in ihm selbst; Der Wille Deß (Dessen, Desjenigen), der mich gesandt hat. Joh. 6, 40; Jch entsinne mich alles Deß (Dessen, Desjenigen, n.), was etc.; Trotz Dessen, was etc. Es sei denn, daß sie das, das, das Evangelium annehmen, welches ich mein Evangelium heiße. Luther 6, 359b, vgl. 3, 67, wonach in dem Satz: „Das ist mein Leib“ das a stark und lang lautet, als wäre es geschrieben also: „dahas“ (jetzt gilt dagegen die Aussprache däs). 3) bezügliches Fw. wie „welcher“ (s. d. und vgl. so und derselbe), mit der Abwandlung wie 2. Nur „welcher“, nicht d., steht als adjektives Fw. neben einem Hw.: Er sagte: Guten Tag, welchen Gruß sie freundlich erwiderte etc. In allen andern Fällen ist d. anwendbar, in einigen sogar allein, oder doch hauptsächlich üblich. So:
a) im Gen. Ganz unüblich ist dieser jetzt von welcher in der männl. und sächl. Ez., da er formell mit dem Nom. der sächl. Ez. zusammenfiele; in der Mz. und in der weibl. Ez. findet er sich zuweilen, nur nicht im sogen. sächl. Gen., d. h. abhängig von einem Hw. und diesem vorangehnd: Der Fleiß (das gute Betragen), dessen du dich rühmst; Der Garten (das Haus), dessen —, die Stube (die Häuser), deren Besitzer ich kenne; Die Verbrechen, deren (zuweilen auch: welcher) du dich schuldig gemacht hast; Die Metamorphose, in Folge welcher [häufiger: deren] die Zahl der Körperringe zunahm. Burmeister gB. 1, 168; Das Zeichen, ungeachtet welches [gewöhnl. dessenungeachtet] Werther ihn küßte. Immermann M. 2, 260 etc. Dagegen ganz veralt.: Zinkgreff, welches [statt dessen] Fußstapfen ich nachgefolget. Weidner 5 etc.
b) nur d. (nicht welcher, wie z. B. 3. Mos. 18, 29) steht heute bei erst nachfolgendem (s. 2d) oder ganzfortbleibendem Wort der Beziehung, z. B.: Die nicht er schaut, die Sonne vollbringet ihren Lauf. Chamisso 3, 319; Der ins Verborgne sieht, Gott etc. Nam. gehört hierher: D. = Der(jenige), d. (s. 2d): Ach, d. mich liebt und kennt, | ist in der Weite. G. 1, 129 etc.,, vgl. das ähnliche ,wer“, das aber nicht ein bestimmtes Individuum, sondern vielmehr eine Gattung bez.: Nur wer die Sehnsucht kennt, | weiß was ich leide. G. 1, 129 etc. Von solchen Zusammenziehungen oder Verschmelzungen entspricht dem bald einem: Der, dem, bald einem: Dem, dem etc., z. B.: Noch verlor | sich in dem Haufen [Der], dem es galt zu rechten. Chamiso 4, 65; [Dem,] dem ich gelebet, sterb’ ich. 49; Denn wem [Der, dem] die Liebe bettet, ruhet gut. 6, 277 etc.; so auch im Accus.: Nur mächtig ist [Der,] den seine Völker lieben. 4, 13; Wer kann heraufbeschwören [Den,] | den schon der finstre Schlund hinunterschlang. 6, 281; Die [Diejenigen, welche] Hügel schon umnachten, | sie strebten so wie ihr. Werner Kr. 1, 8 etc. Im Genit.: Dessen Fahne Donnerstürme wallte, | dessen Ohren Mordgebrüll umhallte, | Berge bebten unter dessen Donnergang [gw.: unter dessen Donnergang Berge bebten] | [Der] schläft hier. Sch. 8. Selten abhängig von Präp.: Daß die Zollbeschwerde | gerecht für, wen sie trifft, für dich ergiebig werde. HLNicolai 1, 58, was Ramler F. ändert: Gerecht für Jeden und für dich etc. Vgl.: Klage nicht um [Das], was dir Gott entzieht. Rückert Mak. 2, 8 etc.
c) gw. nur d., nicht welcher, im Anschluß an die persönl. Fw. der 1. und 2. Person, die als Subj. nach d. gw. wiederholt werden, doch auch hier wie immer in den übrigen Kasus zuw. nach franz. Weise fortbleiben:, Mütterlich ernähret mich die Erde, | den nicht der Zorn ob Unbill mehr beschleicht. Chamisso 4, 67; passiv: Der ich nicht mehr vom Zorn beschlichen werde; Ihr, mit denen wir vereint gekämpft; Ihr, die ihr vereint mit uns gekämpft; Vater unser, der du bist etc. Doch z. B. auch: Fein zu sein mit mir, der [ich] es nun schlechthin nicht bin. Chamisso 5, 81; Du, die [du] sonst nur | dem Mäuschen glichst. Thümmel 8, 68 etc. (s. du Anm.), zuw. auch wohl mit dem Zeitw. in der 3. Person: Was kann ich thun, der selber hilflos ist? [der ich h. bin]. Vgl. Fälle, wo das bezügl. Fw. von der 1. oder 2. Person auf die 3. überleitet, z. B.: Denkt nicht schlimmer von mir, | den ihr sonst weise nanntet, | großes Übel betrifft ihn. G. 4, 33 etc. (vgl.: Der ich euch sonst weise hieß; großes Übel betrifft mich); ferner Fälle, wo die Form über die Person nicht entscheidet: Er hatte mich zurückgestoßen, mich, die ihn liebte. Gutzkow R. 4, 33; ferner: Ihnen, die [der Sie] .. .Blößen . .. nicht mißgedeutet haben. Arndt Ber. 6 etc.
d) in Bezug auf die persönl. Fw. der 3. Person findet sich häufiger, doch nicht ausschließlich d.: Sie, welche die liebendste Mutter gewesen wäre, blieb kinderlos. HHerz 46 etc., ausnahmsweise sogar selbst bei dem Sie der Anrede: Und Das sagen Sie, welche mit der Literatur so vertraut ist? Laube DrW. 5, 12, für das gw.: Sie, der Sie ... so vertraut sind.
e) ungw. ist „welcher“ in Bezug auf das fragende (ausrufende) welcher und wer, z. B.: Welcher Mann, (Wer,) der Dies sähe, bliebe ungerührt! Bei: wieviele, wiewenige etc. ist d. wenigstens gewöhnlichex: Wie Viele giebt es, die (welche) sich ein Urtheil anmaßen und wie Wenige, die (welche) es zu fällen im Stande sind! etc. Ähnliches gilt überhaupt von den subst. Fw.: Einer, Keiner, Jemand, Niemand, Mancher etc.
f) gw. nur d. mit einer Verneinung, nicht welcher, steht nach verneinten oder fragenden Sätzen mit so, solch, dergestalt etc., einem Satz mit daß entsprechend: Es ist keine Frau so ruchlos, die [daß sie] nicht einen kleinen Winkel des Paradieses in ihrem Herzen trüge. Börne 2, 277; Wer ist so grob . . ., d. von ihm selbs nit merken kann, daß etc. Fischart B. 55a; Daß ... kein dergestalt durchsichtiger Körper sich befinde, der nicht einige Dunkelheit mit sich führe. G. 39, 160; Rückert Rost. 114 a; Tieck Cymb. 4, 2; Schaidenraißer 51a (Od. 12, 98); W. 11, 180 etc.
Anm. In Bezug auf die Form gelten trotz einzelner Abweichungen heute die im Obigen angegebnen Regeln, wozu für den Genit. der alleinstehnden Fw. noch Folgendes zu bemerken: Deß ist als bezügl. Fw. (3) seltner und mehr der gehobnen, dichterischen Sprache eigen: z. B.: Dem, deß Feind er war. Langbein 1, 3; Das unentdeckte Land, von deß Bezirk | kein Wandrer wiederkehrt. Schlegel Haml. 3, 1 etc., dagegen häufig als hinzeigendes Fw. (2), außer im sächs. Gen.: Ich kenne den Mann und Dessen [nicht: „Deß“] Verhältnisse etc. Dagegen steht Deß [nicht Dessen] als Genit. von Der und Jener, wie: Der und Der etc. (s. 2a). Als sächs. Genit. heißt es in der Mz. wie in der weibl. Ez. Deren: Die Frau (Leute) und Deren [ihre] Kinder; Die Frau, deren Kinder hier waren; Die diese Greuel thun, Deren Seelen sollen ausgerottet werden; Es ersetzt ihn Deren Keiner, die ich kenne etc. Wo dessen, deren besitzanzeigend = sein, ihr ist, kann der Genit. im Allgem. nicht auf das regierende Hw. folgen, sondern muß nachstehnd durch „derselbe“ (s. d.) ersetzt werden, ungw. z. B. G. 25, 72: König und Familie waren gefangen, die Absetzung Dessen [desselben] schon zur Sprache gekommen etc. Von dem bezüglichhindeutenden „der“ aber (2d), wenn es auf Personen sich bezieht, heißt es (außer wenn der sächs. Genit. unmittelbar d. h. ohne dazwischengeschobnen Relativsatz vor dem regierenden Hw. steht) „Derer“, z. B.: Ich entsinne mich Derer sehr wohl, die mit mir die Schule besucht; Die Seelen Derer, die diese Greuel thun; Keiner Derer, die ich kenne; Doch Derer, die ich kenn, ersetzt ihn Keiner. Rückert; Derer, die sie hassen, | fern erworbner schöner Ruhm. H. Cid 46; Jene allgemeine Speise Derer, die es besitzen. IvMüler 1, 25 etc., dagegen ungw.: Schwäche Deren, die sich selbst vergessen haben. 3; Dem lästigen Tadel Deren, die etc. 355 u. o., s. 4. Mos. 14, 23. Vgl. sächlich: Bei dem Studieren der Wissenschaften, besonders deren, welche die Natur behandeln. G. 19, 163 [„Derer“ würde auf Pers. deuten]. Weil dies „Derer“ für die Mz. gilt, vermeidet man hier im Allgem. den Genit. der weibl. Ez.: Weiber klatschen gern; doch wisse! | die zu dir von Andern schlecht spricht, | Deren Zunge schont auch dich nicht; Die Zunge der Frau [ungw.: Derer], die von Andern schlecht spricht, schont auch dich nicht; Das Schicksal Deren, die ihn trug. Auerbach Dorf. 1, 61 etc. Sonst gilt im Allgem. überall die Form „deren“: Nimm die Blumen nur, ich hab deren noch genug etc.; doch mit der Nebenf. „der“ für den weibl. Genit. des bezügl. Fw., wenn dieser nicht von einem Hw. abhängt, z. B.: Die Krone, der mein Fürst mich würdig achtet. G. 13, 144; Linderungskraft, der wir so stündlich bedürfen. 14, 111; Die Schönheiten der Sprache, der sie . .. noch nicht mächtig geworden sind. Nicolai (Danzel 270). Beachtung verdient das zuw. vorkommende derem gleichsam als Dat. eines deklinierbaren Ew.: Vor derem bettlerischen Anhauch ich erst die Nase gedreht. FrMüller F. 142 etc. Einzelne Abweichungen, als theilweise Überbleibsel frühern Gebrauchs, finden sich natürlich (vgl. Ihren), z. B.: Der[en] giebt es nicht Viele. Claudius 3, 17; Die Beschuldigungen, derer [deren] ich angeklagt worden. 5, 61; Keine Raupe kriecht, der[en] Namen er nicht kennt. L. 1, 178etc. Deren [Der] Menschen Einer, die stammen aus deinem Blute. Stolberg Jl., 19, 111; s. deren als weibl. Dat. Zinkgräf 1, 164; 213; 313 etc.; Mit denen [den] unendlich vielen . . . Klauen, die etc. IP. 2, 56 u. ä. m., wie absichtlich alterthümelnd: Und er singt die neue Weise, | einmal, zweimal, dreimal leise | denen Reitersleuten vor. Freiligrath 1, 66. Umgekehrt noch: Verkündigte Den[en] draußen. Freitag Soll 3, 125, vgl.: Was mir und Den[en] beschieden. Gellert 1, 336, wozu er 343 bemerkt: „Denen, Diesen, undeutsch etc.“ S. auch dero; ferner über das eingeschobne t in derenthalb etc. (neben deßhalb): „halb“.