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Darm
Dárm, m., –(e)s; Därm-e (-er); Därmchen, lein;
-: 1) ein Theil der Gedärme oder des Darmkanals,
d. h. des langen, vielgewundnen Schlauches im thieri-
ſchen Körper, wodurch der Nahrungsſaft aus dem Ma-
gen weiter befördert und das Untaugliche abgeſondert
wird. Die einzelnen Därme führen beſondre Namen (ſ.
Zſſtzg.): Reißen, Grimmen in den Därmen (2. Macc. 9,
5) ꝛc.; Die Wurſt wird in Därme geſtopft; Saiten werden
aus Därmen bereitet, daher auch zuw. D. = Darmſaite:
Wo bald den hellen Klangſaal | durchtönet Erz und D. und
Bux. V. 4, 115; Er füllt Därme mit Sand und verkauft ſie
für Stricke. L. 11, 748; Seine Wurſt verzehren | und auf-
geblasne Därm’ ihm widergeben. KGroth 94; Was iſt ein
Philiſter? ein hohler D. | mit Furcht und Hoffnung aus-
gefüllt. G. 3, 121 (ſ. 2) ꝛc. 2) zuweilen auch übertr.
für ein Weſen, eine Perſon, inſofern ſie Ahnlichkeit
mit einem D. hat (lang u. mager iſt. Schmeler 1, 396;
in Schleſien von liederlichen Perſonen; ebenſo Laſter-
D. Weinhold 13, vgl. Strick, oder vielleicht nach den im
D. enthaltnen Erkrementen?), oder inſofern die Thä-
tigkeit der Därme in einer Perſon beſonders hervor-
tritt: So ein hungriger D. [Hungerleider ꝛc.], vgl. Ein-
D. und die Zſſtzg. von Auge, Bart, Bauch ꝛc.
Anm. Ahd. dar(a)m, mhd. darm. Die Mz. Därmer,
z. B. 2. Macc. 14, 46; Brockes 7, 414; Gryphius 2, 15;
Hohberg 3, 456a; Lohenſtein Jbr. 15 v. 288; Olearius
Baumg. 6, 1 ꝛc. Ableit. unſicher.
Zſſtzg: zuweilen (ſ. 2) = Perſon mit einem ſooder
ſo beſchaffnen Darm (ſ. Darmig), z. B. Hohl-, Kurz-,
Lang-D. ꝛc.; ferner z. B.: Áfter-: Maſt-D.
Ārſch-: Maſt-D., auch übertr.: der Zuletztlommende.
Schmeller 1, 110; 396. Bláſt-: Grimm-D. Garzoni
357b (veralt.). Blínd-: der blinde D., d. h. un-
ten ohne Offnung, rechts vom Grimm-D.: Die Gold-
ſchlägerhaut wird aus der äußeren feinen Haut des B–es der
Ochſen dargeſtellt ꝛc. Díck-: im Ggſtz. des obern
Dünndarms der untre dicke große Darm: Zum
D. gehören der Blind-, der Grimm-, der Maſt-D.
Dünn-: ſ. Dick-D.: Zum D. gehören der Zwölffinger-,
der Leer- und der Krumm-Darm. Eīn- [2]: Freſſer,
der gleichſam Nichts als Darm, nur ein Darm iſt.
Stalder 1, 267; hagrer Menſch. Schütze 1, 206. Fēīſt-,
Fétt-: Maſtdarm der Thiere. Fíſch-: auch
eine Röhrenſchnecke, Serpula contortuplicata.
Grimm-: vor dem Maſt-D., ſ. „Dick-D.“: Der Hunger-
wurm dehnte ſich 18 Ellen lang durch die leeren Gedärme
und erregte im G. unangenehme Empfindungen. Muſäus M.
1, 113. Hǖhner-: Darm eines Huhns; auch
Name von verſch. Pflanzen: Alsine media; Anagallis
arvensis ꝛc., ſ. Nemnich, und eines Röhrenwurms, Ser-
pula anguina. Krúmm-: ſ. Dünn-D. Lêêr-:
ſ. Dünn-D. Máſt-: das Ende des Dickdarms, bis
an den After gehnd: Im Aftern oder Maßdarm. Ryff Sp.
201b. Mǟūſe-: Darm einer Maus; Name ver-
ſchiedner Pflanzen = Hühner-D. Páck-, Pínke(l)-,
Schláck-: Maſt-D. Tēūfels-: Pflanze, Con-
volvulus arvensis. Vōgel-: auch Name eines
Röhrenwurms, Serpula glomerata. Wēh- [2]
(mundartl.): weichlicher Menſch; Knicker. Schmeller.
Wēīde-: Maſt-D. Zwīē- [2](mundartl.): Zwit-
ter, halbunentſchiedner Menſch. Schmeller. Zwölf-
finger-: ſ. Dünn-D., etwa ſo lang wie 12 Quer-
finger, auch „Zwölfter“ (veralt.). Garzoni 357b ꝛc.