Faksimile 0257 | Seite 249
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Butte Butte
Bútte, Bǘtte, f.; –n; Büttchen, lein; –n-: 1) =
Butt II. ſ. d. und Zſſtzg. 1 und 3. 2) Knopf,
Knospe (vgl. frz. bouton und Butt I.), gewöhnl. v.
der dicken, runden Frucht der Hageroſe: Wie die Kinder
die Butten anfademen. Fiſchart Garg. 55b, vgl.: Die rothen
Knöpflein mit ihrem Haar Butteln genannt. Tabernaemon-
tanus 1497, am häufigſten in der Zſſtzg. Hage-Butte ꝛc.
ſ. d. 3) oben offnes Gefäß von verſchiedner Geſtalt
und zu verſchiednem Gebrauch, aus Holz (eigentl. run-
des Daubengefäß) und Blech ꝛc., z. B.: Unter Körben
und Butten voll Sachen keines Gebrauches. G. 5, 8 ꝛc., ſo
namentl.: a) Waſſergefäß: Das Weihwaſſer, das in But-
ten und Kübeln vor ihm ſteht. G. 23, 198; Hebel 2, 184;
Immermann 12, 41 (der Fiſchweiber); Kinkel E. 392; L.
1, 7 ꝛc. b) Milchgefäß : Wann Milch von den Butten
herabtrieft. V. Il. 2, 471; Od. 9, 223; Th. 5, 58 ꝛc.
c) in Brauereien: Läſſt die klare Würze in eine unter-
ſtehende Bütte, den Unterſtock ablaufen. Karmarſch 1, 211;
Maiſch-, Würz-Bütte ꝛc. d) Gefäß der Winzer
für die Trauben ꝛc.: Der Weinleſer wird Eins nach dem
Andern in die Butten werfen. Jer. 6, 9; Hochgeprieſen ſei |
Rebe mir und Winzer, | Kelterfaß und Kelterer | und die
volle Butte. Daumer 1, 131; Freiligrath 2, 93; Stellen ihre
Büten und Zuber in meine Weingärten. Zinkgräf 2, 60;
Herbſt-, Wein-B. ꝛc. Dazu ſprichwörtl.: Hand von
der Butte! [fort von Dingen, an denen du kein Recht
haſt]. Vgl.: Die Trauben zu leſen, zu keltern, zu preſſen,
zu bütten [in die Butten zu thun]. Heine Reiſ. 2,
212 ꝛc. e) auch ſonſt Gefäß für Früchte: Ob wir
voll bis oben ſchütten | alle Mulden, Körb’ und Bütten, | noch
iſt immer kein Vergang [der Kartoffeln]. V. 3, 209, und
als Maß: Eine Butten voll Pferſing zwei Pfennig. Hammer
RH. 324. f) Gefäße in den Papierfabriken, namentl.
zum Schöpfen des flüſſigen Zeugs bei Bereitung des
ſogen. Bütten- oder Hand-, im Ggſtz. zum Maſchinen-
Papier: Schöpf-B. Karmarſch 2, 800; Arbeits- (809);
Bleich-Bütte. 797; Faul-Bütte, worin die Lumpen
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faulen ꝛc. g) oft näher beſtimmt in Zſſtzg., z. B.:
Die Pflug-Butt. Brockes 7, 495, ſ. Pflugbuſch; Ruß-B.,
kleines Holzfäßchen, worin der Kienruß verſandt und
verkauft wird; Die aus Eiſenblech gearbeitete Steinbütte
auf dem Bodenſteinkaſten der Fairbain’ſchen Mühle. ſ. Kar-
marſch 2, 701; Theer-B., ein gewöhnl. unterm Wagen
hängendes Gefäß mit Theer ꝛc., zum Schmieren der
Räder u. ä. m. h) oft auch ein auf dem Rücken zu
tragendes Gefäß (ſ. d) für Krämer ꝛc., vgl. Kraren:
Wenn Krämer ohne Sorgen | den Freibrief ſeiner Kunſt von
ihrer Butte borgen. Günther 397; Krämer-, Tändler-,
Trödler-B. ꝛc., und als masc.: Einen Butten auf den
Rücken. Kerner 423. Vgl.: Dekrete wider die Hauſierer,
Kräxen- und Puttenträger. ſ. Schmeller 2, 379.
Anm. Grundbegriff von 3 der des hohlen Gefäßes, vgl.
gr. Zντίν, mlat. butina, Flaſche, ahd. butin(na), mhd.
büte, bütte, gerundetes Daubengefäß, genau verwandt mit
Bottich (ſ. d. und Botte), wie denn der Böttcher auch Bütt-
ner heißt. Krünitz 6, 85; Logau 2, 6, 30, ſ. L. 5, 312;
HSachs 4, 3, 58b ꝛc., ferner Buttel. Garzoni 588a un-
terſcheidet: Zu den Früchten brauchet man Säck, Manden,
Butten, Büden ꝛc.; vgl.: In Butten und Bodingen.
Hohberg 1, 352a; vgl.: Das Korn in der Bütti war unſau-
ber. Gotthelf U. 1, 147, und Bütterich (veralt.) = Fäß-
chen. Friſch und Schmeller.
Zſſtzg. ſ. oben und vgl. die von Butt I., ſo nam.
dort Steinbutte als Fiſch, und hier 3g Steinbütte;
ferner: Hāge- [2]: die Frucht der Hageroſe, welcher
zumeiſt in Hagen oder Hecken wachſende Strauch auch
Buttelhiefe, Buttelroſe heißt, vgl. Hiefdorn. Nbnf.:
Hahn(e)-, Hain-, Ham- Butte: Wie man denn auch
manchmal Hagebutten frißt, ſo ſehr ſie Einen im Halſe kratzen.
Tieck NKr. 4, 120; Doch liefert ſie [die wilde Roſe] uns
wenigſtens noch die Hahnbutte. 87; Hahnebutten . . ., leid-
lich ſchmecken ſie durchfroſtet; doch ſie kratzen mich im Hin-
tern. G. 6, 154; Hahnebuttengeſträuch. Goltz 1, 119; Ham-
buttenſtrauch. Alexis Dor. 1, Kap. 7; Hambutte, von Ham,
Wald, und Butte, Knopf, die gerundete Frucht wilder Roſen.
V. 1, 183; 15; Muſäus M. 1, 25; 5, 110; Rückert 2,
365 ꝛc. Bair., öſtr.: Hetſchepetſch. Carion Mar.Ther.
1, 6 ſ. Schmeller.