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Buchse
Bǘchse (Búchse), f.; –n:
Büchschen, lein; –n: ursprüngl. ein hohler, Etwas in sich fassender Cylinder, namentl.: 1) ein rundes (mehr oder minder cylindrisches) Gefäß aus Holz, Knochen, Metall etc.: Nimmt daraus ein Büchschen und schlägt den Deckel zu. | Es ist von schlichtem Holze und, was darin verwahrt, | gleich werthlos, scheint nur Salbe. Chamiso 3, 315 etc. Sprchw.: In die B. blasen müssen, Strafe zahlen, büßen, wohl hergenommen von der Geld- u. Straf-B., doch vgl. Frisch 1, 150, wo z. B. auch: In die B. blasen = sich schminken bei Matthesius Sar. 106 etc. angeführt ist. In vielen Zsstzg.:
a) nach dem Stoff, woraus sie gefertigt.
b) nach dem Inhalt, der darin aufbewahrt wird.
c) nach den Personen, denen sie dient.
d) mit Zeitw. als Bestimmungsw., namentl. zur Bez. des Gebrauchs, wozu die B. dient. 2) ein Schießgewehr, wegen des cylindrischen Laufs, und zwar ursprünglich jedes, auch Kanonen, z. B.: Hat sich ein B–n-Meister [Artillerist] angegeben, die B–n also gewiß zu stellen und zu richten, daß er Herzog Wilhelmen aus dem Weg räumen wollte. Zinkgräf 2, 14; Vergesset mir aber auch das Recht der Kanons nicht, welches zugleich das päpstliche und das B–n-Recht mag verteutscht werden. 82; Luther 5, 533a; Stumpf726a; Schmeller 1, 147 etc. und viele veralt. Zsstzg. Später nur die kleinern tragbaren Feuergewehre und heute nur die Gewehre mit gezognem Lauf, im Ggstz. der nicht gezogenen (glatten) Gewehre. Karmarsch 2, 76; Langsam stieg der Lauf | der B., die im Anschlag schon gelegen. Chamisso 4, 128; Mit der B. trifft er erst wie Keiner in der Welt. G. 9, 140; Eine mit Perlmutter und Silber ausgelegte doppelläufige B. Höfer V. 145 etc. Sprchw.: Mit der goldnen (silbernen) B. schießen, bestechen, vgl.: Geld-B. u. vorschießen. 3) an Maschinen etc. cylindrische Ringe, Röh- 30* ren, die Etwas, namentl. etwas sich darin Bewegendes, umkleiden oder umfassen, z.B.: Im Bergb.: das Gehäuse des Bergkompasses. Im Schiffb.: jede Höhlung in Eisen, worin sich eine Pinne bewegt. Bobrik 147; Blei- oder Kupferröhren zur Ausfüttrung eines in Holz gebohrten Lochs. ebd.; In das Auge des Bodensteins [der Mühle] ist ein gewöhnlich hölzerner Spund, die Bux oder B. eingekeilt. Karmarsch 2, 674; B. an der Druckerpresse. 1, 402; Die Schieberbacken, in welchen eine Buchse von Messing liegt, die mit Schrauben angezogen werden kann und dicht an den Cylinder anschließt. Mitscherlich 2, 2, 318; 321; B. des Grubenstocks in Pulvermühlen; Buchse, die Ausbohrung der Nabe, worin sich das Rad um die Achse bewegt, s. Kachel4etc. 4) die Beinkleider: Streiften sie ihm die B–n ab. Alexis H. 1, 1,29; 53; Weißlederne Buchsen. Gutzkow 11, 176; Aus meiner Buchs | stibitzt er mir die Bankbillete. Heine Verm. 1, 189 etc.; köln.: Botz. Kinkel E. 164. Zsstzg. wie von Hose. 5) gewöhnl. in Zsstzg. (s. Angst-B. etc.) zur Bez. einer von einer Eigenschaft erfüllten Person, vgl. namentl. Wind- B. (2) und Windbeutel, zur Bez. eines gleichsam mit bloßem Wind gefüllten oder windigen Patrons. Veralt.: Die junge B. [Dirne]. Ettner’s unw. Dokt. 402, bei Grimm.
Anm. Gr. πνξ’ς, B., zunächst aus Buchsbaumholz, mlat. buxis, ahd. buhsâ, mhd. bühse. Grimm’s Behauptung, daß die Bed. 4 immer, u. nur diese, ohne Uml. sei, widerlegen die Beispiele; damit fällt auch sein Tadel gegen Adelung, der diese Bed. mit den übrigen verbindet. Noch entschiedner unrichtig will Grimm (2, 281) die Bux oder Büchse im Bodenstein der Mühle (s. 3), wofür er „Box“ schreibt, zu der sogen. Bockmühle ziehn.
Zsstzg. leicht zu verstehn und zu mehren nach dem Vorstehnden u. nach Analogie der folgenden: Almosen- [1b]: Armen-B. Angst- [5]: ängstliche, feige Person, Bang-B. Apothēker- [1c]: Arznei-B. Hebel 2, 219 etc.; übertr.: Diese Gewohnheit, vermöge deren die poetischen Gestalten zu A–n werden, deren jede ihre Etikette trägt. Danzel 161. Arm- [2]: veralt., mit dem Arm zu haltendes Schießgewehr. Dahlmann Dän. 2, 57. Armen- [1c]: Almosen-B., Geld-B., deren Inhalt für die Armen bestimmt ist. Arznēī- [1b]: Apotheker-B. Aūerhahn- [2] (veralt.): zur Auerhahnjagd etc. gebrauchtes Gewehr. Bülau Geheim. Gsch. 7, 266. Bácken- [2]: veralt., die kleinern an die Backe anzulegenden Gewehre, im Ggstz. der mittels Hakens auf einem Gestell ruhnden Haken-B–n. Báller- [2]: gewöhnl. ein Kinderspielzeug, zumeist aus Hollunder, woraus das Mark gestoßen ist, oder aus einer Federpose etc., auch: Holder-, Klapp-, Klatsch-, Knall-, Platz-, Schleh-B. genannt. Auch als ver- ächtliche Bez. eines größern Gewehrs: War im Begriff, ihn niederzuschießen . . . „Weg mit der B.!“ Ruge Nov. 311 etc. Bálsam- [1b]: Riech-B. Báng- [5]: Angst-B. Bírsch- [2]. Döbel 2, 117b. Bléch- [1a]. Blúnder- [2]: vorzüglich beim Entern eines Schiffs gebrauchte, mit Schrot und kleinen Kugeln geladne Büchse oder Muskete mit weitem Lauf. Bobrik 123a. Bonbón- [1b]. Bōten- [1c]: zur Verwahrung der von Boten zu überbringenden Sachen, wie Briefe etc. Fischart B. 6a. Dámmel- [5]: einfältiger Mensch. Schütze 1, 193. Dónner- [2]: veralt.: alte große Kanone. Musäus M. 2, 130. Dóppel- [2]: doppelläufige Büchse: Der sog. Thier-B. mit gezogenem Laufe ... oder der ungezogenen D. Tschudi Th. 379. Elfenbein- [1a]. Fāūst-[2]: veralt.: Pistole. Fēūer- [2]: veralt.: Bombarde, zum Schießen steinerner Kugeln. Fronsperg Kriegsr. 13, 20.
Fláschen-: Art Wind-B. Géld- [1b]. Grūß- [1b]: scherzh.: Die G. nehmen Sie einmal für immer hin. Merck 2, 12, sämmtliche Grüße gleichsam als in einer Büchse enthalten, aus der sie vertheilt werden sollen. Gūtchen- [1b]: scherzh. Verdeutschung von Bonbon-B. Börne 3, 117. Hāken- [2]: veralt.: s. Backen-B. und Arkebuse; vgl. Frisch 1, 399 etc. Hánd- [2]: Backen-B.
Hāūpt-: veralt.: Art Kanone. Schmeller.
Hólder-: Baller-B. Hólz- [1a]. Jágd- [2]: Birsch-B. Kámmer- [2]: „Gezogenes Gewehr, bei welchem die Bohrung im Pulversack von geringrem Durchmesser ist als die des übrigen Theils der Seele“. Karmarsch 2, 8, s. Kammer 9. Kárren- [2]: veralt.: auf einem Karren ruhndes Schießgewehr; auch weidm. zum Kranich-, Trappen-Schießen etc. Döbel 2, 172. Klápp(er)-, Klátsch-:
1) Baller-B.
2) [5]: Schwätzer oder Schwätzerin. Klótz- [2]: veralt. Knáll-: Baller-B. Kȫder- [1b]: der Fischer. Kohl A. 1, 147. Kūgel- [2]: im Ggstz. zur Schrot- B. Hebel 3, 197; Sch. 121b. Lōth- [2]: veralt.: deren Kugel ein Loth wiegt, überhaupt Kugel-B.; vgl.: Kraut und Loth. Lǖgen- [5]: Lügner. Minié- [2]: vom Kapitän Minic 1849 verbesserte Pickel-B. Karmarsch 2, 87. Nādel- [1b]. Nōth- [2]: veralt.: Art Kanone. Pandōra- [1c]: nach der griech. Mythe, daß Jupiter der Pandora alle Übel in einer Büchse mitgegeben, vgl.: Hederich Myth. 1873; Ramler Myth. 227; G. 10, 273 etc.: Ich sah ja vorher, was aus der Armen- und P. des Landpfarrerlebens für Geschenke herauskommen mußten. Gutzkow Blas. 1, 17. Pféffer- [1b]. Píckel- [2]: wobei mitten in der Patent-Schwanzschraube ein Stahlstift, der sogenannte Pickel eingeschraubt oder genietet ist, um den die Pulverladung liegt. Píllen- [1b]. Plápper- [5]: Plapperer, Schwätzer. Plä́rr- [5]: Person, die leicht weint. Plátz-: Baller-B. Pomāden- [1b]. Púmp- [4]: weite Hose. Rēīter- [2]: veralt.: Karabiner. Spate. Rīēch- [1d]: Ein Balsam- oder Riechbüchschen. Musäus M. 2, 121. Röhr- [3]: bei Wasserleitungen. Sálb- [1d], Sálben- [1b]. Sálz- [1b]. Sánd- [1b]: Streu-B. mit Sand, der namentl. auf Geschriebnes geschüttet wird, damit es nicht verlösche; scherzh.: Die Mark Brandenburg des heil. röm. Reichs S. Schīē ß- [2]. Schlēh(en)-: Baller-B.: Jeder Knabe muß eine Schlehen-B. und 20 Kugeln dazu haben. Miller Siegw. 8etc. Schlóß- [2]: veralt.: mit einem Schloß zum Abdrücken. Schlǘssel- [2]: aus einem Schlüssel gemacht, gewöhnl. als Knaben-Spielzeug. Gotthelf G. 237. Schmúck- [1b]. Schrōt- [2]: im Ggstz. der Kugel-B. Schūbladen- [3]: worin die sogenannten Schubladenventile der Dampfmaschinen auf- und abgehn. Schwéngel- [3]: bei Wasserleitungen. Spār- [1d]: zur Bewahrung der Ersparnisse dienend; übertr. z. B.: Was könnt’ ich ihnen aus der Fülle meiner Weisheit, doch unbeschadet der geheimen Sp. (die nun freilich Einer wie der Andre bei Seite verwahrt) noch Alles mittheilen? G. 14, 264; Wollte meinen innern Menschen rühren, um meine Bettelpfennige oder Dukaten aus der Gewissens-Sp. herauszulugsen. Gutzkow R. 9, 343. Spendīēr- [4]: Die Sp. anhaben, zum Spendieren, Verschenken aufgelegt sein etc. (s. Schütze 1, 195). Stánd- [2]: von größrem Kaliber und schwerer als die Birsch-B–n, zum Scheibenschießen, wobei sie auf einen Stand aufgelegt wird. Stēīn- [2]: veralt.: Kanone, aus der Steine geschleudert wurden. Stópf- [3]: wodurch eine Stange bei der Dampfmaschine dampfdicht hindurchgeht. Strēū-:
1) [1d] mit durchlöchertem Deckel, daraus zu streuen, z. B.: Sand, gepulverten Zucker etc.; vgl. 2.
2) [2]: veralt.: Art Kanonen. Schmeler; vgl. 1. Tárratz- [2]: veralt.: Er richtet all sein Schlangen, | T–n ließ er gahn. Uhland V. 459, vgl. Schmeler 1, 147, wonach die „Drometterin oder Dararen“ 90 Pfd. schießt. Thēēr- [1b]. Thīēr- [2]: s. Doppel-B. Wāgen- [2]: veralt.: Kanone. Wáll- [2]: eine Art Kammerladungsgewehr. Karmarsch 2, 88; Rüstow gr.K. 404. Wínd-:
1) [2]: woraus eine Kugel durch komprimierte Luft getrieben wird. Pouillet 1, 138; Mündliche Verleumdung ist das Geschoß aus einer W.; man sieht das Schlachtopfer fallen, doch der Thäter der geräuschlosen That bleibt unentdeckt. Gedruckte Übelrede ist die Kugel des Pulvergewehrs, wobei Knall und Licht den Mörder verrathen. Börne 3, 378.
2) [5]: Windbeutel. Zāūber- [1d]: von zauberhafter Wirkung. Hammer RH. 334. Zīēl- [~. veralt.: nach der Scheibe zu schießen. Fronsperg Kriegsr. 14a. Zúcker- [1d] u. ä. m.