Bube
Būbe, m., –n; –n; Bübchen, lein; –n-:
junge männliche Person, einerseits im Ggstz. zu Mädchen, andrerseits zu Mann (s. d.). 1) junges männliches Kind, Knabe, Junge: Es beherrscht dich deine Frau | und die beherrscht ihr dummer B. 22, 245; Wo wir als B–n unsre Jagd trieben. 9, 24; Als verheiratheter Mann geschulmeistert und abgekanzelt zu werden, wie ein B. von sechs Jahren. Mus. 2, 218; Feuchtohrige B–n. 106b u. o. — 2) im Ggstz. von Mann, als Ehemann = Junggeselle, rüstiger, kräftiger Jüngling, und im Verhältnis zum Mädchen oft = Liebster: Die B–n sind den Hummeln gleich, | ihr Mädchen mögt euch hüten. 89a; [Ob ich nun gleich] einen Bub, der rüstig ist, | von Schweizerblut für Götzen [die Rolle zu spielen] wüsst. s. 6, 69; Der Gott der Bub’ und Mädchen schuf. 11, 146; (Klärchen): Wär’ ich nur ein B.! 9, 159 (vgl. 156); Und auch sein Bub, der Ulerich, | war gern, wo’s eisern klang. 12a; 588a etc. (s. Anm.). — 3) im Ggstz. von Mann, als dem selbständigen Hausherrn, = junge dienende, aufwartende männliche Person, Bursche, Knapp etc.: Dabei ich . .. als ein Bub und Junger mußte mitreiten. 12; 7; Da werfen sie ihm einen B–n nieder. 9, 6 etc. — 4) daher auch im Kartenspiel die vier Bilder außer den Königen: Herz(en)- oder Koeur-, Eckstein-, Rauten- oder Karreau-, Kreuz- oder Trdfle-, Schüppen- oder Pik-B. etc.; Die B–n werden ebenfalls entfernt, nur daß statt des Schippen-B–n der Eckstein- B. bleibt, wenn man mit Herren, dagegen der Herz-B., wenn man mit Damen spielt. Oc. 1, 324; 3, 177; Das hätt man wohl mit einem Unter- B–n stechen können und wäre unvonnöthen gewesen, die Sau [s. d.] vorzusetzen. 285 etc. — 5) im Ggstz. von Mann als Person von mannhafter, ehrenfester Gesinnung, Bez. eines Menschen von verächtlicher Gesinnung, = feiger, boshafter, hinterlistiger etc., kurz schändlicher Kerl: Männer und Buben . . . Pfui über dich B–n, hinter dem Ofen! | . .. Stoßt mit an, | Mann für Mann, | wer den Flamberg schwingen kann! 27b; Dem B–n und dem Knecht die Acht! 40; Wenn ich nun B. [schändlich, niederträchtig] gnug gewesen, | sie zu ermorden. 423b; Böse B–n. 10; 19, 12; 20, 13 etc.; Lose B–n. 1. 21, 10; 706b; Ein einiger B. verderbet viel Guts. 9, 18; Die elenden B–n. 13, 189; Der Dorfhund Greif hat es gethan, | der B. hat mich so gebissen. 124; Huren und B–n. 6, 318a; Lose Bälg’ und böse B–n. 1, 270 etc.; in vielen Zsstzg. als Schimpfwort. — 6) als solches Scheltwort oft in milderm Sinn, zumal Kindern geltend (s. a): Brauch nicht die linke Hand zum Essen, | gottloser B.! F. 2, 297 etc.; ja auch als Liebkosung: Du Säcklin [Balg], du Büblin. 5, 3a (vgl. Schelm etc.). — 7) der Bed. 5 u. 6 entsprechend gilt auch das weibl. Bübin, z. B.: Opfert mit den Bübinnen [,feilen Dirnen“ 4, 14; Eine abgefeimte Bübin. 434b etc.; auch liebkosend, bewundernd etc.: Da warfst du mich, du Bübin [Schelmin]. 3, 13. — 8) Bube übertr. auch auf junge Fische, Karpfen-Brut (s. d.) im Ggstz. der Setzlinge. 1, 142; in der Mz. aber auch (veralt.) Brüste, vgl. Bübli, Brustwarze.
Anm. Ahd. buobo, mhd. buobe, selten, nach Einigen vom lat. pupus (s. Puppe), doch vgl. Baba. — Genit.: Bubens, z. B. Frz.Lustschl. 3, 10; 6, 118a; Siegw. 68 etc.; ebenso Mz.: Kestn. 53; 56; 93; 1, 156. — Oft Bub (s. o.), schwzr. Bu. V. 2, 404; Garb. 60; Bua. R. 3, 70; Bubi. Sch. 83. — Verkl.: Büble. 6, 265; Bübli. Sal. 1, XV etc.
Zsstzg. unerschöpflich, leicht verständlich und zu mehren nach den folgenden (s. Junge, Bursche etc. und vgl. Mädchen, Dirne etc.), ferner s. [4]: Abecē-: Abeceschütz, verachtende Bez. für Jemand von höchst geringen Kenntnissen, vgl. Schul-B. etc. Gotthelf U. 2, 210 etc. — Béttel-. —
Blítz-: verdammter, verwetterter Bube, oft auch (s. Blitz) als Ausruf freudiger Bewundrung etc. Sch. 126b; ebenso: Wetter-, Donnerwetter-, Teufels-B. (Keller gH. 1, 377) etc. —
Erz-: [5]. —
Flügel-: geflügelter Bube, z. B. Amor. G. 1, 109. —
Gássen-: Straßenjunge. Heine Rom. 206. — Gēīß- [3]: ein geißhütender Bube. Kohl A. 1, 156; vgl. Pferde-B., der für die Pferde sorgt, und unzählige ähnliche. —
Góldschmied-:
1) [3]. —
2) „eine in Östreich übliche Benennung des Finkengesangs“. 2, 172. — Hánd- [3]: Bube, der Einem zur Hand geht, ihm in seinem Geschäft hilft, nam. schwzr. einem Sennen etc.: Der Hirt kommt mit dem Melknapf auf der Schulter, Seppi, sein H., folgt ihm. 517a; H. oder Zusenn. Th. 594. — Hǟtschel-: ge- oder verhätschelter Bube. Kl. 3, 302. — Hérz-:
1) [2] der Herzgeliebte, auch Herzens-B. —
2) [4]. — Híppen- [ö]: veralt., mund- artl. Schlingel, z. B.: Garg. 87b; 1, 147b; 2, 221 etc.; s. Hippe, Anm. — Hírten- [3]: vgl. Geiß-B. — Hūdel- [5]: Lumpen- B., Lump. U. 2, 91. — Húnde-:
1) [3] für die Hunde sorgend, vgl. Geiß-B. — 2) [5]. — Kílt- [2]: schwzr., der sein Mädchen nächtlich besucht (s. 2, 100 ff.). G. 55 etc.; so auch: Nacht-B. — Kūh- [3]: vgl. Geiß-B. Dorf 4, 8. — Lámpen- [3]: die Lampen und Straßenlaternen besorgend etc.: 1, 370. — Lāūse- [5]: lausiger Bube, Lausangel. Sch. 270. — Lêhr- [3]: Bursche, der bei einem Meister etc. in der Lehre ist. Ein Kerl, bei dem der Teufel L. sein könnte. Ab. 248 etc. — Lótter- [5]: Einer, der zu herumziehndem Gesindel gehört, Vagabond, s. 17, 18 und dazu: Spermologos im Griechischen heißen L–n. Thyriakskrämer, Freiheten und des Gesindes, das mit unnützem Gewäsch hin und wider im Lande sich näheret. SW. 64, 216; allgem.: lüderlicher, schändlicher Mensch ohne sittlichen Halt, Lump. vgl. lottern, schlottern etc.: Vergessen wird der Held, so wie der L. 34, 330; Betrat die Festung als ein Verirrter und verließ sie als ein L. 707b etc.; vgl.: Richter ohne Recht | Lotter und Spitzknecht. bei 1, 178. — Dazu: Die Lotterbübin fortgeschafft! Sh. 2, 168. — Lúmpen- [5]: vgl. Hudel- und Lotter-B. — Méss- [3]: Diakon, vgl. Pfarr-B. etc. — Mílch- [3]: D. 4, 12, vgl. Geiß-B. etc. — Mít-: z. B.: [1] In dessen Klasse sich meine M–n [Schulkameraden] am meisten rauften. Reis. 2, 139 etc.; [5] Helfershelfer bei Bubenstreichen etc. — Nácht-:
1) Kilt-B. — 2) [5] der Einem hinterlistig und feig nächtlich auflauert: Sie wollten wieder N–n machen und uns auflauern. Rev. 2, 5. — Pfárr- [3]: Diakon, Meß-B. 24, 63. — Pfêrde- [3]: s. Geiß-B. etc. — Rēīter(s)- [3]: junger Reitersmann, Troßknecht etc. — Rótz-: Rotzläffel, schwzr. Schnuder-B. G. 226; 245. — Sāū-:
1) [3] vgl. Geiß-B. — 2) [5] Schimpfwort. Sch. 56 etc. — Schánd- [5]: schändlicher Bube. 3, 293. Dazu: Schandbübin. SW. 26, 24. — Schlángen-: z. B. ein schlangenfüßiger Bube, Erechthonius. Zelt. 1, 341, vgl. Myth. 57. — Schnūder-: s. Rotz-B. — Schūl-: vgl. Abece-B.: Scheltet mich wie einen Sch–n. Par. 1, 48; 109. — Spīēß- [3]: veralt., der dem Herrn den Spieß tragende Knappe: Machte sich selbs zum Drabanten oder Sp–n dem Kochab, Armigerum nennen ihn die Historien. 8, 82a, vgl. Spießgeselle und Spitz-B. — Spítz-: ursprüngl. wohl [5] ver- achtende Bez. der spießbewaffneten Landsknechte, s. Spieß-B., Spitzknecht in der Stelle aus unter Lotter-B. und 2, 370, ferner Doppelformen wie Spieß- und Spitzruthen etc. Von dem wilden Treiben der Landsknechte nahm das Wort leicht den Begriff einer Person an, die plündert, sich fremdes Eigenthum anmaßt — sinnvrwdt. Dieb — und dann noch allgemeiner eines schlauen Betrügers etc., oft auch, wie Scheltw. überhaupt (s. Schelm etc.), liebkosende Bewunderung, so nam. auch in dem weibl.: Spitzbübin [7]. Der Sp. von König. M. 43; Daß man Sp–n am besten mit Sp–n fangen könne. 3, 340; Der Lump! der Sp.! 326a; Sp–n selbst, die uns zu Schelmen machen. 355b; Ein Erz- Sp. rhD. 2, 159; General-Sp.; Keine kalten Verstandes-Sp–n, sondern Schufte von Gefühl. Verm. 1, 5; Berüchtigter Pirat, du See-Sp.! Sh. 2, 293 etc. — Andre halten den Begriff der Schlauheit, des ,,spitzen“ Verstands für den ursprünglichen, also: Sp. = schlauer Bube. — Stáll- [3]: Pferde-B. etc. — Tēūfels-: s. Blitz-B. — Tróss-: vgl. Troßknecht. 19. — Wétter-:
1) Blitz-B. — 2) Wetter verkündendes Bübchen im Wetterhäuschen. 6, 80. — u. ä. m.
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