Faksimile 0238 | Seite 230
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Brunst
Brúnſt, f.; Brünſte: das Brennen, der Brand
(ſ. d.), Gluth, Hitze ꝛc.: 1) a): Feuer, das Verbren-
nen von Gebäuden ꝛc., veralt. u. ſchwzr., z. B. Mühl-
pforth Gl. 34; 2, 49; Stumpf 398b ꝛc.; ſ. andre Stellen
bei L. 5, 311 ff.; Grimm 2, 437 ff., wo nur fälſchlich
dieſer Gebrauch heute gänzlich geleugnet wird, ſ. Gott-
helf Sch. 24; G. 142; 148; Zſchokke Nov. 3, 158.
Gewöhnl. Feuers-B. b) Sonnenbrand, Gluth:
Ich bin ſchwarzbraun von der Sonnen, | ihre B. hat Dies ge-
than. Opitz 2, 13; 24. So auch = Glanz: Es leuchtet
her des Tages B. HSachs 2, 1, 85a. c) Brand, hitzige
Krankheit, Entzündung. 5. Moſ. 28, 22. d) Brand-
mahl. Uffenbach 2, 32 ꝛc. 2) innre Gluth, inſofern
ſie die Empfindungen heftig erregt, mag dieſe Erregung
eine edle, geiſtige, oder ein ſinnlich wilder Trieb ſein:
Läufeſt umher wie eine Kamelin in der B. Jerem. 2, 24;
Jeſ. 23, 20; Beſſer freien denn B. leiden. 1. Kor. 7, 9;
Kol. 3, 5; Tritt der Hirſch .. in B. Brentano Wehm. 99;
Brockes 9, 220; Vor deinen Tafeln [Gemälden] fällt die
Welt inB. [fühlt ſich davon begeiſtert]. Chamiſo 4, 172;
Der .., mit B. im Auge, Liebe lügt. Göckingk Lieb. 121;
Des Himmels erſt Gebot hat keuſche B. [ſpätre Lesart:
Huld] geweiht. Haller 84; Sie löſcht den holden Brand von
keuſcher B. nicht aus. 90; Kein Funke B. von tadelhafter
Luſt. 215; Der Käufer .. in der Begierde und B. des Bie-
tens. Immermann M. 1, 258; Die göttliche Natur .. ein
Feuerofen und B. ſolcher Liebe, die Himmel und Erden füllet.
Luther 6, 46b; In ſolcher fleiſchlicher B. und Luſt. 8, 22b;
a; Ihr [Venus und Mars] ... hingt den Brünſten nach.
Opitz 2, 247; Eurer Lernbegierde Brünſte ungeſtillt. Rückert
1, 149; Thümmel 8, 8; Viele [Seeigel], die offenbar die
Höhe der B. erreicht hatten, ließen Eier oder Samen austre-
ten. Vogt Oc. 2, 12 ꝛc.
Anm. V. brennen, vgl. Gunſt, Kunſt, Dunſt (von deh-
nen) ꝛc.; zuw. m.: Ein keuſcher B. Fleming 157; Eppendorf
92. Über das Verhältnis zu „Brunft“ ſ. d. u. L. 5, 311.
S. auch „Brunz“.
Zſſtzg. mehrfach z. B.: Fēūers- [1a]: Der F. zu
wehren. G.; Brach auch noch eine F. aus, die bald an allen
Orten wüthete. Hebel; Die halbe Stadt ſteht in der ſchreck-
lichſten F. L.; Die Gluth einzelner Feuersbrünſte. Stahr ꝛc.
Selten: Die Heiden legten ihn [St. Laurentius] in F.
Tieck 2, 7, und davon ſcherzh.: Der ich ſchon wieder-
gefeuerbrunſtet bin [niedergebrannt]. Droyſen Ar. 3,
251. Hérzens- [2]: Börne 3, 219. Jn- [2]:
1) inniges, glühndes Gefühl: Ihr Herz ſchwoll über von
unausſprechlicher I. V. 1, 29 u. o. 2) veralt.: innre
körperliche Gluth: Die I. des Fiebers. Adelung. Līē-
bes- [2]: Drum wird ſie auch beſtehen, | die wahre L.
Opitz ꝛc.; Liebe-B. Luther Br. 2, 445. Sínnen-
[2]: Es wuchs ... dieſe Freundlichkeit ausartend | endlich gar
in S. Heine Tr. 126 u. ä. m.