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brennen
I. Brénnen, intr. (haben), tr. und refl., brannte, brennte; gebrannt (s. Anm. 1). A) intr.:
vgl. in Feuer, d. h. sowohl in Gluth als in Flammen stehn (vgl. glühen, glimmen, lohen). 1) eigentl.: in Brand, in Feuer stehn, und zwar zunächst von Dingen, die dazu bestimmt sind, das Feuer zu nähren,
a) um Hitze zu geben, Etwas anzuzünden etc.: Holz, Torf, Kien brennt etc., d. h. sowohl: es steht in Feuer, als auch: es dient als Brenn-, als Heizmaterial: Nasses Holz brennt nicht leicht; Steinkohlen b. gut; Der Schwamm will nicht b:; Ein b–der Fidibus; Der Ofen zieht nicht recht, das Feuer will nicht [d. h. nicht gehörig, so wie es sollte] b.; Rauch und Dampf geht vorher, wenn ein Feuer b. will. Sir. 22, 30 etc.
b) um zu leuchten: Diese Wachslichte b. gut, sie verbreiten ein helles Licht, sowohl von bereits angezündeten, als auch von anzuzündenden, als Leuchtungsmaterial zu benutzenden; Die Lampe will heute nicht b., brennt sehr dunkel etc.; Daß hinter meinem Fenster Lichter brannten. Chamisso 4, 21; Gehn Einige und zünden Reisholz an, | daß es loh brenne, wenn die Männer kommen. Sch. 527a etc.
c) auch von Dingen, die, eigentlich nicht dazu bestimmt, vom Feuerergriffen, verzehrt werden: Kann auch Jemand Feuer im Busen behalten, daß seine Kleider nicht b.? Spr. 6, 27; Daß der Busch mit Feuer brannte. 2. Mos. 3, 2; In dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt. Offenb. 21, 8; Es brannten die Scheuern der reichgesammelten Ernte, | und es brannten die Straßen bis zu dem Markte. G. 5, 18; B. zwei Dörfer lichterloh. 9, 123; Da der Griechen Schiffe brannten. Sch. 53b etc. Oft unpersönl. (s. Es) = es ist Feuer: Dort hinten brennt’s? G. 9, 14; Sechs Sommer sind vorbei, als es im Dorfe brannte. Lichtwer 86 etc. So auch: Daher kam gefahren, als ob es brenne irgendwo, ein Mann [in höchster Eile]. Gotthelf Sch. 3; Lief, als wenn es hinter ihm brennte. G. 10, 128; Läuft davon, als brennten ihr die Ohren. W. 11, 231; der Kopf. B. 22b; Ohne sich aufzuhalten, gleich mit brennendem Kopfe wieder fortrennen. L. 3, 101; Läuft b–d, wie ein echter | Enthusiast, | in einem Sprung bis zum Palast. W. 12, 91 (s. 2b) ꝛc: Es brennt mir unter den Sohlen; ich kann vor Ungeduld kaum bleiben. G. 9, 171 (vgl. Chamisso 4, 153); Diese Stunde noch [will ich fort] ... Es brennen mir die Sohlen | auf diesem Marmorboden. 13, 198 [vgl.: Wie auf glühenden Kohlen sitzen etc.]; Es brannte ihm der Boden unter den Füßen. Gutzkow R. 5, 62; Dem der Boden brannte, sich eiligst auf dem bestimmten Platz einzufinden. Tieck Acc. 2, 90; Wie er noch so Manches zu thun habe, daß die Stelle ihm unter den Füßen brenne. Engel 12, 331 etc. Seltner so tr.: Wie den Fleißigen der Stuhl brennt, auf dem er im Wirthshause sitzt, so brennt den Faulen der Stuhl in seinem Geschäftszimmer. Gotthelf Sch. 96 (s. B 5c). 2) übertr., den Bed. von 1 entsprechend:
a) (s. 1b) eine intensive, hell-leuchtende Farbe zeigen, strahlen, glänzen etc.: Die Fenster wie b–de Spiegel. B. 60b; Das b–de Sternengewölbe über mir. G. 21, 257; Den b–d gestirnten Himmel. 26, 206; Das b–de Roth verwandelte sich in dunkeln Purpur. G. Bettine 1, 305; Die schwellenden Wogen brannten und glühten. Mügge Vogt 1, 11; Indeß die verhaltne Abendglut ... aus dem Gewölke über den Bergen brannte. IP. 8, 242; Der b–de Abend. 17, 26; 96; Glanz, der im Thau und zwischen den Blättern brannte. 22, 58; Über dasselbe hinaus brannten fette gelbe Rübsenflächen. 26, 55; Alle Wiesen brannten im gelben Frühlingsfeuer. 29, 120; Wo theurer Malvasier im rothen Golde brennet. Rachel 6,41; Frisch noch erglänzet die Wand von heiter b–den Farben. Sch. 83a; Mit rothem Haar ..., das ... wie angezündete Stoppeln brennte. W. 12, 6; B–d neue Louisdor. Merck 2, 149 [vgl. funkelnagelneu]; B–d- (vgl. brand-) roth, -gelb (s. B 5b). So heißt eine Blume von intensivrother Farbe Lychnis chalcedonia, B–de Liebe (vgl.: c) etc.
b) (s. 1c u. 1d) glühen; von Gluth, Hitze ergriffen sein, verzehrt werden, zunächst körperlich: Stützte den Kopf auf, der ihr brannte. Gutzkow R. 2, 382; Den rechten Arm, welcher ... dem Patienten so brannte und juckte. Stilling 4, 129; Dem Fieberkranken b. die Lippen, Hände, der Kopf; Winkte ... mit dem spanischen Rohr, daß meinem Emanuel schon der Buckel brennte. Auerbach Dicht. 1, 212; Jhm brannt das Eingeweide [vor Gier]. Chamisso 4, 127; Es schwindelt mir, es brennt | mein Eingeweide [vor Sehnen]. G. 1, 130 etc.; Nach einer That, die nur | zu nennen, mir vor Scham die Lippen und die Wangen | zu Asche brennten. W. 11, 229. Oft an B. grenzend: Die Wunde brennt [ist heiß u. erregt Hitze], die bleichen Lippen beben. Körner 25b; doch ungewöhnlich mit Accus. statt Dat. der Person: Die Augen b. mich noch von der Gluth und dem Rauch. Riemer G. 2, 90 (s. B. 5c).
c) ebenso geistig, von einer Gluth, Leidenschaft, von der Liebe, Sehnsucht, Verlangen, Gier nach Etwas ergriffen sein, und zuw. auch von der Leidenschaft etc. selbst = glühend, heiß entbrannt sein: Sein Zorn brennt. Jes. 30, 27; Brannte nicht unser Herz in uns? Luk. 24, 32; Wer wird geärgert, und ich brenne nicht? 2. Kor. 11, 29 [„um den ich nicht den b–dsten Schmerz empfinde“. Eß.]. Wenn so eine alte Scheune [Jungfer] einmal anfängt zu b. [lieben], da ist nicht sobald wieder gelöscht. Hackländer Stillfr. 1, 180. Man beachte die abhängigen Präpos. und Sätze: Der Marquis brennt auf (s. u. ,,nach“) die Ehre ihrer Bekanntschaft [verlangt eifrig danach]. Beck Mat. Dol. 79; Brannte er auf den Kampf. Droysen Y. 1, 191; König Jer. 2, 390; Er hat ... auf diese Stunde gebrannt in seinem Herzen. Luther 6, 203b etc. Dagegen bei Opitz: „Der Juden Volk, das zornig auf ihn brennt“, gehört die Präpos. wohl zu „zornig“ = in Zorn auf (gegen) ihn entbrannt ist. Daß dich Alcest geliebt, daß er für dich gebrannt. G. 7, 43; Dieser 62jährige Staatsruderer brennt für seine Lieblingsideen noch mit Jünglingsfeuer. Zschokke 8, 183 (s. „gegen“ und vgl. ,vor“). Trieb Hurerei und brannte gegen ihre Buhlen. Hesek. 23, 5; Frank Weltb. 78a; Laster A. 3b. Daß sie brenneten in der Liebe gegen einander. Luther 6, 76b; Logau 1, 1, 6 etc. Mein Herze seufzet stets und brennet mit [veralt. statt „vor“, s. d.] Verlangen. Opitz. So sehr er nach [s. „auf“] der ersten Zusammenkunft brannte. Meißner FvH. 1, 37; So brannten meine Lippen nach Danae’s verschlossnen Küssen nie. Sch. 17a; Mein Herz brannte nach Herzen. 190b; Voll Ungeduld brannte er nach einer Schlacht. 933betc. Den Trieb, von dem er brennet. El. Schlegel; Schon brennet meine Seele von einem heißen Durst danach. Weiße; Engel können nicht von reinern Flammen b. W. 11, 196. Nun hält er fest am Glauben und brennt vor Ungeduld. Chamisso 3, 318 u. v., veralt. „für“. 2. Macc. 9, 7; Fleming 15 etc.; selbst, wo Lichtwer 98 ff. schreibt: Ich brenne seit geraumer Zeit | vorSehnsucht und vor Zärtlichkeit, | so einen nahen Freund zu küssen, heißt es bei Ramler L. 88: Für Sehnsucht etc. Oft so mit folg. Inf.: Daß wir vor Neugierde b., ihn zu sehen. G. 7, 286; Wie voll Eifer | der Herzog brennt, der Gunst zuvorzueilen. Sch. 274b; 24a; 218a etc. 3) B. nur gramm. intr. bei fortgelassnem Obj., s. B. namentl. 1; 3; 4; 5 u. o. B) tr.: einen Gegenstand die Wirkungen des Feuers oder auch körperlich wie geistig ähnlich wirkender Dinge erfahren lassen; ihn solchen Wirkungen aussetzen. Oft ohne best. Obj., so daß das Zeitw. gramm. als intr. (s. A 3) erscheint, vgl.: Die Nesseln haben mich gebrannt und die Dornen mich gestochen; refl.: Ich habe mich an den Nesseln gebrannt und an den Dornen gestochen; intr.: Nesseln brennen und Dornen stechen; Was eine Nessel werden will, brennt früh etc.
1) eigentlich Etwas in Brand stecken, vom Feuer verzehren lassen, heute gewöhnl. nur ohne ausgedrücktes Obj. = Feuer anlegen, sonst in Zsstzg. (s.: Ab-, Nieder-, Ver-b. etc.): Ich ... brannt’ in einer Nacht an dreien Orten. Berlichingen 169; Sie sengen, b. und morden. G. 9, 112; Das Rasen und B. und Morden. 117; Brannten und sengten die wälschen Hunde nicht durch ganz Flandern? 142; 335 u. o. So auch: Erhenkt, mordet, mordbrennet Alle, die etc. Luther 8, 2b. Veralt.: Opfer, Menschen auf dem Altar b. 1. Kön. 13, 2; 1. Kor. 13, 3; Hexenb. Logau 3, 10, 9 etc., statt ver-b. (s. d. u. vgl. 3. Das Gebrannte hat nur die Wirkungen des Feuers an sich erfahren; das Verbrannte ist dadurch vernichtet, vertilgt). Doch noch heute im substant. Infin.: Das Besen-B. andiesem Abend. Kohl (Monatbl. 1, 436b).
2) Etwas als Brennmaterial zur Heizung oder Erleuchtung verwenden, verbrauchen (s. 1a u. b): Licht, Öl, Gas, Lampen, Talg-, Wachs-Lichte etc. Holz, Torf, Steinkohlen b. etc.
3) einen Ggst. dem Feuer, der Gluth etc. und deren Einwirkungen aussetzen. Hier ist das vollständige Trans. am gewöhnlichsten, wenn die Wirkung eine beabsichtigte ist. So werden z. B. Holzgefäße, Pfähle, Vieh etc. gebrannt (es wird ihnen ein bestimmtes Zeichen eingebrannt, s. 6a). In manchen Krankheitsfällen werden Pferde mit sogen. todtem oder durch lebendiges Feuer —, ebenso Menschen etc. gebrannt; hohle Zähne werden gebrannt, kauterisiert; Die Äcker, Felder werden gebrannt, durch Verbrennung des Rasens, der Stoppeln u. s. w. gedüngt (s. 6) etc. Dagegen gilt bei unbeabsichtigten Wirkungen (s. †„sich“) gewöhnlicher das refl.: Ich habe mich am Ofen, am Plätteisen, mit siedendem Wasser, an einer Nessel etc. gebrannt (oder verbrannt), oder ohne beigefügtes Obj.: Siedendes Wasser, die Nessel brennt; Rühr nicht an, es brennt! (s. 4); doch auch tr., zumal wenn die erfolgte Wirkung bezeichnet ist (s. 7), sei es durch ein Hw.: Der heiße Siegellack hat mir eine Blase gebrannt, oder durch ein Ew.: Ich stieg auf nacktgebrannter Felsenbahn. Chamisso 4, 30; Fenster, dessen ... Scheiben so trübgebrannt von der Sonne ... waren. Lewald Wandl. 3, 2; Leergebrannt ist die Stätte. Sch. 78b etc.; Das Blau-B. des Ultramarins. Karmarsch 3, 548, s.: B. 71, q u. t. Aber auch sonst, zumal im Partic. (s. sich): Gebrannte Kinder scheuen das Feuer. Immermann M. 1, 237; Heine Reis. 4, 275 etc.; Wir sind genugsam gebrannt und gewitzigt. Luther 6, ...; Sehet mich nicht an, daß ich schwärzlich bin, | mich brannte die Sonne. H. R. 7, 7.
4) der Ruf: Es brennt! (s. 3) gilt allgemein als Warnung, nicht zu nahe zu kommen, sich ferner zu halten, z. B.: Eine andre Schrift, die er selbst für so heilig hält, daß er durch das „Rühre nicht den Bock, denn es brennt“, die Profanen von der Schwelle zurückweiset. Fichte 8, 391. Ruf für die Blindekuh, daß sie sich nicht stoßen soll. Lichtwer 138; da, wo bunte Reihe gemacht werden soll, für zwei neben einander sitzende Personen desselben Geschlechts, als Ruf, auseinander zu rücken; beim Würfeln „brennt es“, wenn der Würfel sich an eine Ecke stößt; Die Kugel des Schützen brennt die Scheibe, trifft sie nur am Rande. Schmeller 1, 259 u. ä. m. (s. Brand 6).
5) von Dingen, die eine ähnliche Wirkung und Empfindung wie das Feuer hervorbringen, heiß, trocken und dürre machen, empfindlich stechen und jucken, auch in der Seele leidenschaftliche Gluth, peinigende Schmerzen erregen, verletzen etc.:
a) ohne persönl. Obj.: Die Sonne, die Wunde (s. A. 2b), die Nessel, ein Senfpflaster brennt; Der Pfeffer brennt auf der Zunge etc.; Der Makel der Geburt brannte so [wirkte so verletzend] auf meinen Stolz. Gutzkow R. 9, 240; Sein Gehirn brannte. IP. 1, 189; In seinem Gehirn brannte der Wahnsinn. 10, 59; Meine Thränen b. in wunden Augen fort. 40, 66; In jedem edlen Herzen b. ein ewiger Durst. 21, 7 etc.; Das Feuer brennt nicht wie die Schande. Rückert Morg. 1, 103; Heiß brennt die Schlacht. Sch. 7a; Ein entsetzliches | Geheimnis brennt auf meiner Brust, es soll, | es soll heraus. 246a; Der leichte Ritz ... hatte, statt zu b. und zu schmerzen, | ihm gegentheils den schönsten Traum verschafft. W. 11, 214; Der [Schuh] war zu eng und brennt’ [drückte]. Hor. Br. 1, 167 etc.
b) namentl. gilt so das Partic. „b–d“, das oft auch nur einen hohen, sich empfindlich und lebhaft äußernden Grad bez.: Die b–de Brust zu kühlen. Hölderlin H. 1, 29; In den b–den Sommertagen. 85; Der b–de Sommer. 2, 106; Diesen b–den Durst [nach Wahrheit]. Klinger F. 5; Gleich dem b–den Rehe | schreien. Kl. M. 13, 652 (vgl. Ps. 42, 2); Gereicht ... zum b–den [empfindlich treffenden] Vorwurf. Keller gH. 1, 50; B–de Beleidigungen. Leisewitz Jul. 18; Meiner Leiden b–des Gefühl. Sch. 426b; Einem Geängstigten aus b–der [aufs empfindlichste drängender] Noth zu helfen. Waldau (D. Mus. 1, 2, 127); Eine b–de Frage [deren Erledigung keinen Aufschub duldet]; Sich eben so b–d neugierig zu stellen, als er selbst b–d verliebt war. Engel 12, 302; B–d geizig. Hippel 12, 183 etc.
c) die Person aber, in der die Empfindung erregt wird, steht mit versch. Sinn im Accus. oder Dat., z. B.: Die Augen b. mir [meine Augen schmerzen]; Deine Augen b. mich [setzen mich in Gluth, in Liebesbrand]; vgl. A 2b und: Ihre Augen brannten [ruhten brennend] . .. auf dem Fremden. Klencke Gsp. 1, 81; Seine Augen brannten [bohrten sich b–d] heiß in die abspringenden Blicke des Hofmarschalls. 121; Die .. Augen der Gräfin brannten fragend .. in H’s unstäte Blicke hin- ein. 3, 124; JP. 9, 148 etc. Ferner: Auch den Blinden brennt das Licht. L. 13, 646 [auch der Blinde empfindet, fühlt die Wirkung des Lichts]. In Schröder’s Leben (1, 337) steht ein sinnstörender Druckfehler: Denn auch dem Blinden etc. (Dem Blinden brennt kein Licht)“. Guhrauer L. 1, 160. Beisp. v. Dat. s. o., namentl. A1c, vom Accus.: Was mich brennt [quält], | Das lindertmir kein Sakrament. B. 13b; Wird ihn sein Meineid b. ebd.; Wie ist es nur möglich, mußte ihn L., den diese Bemerkung schon lange brannte [drückte, quälte], fragen. Gutzkow R. 7, 163; Ei, wie ’s Euch brennt! [wie neugierig Jhr seid]. Wolfg. Müller (DMus. 5, 1, 28); Es juckt und brennt mich nach dem Namen. Sch. 596a; V. Sh. 3, 329; Geheimnisse, die die unglückliche Frau noch schmerzlicher brannten, ihr Herz noch tiefer verwundeten. Prutz Mus. 1, 154; Mich brennt’s wie Feuer, bis ich dem Kaiser Wort gehalten [quält mich, lässt mir keine Ruh]. W. 20, 37 etc., und passiv: Erschöpft von Mattigkeit, | von Durst gebrannt. W. 12, 235.
d) Mit beigefügter örtlicher Best. aber steht ohne Sinnesverschiedenheit Dat. oder (in einer Art von Anakoluthie) Accus. der Pers. (vgl.: beißen, Anm. 1 u. 6): Der Pfeffer brennt [beißt] mir oder mich auf der Zunge; Das Feuer brennt mir (oder mich) auf die Nägel; Vgl.: Sie [diese 6 Monate] b. auf der Seele wie die Buchstaben, die man dem Leibe einätzt. Gutzkow R. 7, 43; Soll die Gluth denn ewig ... mir auf der Seele marternd brennen? G. 13, 47; 34, 183; L. 12, 379; Wenn einst auf der Seel’ es ihm brennet. V. 2, 6; In diesem zerrütteten Periodenbau giebt sich eben die siedendheiße Empfindung kund, die dem Hamlet an der Seele brennt. HVoß IP. 44; Das quält mein Gewissen Tag und Nacht und brennt mich auf der Seele. Mus. 1, 72; Lucinde, du allein brennst mich auf dem Herzen. Heinse A. 2, 266; Mir ist so warm in der Brust, daß mich’s wie auf einen Punkt brennt. 48 etc. Die Sonne brennt mir auf den Kopf etc. Chamisso 4, 320; V. Ant. 1, 299. Im Busen trag’ ich den Vesuv. | O wie das brennt! doch grimmer brennt das Denken | im Haupt mir. Geibel (DMus. 5, 1, 25); Es brannte Dankmarn auf der Zunge [peinigte ihn, ließ ihm keine Ruhe], mit seinem Anliegen offen hervorzutreten. Gutzkow R. 2, 213; Zwischen den Fingern brennt mich der Degen. G. 8, 76 [ich muß ihn ziehn]; Wenn Dich dein Gold an die Finger brennt [du es durchaus los werden willst]. Hebel 3, 181 u. ä. m.
6) durch Einwirkung des Feuers etc., allgem. durch Brennen Etwas an einen Ort hin oder davon fort schaffen (je nach der beigefügten Präpos.), z. B.:
a) Da brennt [schießt] ihm der Spaniermichel die Kugel in die Brust. Auerbach Ab. 256; Hab’ ich doch den Franzosen noch Eins auf den Pelz gebrennt. G. 9, 142; Sich eine Kugel vor den Kopf zu b. Gutzkow R. 8, 448. Den Pferden wird mit einem Ätzwasser ein Zeichen in die Hüfte gebrannt [eingebrannt], meton.: Die Pferde werden gebrannt, s. 3; Sie hatten sich mir gleich eingeprägt, wie in Erz gebrannt. Gutzkow R. 5, 186; Bei der Glasmalerei werden auf farbloses oder einfarbiges Glas Farben aufgetragen und in dasselbe gebtannt (eingebrannt); meton.: Glas, Schmelz b. oder löthen.
b) [So] brennt er mir die Kraft des Denkens aus der Stirn. G. 13, 112; Daß ich das Unkraut von der Heide brenne. Hölderlin H. 1, 48 (meton.: Die Heide b., s. 3); Jede Spur davon aus ihrem Herzen gebrannt. Prutz Mus. 2, 73 etc.; Das Gold, Silber aus alten Tressen b. [um es daraus zu gewinnen], meton.: Tressen b. In den Salzsiedereien wird der Schepp, der sich ansetzende Kalkstein, aus den Pfannen gebrannt; meton.: Die Pfannen b. Ähnlich: Ein Schiff b., vorm Kalfatern das Pech oder den Theer aus den Nähten durch Abflammen mit angezündetem Riet oder Strauchwerk herausfließen machen.
7) Etwas durch die Wirkung des Feuers, der Hitze hervorbringen, zubereiten in mannigfacher, durch den Gebrauch best. Anwendung der Küche, vieler Handwerkeretc. Vgl.: Holz zu Kohlen, Asche b. —, Kohlen, Asche (aus Holz) b. Kartoffeln, Getreide zuSpiritus, Spiritus aus Kartoffeln b. Phosphor aus Knochen b. etc. Im Folgenden alphab.:
a) Asche b. Scherzh.: Einem mit ungebrannter Asche laugen. Kurz Sonn. 8 etc. = prügeln mit einem Holzknüppeletc. Einen Bock (s. d. 16u. vgl. hier 5) b.
b) Branntwein b., destillieren (auch mit ausgelassnem Obj.); Gebranntes Wasser. Pestalozzi 1, 29; Talvj 2, 173; Die gebrannten Geister. Gutzkow R. 3, 85; 9, 185; Spiritus b. etc. [Wenn] ein Störk aus jedem Gift ein neues Mittel brennt. LHNicolai 1, 85. Email, Glasb., s. 6. c)Kaffeb., rösten. d) Kalk b., durch starke Glühhitze dem Kalkstein die Kohlensäure entziehn. Todtgebrannter Kalk, der verglast ist, so daß er sich mit Wasser nicht löscht. Karmarsch 2, 328. e) Gebrannter Käse, s. aa. f) Knochen b., weißbrennen, zur Darstellung von Phosphor (o) etc. Karmarsch 2, 844 ff. g) Kohlen b., in Meilern. Karmarsch 2, 471. h) Leder b., es durch Tränken von Fett u. Kienruß über dem Feuer schwärzen, zu Stiefelschäften. Goltz 3, 138; 257. i) Mandeln b., sie mit gebranntem Zucker überziehn. k) Mehl b., rösten, s. auch 8.
1) Messing b., es durch Zusammenglühn von kleinen Kupferstückchen mit geröstetem Galmei u. Kohlenpulver darstellen. Jetzt wird es aber allgemein durch Zusammenschmelzen von metallischem Zink mit Kupfer gewonnen. Messing etc. gelb-b., es ab-b., ihm durch Beizen (erst in verdünnter Schwefelsäure, dann in starker Salpetersäure) die Oryddecke nehmen und zugleich ein feuriges Gelb geben (s. t). Karmarsch 1, 1. m) Pech b., aus fettem Nadelholz. Die Pfanne b., s. 6. n) Pfeifen b., irdene, s. x. o) Phosphor b., ihn aus gebrannten Knochen darstellen, s. f. p) Planken b. (Schiffb.), sie durch Feuer biegen, s. Brennbock. q) Porzellan b., s. x; Das mit Glasur überzogene Porzellan glatt b. Karmarsch 3, 520. r) Pottasche (s. d.) b., s. a. s) Einen Rost (s. d.) b. (berg m.), um das Erz von den Unreinigkeiten zu befreien. Ein Schiffb., s. 6. t) Silber b., frei-b. (Mitscherlich 2, 2, 261), das im Treibofen aewonnene von fremden Beimengungen durch Oxydation derselben, trennen, es fein, rein b., das vom Treibherd kommende im Feuer bis zur Feinheit des Brandsilbers (s. d.) reinigen; aber auch: Silber etc. rein, weiß b., gewöhnlicher weißsieden (vgl.: l), es durch Sieden in einer Beize von der Oryddecke befreien und rein und weiß darstellen Karmarsch 1, 1; 2, 719 (s. C.). u) Stahl b., ihn durch Cementation von Eisen mit Kohle darstellen. v) Steine, Backsteine b., s. aa, auch backen 2. w) Theer b., schwelen, ihn aus harzigen Hölzern destillieren. x) Thon b., den geformten im Feuer hart und fest werden lassen, s. aa. y) Töpfe b., s. x und vgl.: Topfbäcker. z) Gebranntes Wasser, s. b. aa) Ziegel b., s. x, Backsteine fertigen, eigentl. die gestrichnen im Ziegelofen hart werden lassen, dann aber auch allgem. das Streichen oder Formen derselben umfassend: Lasset uns Ziegel streichen und b. 1. Mos. 11, 3; 2, 5, 7 etc.; In des Ofens Hitzen die ungebrannten Ziegel schiebt. Freiligrath 1, 276 etc. Scherzhaft nennt man auch alten hartgewordnen Käse gebrannten Käse. bb) Zucker b., durch Hitze schmelzen etc. 8) die Redensart: Das (alles) gebrannte Herzeleid anthun. Claudius 4, 76; ausstehn. Stilling 2, 50; Daß man ihr kein gebrannteres Herzeleid anthun kann. Kurz Sonn. 15 etc., bei Altern auch oft bloß: Das gebrannte Leid anthun, z. B.: Luther 8, 63a; 74a erklärt sich wie: Gebrannte Mehlsuppe, Suppe aus gebranntem Mehl; wilder Schweinskopf etc. = Leid des gebrannten [s. 5] Herzens. C) refl.: s. B. 3: so aüch: sich b., wie: „sich schneiden“, eigentl. = sich empfindlich beschädigen, verletzen, dann auch = sich (zu seinem Schaden) empfindlich irren, täuschen: „Er wird einen Fang thun“ ... Da brennst du dich, beim Henker. Sch. 133b, vgl.: Sich (die Finger, die Nase etc.) bei Etwas ver-b.; ferner (s. Sich) z. B.: Daß sich frischer, noch feuchter Kalkstein schneller brennt als älterer. Karmarsch 2, 232 (s. 7d etc.) etc. Nur müssen sie [diese Thon- arten] im Feuer sich röthlich b. L. 11, 382 [= durchs Brennen röthlich werden]. S. B 3 und 71 u. t. So auch sprchw.: Sich weiß, rein b. wollen (vgl. B 7t) = sich als unschuldig darstellen wollen, z. B.: B. 49a; Forster Br. 2, 369a; H. 8, 376; Luther 1, 85a u. 0.
Anm. 1. Veralt. und mundartl. schied man das Intr. brinnen (Er wird von selber b., Büchsenmeisterei 35; 4; Die matte Gurgel brinnt. SClara EfA. 3, 320; HSachs 3, 2, 123a u. o.); brann (Also brann er ihm selbs. Schaidenraißer 84a etc.; bei Spee 250; 276 auch tr.; Das Schloß verbrann); gebrunnen (Daß das Schloß daselbs gebrunnen. Fischart B. 22a; Verbrunnen. Stumpf 707a 27* u. o., z. B.: Jst die Stadt Lindow verbrennt worden durch Herzog Hermann. 391b; Verbrann die Stadt Lindow. ebd.; so selbst noch: Das Licht, | das hell von meinem Wort entbronnen. G. 2, 144; Zu söhnen | ewige Minne, entbrinne das Opfer des Schönen. Werner Kr. 1, 152 etc., s. Benecke 1, 252 ff. Tr. auch Impf. brennte (z. B. Arndt 9; H. Rel. 7, 300; Lichtenberg 3, 407; Mühl- pforth Hochz. 6: Brannte .., brennete. Schenkendorf; s. Wackernagel 2, 1511, Z. 1); Partic.: gebrennt (Blumauer 2, 67; G. 9, 335; Stilling 2, 27; Werner Kr. 1, 118; Geht durch Flammen ungebrennt. W. 20, 188 etc.). Impf. Konj. allgem. brennte (s. Ä3b), z.B.: Alxinger D. 235; Chamisso 3, 136; Gutzkow R. 5, 216; 6, 394; W. 11, 231; Zinkgräf 2, 41 u. o.
Anm. 2. Die Ausdrücke für das bewegte wallende Wasser und Feuer berühren sich vielfach, s. Plutarch Q.S. 8, 3. So z. B.: wallen, Welle; Qualm, Quelle, sieden, Sod (s. Brennen II), Brudel (s. d. Anm.), so auch brinnen (vgl.: rinnen), Brunst und Brunnen, wie Born (s. d.) zu dem gleichbedeutenden „bernen“ gehört (engl. burn, vgl. lat. uro, ursprünglich buro, wie aus amburo, comburo, bustum erhellt; ferner Bern-, bei Opitz 1, 266 Brennen-Stein etc.).
Zsstzg. z. B.: Áb-: tr. u. intr. (sein): 1) Einem Etwas a., durch Brennen nehmen, z. B.: Der Druck, worin Wieland ... lebt, hat ihm allen Schmutz der Eitelkeit abgebrannt. Hegner Lavater 114, hergenommen vom A. des Messings, Silbers [B 71 u. t] u. s. w.
2) Einem sein Haus etc. a., auch ohne Dat. der Pers., Etwas a., es durch Brennen (vom Erdboden) wegschaffen (s. 3): Der König ... brennete Liegnitz ab. Hammer RH. 263; Die Feinde brannten das Dorf ab [nieder]; Einen Holzhaufen auf dem Platze anzünden und a. lassen, damit er mit der Schaufel in die Erde kommen konnte. Hebel 3, 305; Einen Wald a., um Ackerland daraus zu machen, ihn abschwenden. Oft meton.: Das Unkraut vom Acker, den Acker a. So auch: Eine Person a. = ihr Haus und Hof a., übertr.: sie um all ihre Habe bringen, namentl. im Partic.: Abgebrannt = arm, Mangel leidend an etwas Nothwendigem: Da ich in diesen Punkten ziemlich für abgebrannt gelten konnte. Körner 362a; G. 21, 128 u. v., mundartl. auch: Du bist ein verbrannter Mann. vHornrhD. 2, 278.
3) tr. und intr.: ganz zu Ende brennen: Das Vorderhaus ist ganz abgebrannt; das Hinterhaus brannte auch an, das Feuer wurde aber noch gelöscht; Wir [Kerzen] brennen ab. Sternberg brM. 124; Abgebrannten Kerzen. Lenau 2, 264; Wo die hellen Liljen stehen, | weil die Rosen abgebrannt. Rückert 1, 400. Vgl. namentl. [B 7]z. B.: Ehe der Kaffe abgebrannt [fertig gebrannt] ist, kannst du den Herd nicht benutzen; Stahl, Töpfe, Porzellan a.; Ziegel, Kalk a. oder aus-b., dem Ofen die letzte Hitze geben. Eisenblech wird abgebrannt, wenn es, durch Eintauchen in reines schmelzendes Zinn verzinnt, durch Verweilen in einer heißen Talgpfanne von dem überflüssigen Zinn befreit wird (s. 1).
4) [B6a]: Ein Gewehr, Geschütz a., abfeuern: Er brannte ... das schwere Geschütz der Philosophie ab. Auerbach Ab. 67 etc. So auch: Ein Feuerwerk a. Heinse A. 1, 123; Die Lustfeuer des eilig a–den (s. 3) Frühlings. IP. 17, 1. Aber auch: Das Pulver, Zündkraut ist abgebrannt, abgeblitzt. An-: tr. u. intr. (sein): Etwas brennt an, geräth in Brand, fängt an zu brennen; Der Zorn brennt an. Ps. 2, 12; Jerem. 7, 20 = entbrennt. Eine Speise brennt an, wenn sie, nicht gehörig umgerührt, sich ansetzt und brandig riecht und schmeckt. Gebranntes Mehl darf nicht a.; Daß nicht anbrennte die Speise. V. 2, 174; Nichts a. lassen, auch sprchw.: in beständiger Bewegung sein, Nichts versäumen. tr.: Etwas a., in Brand stecken, z. B.: eine Pfeife. Gellert 1, 147; ein Licht. JP. 1, 35; die Laterne. Körner 250b; einen Kohlenmeiler etc.; Deiner Augensonne Wälzen | brennt mich an [setzt mich in Flammen, in Liebe]. V. 2, 74; Es ist Mancher von ihr angebrannt und lüstern ... nach ihrem Ambrosia. Heinse A. 1, 167. Aber zuw. auch: Er ist von ihr angebrannt, wie angesteckt, namentl. von der venerischen Krankheit. Einem Etwas a., durch Brennen anfügen, anthun: Mehl a. (an die Suppe); Einem einen Schandfleck a. Lohenstein Ibr. 9 v. 110 etc. Auch: Speisen a., sie a. lassen etc. Āūf-:
1) intr. (sein): in Flammen aufgehn, emporlodern, auffahren etc.: Weil ihr eignes [Schiff] an dem andern festhing, brannt’ es mit auf. Hölderlin H. 2, 61; Die Einsiedelei brannte auf. Klinger F. 125; So brannten seine Empfindungen wie Lichtkugeln auf. 206; Da brannt’ ich auf, tobte und schwur. Rückert Mak. 2, 73: Gotthelf G. 209; U. 1, 322 etc. Auch: Keuchend unter dem Helme, zumal wenn die Mittagssonne aufbrennt. Hettner grR. 250 = brennend heiß auffällt.
2) tr.: Etwas a., in Flammen aufgehn lassen, ver-b. etc.: Kehre nicht zurück, bis du des Wüthrichs Schloß ... aufgebrannt hast. Klinger F. 203; Eine Fackel ..., die dich a. muß. 74; Dem es ohne viele Mühe gelungen war, einige wenige Funken von Verstand durch das Feuer seiner Einbildungskraft gänzlich aufzubrennen. 221; Unmündige Kinder .. aufgebrannt (gewöhnl. ,,verbrannt“). V. Hor. 1, 263 etc. Namentl.: Etwas (z. B. Licht,