Faksimile 0197 | Seite 189
Faksimile 0197 | Seite 189
Bord
Bórd, m. (n.), –(e)s; –e; Bördchen, lein; -:
Rand, Einfassung, Grenze eines Dings: 1) sehr oft von dem ein Wasser einfassenden Rande, Ufer: Auf südlichen B–en. Freiligrath; [Die Donau] jauchzt in ihren B–en. Ders.; Das blumige B. des Wassers. Geßner; Feste B–e . .. kräftigen sein Fortströmen. Jahn; An jedes Baches B–n. Platen; An Nektarflusses B–en. Rückert etc. Der waldige B. des Sees. Ruge Rev. 2, 15; Kränzet den B., der des Meers einst höhere Fluten zurückzwang | dunkles Gehölz. V. 3, 14; An dem B–e des Ufers. Ders.; Schwimmt an’s andre B. W. 18, 201; Eines Gießbachs B. Ders.; An des Brunnens kühlem B. 20, 159 etc. Auch Zsstzg. z. B.: Da fließt er in dem weichen Bette | mit Rasenborden eingefasst. WMüler 1, 301 etc. Selten ist hier die Schreibweise Bort: An dem schmalen Bort zwischen dem Strom und dem Felsen. Hebel 3, 360, oder Borde, f.: Um der Quelle Borden. Rückert Erb. 1, 104. 2) allgem. Rand, erhabne Einfassung etc.: Für die Schiffe zu Oktav . . . sind die . .. mit 1 bis 1½zölligen B–en nicht nöthig. Franke Buchdr. 28; Am Rande eines hohen Straßen-B–es. Gott- helf; Kasten, den schmale B–e einschlossen. Immermann M. 3, 197; Vom Schlitten-B–e. Lenau 2, 54; Hebt sich an des Tisches B. Uhland 407; Vom Kanzel-B. 307; Warum am steilen B. | des Untergangs verziehn? W. 20, 124 etc. Auch hier zuw. Bort: Drückt sie ein innrer Zug vom Borte von dem Kreis. Haller 75, und Borde, f.; z. B.: [Als das Gebräu] an die hölzerne Borde schlug. Willkomm Sag. 1, 246. 3) abstechender Rand, Einfassung, Besatz eines Kleidungsstücks etc.: Daß scheine der B. und das goldne Stickwerk. V. Ov. 1, 125; Turban . . . mit blauem B–e. Gotthelf U. 2, 163; Tuch mit rothen B–en. 1, 120.
Anm. 1. In Bed. 3, früher Borte, m., –n; –n: z. B. 2. Mos. 28, 32; 39, 23; vgl. Benecke und mundartl. der Borten. Schmeller, heute gw. f., Borte oder Borde, z. B.: Die aufgenähte Borde an seinem linken Ärmel. Auerbach Gev. 486; Rock mit Scharlach- und Gold- borden eingerändert. Dorf. 4, 81; Mit goldnen Borden garniert. Heine Verm. 1, 131; Tuchrock mit grüner Borde. FLewald Roth. Erd. 106; Borden schmale Gewebe ... Die Grenze zw. Dem, was man Band, und Dem, was man Borde nennt, ist kaum scharf zu ziehen ... Borden sind der Regel nach gemusterte (wenigstens geköperte, niemals leinwand- oder taffetartige) und mehr oder weniger dicke schwere Gewebe, zum Theil aus Materialien, die zu Bändern nicht angewendet werden. Karmarsch 1, 338. Geschachert mit álten Borten und Schnallen. Sch. 107a; 119a; An einer edeln Borte. ward ihr Schild getragen. Simrock Nib. 415; 532b; 587; 628; 1505; Gudr. 41; 299 etc. [im Orig. m.]; Das Band mit schön gezeichneter Borte. V. Ov. 2, 191; Mit 3 Börtchen verziert. Musterz. (55) S. 45b; Strohbörtchen. 168b; Posamentierborten. 9a u. s. o. Die Borte, bräutlicher Kopfputz; Das Börtlein, bräutlicher Kranz. Stalder. Viele Zsstzg., nam. insofern die Borte, die in die Breite gewirkten Schnüre zum Besatz, als Arbeit der Posamentiere (Borten-Macher, -Weber, -Wirker) bez. So führt z. B. Karmarsch 1, 338 ff. an: Átlas-: Kette und Einschuß ganz aus Gold- oder Silbergespinnst, wie Atlas gewoben. Bánd- oder Hálb-: Kette Seide, Einschuß abwechselnd aus Seide und Gold- oder Silbergespinnst; so daß die Figuren auf der rechten Seite von dem Gespinnst-Einschuß, auf der linken von der Kette gebildet werden. Gold-: echte, aus vergoldetem Silber-; unechte aus vergoldetem Kupferdraht. Hálb- (Band-B.). Lāhn-: Kette Seide, Einschuß theils Gespinnst, theils Lahn s. d. —, dessen freiliegende Theile das Muster bilden. Livréē-: Livreen zu besetzen. Metáll-: Gold- und Silber-B. Militär-: tressenartige Wollen- oder Seiden-Borten. —Nóppen-: auf der rechten Seite wie ungeschnittner Sammt mit Ringelchen oder Schleifen besetzte Wollen- oder Seidenborten. Sámmt-. Sēīden-. Silber-: die unechten aus versilbertem Kupferdraht. Tapezīēr-: aus Wolle, Baumwolle, Seide bänderartig gewebt. Wāgen-: Noppenborte zum Geschirr für Pferde. Wóllen-B. etc. (S. Tresse). 4) Bord; die Borde, Borte; der Borten (Bauk.): der mittlere Theil des Hauptgesimses, Fries (s. d.); ferner: der innre Schriftrand einer Münze. 5) ein erhöht angebrachtes Brett, Etwas darauf zu stellen, zu bewahren, Repositorium. Brem. Wörterb.; Schütze (vgl. Bordell). Auch hier Bord, Bort (Dies auch mit Mz. Börter), z.B.: Käs’, holländischem gleich, auf strotzenden Borden geschichtet. V. 2, 18; Od. 14, 432; Und zween Bord’ an den Seiten, für wenige Bücher und Schreibzeug. V. 1, 75; Sonst brauchst du außer Gottes Worte | nicht Viel auf deinem Bücherborte. 4, 123; Auf den Börtern der Theaterbibliothek. Herrig 17, 94; Die Käse in die Börter zurückgeschafft. Kohl A. 1, 413; Börtchen und Schränke, die den Bedarf der Wirthschaft zeigten. Paalzow Th. 1, 148. Zsstzg. wie: Bücher-, Kūchen-, nam. Kámm-B. (s. Kammbank). 6) der oberste Rand eines Schiffes etc., dann in einigen Redensarten auch = Schiff, z. B.: An B. fahren, kommen; am B. sein; von B. gehn; außen, binnen B–s; B. an B. liegen (vgl: Einem Schiff an B. treiben); Er hatte mich an B. geladen. Freiligrath Garb. 108; Man fordert mich an B. G. 13, 341; Jedermann am B. schaute dies Land. Forster R. 1, 8; 11; Sch. 540a etc. Beachtenswerth ist dabei: am B. neben Zeitw. der Bewegung (st.: an B.) bei guten Schriftst., z. B.: Verfügten wie uns am B. der Jacht Augusta. Forster R. 1, 3; Waren am B. der Galeeren gebracht. Tieck Nov. Kr. 3, 129 etc. Als Jeglicher das B. bestiegen. B. 145b; Auf! über B., wer nicht den Tod gefunden. Chamisso 4, 48; Ein Kölner Dämpfer; | dem flog .. breit über’n B. der Aar von Preußen. Freiligrath 2, 263; Geht mir Alles, wie man zu sagen pflegt, mit Kiel und B. zu Grunde. Jacobs Phil. 32; Kracht der leichte Kahn | vom Kiel bis zu den Borden. Reithard 337; Stahr Rep. 1, 111; 3, 269; V. Ov. 2, 225 etc.; Ueber B. werfen, gehen, auch übertr., vgl.: ins Wasser werfen, zu Grunde gehn etc.: Da sah ich denn ... meine Halbchaise ... in Koth gesunken, vielleicht auch über B. geworfen [verloren]. G. 25, 97; Das Ministerium wird nächstens über B. gehn etc. Zsstzg. z. B.: Back-B.: die linke Seite des Schiffs, wenn man das Gesicht nach dem Vordersteven wendet, wie Steuer-B., die rechte, und danach z. B.: Backbords- und Steuerbords-Anker, -Kanonen, -Wache etc.; Dal- oder Platt-B., die das Verdeck umgebende Einfassung; Döll-, Dúll-B., der Schanddeckel bei Ruderfahrzeugen, worin die Dullen (s. d.) stecken; Drei-B. (dreibordiges Fahrzeug). Bet- tina 1, 224; Durch die Strudel muß | das leichte Dreibord in den Wogenschuß. Kinkel 458; Háck(e)-B., Héck-B.; der Bord des Hecks über den Kajütenfenstern; Hōch-B., hochbordiges Schiff. V. Sh. 2, 7 etc., im Ggstz. von Nīēder-B., niederbordigem Schiff, womit man früher die Ruderschiffe bezeichnete, jetzt aber, da diese immer seltner werden, die Kriegsschiffe mit nur einer, wie Hochborde solche mit mehr Reihen Geschütz.
Anm. 2. Ableitung unsicher; am wahrscheinlichsten vrwdt. mit bor (s. empor), die Erhebung bez., vgl. auch Brett und z. B.; „Ein Bord“ so heißt man am Rhein ein Brett. Auerbach Gv. 303. Über die versch. Formen s. o.; die Nieders. dehnen den Vokal (vgl. †R.), wie denn z. B. Forser R. 1, 11; 12 u. ö. Boord schreibt; das neutr. ist nam. in den Zsstzg. der Bed. 6 gewöhnl. Am folgerichtigsten scheint die Schreibweise mit d (Borde), obgleich in der Bed. 3 Borte am gewöhnlichsten ist (s. die folg. Wörter).
Zsstzg. s. vorstehnd, wonach sie leicht zu mehren sind. Wir erwähnen nur noch: das Diamánt-, Dēmant-B.: ein unreiner, gepulvert zum Schleifen von Edelsteinen benutzter Diamant. Karmarsch 1, 542; nach Adelung, weil er als Mutter, d. h. umschließender Rand der reinen Diamante gelte.