Faksimile 0191 | Seite 183
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Bogen
I. Bōgen, m., –s; uv., Bögen; Böglejn, Bögel-
chen: etwas Gebognes, inſofern es nicht in ſich zurück-
läuft, mhd. boge, verſch. bouc (Ring, Spange).
Benecke; vgl. Bügel: 1) eine krumme nicht geſchloßne
Linie (doch ſ. Regen-B.): Nicht die Kreislinie, wohl aber
ein Theil derſelben iſt ein B.; Das Leben ... ſchwand, | eh’
es den ſchönen Kreis vollführte. | Da führtet ihr aus kühner
Eigenmacht | den B. weiter. Sch. 24; Kreis-B.; B. einer
Ellipſe, Parabel, Cykloīde ꝛc. Ungebräuchl. die von Spate
angeführten: Augen-, Rad-, Ring-B.; vgl.: Sehne,
Schnur. So auch ſonſt Linien, Flächen, Kör-
per in ſolcher Biegung, z. B.: a) auf der Erde (in
horizontaler Fläche): [Dieſe Inſeln] beſchreiben unter ſich
einen Vulkan-B., der von WSW. nach ONO. geſpannt
iſt. Burmeiſter Gſch. 107; Lenkt ſich hin des Gipfels B., | bis
er ſich dem Thal verſöhnt. G. 4, 11; Windet ſich der . ..
Strom in großen Schwüngen und B. FSchlegel Luc. 11;
Der Straße weitem B. | die Schnur des Pfades vorgezogen.
LHNicolai 2, 15; Durch den B. fahren, ſprchw.: gradezu
gehn; Am B. [Bucht] und End dieſes Sees. Stumpf 393a;
Bauſch (ſ. d.) und B. ꝛc. (verſch.: Biegung der Straße,
was auch eine gebrochne grade Linie bezeichnet).
b) weidm.: der Halbmond, worin man die Leinen
des Klebgarns beim Lerchenfang hält; der Zug in und
um das Holz beim Vorſuchen des Wilds; der Anfang
eines Walds oder eines Theils davon, wo ſich Wild
befindet: Das Wild zieht ſich in einen B., geht ins Holz
ꝛc. c) Weinb.: die ſtärkſten Reben, die gebogen
und an den Pfahl gebunden werden: Den Stock immer
zu verjüngen, ihn niedrig zu halten und ihm deßhalb gewöhn-
lich nur 3 B. und jedem B. 7—8 Augen . . . zu laſſen.
Kecht VII. d) Münzw.: ein in Eiſen geſpanntes
Leinwandgerinne, das kleine Geld hineinzuſchütten (ſ.
m). e) in der Luft, in einer auf dem Boden ſenk-
rechten Ebne ꝛc.: Den fatalen Halb-B. mit der umkip-
penden Karre durch die Luft zu beſchreiben. Kohl J. 1, 262;
Hoch im B. | ſpritzen Quellen Waſſerwogen. Sch. 78b; Ein
Theil des Teverone ſtürzt in ſilbernen Waſſer-B. über
bemooſte Felſen. Tieck A. 1, 268; Heine Reiſ. 219. f) die
gebognen Augenbrauen: Seine Brauen-B. Rückert
Morg. 1. 324; Die räubriſchen Augen, die lieblichen B. H.
8, 236; Küſſ’ ich Stirne, Auge, B., Mund. G. 4, 31;
Hölderlin H. 2, 33; Deine Braunen. | Und es raubten dieſe
beiden kleinen, holden Himmels-B. | mir den einen (ſ. i).
Daumer H. 1, 42. g) ſ. Regenbogen: Meinen B. hab’
ich geſetzt in die Wolken. 1. Moſ. 9, 13 ff.; G. 6, 175 ff.;
Der B. in der Luft. Lichtwer 223; Jris’ ſchöner B. Sch. 21b;
54b; Der farbige B. V. 3, 27; 1, 25 ꝛc. Ferner ſ.
Licht-B.: Einen B. ſah man ſich geſtalten | und aus dem
B. blut’ge Lichter ſchoſſen ꝛc. Chamiſſo 4, 62. Ferner:
Indeſſen wandelt ſich des Himmels B. | und Nacht ſtürzt auf
des Meeres Wogen. Sch. 31a (ſ. Himmels-B., -Gewölbe);
Die beſſre Schaar in den geſtirnten B. Haller 198 ꝛc.
h) Schneider.: Mit dieſen Spitzen wollen wir die Küſſen
und den Atlas im Sarge beſetzen, Alles bogenweiſe . ..
die B. bei Leibe nicht zu klein. Rabener 4, 115; Die Man-
ſchetten voller B. [gekrauſt, gebügelt]. Burmann F. 107.
i) Anat.: ein gewölbeartiger Theil des Gehirns.
k) Bauk. (ſ. e): Voller, römiſcher oder Halbkreis-
B. (Scherr Pilg. 1, 88); Mauriſcher, arabiſcher B., huf-
eiſenförmig, deſſen Umfang eines Kreiſes; Altdeut-
ſcher, gothiſcher, Spitz-B., aus Kreis-B., die in einer
Spitze zuſammenlaufen; Blei-B., ſcheitelrechter B., deſſen
innre Fläche eine grade Linie iſt. Ein B. iſt gedrückt,
flach, wenn die Höhe kleiner; überhoben, überhöhet, ge-
bürſtet, wenn ſie größer als ſeine halbe Spannung iſt;
verſchoben, wenn die innre Fläche mit der äußern einen
ſchiefen Winkel macht; abſchüſſig, wenn die Widerlager
nicht gleiche Höhe haben ꝛ. (ſ. die Zſſtzg.): Des Thores
B. Chamiſſo 4, 123; Schlank in die Lüfte ſtieg der Bau, |
ſchlank mit Gewölben, B., Gurten. Freiligrath 2, 156;
O, wüchſen deine Bögen | dem Himmel ſchon entgegen. Garb.
90; Säulen, Säulchen, B., Bögelchen, | Altane. G. 12,
185; Schimmernder Pforten hohe B. Rückert Nal. 43;
Wohin führet der B. des Siegs? Sch. 83a; Die Brücke iſt
mit ſechzehn B. verſehen. Zelter 1, 410 ꝛc.— Auch eine nach
einer krummen Linie gefertigte Blende in der Wand ꝛc.
l) Kohlenbr.: die lange Harke mit Eiſenzähnen, die
Erde vom Meiler herunter zu ziehn. m) bei vielen
Werkzeugen der bogenartig gekrümmte Theil derſelben,
z. B. einer Säge, worein das Blatt geſpannt iſt ꝛc.
Einige Werkzeuge heißen danach ganz und gar B. (ſ.
d undBohr-B.), nam.: n) das gekrümmte mit Pferde-
haaren beſpannte Holz zum Streichen der Saiteninſtru-
mente: Fiedel- (ſ. d.), Geigen-, Violin-, Vio-
loncell-, Bratſch-B. ꝛc. o) Hutmacher: B.,
Fach-B., eine 6—7“ lange Stange von leichtem Holz
mit dazwiſchen geſpannter Darmſaite, durch welche das
Haar in die Höhe geſchnellt, aufgelockert und geſäu-
bert, d. i. gefacht wird. Karmarſch 2, 280. p) ein
früher im Krieg gewöhnliches Schießwerkzeug, Pfeile,
Bolzen, Kugeln ꝛc. mittels einer zwiſchen dem bogen-
förmigen Holz oder Stahl ꝛc. ſtraff angeſpannten Sehne
fortzuſchleudern. 1. Moſ. 27, 3 ꝛc.; Sprchw.: Der B.,
welcher zu ſehr geſpannt wird, bricht. Immermann M. 1, 372;
Man muß den B. nicht höher ſpannen, als er’s leiden kann.
Weidner 227; Ein krummer B. Rückert R. 74b; Gekrümmt
wie ein B. V. Th. 25, 245 ꝛc.; Mit dem Pfeil, dem B. Sch.
531b u. o. (ſ. Zſſtzg.). 2) Ein B. Papier, ein vier-
eckiges Stück Papier, ſo groß wie die Form, womit das
Büttenpapier geſchöpft wird, ſo genannt weil es in
den Fabriken einmal umgebogen wird, ſo daß es
2 Blätter oder 4 Seiten hat. Brief-, Druck-, Ma-
kulatur-, Noten-, Poſt-, Velin-B. ꝛc. (ſ. Pa-
pier); Das Buch iſt 20 B. ſtark; Bandweiſe und nicht
bogenweiſe. L. 12, 197; 509 ꝛc.; Dreibogenweiſe. Platen
7, 160.
Anm. Veralt. iſt Boge, mehrmals bei Luther z. B.
1. Moſ. 49, 24 ꝛc.; Gleich wie ein loſer Bog beſtehn, | da-
mit man nicht kann ſchießen. Waldis Pſ. 58, 5; ſelbſt noch
Miller Siegw. 359: Der Friedensboge ſtrahlt; bei Adelung
in den Bd. 1c und d: Boge, f.; oder Böge, f. Die
Verkl. Böglein, Bögelchen kann auch zu Bog (veralt.
ſt. Bug), Bögel (ſt. Bügel, ſ. d.) gehören, die früher von B.
nicht immer genau geſchieden wurden. Die Formen der
Mz. mit und ohne Uml. finden ſich zuw. auf derſelben Seite,
z. B. Heine Reiſ. 4, 225; Kohl J. 2, 372; Stahr Jt. 2,
100 ff. (ſ. die Zſſtzg.); die letztre iſt als die vollre (ſ. Ä),
die edlere und als Maßbeſt. in der Bed. 2 allein richtig, vgl.
2 Mann, Fuß hoch ꝛc.
Zſſtzg. (ſ. o.) unerſchöpflich, z. B.: Ábzieh-
[2]: beim Wiederdruck. Árm- [1p]: Armbruſt.
Berlichingen 245. Āūshänge- [2]: ausgehängte,
d. h. vor dem Erſcheinen eines Druckwerks einzeln zur
Anſicht mitgetheilte Druckbogen. Āūsſchuſs-
[2]. Danzel 215. Bílder-: 1) [2] mit Bildern
bedruckt. Börne 2, 159. 2) [1g] Zodiakus, Thier-
kreis, bei Logau ſ. L. 5, 310. Bōhr- [1m]: deſſen
Sehne um die Bohrrolle geſchlungen wird, um durch
Hin- und Herziehn die abwechſelnde Drehung des zwei-
ſchneidigen Bohrers zu bewirken. Karmarſch 1, 317;
nach der Ahnlichkeit auch: Fiedel- u. Violin-B. genannt.
Brāūen- [1f]. Brīēf- [2]. Brücken-
[1k]. G. 25, 109. Defékt- [2]. Danzel 214.
Oiagonāl- [1k]. Oute K. 347. Drêh-: Bohr-
B. Drēī-: die Figur eines ſphäriſchen Dreiecks
auf eine Ebne gezeichnet. One K.346. Drúck- [2].
Ehren- [1k]: ſ. Ehrenpforte: Er lenket unſern
E. aus. Ramler 129; Jacobi Ir. 6, 288 ꝛc. Eīn-
ſtech- [2]: der dem Drucker zur Richtſchnur dient, wie
er die zu bedruckenden Bogen auf die Stacheln im Deckel
der Preſſe ſtecken muß. Franke Buchdr. 202. Ell(en)-
der Ort, wo der Arm ſich biegt; das mittlere Gelenk
des Arms; bei Pferden das Gelenk zwiſchen Schenkel
und Kegel, ſ. Elle 1: Einen mit dem E. anſtoßen. G.
11, 41; Den E. aufgeſtemmt. 159; Stoßt der Teufel die
Frau an den E. Hebel 3, 158 [ſie mahnend ꝛc.]; Um den
Willen zu manifeſtieren, muß man die Ellbogen frei haben.
Heine Rom. 306, nicht beſchränkt, gehindert ſein ꝛc.
Auch ähnliche Biegungen: Aus der Karte wiſſen wir, daß
wir in dem Winkel eines E–s ſitzen ꝛc. G. 14, 203; ferner
= Elle, als Maß. Stumpf 607b ꝛc. Erd- [1k]:
ein in den Grundmauern angebrachter Schwibbogen.
Fách- [1o]. Fāhr- [2]: Bergb.: ſchriftlicher
Bericht eines Geſchwornen über die in der Woche be-
fahrnen Gebäude. Fárben-: Farben- und Frieden-
B. JP. 41, 57, Regen-B. Fēīl- [1m]: eine in
einem eiſernen Bogen geſpannte Feile oder Säge der
Schloſſer, Eiſen und Meſſing zu zerſchneiden. Fél-
ſen- [1a]: w. 20, 258. Fénſter- [1k]: Die Fenſter-
bögen mit Stuckatur u. Malerei geziert. W. 12, 27. Fīēdel-
[1n]: Simrock Nib. 1723; 1903 ꝛc.; Bohr-B. Flítz-
[lp]: Mit F. geſchoſſen. Kohl Engl. 1, 237; Mit Flitz-
bögen und Bolzen ſchoſſen. Arndt E. 34; Tieck NKr. 4, 25,
ſ. Flitz, blitzen 2b und Anm. Frēūden-:
Triumph-B. Heinſe A. 2, 90. Frīēden(s)-: ſ. Far-
ben-B. und 1. Moſ. 9, 13 ff. Frónt- [1k]: Fall-
merayer Or. 1, 125. Gewölb(e)- [1k]: Kohl Alp.
3, 391. Góttes-: Regen-B. Spate. Grāt-:
die ſich im Schlußſtein kreuzenden Diagonal-B. eines
Kreuzgewölbs. Otte 347. Gúrt-: Bogen von brei-
ter Leibung. ebd. Hánd- [1p]: Schaidenreißer 65b.
Hímmels- [1g]: 1) Himmelsgewölbe; Bis
auf am H. | die goldnen Sterne zogen. B. 14a. 2)
Regen-B. G. 4, 9; 6, 176. Jóch-: Anat.: ein
Bein des Geſichts, Arcus zygomaticus. Burmeiſter
Geſch. 572. Kétten- [1 k]: nach einer Linie,
die eine an beiden Enden aufgehängte Kette bildet;
Kīēmen- (Anat.): ein Zungenbein der Fiſche, die
Kiemen bildend. Lenz Nat. 3, 48. Kórb- [1k]: Ein
einfacher K. oder überhöhter Bogen. Karmarſch 1, 173.
Korrektūr- [2]: Probebogen zur Berichtigung der
Druckfehler. Lêhr- [1k]: das Bogengerüſt, die
Bogenlehre, die Lehre ſ. d. ein hölzernes Ge-
rüſt, Bogen und Gewölbe darüber aufzuführen.
Lícht- [1g]: L. des Nordlichts. Humboldt K. 1, 200 ff.
Makulatūr- [2]. Mármor- [1k]. Lichtwer 113.
Mönchs- [2]: Ausſchuß-B. Nácht-: eines
Geſtirns, der unter dem Horizont des Beobachters lie-
gende Theil ſeines Parallelkreiſes, wie Tag-B. der dar-
über liegende. Nêbel-: ſ. Thau-B. Nōten-
[2]. Plānen-: (Münz.): zuſammengelegter naſſer
Zwilch, worin das Silber zu Zainen gegoſſen wird.
Préß- [1m]: am Strumpfwirkerſtuhl. Prōbe-
[2]: ein von dem Satz abgezogener Druckbogen als
Probe für den Druck, ſ. Korrektur-B. Rêgen-
[1g]: die bekannte farbige Lufterſcheinung, die man
ſieht, wenn man eine regnende Wolke vor ſich und die
Sonne im Rücken hat, und ähnliche: Ganz kreisförmige
R. ſieht man auch oft an Waſſerfällen und Springbrunnen.
Pouillet 2, 575; Die Mondſchein-R. ſind blaß. G. 39,
181; Mond-R. Sch. 526b; Tropfen Thau’s, doch deine
Sonne | macht ſie zu farbigen Regenbögen. Platen 2, 154;
Der Schlachten R., | die glühende Bombe. Freiligrath Garb.
137; Ein grünender Tapet, geſtickt mit Regenbögen. Haller
43; Mit R. war das ganze Land geſticket. Ramler Lichtwer 31.
Sah lauter R. [grün und gelb] vor ihren Augen. W.
15, 30 ꝛc. Rēīß-: ein mittels Schrauben ꝛc. krümm-
bares Lineal zum Zeichnen krummer Linien. Rúnd-
[1k]: Ggſtz. der Spitz-B.: Über den Rundbögen altdeutſche
Spitzbögen. Stahr Jt. 2, 323; Weim. 1, 357; Paalzow Th.
2, 9 ꝛc. Sáttel-: Sattelbaum. Sǟūlen-
[1k]. Fallmerayer Or. 1, 124. Schlāge-: bogen-
förmiges Netz zum Vogelfang. Schwib- [1k]:
ſchwebender oder ausgeſchweifter (?) Bogen; Bogen,
Gewölbe, überwölbter Raum: Die Brücke hat 8 gewölbte
Schwibögen. Stumpf 431a ꝛc. Sēīden- [2]. Franke
Buchdr. 202. Sīēges-: Triumphbogen. Sch. 409b.
Spítz- [1k]. G. 21, 109. Stēīn-: 1) [1k]. Kohl
Irl. 2, 303. 2) [1p] zum Steinſchleudern.
Stélle- [1p]. Berlichingen 68. Stérn(en)- [1i].
Sch. 22a; 25a; auch der Tag- oder Nacht-B. eines
Sternes. Stích- [1k]: deſſen Höhe kleiner als ſein
Halbmeſſer. Strāhlen-: eines Geſtirns. Sch. 36a.
Stóck-, Strêbe- [1k]: Bogen aufeinem Wider-
lager, der ſich oben an eine Mauer lehnt, um dieſe in
ſenkrechtem Stand zu halten. Tāg-: ſ. Nacht-B.
Thāū- (vgl. Regen-B.): von der Sonne in den
Dünſten des Thaues gebildet, aber weiß. Tōdes-
[1p]: todbringender. Sch. 50b. Trēībe- [1m]: ein
Bogen-Bohrer z. B. der Goldſchmiede. Triúmph-
[1k]: Ehrenpforte ꝛc., wodurch Einer im Triumph ein-
zieht. G. 29, 120. Vóll- [1k]. Wáſſer- [1e].
Wólken- (vgl. Nebel-B.). Kohl A. 1, 170.
Wóll-: Fach-B. u. v. ä.