Faksimile 0189 | Seite 181
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bocken böcken
Bócken, böcken: intr. (haben): und zuw. tr. u.
rcfl.: 1) von Ziegen, Schafen, nach dem Bock verlan-
gen, ihn zulaſſen; mundartl. von Ziegen = lammen
und dazu: ver-b., todte Zicklein werfen. Stalder.
2) nach dem Bock riechen oder ſchmecken; in eig. und
übertr. Sinn, ſo auch: bockeinen, bockeln, böckeln, bocken-
zen, bockelinzen, bockern, bockſen, bockſeln, bockſern, bockzen ꝛc.
(ſ. Bock 22): Aus faulen Beeren gepreſſter Wein, fauliges
Fleiſch ꝛc. böckeln. Stalder; Biſam duftet Rufillus, Gorgonius
bockelt. V. Hor. 2, 20; 50; Manchen ſtattlichen Bock [ſ.
d. 9] ſtreckte der alte Weidmann in den Wildniſſen der Sym-
bolik, wo es überall bockenzet. Antiſ. 2, 292 ꝛc. a) zuw.
auch allgem.: ſich bockähnlich, böckig verhalten, z. B.
nach dem Griech. des Ariſtoteles: Die Krankheit der Wein-
ſtöcke, die man das Böcken nennt. Wegen der Nahrung wach-
ſen ſie zu üppig, wie die fetten Böcke, die minder brünſtig ſind.
Daher läſſt man ſie abmagern, und von ſehr üppigen Wein-
ſtöcken ſagt man in Bezug auf dieſes Verhalten, ſie böcken ...
Daher man die Weinſtöcke, wenn ſie weniger tragen, böckig
nennt. EHFMeyer Bot. 1, 140. 3) B., böckeln, wie ein
Bock ſchrein, meckern. Heniſch. 4) wie ein Bock ſprin-
gen, Bocksſprünge machen: Das [die Ziegen] ſpringt,
bockt, bäumt, ſtößt, rennt um mich her. Immermann M. 2,
141; zumal von Pferden, die den Kopf zwiſchen die
Beine nehmend, den Reiter abzuwerfen ſuchen. Eichen-
dorf Lärm 4; Immermann M. 1, 177; 181; Da ſind die
Klügſten dumm und eigenſinnig und b. wie unſers Trompeters
Pferd. Holtei Lammf. 1, 311; So auch: In Folge eines
wüthenden Aufbockens ſeines Roſſes. Scherr Gr. 1, 73.
Auch: Das Schiff bockt, wenn es mit heftigen und plötz-
lichen Stößen ſtampft. 5) Übertr. auf Perſonen,
ſowohl: ſich wild und unanſtändig herumreißen, als
auch vgl.: den Kopf aufſetzen eigenſinnig ſein,
maulen, ſchmollen, tückiſch ſein, zumal von Kindern.
Schmeler; Stalder; So bockte ſie auch, was hier zu Lande ſo-
viel heißt als: ſie maulte. Goltz 3, 291; Dann wird ſich
ruhig verhalten, „ausgebockt“. 1,37; Verbocken (mit ſein),
durch beſtändigen Tadel halsſtarrig und gleichgültig
werden. Auch tr.: Etwas bocken, verb., es durch Eigen-
ſinn ꝛc. verderben. 6) intr., refl. und tr.: wie ein
Bock ſtoßen; dann allgem. auch ſchlagen ꝛc.; Etwas
mit einem Bock, Sturmbock einrennen: Biſt du kahl, ſo
bocke (dich) mit keinem Widder (Sprchw.). L. 11, 682;
620; Die Mauer .. böcken oder zerſtoßen wollen. Fronsperg
2, 182a; HSachs 3, 3, 70b. So auch: An-b. = an-
ſtoßen, unrecht ankommen. 7) Den Flachs boken, poken
(ſ. pochen), ihn ſtampfen oder klopfen, um den holzi-
gen Kern, den Stengel zu zerquetſchen. Karmarſch 1, 808
(ſ. baken und Bläuel); Zum Garnkochen, Bleichen, Trock-
nen, B., Winden, Schiegen und Weben. Möſer Ph. 1, 116
[durch Bearbeitung mit hölzernen Stampfen glätten];
Das Getreide beim Metzen böckeln, einböckeln = ſtoßen,
rütteln, bakern (ſ. Schmeller 1, 152) ꝛc. 8) tr.: ſ.
Bock15. 9) intr.: einen Bock (ſ. d. 9) machen: So-
bald es bei der Obrigkeit .. gefehlt war, ſobald bockten die
Untergebenen nach. AvBucher’s ſämmtl. Schr. 4, 104; Über-
böckeln, überpurzeln.| Stalder. 10) tr.: ſ. Bock 21 u.
blöcken ꝛc. Dazu: Böckung, f.; –en.
Zſſtzg.,z.B.: Áb-[7]: Flachs a. n-[6].—Aūf-
[4]. Āūs- [5]. Nāch- [9]. ūber- [9].
Ver- [1; 5]: und z. B.: Meine [des in einen Bock
verwandelten] Seele war ... auch bereits in der Verbockung
begriffen. Immermann M. 2, 145 [— zum Bock, böckiſch
werden] ꝛc.