blöd
Blöde
I. Blȫd(eBlȫd(e), a.:
1) ursprüngl. allgem. = schwach, schwächlich, unkräftig; leichtbeschädigt, zart etc., z.B.: Blödigkeit der Gedächtnis. Im Menschen .. ist Nichts so schwach und blöd als die Gedächtnis; dann sie empfindet Schaden von Krankheiten etc. 18; So wird es ein blöd verdorben Werk. B. 265b; Der Ekel im Genuß entdeckt das innre Blöde. 157 [die Leere, Nichtigkeit]; Die blöd aufgehende Gerste. 2, 39b; Zarte und blöde Gewissen. 5, 531a; 6, 41a; Daß dieser Mensch, etlichermaßen den Engeln gleich, menschliche blöde Natur übertraf. 525b etc. —
2) dünn, mürbe, leicht zerreißend: In mürbes, blödes Tuch einen kleinen Riß machen. Uli 2, 155; Weihn. 88; Wie b. und zart die Hirnschale sei. Sp. 7a; etc. —
3) Ein blöder. Magen, schwach, nicht viel vertragen könnend, von schwacher Verdauung. B. 18a; U. 2, 91; Th. 129; Keine Nahrung für blöde Magen. 21, 272 etc. —
4) (s. 3): Es ist mir so blöd [flau, hellig]. helf Sch. 42; Blöde ward es ihm an Leib und Seele und lose nur schienen seine Glieder zusammenzuhängen [vgl. schlottern]. G. 150; 1, 119; — Außer diesen mehr mundartl. Anwendungen allgem.:
5) von den Augen, schwach, kurzsichtig. 1. 29, 17; Da standen in dem Rauche die Alten b. und blind. 3, 326; Des Kindes Auge stumpf und b–e. Dem Blick der b–en Maus entzogen. Jst dein Auge nicht b–e vom Erdenstaub. A. 2, 200; Od. 13, 399; 12, 52 etc. —
6) ebenso vom Auge des Geistes, Verstand: Blöde [unverständige, schwachsinnige] Thoren. 4, 4; Blöder Wahn. 81; Was todt ist | einem blöderen Sinn. 1, 46; In blöder Dumpfheit. Ferd. 1, 163; Sie schärft den blöden Sinn. Hochz. 8; In Dunkel muß der Geist sich bergen, | damit’s die Blöden nicht verstehn. 6, 5; 4, 86 etc. —
7) vom Herzen — schwach, zaghäft, furchtsam: Wer blöde und verzagt ist, der kehre um. 7, 3 u. o. biblisch. Heute gw. nur im Ggstz. von dreist, = sich nicht recht hervorwagend, zumal von Dem, dessen Betragen übermäßige Bescheidenheit aus mangelndem Selbstvertraun und Befangenheit Andern gegenüber, denen er sich unvortheilhaft zu zeigen fürchtet, verräth: Blöde Hunde werden selten fett; Der Tapfre siegt ..., den Blöden frisst der Wolf. 4, 93; Den Unerfahrnen, den Blöden. 1, 226; Blöde Zaghaftigkeit. R. 2, 265; Der Blöde wird freier und freier. Lied. 110; Foppte mich als einen blöden Schäfer. A. 1, 167; Wir sind auch nicht blöde und am wenigsten muß man im Gasthof blöde sein. 1, 529; Die blöden Lippen aufzuschließen. 1, 91; Die Blöden pflegt man kahl zu traktieren. 1, 248 etc.
Anm. Ahd. blôdi, mhd. blcede, vgl. goth. bläuthjan, auflösen, ungültig machen, ferner das noch mundartl. blug = zart, furchtsam und flau. rechnet es zu „blühen“ (s. d., Anm.). — Veralt. auch von Frauen in der Zeit ihrer Menstruation. Weltb. 121b.
Zsstzg. zu 7, z. B.: Spiritus-scheu oder fusel-b. [Fusel fürchtend, nicht trinken mögend]. Goltz 1, 146; Schlummerte traumblöden Zauberschlaf. Kürnberger Am. 237; Eine ganz eigene halbblöde verschämte Lieblichkeit. Zschokke 8, 255 etc.
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