Faksimile 0151 | Seite 143
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Birn Birne
Birn(eBirn(e), f.; –en; Birnchen, lein; –(en)-:
1) die nach dem Stiel zu sich verschmälernde länglich runde Frucht des Birnbaums, Pirus, zuw. auch für den Baum selbst stehnd (s. Baum II. 2a) und vgl. Wald- B. In Bezug auf die Frucht unterscheidet man namentl. wilde (unveredelte) und zahme B–en. Sie werden roh gegessen und gekocht, auch gebacken (s. Hutzeln, Kletzen); Gebackne Birnen, Back-B–en auch zuw. = geringe Habe: Seine Back-B–en, seine 7 gebacknen B–en [sieben Sachen] zusammennehmen. Campe; Weinhold. Sprchw.: Wenn die B–e zeitig ist, fällt sie von selbst ab, in den Koth; Man muß die B–en schütteln, wenn sie fallen wollen [das Eisen schmieden, wenn es warm ist]. (Harte) B–en fortgeben und (faule) Apsel wiederbekommen, sich bei einem Tausch eher verschlechtern als verbessern; Jch laß Rüben B–en gerade] sein; Eine B–e für den Durst [Nothpfennig] aufheben; Einigermaßen, wenn auch nicht genügend wurde die Sehnsucht ... befriedigt; sie erhielt so zu sagen, wie das Sprichwort lautet, eine B–e für den Durst. Immermann M. 1, 145; Hat sich was: „mein Mädel“, als wenn er die B–en schon im Sack hätte. Waldau N. ¹ u. v. a. 2) birnförmige Körper, z. B.: der Schraubenstock der Drahtplattner, das Gegengewicht am Desmer, ein den Gefolterten in den Mund gesteckter, das Schreien verhindernder Klotz, vgl.: Da ihnen die eiserne B. des Schwurs von der Zunge und aus dem Munde genommen war. IP. 10, 142, vgl. Diebsapfel u. á. m.
Anm. Ahd. pira, mhd. bir, vgl. lat. pirum, so noch in der ältern Sprache und mundartl.: Bi(e)r etc., z. B.: Auerbach D. 1, 506; Gotthelf U. 1, 139 etc. Birn zuw. als Mz. Miller Siegw. 302; Holzbirn. G. 7, 305; Ein Paar Senfbirn. Möser Ph. 1, 370 etc., daher auch als Bestimmungsw. häufig: Birn-Baum, -Mus etc. Plattd. gleichlautend mit Beere, das vielleicht slammverwandt ist; die Formen „Stachelbirn“ etc. sind unhochd., doch öfter: Mehlbirn, unsrer lieben Frauen Birnlein fur Mehlbeere etc.
Zsstzg. vielfach zu der oft schwankenden Bez. der versch. Arten von Birnen, s. Nemnich. Wir erwähnen hier nur besonders z. B.: Báck-: sowohl gebackne, als sich zum Backen eignende Birne [s. 1]. Scherzh.: Eine B. mit fünf Stengel, Ohrfeige, s. Butz-B. = Bánz-: eine Sorte dicker Birnen, scherzh.: dicke Nase.
Bútz-: eine Birnsorte; übertr.: Schlag, Ohrfeige, s. Back-B.: Für jede B. eine Birne | und eine Nuß | für jede Kopfnuß. Rückert 6, 119; Simplicissimus 2, 471. Grúnd- [2]: Kartoffel. Hebel 3, 13; 14 etc., auch die Wurzel von Helianthus tuberosus, s. Erd- apfel.
Hä́ngel-: Art langstieliger Birnen; scherzhaft: H–en essen, an den Galgen kommen.
Hólz-: s. Wald-B.
Mêhl-: s. Anm.
Pérl(en)-: Birnsorte, frz.: Petit blanquet, zuw. auch birnförmige Perle.
Spǟt-: spätreife Birne, im Ggstz. der Früh- oder Aug(u)st-B–e; Mit seinen vier Sp–en von Töchtern [alten Jungfern]. IP. 1, 86.
Wáld-: unveredelte, Holz-B. und ein solche Früchte tragender Baum: Im Wind gewirbeltes Reisig der W. V. Th. 24, u. ä. m.