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bilden
Bílden, tr. (und refl.):
1) bestimmte Form und Gestalt haben oder annehmen: Die Sterne der Kassiopeja b. ein W; Die Straßen der Stadt bilden einen Stern; Die Gesellschaft bildet zu diesem Spiel einen Kreis etc., vgl. 3.
2) sich als Etwas darstellen und es so sein, namentl. auch von Bestandtheilen in Bezug auf das Ganze, das sie ausmachen, vgl. 3d: Der Rhein bildet die Westgrenze Deutschlands; Die Walfische b. einen Übergang von den Säugethieren zu den Fischen; Die Nachricht bildete einige Zeit das Stadtgespräch; Die Briefe an Lessing b. den 13ten Band von Lessing’s Schriften; Dies Werk bildet eine kleine Bibliothek; Wir bildeten den Nachtrab; Es b. ihren Hofstaat und umringen | sie ihrer Mannen viele. Chamisso 4, 63; Vier Elemente, | innig gesellt, | b. das Leben, | bauen die Welt. Sch. 51b.
3) einen Stoff formen, in bestimmte Gestalt bringen und dadurch einen Ggstd. schaffen, erzeugen, oft sinnverwandt: „machen“, das aber hauptsächlich auf das Resultat, das Erzeugte hinweist, während bei b. die Art und Weise des Entstehns und Hervorgehns, das schöpferische Gestalten und die Form als Hauptsachen erscheinen, s. b: Aus einem Gegenstand [Stoff] Etwas oder: einen Gegenstand [Stoff] zu Etwas b.; Etwas in einem Stoff, z. B. in Silber b.; Etwas nach einem Muster, für einen Zweck, zu einem Zweck b.; Etwas in Einen (Forster Br. 2, 3; Luther 1, 63b; 5, 535b; 6, 183a etc.), ins Herz (71b; 234b; 5, 424b etc.) b., es bildend einprägen, lebhaft vorstellen; so auch: Etwas in die Augen (4, 109 a; 5, 360b etc.), vor die Augen (468 b; 514b), vor sich (487a; 1, 333b etc.) b., es als ein Bild vor die Augen halten, sich anschaulich, lebendig vorstellen etc.: Gegenstände in Eins b. Goltz 1, 116; 237; 254 etc., sie bildend vereinigen; Diese Ineinsbildung und Totalität von Subjekt und Objekt. 2, 358; Stuhr Rel. 179; Die Ineinanderbildung der Elemente des Volkslebens von Asien und Europa. 6 . ä. m. Wir scheiden der Übersichtlichkeit halber im Folgenden:
a) b. von der schaffenden Natur etc.: Da ich gebildet [geschaffen, geformt] ward unten in der Erde. Ps. 139, 15; Von einem wohlgebildeten [wohlgeschaffnen, gestalteten] Jünglinge oder schönen Mädchen. B. 251a; Ein sehr schöner, schlankgebildeter Herr. G. 20, 240; So wunderbar ist dies Geschlecht gebildet, | .. daß Keiner -. | sich rein und unverworren halten kann. 13, 68; Wie edel hat ihn die Natur gebildet. 248; Er ist dein Sohn und sollt’ er nicht, nach dir | zur Liebe, zur Vernunft gebildet sein? 253; Ein rauher, harter, wildgebildeter Kalkstein. 40, 255; Eine der wohlgebildetsten Gestalten. WHumboldt 3, 144 (vgl. besser 3 und z. B.: Viel wohlgebildeter. Platen 7, 113 etc.); Eine feingebildete Adlernase zog sich gegen den Mund, der nur zu dem Genusse der Unsterblichen gebildet zu sein schien. Klinger F. 65; Schlankragender, | Allgliederschöngebildeter. Rückert Nal. 113; Edelgebildet, von erhabener Natur. Sch. 1046b; Ein staubgebildetes Geschöpf. 13a: Die seelenbildende Statur. 25b; Zum Hirten hat Natur mich nicht gebildet. 532a; Die Erde bildet Blasen wie das Wasser. 558b etc. Oft auch refl. = sich gestalten, entstehn, werden: Wie nach und nach sich die Pflanze .. bildet zu Blüthen und Frucht. G. 2, 291; Es bildet sich ein Geschwür, eine neue Haut; Es b. sich Krystalle, Wolken etc., s. d.
b) von den Künsten, die sinnlich anschauliche Gestalten schaffen, wie der Malerei, Bildhauerkunst etc., die eben deßhalb unter dem Namen: „b–de Künste“ zusammengefasst werden, was sich meist auf körperliche Gestalten bezieht, doch zuw. auch auf die auf eine Fläche gemalten Bilder; ferner von Handwerken, insofern die Thätigkeit derselben eine formende, gestaltende ist, z. B.: Der Bäcker bildet [formt] den Teig zu Semmeln, Semmeln aus dem Teig, er macht, backt Semmeln; Der Glockengießer macht, gießt Glocken, wozu er die Form aus Lehm bildet; Ein Mensch hat die Götzen gemacht und der den Odem von einem Andern hat, hat sie gebildet. Weish. 15, 16; Die werthen Reste des B–ens | einziger Künstler. G. 1, 232; Ich erkenne dich, b–der Geist! | hast dein Siegel in den Stein geprägt. 2, 167; Zum Malen und zum B. | alle Lust .. verloren. 176; Das Fingerchen, das sie gebildet [gemalt]. 178; Die Lettern, schwarz gebildet. 6, 91; Die Kunst ist lange b–d, ehe sie schön ist. 31, 10; Wie die Alten den Tod gebildet. L. 8, 210; Lessing leugnet gebildete Furien, hier ist eine. 17; Daß die Alten nicht allein an ungebildetem Stein und Marmor, sondern auch an gebildetem malten. 11, 192; Diesen Rappen, | den ein Magier durch Magie gebildet. Platen 4, 275; Der rohe Basalt hofft auf die b–de Hand. Sch. 77a; Den zierlich gebildeten Leuchter. 83b; Die Himmelskönigin ist drauf [auf der Fahne] gebildet. 476a; Der schöngebildete Sessel. V. Od. 1, 133; Mit gebildeten Greifen. Myth. 1, 175; Wenn ein Mann mit Orgel und b–der Lampe daherkommt. V. 3, 33 [Zauberlaterne, durch welche Bilder erscheinen; genauer vielleicht: bildernde Lampe]; Eine bewaldete Grott’ .. un- gebildet durch Kunst. Ov. 1, 155; Rauchgebildet [durch Rauch gebildet, vgl. Dunst-, Nebelbild] wünschenswerther Trug. G. 10, 273 etc. Auch hier zuw., obgleich seltner, refl.: Unter seines Hammers Zwange | bildet sich der erste Pflug. Sch. 56a; Als ob die Sonne sich in so viel Spiegeln [ab-] bilde. W. 12, 301 etc. Selten dagegen: Du wirst .. | Gott überall gebildt und Nichts als Wunder finden. Haller 70 = überall ein Abbild Gottes, ein Zeichen seines Wirkens etc.
c) von der schöpferischen Phantasie, deren Gebilde im Traum, in den Werken der Dichter etc., dem Geist, wie die Bildwerke dem Auge, anschaulich und in bestimmter Gestalt entgegentreten: Denkst du nun wieder zu b., o Freund? die Schule der Griechen | blieb noch offen. G. 1, 233; Die Träume selber kommen | nun in trauriger Gestalt | und ich fühle dieser Schmerzen | still im Herzen | heimlich b–de Gewalt. 73; Winckelmann’s Styl ist wie ein Kunstwerk der Alten; gebildet in allen Theilen, tritt jeder Gedanke hervor. H. 13 ..; Dich täuschte die b–de Nacht; geöffnete Gräber sandten dir Schwindel. Kl. M. 6, 134 etc.
d) außerdem noch in einer Menge Anwendungen = erzeugen, hervorgehn machen, entstehn lassen, pass. und refl. = entstehn, vgl.: 2, z. B. von sprachlichen Formen, Wortbildungen etc.: Im Englischen bildet man den Plural der Hauptwörter durch Anhängung eines s; Mit den Silben chen und lein bildet man Verkleinerungen; In unsrer bildsamen Sprache können durch Ableitung aus einem Stammwort eine Menge Wörter gebildet werden etc.; Im Rechnen wird ein Produkt durch seine Faktoren gebildet etc.; Salze werden durch Säuren und Basen gebildet; Durch die Verbindung der Metalle mit Sauerstoff b. sich Oxyde etc.; Scheitelwinkel werden durch zwei sich schneidende grade Linien gebildet etc.; Der Lavastrom im selbstgebildeten Bette. Burmeister Gsch. 79; B. kann ich aus der Fabel Wahrheit. Platen 4, 275; Das Gesetz hat noch keinen großen Mann gebildet. Sch. 107a; Stände seh ich gebildet. 75b etc.
4) einen schon in einer bestimmten Gestalt vorhandenen Gegenstand bildend umgestalten: Was ein einziger trefflicher Kopf auf Andre zu wirken, wie er sie nach seinem Sinne zu b. im Stande ist. G. 39, 226; Geschaffen, dieser Menge | durch Wirken, B., Herrschen vorzustehn. 13, 243; Wer fest auf dem Sinne beharret, Der bildet die Welt sich. 5, 92; Nicht der Mensch bildet sie, sondern ihn bildet die Sprache. Immermann 12, 316; Ihr Geist.. bildete sich in neue Gestalten und in neue Welten [prägte sich darin schaffend aus, vgl. 2]. FSchlegel Luc. 203; Hat mich plötzlich ein Gott zum andern Menschen gebildet? V. Th. 20, 20 etc.
5) (s. 4) einen Gegenstand nach den in ihm liegenden Anlagen fort- und ausbilden, entwickeln etc., vgl. zum Unterschied von 1: „Er [Minerva’s Anhänger] hat gesucht, die Menschen zur Weisheit und Tugend zu b.“ Und der Meinige [der Anhänger der Venus], die Menschen selbst zu b. Engel 1, 22 etc., so z. B.: Da bildet’ ihn sein Oheim zu jeder Rittertugend. Alxinger D. 89; Wissenschaft, die nur durch Übung zur Fertigkeit sich bildet. Fichte 7, 11; Die Menschen ... erziehen, zu reifen Wesen b. Forster B. 2, 76; So hat in der Brust mir | doch sich gebildet ein Herz, das Unrecht hasset. G. 5, 35; Mein Styl bildet sich immer wahrer. 9, 247; Es bildet ein Talent sich in der Stille, | sich ein Charakter in dem Strom der Welt. | O, daß er sein Gemüth, wie seine Kunst | an deinen Lehren bilde! 13, 104; Die ... meinen Körper, meinen Geist zugleich | ein solches Wohl zu tragen bildete. 311; Der ich sie zum Verrath | durch Nachsicht und durch Güte bildete. 73; Wenn meine Tochter, die für die Welt geboren ist, sich dort für die Welt bildet. 15, 14; Sich an dem Entstandenen zu b. 39, 129; Der deskartischen Lehre zu der er in früher Jugend gebildet [angeleitet] worden. 319; Jedem, der aus sich etwas Bedeutendes b. will. 31, 21; Unsern Geschmack nach ihrem Muster zu b. Mendels- sohn 4, 1, 171; Seine Kriegsmacht in den polnischem Kriege zum Siege gebildet. Sch. 921a; Bildet beid’ ihm die Hände | zur ... Laute. V. Th. 24, 106 etc.
6) zu 5 das Partic. „gebildet“ oft als Ew. = in höherem Grade entwickelt, ausgebildet, Gegensatz: roh, ungebildet, z. B.: In einer gebildeten Sprache, | die für dich dichtet und denkt. Sch. 92b etc., zumal von Menschen, die hinter der geistigen Kultur, welche die Menschheit in einer gewissen Periode bei einem Volke, in einem gewissen Kreise gewonnen, nicht zurückgeblieben sind. Der Begriff ist aber nicht bloß nach Zeit, Ort, Beruf etc. verschieden (z. B.: Ein gebildeter englischer Offizier des 19ten Jahrhunderts), sondern wird auch bald innerlicher, bald äußerlicher aufgefasst und gilt dann auch wohl, eine blos äußre Abgeschliffenheit und Gewandtheit bezeichnend, im Gegensatz zur ursprünglichen Einfalt und Kraft, tadelnd: Daß in Sachen der Dichtkunst die wahre Verständigkeit und Bildung eben darin bestehe, daß man nicht bloß verständig und gebildet sein wollte. Danzel 120; Daß die jetzigen Gebildeten und ihre Nachkommen zum Volke werden, aus dem bisherigen Volke aber ein anderer, höhergebildeter Stand emporkomme. Fichte 7, 279; Der rohe Mensch ist zufrieden, wenn er nur Etwas vorgehn sieht; der gebildete will empfinden und Nachdenken ist nur dem ganz ausgebildeten angenehm. G. 16, 100; Menschen, die ungebildet, die wir rohnennen, wir Gebildeten, zu Nichts Verbildeten. 14, 96; Aus rauher Wildheit oder aus gebildeter Empfindsamkeit. 31, 11; Unwiderstehlich nach uranfänglichen Zuständen hingezogen, daß meine Reisen durch alle hoch gebildeten Länder und Völker diese Gefühle nicht abstumpfen können. 18, 170; Ob ich mich gleich durch Beobachtung der Art, wie er die Menschen behandelte, sehr belehrt, jedoch nicht gebildet [wesentlich gefördert]fand. 22, 202; Ein gebildeter Mensch ist Der, der die Gaben, die er hat, gütig, weise und richtig und auf die höchste Weise gebraucht. Rahel 1, 325; Den Ton der edlen Sitte, welcher in den Kreisen der gebildeten Gesellschaft niemals verletzt wird. Schlegel Mißd. 22; Unerzogen selbst, nur gebildet, | auch dem Volk versperrt ihr das Licht. V. 3, 174; Gesellig, wissenschaftlich, philosophisch, künstlerisch, oberflächlich, hoch, tief gebildet etc. Dazu außer „Bildung“ (s. d.)auchz. B.: Daß er älter sei als Homer; wenigstens sollte ich Dies aus einer gewissen Ungebildetheit, aus den derben Sprüchen schließen. Knebel 3, 43 etc.
Zsstzg. z. B.: Áb-: ein Bild von einem Urbilde liefern etc.: Etwas a.; Ein Gott, der sich in Eltern, Lehrern, Vorgesetzten abbildet und offenbart. G. 18, 186 etc. Dazu: Abbildung, sowohl das A., als auch das Abgebildete: Verlischt hingegen das Andenken der Urgestalten immer mehr und mehr, so treten die Nachbildungen unvermerkt an ihre Stelle ... so geht es mit allen Abbildungen, besonders auch mit Porträten. G. 20, 145; Die Beschreibungen nur Abbildungen des Gemüths. Humboldt K. 2, 63.
An-:
1) veralt. = abbilden. Fischart B.14aetc.
2) Einem sich Etwas a., es bildend anfügen, aneignen, nam. auch oft von Dem, was dadurch nur äußerlich herantritt, auf der Oberfläche bleibt etc., vgl.: aus-, ein-b.: Kraft kann man sich a., man kann sie steigern, aus-b. Börne 2, 202; Daß die Gesetze den Bürger zur Gesetzlichkeit erziehn, daß sie ihm schöpferisch ein-b., was sie ihm früher nur künstlich angebildet. 3, 37; Ist der Charakter ihm durch das Ungefähr, durch Natur und Schicksal angebildet. Fichte 8, 8; Nach meinem angebornen und angebildeten Realismus. G. 22, 200; Die Liebe, die glücklich macht, wird selten durch Romane dem Herzen angebildet. H. 9, 332; Das war so ganz nicht angenommen, angebildet, Das war so mit ihr aufgewachsen. Hölderlin H. 1, 100; Der menschlichen Gestalt, welche die Mythologie ihren Göttekn aubildet. WHumboldt 1, 41; Des Alpenstocks rechtem Arm, dem Apennin, bildete sich Jtalien an. JvMüller 1, 6; Wie er jeder Jdee sogleich einen Leib anbildet. Sch. 1109b etc.
3) bildend anähnlichen, s. 2: Angebildet wurden jene Leiden den meinigen. G. 24, 299.
4) an Etwas anlehnend und Diesem sich anschließend bilden (s. 3): Je mehr wir uns Sinn und Gefallen an solchen Geisteswerken an-und aus-b. Gervinus Sh. 1, Xl, versch. 5.
5) An Etwas (Accus.) a., heran-b.: Wo der Mensch irgend bedeutsame Laute überliefert erhalten hat, bildet er seine Sprache an sie an. WHumboldt 3, 261, vgl. 3, versch. 4. Dazu in allen Bed.: Anbildung, f.; –en. ūf-: bildend aufführen, emporrichten, s. empor-, herauf-b.: Daß mir ein ganzes Gedicht sich vor den Augen aufbildete. Eckermann G. 1, 187; Die Form dergestalt zu vereinfachen und von dieser Einfachheit dergestalt organisch aufzubilden. Laube Dr. W. 5, XV etc. Aūs- [5]: Etwas, Einen, sich bildend entwickeln, vgl.: an-b. 2: Seine Eigenthümlichkeit a. G. 39, 156; Diese Hypothese weiter a. 193; Dem kindischen Geiste, wie dem ausgebildeten. 6; So träumt man von arkadischen Gefilden, | so pflegt man sich ein Tempe auszubilden [vorzustellen, sich auszumalen]. 35, 416; Wenn so zwei Personen von verschiednem Geschlecht sich ein Verhältnis a. u. ein-b., wie reine Freundschaft. FSchlegel Luc. 109; Nur dürftig ausgebildet | zum Menschen. Schlegel Cymb. 4, 2 etc. Unausgebildet. Gutzkow R. 1, 24 U. V. Ausdauer, die zur Ausbildung eines solchen Talentes gehört. G. 15, 22, Daß solche Ausbildungen [der Tempel] für jene Zeit nicht waren. 31, 27 etc.; Die Gefahren der hin und her tastenden Selbstausbildung. Gutzkow Kön. 31; Verlieren sich von der edlen Einfalt der Natur und schwelgen zu sehr in Nebenausbildungen [bei ihren Liedern]. V. Br. 2, 259 etc. Dār-: im Bilde darstellen (selten): Wie viel, das unsre Gehirnfibern gar nicht d. können. Lichtenberg 1, 157. I. Dúrch-: bildend durchdringen; in allen Theilen, vollständig bilden, aus-b.: Lustspiel, das eine vollkommen durchgebildete Handlung besitzt. Danzel 148; Daß die Familie nur in Deutschland zur höchsten Gestalt sich durchbildete. Immermann 12, 103; Eine aus- und durchgebildete Nationalität. Kohl A. 2, 90 etc.; Durchbildung. Danzel 14; 32 etc. II. Durch-: selten statt I, vollständig bilden: Selbst der Durchbildetste. Kapper Chr. 2, 228. Eīn-:
1) bildend einprägen, in dem Geiste ein Bild, eine lebhafte, anschauliche Vorstellung erwecken, vgl.: vor-b., an-b. etc.: Dein Bild, dies bilde ganz mir ein. Arndt 595; Komödien, in welchen sie ihnen ... Abgötterei vor Augen stellten und so einbildeten. Gervinus Lit. 3, 89; Wo wir nicht einmal Kraft und Liebe genug haben, Das lebendig einzubilden, was wirklich und gegenwärtig vorhanden und in unsern Besitz gegeben ist. Goltz 1, 216; So siehe zu, daß du dir Solches einbildest und dich an Christús’ Wort und Vermahnung haltest. Luther 5, 535a; 532b; 6, 7b; 10a; 267b etc.; Daß sie sich eine vollkommne Schönheit eingebildet, ob sie sie gleich in der Ausübung nie völlig erreicht haben. Mendelssohn 4, 1, ꝛ-, Du bilde deinem Geist das Urbild selber ein. Rückert W. 1, 130; Ich hätte nie Etwas in Musik zu setzen gewusst, ohne mir ein plastisches Modell einzubilden. Zelter 3, 297; Wer ein Weib nimmt, Der bilde ihm nur ein [stelle es sich lebhaft vor, mache sich darauf gefasst], sie werde das Dominium haben. Zinkgräf 1, 149 U. v., nicht zu verwechseln mit der gewöhnlicheren Bed. 3.
2) Zuweilen, namentl. refl., minder prägnant = sich ⏑1 denken, vorstellen: Ihr Frauen, bildet euch Lisettens Freude ein. Burmann 110; Da macht sich’s nun zum Theil, wie sich’s die Herren eingebildet haben. G. 29, 213; Die ehrlichen Landleute bildeten sich wohl ein, daß der arme Mensch ganz entsetzlich Zahnweh haben müsse. Hebel 3, 497; Bildet sich aber Herr Klotz demungeachtet die Vergänglichkeit des Wachses nicht weit größer ein, als sie wirklich ist. L. 11, 187; 28; 3, 409; 5, 25; Das hab’ ich mir gleich eingebildet. Sch. 192a; Jch bilde mir ein, man verkennt uns. 717a etc.
3) am gewöhnlichsten: Einem, sich eine haltlose, ungegründete, irrige, falsche Vorstellung erwecken, Etwas einreden, s. Bild 2e: Bilde mir nicht ein, ’was Rechtes zu wissen, | bilde mir nicht ein, ich könnte ’was lehren. G. 11, 19; Jhre eingebildete Offenbarung. 14, 255; In eingebildt’em Glück ein wirklich Elend findt. Haller 149; Grundsätze, die er sich als fest und wahr eingebildet hatte. Stilling 1, 87; Sich Etwas steif und fest e.; Du willst mir Etwas e., ich lasse mir Nichts e.
4) (s. 3) so namentl. auch: Sich Viel etc. e., eine meist irrige hohe Meinung von seinem Werthe haben; sich Viel, groß dünken, zumal mit „auf“ zur Bezeichnung Dessen, was als Grundlage der hohen Meinung dient, sich Etwas auf eine Sache zu Gut thun etc.: Gedichte, auf die ich mir wirklich Etwas einbilde [mit Recht]. Platen 7, 8; Bildeten sich nicht wenig darauf ein, daß sie in die große Kajüte kommen durften. Forster R. 1, 245; Die Jugend, sagt man, bilde sich zu Viel | auf ihre Kraft, auf ihren Willen ein. G. 13, 246; Die sich auf das bischen Adel Wunderstreiche einbildet. 14, 75; Was sich der hergelaufene Jnstrumentenmacher einbildet. Hebel 3, 458 etc. Veraltet: Daß ichmich von Tage zu Tage mehr mit meiner kleinen Natur einbildete. Wackernagel 3, 1, 855, Z. 15. Dazu: Eingebildet, als Ew. = einbildisch, sich Viel einbildend, dünkelhaft: Eingebildeter Narr. So auch: Die Eingebildetheit. i) ungewöhnl.: Jch bilde mir ein, sehr schlaftrunken zu sein und kann nicht eine Zeile weiter schreiben. G. 14, 197, wohl = ich habe die lebhafte Empfindung der Schlaftrunkenheit, s. 1. 6) dazu in allen Bed.: Einbildung, f., –en, z. B. (s. 1): Phantasie, gewöhnlich Einbildungskraft; irrige, unbegründete Vorstellung, s. 3, Dünkel, s. 4. Empōr-: auf-b.: Die Menschheit, das in allen seinen Gliedern gleichberechtigte Geschlecht, soll so emporgebildet werden. Burmeister gB. 1, 47; Gelegenheit, sich daran empor zu bilden. Keller gH. 1, 113. Ent-:
1) von der Bildung, Gestalt losmachen: Gute und schlechte Formen haben unter einander sich zertrümmert, alle in Unwesen sich entbildet. FHJacobi 5, 186; Jede Entartung ist Anfangs allemal Entbildung und Einwildung. Jahn M. 54.
2) veralt.: enthüllen. Gryphius Fr. 514. Er-: durch Bilden erlangen, erreichen: Von nun war denn auch an den Spartanern Alles erbildet, alle Vortrefflichkeit errungen etc. Hölderlin H. 1, 139. Fórt-: weiterbilden; Fortbildung. Fǖr-: veraltet statt vor-b. Luther 8, 7a etc. Ge-: Gebilde formen, selten: Irdische Begier steigt auf im Herzen, | wo nur Gebildung sollte geistig walten. WHumboldt Son. 202. Hêr-, Hín- etc.: Jedes Jahr bildet sich ein großer Schneeteppich über alle Gipfel und Thäler der Alpen hin. Kohl A. 3, 2. Einen sich an Etwas (G. 31, 50), sich zu Etwas heran-b. Lewald W. 2, 463 U. v.; Zur Her- anbildung eines Menschenbundes. Gutzkow R. 9, 176. Deren Tochter ich zu einem herrlichen Geschöpf herauf-b. wollte. G. 15, 14 etc. Die Revolution wird schon bedeutende Männer aus sich heraus-b. Auerbach Tag. 1––, Das charakteristische Her- ausbilden. Laube DrW. 5, av1lI; Meine Herausbildung gefördert. Kühne Fr. 184. Formen, in welche sich das ganze Gemüth hinein-b. könnte. WHumboldt 3, 243. Zu Vielen bildet Eine sich hinüber. G. 2, 96. So Manches, was uns innerlich eigenst angehört, sollen wir nicht nach außen hervor-b. 2~, -5; Am Sanskrit hat sie die vergleichende Sprachforschung hervorgebildet. Böckh. Míß-: falsch, unförmlich bilden. Über die Doppelbetonung und das Partic.: miß(ge)bildet, s. Miß: Mich nach- und umzubilden, mißzubilden |versuchten sie seit vollen funfzig Jahren. G. 4, 54; So verschmäht er nicht, auch seltsam ausgezeichnete, allgemein bekannte wunderlich gebildete, ja den letzten Gegensatz, mißgebildete [Personen] darzustellen. 31, 94; Ein so mißgebildetes, unvollkommenes Wesen. H. 9, 343; Ein mißgebildeter Körper. L. 6, 509; So feiner Art, daß sie unter den Händen des Ausbilders leicht mißbildet wird. Stolberg 10, 416 etc. Mißbildung, f.; –en. Forster Br. 1, 452; FSchlegel Luc. 111. V. Myth. 1, –74 etc. Nāch-: später, zumeist nach einem Vorbilde, bilden: Etwas einem Muster nachbilden; Rein der Natur nachgebildet. Forster A. 1, 187; Die Phantasie ist gewohnt, von innen heraus, nicht fremdem Machwerk nachzubilden. 121; Indem mein arbeitsamer Stahl | ihr diesen Marmor nachzubilden [sie darin darzustellen] strebt. Ramler 293; Ein Ideal, dem man sich gern nachbildet. Zschokke, vgl.: auch über die Konstr., nachahmen, Anm.; Die Nachbildungen unseres Gemäldes. G. 31, 66; Naturgetreue Reliefnachbildungen von Bergen und Thälern. Kohl A. 2, 275. Rück-: in eine frühere oder schlechtere etc. )] Gestalt, Bildungsform zurückbringen: Bei den meisten dieser Thiere gehen nach und nach die Augen verloren ..., die Füße verlieren allmählich ihre Rudergestalt und werden zu Haken und Krallen umgebildet; so schreitet die Rückbildung der einzelnen Organe stets mehr und mehr vor. Vogt Oc. 2, 102. Sínn-: ein Sinnbild (s. d.), Etwas sinnbildlich darstellen, vgl.: sinnbildern: Der ursprünglich stummen Religion s–des Symbol und sinnmunkelnder Mythos. V. Ant. 1, 13. Dazu: So blieb es der gegenwärtigen Zeit vorbehalten, in einem . .. Herrmann seine Trefflichkeit auch unserer Mitwelt zu ver-s. Werner Kr. 1, XlIl; Prutz DM. 1, 2, 845, sinnbildlich darstellen. Über-: im Ubermaß bilden, worunter das innre Wesen auf Kosten der äußern Form leidet etc., vgl.: ver-b.: Wenn nun eine schöne Natur sich allzu zart, sich allzu gewissenhaft bildet, ja, wenn man will, sich überbildet. G. 17, 292; In einer ausgebildeten, überbildeten, verbildeten, vertrackten Welt leben und wirken. 4, 233; Wie sie [die Sprache] sich auf dem Wege der Kultur bis zu einer ihrer Energie schädlichen Verfeinerung gleichsam überbildet. Jenisch 298; Er läuft nicht die Gefahr einer falschen Überbildung, die dem Leben zuletzt alle Heiligkeit raubt. Temme. Um-: bildend umnformen, umgestalten, in allmählicher Entwicklung aus einer Gestalt in eine andre hervorgehn lassen: Das Umgestaltete hat eine neue Gestalt; bei dem Umgebildeten ist diese aus der ursprünglichen hervorgegangen, entwickelt (s. auch verwandeln etc.): So sind wir erneute Geschöpfe, | umgebildet und frei. G. 5, 91; Eine rohe Materie, die er zu einer Gestalt um-b. will. 16, 80; Wie sich eben dasselbe Bekenntnis nach den Gesinnungen verschiedner Personen umbildet. 22, 203; Die über organische Natur, deren Bilder und Um-b. mir gleichsam eingeimpften Jdeen. 24, 111; Gedicht, das die antike Fabel sinnvoll ins Moderne umbildet. WHumboldt 3, 348; Rohe Menschen lieber bilden, als schon gebildete um-b. L. 12, 533; Die Fähigkeit, das Unvermeidliche ... voraus zu sehen, die sich in dergleichen ... Vision umbildet. Tieck A. 1, 73; Wie der Hochschnee .. in .. Firn umgebildet wird. Tschudi Th. 482; Im Umgang mit Hellenen aus einem Barbaren zu einem Menschen umgebildet zu werden. W. 18, 127 etc.; Eine Bibliothek aus dem Todesschlaf zu wecken, welches denn freilich nur durch völlige Um- und Umbildung geschehen kann. G. Reinh. 183; Umbildungen biblischer Geschichten. Rückert Morg. 1, 1. Ver-: eine falsche, verkehrte Bildung geben: Dagegen ver-b. [entstellen] sich die Weiber durch zottige, sehr weite Mützen. G. 23, 16; 21, 103; Daß sie zu unreinen Bastardworten werden verbildet. Schottel 5; Das verbildete Werk auf den Amboß wieder geleget. V. Myth. 1, 63; Soviele Gottheiten die spätere Mythologie in das Thierische verbildete. Ant. 1, 268; 394; Doch wird sie endlich tagen, | die Bildung in verbildet rohen Herzen. Werner Kr. 1, 9; Unsre so oft in kleinlicher Verbildung ruhende Weltanschauung. Tschudi Th. 5; Überbildung ist eine Art der Verbildung etc. Jronisch: Die wilde und unverbildete Kastanie. Immermann M. 1, 10. Früher auch = ab-b., bildlich darstellen. Zwingli 2, 25 ff. Ferner: „Minerva verbildet sich“. Schaidenraißer 31b = „,nahmn an sich die Gestalt und Bildnis eines Manns“. Vōr-:
1) eine vorbereitende Bildung geben: Das [Organ] muß ..., um diese Erscheinung bewirken zu können, auch am besondersten dazu vorgebildet sein. Burmeister gB. 1, 73; Ein höherer v–der Unterricht in den Wissenschaften. Guhrauer Less. 2, 6; Dort sind ..! Diakonissinnen vorgebildet worden. Gutzkow Diak. 48; Wegen mangelnder Vorbildung etc.
2) etwas Spätres vorbedeutend darstellen: Die gearmten Krinoīdeen; sie bilden die späteren Asteroīdeen vor. Burmeister gB. 1, 161; Vorbildungen späterer Organisationen. 175; Die Morgenröthe ... bildet vor den Tag, der da kommen soll. Fichte 7, 279; In welchem .. Fall sie uns vollkommen kleine Zweige vor-b. G. 36, 23; Früchte und Wurzeln sind deutlich nachgeäfft, oder vielmehr vorgebildet [in den Korallen]. Kohl A. 3, 230; Daß die ganze künftige Welt in der gegenwärtigen stecke und vollkommen vorgebildet sei. Leibnitz 2, 49 etc.
3) dem Auge (auch dem geistigen) ein Bild vorführen, Etwas anschaulich darstellen: Wie wahr, schön und naturtreu ist Das Alles vorgebildet! Börne 1, 306; Schloß die Augen und ahmte den glücklichen Schlaf nach, den er sich vorgebildet hatte. G. 29, 221; Die Reinheit eines tiefen Wassers macht jenes den Augen vorgebildete Feuerphänomen möglich. 40, 29; Als die Vegetation mir Schritt vor Schritt ihr Verfahren vorbildete. 419; Das Standbild ... erhob die rechte Hand und bildete den Ausdruck einer Warnung oder Drohung vor. Musäus M. 3, 165; Jch will heut den Versuch beginnen lassen: | die Lichtwelt euch im Spiele vorzubilden. Werner Kr. 1, 7; Haben wir die Vorbildung der erhabnen Geheimnisse, bis auf die Sprache sie zu bezeichnen, verloren. Klinger F. 74; Diese sinnliche Vorbildung [Aufführung eines Stücks]. Boas Sch. 1, 246 etc.
4) so auch von einer falschen Vorstellung, vorspiegeln (vgl.: ein-b. 3): Es ist doch sonderbar, was meine Frauen | für Geister sahn? wer weiß es, was die Furcht | den guten Kindern vorgebildet. G. 8, 41 etc.
5) ein nachzuahmendes Vorbild geben, vgl.: vor-zeichnen, -schreiben etc.: Der Schüler bilde die ihm in der Vorschrift vorgebildeten Buchstaben genau nach! etc. Wēīter-: fort-b.: An der Weiterbildung der Menschheit. Burmeister Gsch. III. Wīder-: veralt. = vorstellen: Das ist, bedeutet oder widerbildet meinen Leichnam. Zwingli 3, 4, s. Benecke. Zérr-: ein Zerrbild machen, karikieren. Dazu: Alle Welt zu ver-z., zu verfratzen. Jahn M. 115, zu einem Zerrbilde gestalten. Zū-: etwas Zugehöriges bildend zufügen; auch: bildend Etwas, sich einem Ziele, Muster, Zweck etc. nähern, zuführen, anschließen: Das Jdeal, dem er einen Körper z. möchte. Goltz 1, 14; Die neue Jdee wird sich ihren neuen Leib z. 24; Er hat sein Zeitalter sich zugebildet. G. 27, 426; Eine Granitart, die sich dem Gneis zubildet [ähnelt]. 23, 16; Unter seinen Augen bin ich geworden; ein langer Umgang hat mich ihm zugebildet. Sch. 736a; Daß sie ihre Menschen den Gesetzen z., die sie ihnen ertheilen. 1028a etc. Zurück-: s. rück-b.: Die Eigenschaft, welche mit einem materiellen Substrate in übereinstimmender Weise sich entwickelt und zurückbildet. Vogt Köhl. 118. Zusámmen-:
1) gemeinsam bilden. 2) bildend zusammensetzen: Stoffe, aus denen die Pflanze ... ihre Hülle zusammengebildet. Zschokke 1, 221 etc.