Faksimile 0126 | Seite 118
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bessern
Béssern: 1) tr.:
besser machen:
a) in einen bessern Zustand versetzen, ver-b., s. d.: Daß ihr die Gemeinde bessert. Bibel; Der Andre wird davon nicht gebessert [erbaut, besser, hat keinen Nutzen davon]. ebd.; War durch diese Vorstellungen nur für kurze Zeit gebessert [beruhigt]. G. 16, 48; Daß alle Verbesserungen Nichts helfen dürften, wenn nicht vorher die Verbesserer gebessert würden. Heine Lut. 2, 246; Den die Welt, wie andere Juwelen, erst durch Hohlschleifen lichtetund . bessert. IP.21, 2; Ungebessert sterben. Stilling 2, 281 etc. Zuw. ohneObjekt: Die Liebe bessert. 1. Kor. 8, 1; 10, 23; Wie seltsam er [Gott] oft bessert, | er übersieht uns weit. V. 3, 190.
b) Landwirthsch. (s. a): meliorieren, düngen: Man braucht das Land gar nicht zu b. [düngen]. vHorn Schmj. 73; Den Hof ... zu bauen, zu b. und zu nutzen. Möser Ph. 4, 335.
c) Etwas gutmachen, einem Übelstand abhelfen etc.: Die beiderseitigen Beschwerden vertragen und b. Bahlmann; Den festen Vorsatz, ihn [den Fehl] zu b. L.; „Doch ungebessert in der tiefen Brust | ließ er den Haß. Sch. 489b etc., vgl. büßen.
d) aus-b. (s. d.), etwas Schadhaftes wieder herstellen, in Stand setzen, reparieren, mit Rücksicht auf den frühen brauchbaren Zustand: Kleider, Wege (Jes. 58, 12); ein Haus; am Hause (2. Kön. 12, 12); was baufällig ist am Hause (5); eine Festung, Feste (Nah. 3, 14); die Stadt (1. Macc.10, 10) b. etc.; Das alte Fuhrwerk durch Flicken und B. im Gange zu erhalten. Zelter 2, 23. 2) refl.: besser werden:
a) persönlich: Sich b. wie ein alter Wolf; Böse b. oft sich so, | wie die Mispeln erst auf Stroh; So er sich bessert, vergieb ihm. Bibel; Der Kranke bessert sich; Der Schüler hat sich im Schreiben sehr gebessert; Blitz! duhast dich stets gebessert, |Hans im Glücke! Chamisso 3,205; Der Wind besserte sich. G. 23, 280; Ein weiser Mann, | der sich an eines Andern Unfall b. kann. Luther 5,271b; Sich nicht um ein Haar b. 8, 251a; Meine Lage hatte sich schlecht [wenig, nicht] gebessert. Zschokke 8, 386, s. Schlimm-b.
b) unpersönlich: Es bessert sich mit Et-: was, mit Einem, mit dem Kranken etc. 3) intr. (haben), schweizr.: Wo lange verstocktes Böses ist, da bessert es nie, da böset es alle Tage. Gotthelf G. 190; Es hätte mir schon gebessert um das Herz [mir wäre schon wohler], daß ich . dich nur sehen kann. U. 1, 31 u. o., vgl.: Guten, Wohlen. 4) Dazu: Besserer, namentlich in Zsstzg., s. d. und z. B.: Wegebesserer [1d] etc., weibl. Besserin, s. Abenteurer etc., und Besserung in den angegebnen: Bedeutungen, z.B.: Das geschieht euch zur Besserung [1a, zum Frommen, Nutzen]. Bibel; Thöricht, auf Beßrung der Thoren zu harren. G.; Alles dient zu seinem Wohl, | und zielt auf nichts als Besserungen. Hagedorn; Wirkliche Besserungen und Vortheile können oftmals wider herrschende Moden nicht aufkommen. Reiske; Furcht ist da, aber keine Besserung etc.; Reformation od. Kirchenbesserung.Alexis H. 2, 3, 129; Ganz gewandt| in Einsamkeit zur Seelenbesserung. V. Sh. 1, 11. Allwo noch Besserung [1b] u. Düngung in dem Acker sich befinden. Reichhard Gart. 1, 70; Gebäude u. Besserungen [Meliorationen des Hofes] gehören nicht darunter. Möser Ph. 3, 281 u. v. Solche Beschwerung zur Besserung [1c] gestellt. Reichsabsch. 1512 §. 4. übler Kleider Besserung. Rückert Mak. 1, 65; Wegebesserung. G. 10, 182; Chausseebesserung. 40, 231. So war der Patient ’bald auf dem Wege der Besserung [2 Genesung]. G. 16, 281; Gute Besserung wünschen, s. besser 3.
Anm. S. baß, batten und büßen.
Zsstzg. z. B.: Āūf-: durch Besserung empor-, in die Höhe bringen: Sobakd [ein Erziehungsbuch] svgar Prinzchen aufbessert. JP. 54, 130; Zur Aufbesserung der schmählich vernachlässigten Landwirthschaft. Kinkel E. 236; Aufbesserung des Preises etc. Aūs- [1d]: Schadhaftes herstellen, namentlich vom (mehr handwerksmäßigen) Flicken und Reparieren des Schadhaften in Bezug auf Einzelnes: Er hat die Maschine nicht nur nusgebessert [die schadhaft gewvrdne wieder in den frühern Stand der Brauchbarkeit hergestellt], sondern durch eine neue Einrichtung wesentlich verbessert [besser gemacht als sie je gewesen]; Wäsche, Netze, ein Rad, schlechte Wege, baufällige Häuser etc. a.; Der Tanzmeister, der an meinen Tritten und Schritten noch Manches ausbesserte. G. 21, 220 etc.; Von Ausbesserern übermalt. Lavater 72; Die Ausbess(e)rtn der Wäsche; Daß die poetischen Werke durch die Ausbesserung [die Feile in Bezug auf Einzelheiten] mehr verloren als gewonnen. Mendelssohn 4, 1, 233; Haller 74; Vorr. 11 und 14; Weichmann 1, LIII.; Von seiner bisherigen Lebensweise sich innetlich auszubessern und auszuheilen. Mörike N. 343; Das moralische Prinzip, die „Ausbesserung des Menschen“. Guhrauer L. 2, 127 etc.; So lange wir die große Kraft, uns Etwas vorzustellen, nicht | in uns bedachtsam ausgebessert. Brockes 9, 481 etc.
Er-: veralt.: Welches Schloß erbessert, befestiget und zur Wehr noch baß verfasst ist. Stumpf 391b.
Ge-: veralt.: Ich kann es nicht g. Weidner 284. Hêr- etc.: Meinen Körper hab’ ich zum Ertragen der Arbeit ziemlich hergebessert [hergestellt]. JP. HV. 137; Müsse sich noch gar anders heraus-b. [seine Vermögensverhältnisse müßten weit besser werden], wenn er zur Heirath einwilligen solle. Spindler St. 1, 5; An Etwas herum-b. ꝛe.
Miß-: schlimm-b. s. †miß.
Nāch-: nachträglich, hinterher verbessern, z. B. an einem fertigen Gebände die hervorragenden Steine wegarbeiten; Noch einkehren u. n. [nochmal essen]. Gotthelf Sch. 262etc.
Schlímm-: Sch., ver-sch., mit der ins Schlimme umschlagenden, ver- unglückenden Absicht, Etwas zu bessern, ändern; es durch vermeintliche Verbesserung verschlechtern, verballhornen, aus der Krümme in die Beuge, s. d., bringen, vgl. auch zer-b.: Ein Schlimmbesserer; Verschlimmbesserung etc.
Über-:
1) bessernd überarbeiten: Die Überbesserung [Melioration]. Frank. Reform 1, 45, 18. 2)überverbessern. Úm-: bessernd umgestalten: Seinem Hute, den seine Unordnung sozusagen in einen adligen Federhut umbesserte. IP. 1, 13; 83 etc. Ver-: besser machen, durch etwas außer dem Gegenstand auf ihn Wirkendes, versch. aus-b. s. d. und das Beides umfassende bessern, das namentlich auch ein Besserwerden (von innen heraus) bezeichnet: Ein Kranker, ein reuiger Sünder bessert sich; Dieser Kaufmann hat seine Umstände, seine –Umstände haben sich verbesfert; Ich habe mich beim Wechsel der Stelle um hundert Thaler verbeffert; Man verändert sich oft-und verbessert sich selten; Bis seine Säfte sich verbessert. G.; Eurer Sitten Werth hat alles Das [diese Ubelstände] verbessert. Haller; Daß ich nur verschlimmre, was ich v. will. Sch.; In der Schenke verbesserte er seinen Anzug ein wenig. Tieck; Etwas ins Schlimme v.; Daß man sagen kann, man habe sich überarbeitet und überverbessert. Kohl E. 2, 136 etc.; Den städtischen Sittenverbeßrer. Fallmerayer Or. 2, 28; Unberufene Weltverbesserer. 29; Sich nie zu einem Religionsverbesserer aufgeworfen. L. 11,30; Der erste Schritt nicht zu seiner [des Theaters] Besserung, sondern zu einer sogenannten Verbesserung geschah. G. 35, 336; Berbesserung ihres Hausstandes. *Kinkel E.418; Der Mensch hofft immer Verbesserung. Sch.81b; Gehalts-, Kirchenverbesserung etc. Zer-: durch übertriebene, falsche Besserungsversuche verderben: Daß Jffland dieses schöne; durch Richts zu ersetzende Wort [drall] durch „rasch“ z. und verhochdeutschen zu müssen glaubte. Campe Verdeutsch. 55 u. ä. m.