Faksimile 0121 | Seite 113
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bellen
Béllen, intr. (haben):
s. Anm.: 1) vom Hunde, laut werden, seine Stimme von sich geben: Hunde, die viel b., beißen nicht; Verzagte Hunde b. am meisten; Auf ihrem Mist b. die Hunde tapfer; Wenn ein Hund bellt, klaffen sie alle; Die Gänse gagen davon, es b–’s die Hunde in der Stadt (vgl. aus-b.). L. 11, 686 u. ä. Sprchw.; Ich bleibe dem Geliebten stumm | und belle Bettlern oder Dieben. Hagedorn 2, 48, gegen Bettler, vgl. an-b. Auch tr. und oft refl. mit Angabe der Wirkung: Da ein jeglicher zehnmal heller belle, auf daß sie die Gojim .. taub, blind, thörichst und stracks zu Tode b. Luther 8, 115b; Du bellest dir umsonst die Kehle wund. Ramler F. 3, 294; Sich matt, heißer, außer Athem b. etc. Außer dem B. wird den Hunden auch ein Baffen, Bäffen, Bäffzen, Bauzen, Gauzen, Belfen, Belfern, Gelfen, Gelfern, Jelpen, Blaffen, Klaffen, Kläffen, Heulen, Jaulen, Janken, Jawken, Winseln, Günseln, Brummen, Murren, Gnarren, Gnurren, Knurren, Schrellen, Schrillen etc., weidm. auch ein Lauten beigelegt. 2) von andern Thieren, namentl. weidm. vom Fuchs. Döbel; Claudius 4, 88; Hagedorn 2, 34 etc.; nach Adelung auch vom Reh; ferner vom Schakal, Freiligrath Garb. 142; vom Murmelthier, Stumpf 610a; Tschudi Th. 550, vgl. Mistbeller; auch vom Wolf: Wenn er im Winter heulend bellt. Brockes 9, 251 etc., s. auch Bolle, Bulle. 3) Übertr.: mit Ungestüm, Eifer und Heftigkeit laut werden, wobei theils die hervorgebrachten Laute dem Gebell ähnlich erscheinen, theils auch die sie Hervorbringenden als hundeähnlich und hündisch: Ein Teufel habe aus ihr gebellt. Auerbach Dorf. 4, 253; [Der Postwagen] maue, belle, knurre etc. Börne 2, 85; Ein reißendes Thier billt in meinem Eingeweide [der Hunger als Hund, s. widerbellen]. Gerstenberg Ug. 60; Worte, die er mit b–den, stotternden Tönen erwiederte. G. 23, 248; Voran dem Sturm, dem wilden Jäger, der Ungewitter Meute bellt. Gottschal Gött. 5; Die Mißgunst billt. Günther 20; Mein Gewissen billt. 1041; Endlich aber wachet das b–de Hündlein an der linken Brust auf. Hammer RH. 435; Er hört den Zank nicht vor Gerichten b. Hagedorn 1, 106; Den b–den Hunger. Musäus M. 1, 99; Der Arzt bellt selber ärger als seine [hustenden] 15 Kunden. IP. 1, 89; Mir haben die Hunde bereits als einem Bekannten | auf zu b. gehört, die Leute b. noch immer. Rückert 1, 357; Einem Hund an Unverschämtheit gleich, | lebt er und bellt. V. 4, 134; Das Herz im Innersten bellt ihm. | So wie die muthige Hündin, die zarten Jungen umwandelnd, | Jemand, den sie nicht kennt, anbellt und zum Kampf sich ereifert: | also bellt’ ihm das Herz, gereizt durch die schändlichen Frevel. Od. 20, 13; Der Magen bellt [knurrt] vor Hunger etc.; Gegen (Klinger 1, 277), wider (Luther 5, 492b), auf (L. 1, 10) Einen, über (IP. 28, 50) Etwas b. = schelten; Von Etwas b. Luther 4, 382b, mit Eifer reden etc.
Anm. Ahd., mhd. billen, mit starker Form, so noch Boll, Bölle; gebollen; billst, billt; bill! nicht bloß bei Ältern, sondern z. B. auch noch: Er billt. G. 2, 204; Hagedorn 2, 230; L. 1, 10; IP. 1, 128; Schwab 423 etc. Boll. Blumauer 2, 129; G. 22, 58; IP. 10, 172; V. Sh. 3, 281 etc.; Gebollen. IP. 18, 30 etc.; veralt. auch Impf. ball. Keisersberg Am. 12a; Schaidenraißer 68a etc., ferner: O hätt’ ich meine Seel’ im Würgen ausgebillet. Lohen- stein Jbr.; Büllende Wunderthier. Schuppius 767, so auch vom Ochsen (Bull), s. Grimm. Ferner Nbnf. Beilen, s. verbellen, Balz und Beil, Anm. Wohl mit Beil (s. d. und beißen) als dem hauenden, spaltenden Werkzeug zusammenhängend, wie auch „klaffen“ sich auf Spalten und den Laut der Hunde bezieht, ferner bauzen, schmettern, schlagen (die Nachtigall schlägt, schmettert) ähnliche Doppelbeziehungen haben. Ursprüngl. in weiterer Bed., wie engl. bell (Glocke, vgl. Bellhammel) beweist, vgl. Fischart B. 112a, wo der Kirche „Schreien und Blärren, Schallen und Bellen, Klingen und Singen“ etc. beigelegt wird, s. Freudengebell. Schwzr. heißt umgekehrt der bellende Hund „Ringgi“- Gotthelf G. 227, vgl. engl. ring = die Glocke läuten etc., s. auch From- mann 3, 28.
Zsstzg. ebenso von den unter 1 angegebnen: baffen, bläffen etc., z. B.: Ab-: Er bellt seine Predigt mehr ab, als er sie vorträgt; Der Hund hat sich abgebellt etc.
Án-:
1) intr.:
a) anfangen zu bellen;
b) bellend ankommen: Der Hund kam angebellt etc.
2) tr.: Einen bellend anfahren, sowohl von Hunden als auch von Menschen etc.: Über das Resultat von den Zeloten ... angebellt. Burmeister gB. 2, 135; Billt er die Weltordnung an. Gotthelf Sch. 156; Anball. Luther 6, 323b; Anboll. IP. 1, 128; Angebollen. Eppendorf 74 etc. Āūf-:
1) intr.: Die laut a–den Teckel. Goltz; Unsre Hunde auf zum Monde bellen. Lenau.
2) tr.: bellend wecken; Der Hund hat mich aus dem Schlaf aufgebellt. Aūs-:
1) intr.: zu Ende bellen: Jetzt hat er [Menzel] längst ausgebellt, Heine Verm. 1, 26.
2) tr.: vgl. aussagen etc.: Der Hofhund bellte sie, krähte der Henne Mann aus. Kl. 2, 232 als etwas Allbekanntes. Be-: tr.: Jch gönne dir dein Glück und ohne daß ich dir aus Mißgunst es bebelle, Ramler F. 2, 318. Durch-: tr.: Tags d. Jagdhunde weit den Forst Tschudi Th. 25. Empōr-: intr.: Hunde bellen empor am Pferd. Schwab 301. Entgêgen-: intr.: Wenn er einmal einem wirklichen Dieb entgegenbellt. Heine; Der Hund bellte freudig dem kommenden Herrn entgegen etc. Er-:
1) intr.: zu bellen beginnen: Als sich nun zeigte der Leu, da erbellten die muthigen Hunde.
2) tr.: Köter und Pfaffen sind Gesellen, | weil sich Beide ihr Brot e. Sprchw. Versch. Erbällen, s. d. Fórt-:
1) intr.: weiterbellen: Der stets fortbelfernden Brigitte. Auerbach Leb. 2, 59.
2) tr.: weg-b., durch Bellen verscheuchen, z.B. einen Dieb. Gêgen-: jntr.: widerbellen, s. d., in bellendem Tone, zänkisch widersprechen. Hêr-, Hin- etc.: Mürrisch und verdrossen bellte er seine Predigt her. Er hustet schrecklich, er wird sich bald hingebellt haben. Der Spitz bellte vom Wagen herab. Der Hund ... suchte den Hirten herbeizubellen. Tschudi Th. 614. Lōs-: intr.: Wie zwei Hunde ... sich .. umknurren und dann plötzlich ... auf einanderl. Klencke Gsp. 1, 145.— Mít-: intr.: Als Allemich schalten, glaubtest du auch m. zu müssen etc. Nāch-: intr.: bellend nachfolgen. König Kl. 1, 358; Einem etwas in bellendem Tone nachsprechen etc. Uber-: tr.: durch Bellen übertäuben etc.: Der Mann mochte sagen was er wollte; seine Xantippe überbellte ihn etc. Um-: tr.: Seinen Hund ..., der ... pflichtgetreu die Herde umbellt hatte. Freitag Soll 2, 292; Welchem der Hund mit der Bläß die hüpfenden Böcklein umbelfert. V. Th. 8, 27. Ver-, tr.: weidm., s. Beil, Anm., von den Hunden, die das Wild (Sauen, Hirsche) zum Stehn bringen u. den Standort durch Bellen anzeigen, s. auch verbällen. Wég-, tr.: fortbellen, durch Bellen fortscheuchen: Ihr Kettenhund, | der Bettler und Diebe wegbellt von der Thür. Mosen. Wēīter-: s. fort-b. Wíder-: gegenbellen: Daß sie ihren Herrn nicht w. Tit. 2, 9; Das W. gewohnt. G. Zelt. 4, 132; Um Recht zu behalten und etwa zu w. König Kl. 2, 346; Falsch Geschrei und nichtiges W. Luther 8, 7b; Eines bösen halsstarrigen Weibes, das ihrem Mann widerbelfert. 63a; Das Weinverbot, dagegen nun der Trieb nicht widerbelle. Rückert Mak. 1, 196. Zuw. auch trennbar mit betontem Bstw., wie bei gegen-b.: Gern hätte sie widergebelfert. Langbein 1, 202; Er bellt gegen [wider], doch vgl.: widersprechen. Versch.: Wīēderbellen, aufs Neue, zum zweiten Mal bellen. Zū-, intr. und tr.: Sein treuer Hund ... bellt ihm Freude zu. H. 16, 126. Zurück, tr.: Etwas als Antwort, Entgegnung.