bellen
Béllen, intr. (haben):
s. Anm.: 1) vom Hunde, laut werden, seine Stimme von sich geben: Hunde, die viel b., beißen nicht; Verzagte Hunde b. am meisten; Auf ihrem Mist b. die Hunde tapfer; Wenn ein Hund bellt, klaffen sie alle; Die Gänse gagen davon, es b–’s die Hunde in der Stadt (vgl. aus-b.). 11, 686 u. ä. Sprchw.; Ich bleibe dem Geliebten stumm | und belle Bettlern oder Dieben. 2, 48, gegen Bettler, vgl. an-b. Auch tr. und oft refl. mit Angabe der Wirkung: Da ein jeglicher zehnmal heller belle, auf daß sie die Gojim .. taub, blind, thörichst und stracks zu Tode b. 8, 115b; Du bellest dir umsonst die Kehle wund. F. 3, 294; Sich matt, heißer, außer Athem b. etc. Außer dem B. wird den Hunden auch ein Baffen, Bäffen, Bäffzen, Bauzen, Gauzen, Belfen, Belfern, Gelfen, Gelfern, Jelpen, Blaffen, Klaffen, Kläffen, Heulen, Jaulen, Janken, Jawken, Winseln, Günseln, Brummen, Murren, Gnarren, Gnurren, Knurren, Schrellen, Schrillen etc., weidm. auch ein Lauten beigelegt. — 2) von andern Thieren, namentl. weidm. vom Fuchs. 4, 88; 2, 34 etc.; nach auch vom Reh; ferner vom Schakal, Garb. 142; vom Murmelthier, 610a; Th. 550, vgl. Mistbeller; auch vom Wolf: Wenn er im Winter heulend bellt. 9, 251 etc., s. auch Bolle, Bulle. — 3) Übertr.: mit Ungestüm, Eifer und Heftigkeit laut werden, wobei theils die hervorgebrachten Laute dem Gebell ähnlich erscheinen, theils auch die sie Hervorbringenden als hundeähnlich und hündisch: Ein Teufel habe aus ihr gebellt. Dorf. 4, 253; [Der Postwagen] maue, belle, knurre etc. 2, 85; Ein reißendes Thier billt in meinem Eingeweide [der Hunger als Hund, s. widerbellen]. Ug. 60; Worte, die er mit b–den, stotternden Tönen erwiederte. 23, 248; Voran dem Sturm, dem wilden Jäger, der Ungewitter Meute bellt. Gött. 5; Die Mißgunst billt. 20; Mein Gewissen billt. 1041; Endlich aber wachet das b–de Hündlein an der linken Brust auf. RH. 435; Er hört den Zank nicht vor Gerichten b. 1, 106; Den b–den Hunger. M. 1, 99; Der Arzt bellt selber ärger als seine [hustenden] 15 Kunden. 1, 89; Mir haben die Hunde bereits als einem Bekannten | auf zu b. gehört, die Leute b. noch immer. 1, 357; Einem Hund an Unverschämtheit gleich, | lebt er und bellt. 4, 134; Das Herz im Innersten bellt ihm. | So wie die muthige Hündin, die zarten Jungen umwandelnd, | Jemand, den sie nicht kennt, anbellt und zum Kampf sich ereifert: | also bellt’ ihm das Herz, gereizt durch die schändlichen Frevel. Od. 20, 13; Der Magen bellt [knurrt] vor Hunger etc.; Gegen 1, 277), wider 5, 492b), auf 1, 10) Einen, über 28, 50) Etwas b. = schelten; Von Etwas b. 4, 382b, mit Eifer reden etc.
Anm. Ahd., mhd. billen, mit starker Form, so noch Boll, Bölle; gebollen; billst, billt; bill! nicht bloß bei Ältern, sondern z. B. auch noch: Er billt. 2, 204; 2, 230; 1, 10; 1, 128; 423 etc. Boll. 2, 129; 22, 58; 10, 172; Sh. 3, 281 etc.; Gebollen. 18, 30 etc.; veralt. auch Impf. ball. Am. 12a; 68a etc., ferner: O hätt’ ich meine Seel’ im Würgen ausgebillet. stein Jbr.; Büllende Wunderthier. 767, so auch vom Ochsen (Bull), s. — Ferner Nbnf. Beilen, s. verbellen, Balz und Beil, Anm. Wohl mit Beil (s. d. und beißen) als dem hauenden, spaltenden Werkzeug zusammenhängend, wie auch „klaffen“ sich auf Spalten und den Laut der Hunde bezieht, ferner bauzen, schmettern, schlagen (die Nachtigall schlägt, schmettert) ähnliche Doppelbeziehungen haben. Ursprüngl. in weiterer Bed., wie engl. bell (Glocke, vgl. Bellhammel) beweist, vgl. B. 112a, wo der Kirche „Schreien und Blärren, Schallen und Bellen, Klingen und Singen“ etc. beigelegt wird, s. Freudengebell. — Schwzr. heißt umgekehrt der bellende Hund „Ringgi“- G. 227, vgl. engl. ring = die Glocke läuten etc., s. auch mann 3, 28.
Zsstzg. ebenso von den unter 1 angegebnen: baffen, bläffen etc., z. B.: Ab-: Er bellt seine Predigt mehr ab, als er sie vorträgt; Der Hund hat sich abgebellt etc. —
Án-:
1) intr.:
a) anfangen zu bellen;
b) bellend ankommen: Der Hund kam angebellt etc. —
2) tr.: Einen bellend anfahren, sowohl von Hunden als auch von Menschen etc.: Über das Resultat von den Zeloten ... angebellt. gB. 2, 135; Billt er die Weltordnung an. Sch. 156; Anball. 6, 323b; Anboll. 1, 128; Angebollen. 74 etc. — Āūf-:
1) intr.: Die laut a–den Teckel. Unsre Hunde auf zum Monde bellen. —
2) tr.: bellend wecken; Der Hund hat mich aus dem Schlaf aufgebellt. — Aūs-:
1) intr.: zu Ende bellen: Jetzt hat er längst ausgebellt, Verm. 1, 26. —
2) tr.: vgl. aussagen etc.: Der Hofhund bellte sie, krähte der Henne Mann aus. 2, 232 — als etwas Allbekanntes. — Be-: tr.: Jch gönne dir dein Glück und ohne daß ich dir aus Mißgunst es bebelle, F. 2, 318. — Durch-: tr.: Tags d. Jagdhunde weit den Forst Th. 25. — Empōr-: intr.: Hunde bellen empor am Pferd. 301. — Entgêgen-: intr.: Wenn er einmal einem wirklichen Dieb entgegenbellt. Der Hund bellte freudig dem kommenden Herrn entgegen etc. — Er-:
1) intr.: zu bellen beginnen: Als sich nun zeigte der Leu, da erbellten die muthigen Hunde. —
2) tr.: Köter und Pfaffen sind Gesellen, | weil sich Beide ihr Brot e. Sprchw. — Versch. Erbällen, s. d. — Fórt-:
1) intr.: weiterbellen: Der stets fortbelfernden Brigitte. Leb. 2, 59. —
2) tr.: weg-b., durch Bellen verscheuchen, z.B. einen Dieb. — Gêgen-: jntr.: widerbellen, s. d., in bellendem Tone, zänkisch widersprechen. — Hêr-, Hin- etc.: Mürrisch und verdrossen bellte er seine Predigt her. — Er hustet schrecklich, er wird sich bald hingebellt haben. — Der Spitz bellte vom Wagen herab. — Der Hund ... suchte den Hirten herbeizubellen. Th. 614. — Lōs-: intr.: Wie zwei Hunde ... sich .. umknurren und dann plötzlich ... auf einanderl. Gsp. 1, 145.— Mít-: intr.: Als Allemich schalten, glaubtest du auch m. zu müssen etc. — Nāch-: intr.: bellend nachfolgen. Kl. 1, 358; Einem etwas in bellendem Tone nachsprechen etc. — Uber-: tr.: durch Bellen übertäuben etc.: Der Mann mochte sagen was er wollte; seine Xantippe überbellte ihn etc. — Um-: tr.: Seinen Hund ..., der ... pflichtgetreu die Herde umbellt hatte. Soll 2, 292; Welchem der Hund mit der Bläß die hüpfenden Böcklein umbelfert. Th. 8, 27. — Ver-, tr.: weidm., s. Beil, Anm., von den Hunden, die das Wild (Sauen, Hirsche) zum Stehn bringen u. den Standort durch Bellen anzeigen, s. auch verbällen. — Wég-, tr.: fortbellen, durch Bellen fortscheuchen: Ihr Kettenhund, | der Bettler und Diebe wegbellt von der Thür. — Wēīter-: s. fort-b. — Wíder-: gegenbellen: Daß sie ihren Herrn nicht w. 2, 9; Das W. gewohnt. Zelt. 4, 132; Um Recht zu behalten und etwa zu w. Kl. 2, 346; Falsch Geschrei und nichtiges W. 8, 7b; Eines bösen halsstarrigen Weibes, das ihrem Mann widerbelfert. 63a; Das Weinverbot, dagegen nun der Trieb nicht widerbelle. Mak. 1, 196. — Zuw. auch trennbar mit betontem Bstw., wie bei gegen-b.: Gern hätte sie widergebelfert. 1, 202; Er bellt gegen [wider], doch vgl.: widersprechen. Versch.: Wīēderbellen, aufs Neue, zum zweiten Mal bellen. — Zū-, intr. und tr.: Sein treuer Hund ... bellt ihm Freude zu. 16, 126. — Zurück, tr.: Etwas als Antwort, Entgegnung.
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