Faksimile 0098 | Seite 90
Bast
Báſt, m., (n.) –es; –e, Bäſte; -: eine dünne
zarte Haut, die ſich abziehn läſſt u. zwar: 1) bei Bäu-
men die unter der Rinde befindliche: Unter der Rinde im
ſchwächſten zarteſten Theile des jungen Holzringes, dem B.,
zeigt ſich die lebendigſte Thätigkeit eines mehrjährigen Ge-
wächſes. Burmeiſter. Ubertr.: Er löſet die Rinde von der ver-
härteten Bruſt u. zeigt den weichen B. darunter. Börne 2, 263.
2) an zartern Pflanzen auch die äußre Haut, die zum
Flechten, Binden u. Weben benutzt wird ꝛc.: Nun zer-
quetſchen wir in Haſt | dir [dem Flachs] den B., | den die
Schwinge reinigt. V. 3, 133. 3) Dieſe Pflanzenhaut
(1 u. 2), inſofern ſie zum Binden ꝛc. zubereitet iſt:
Die Schuh mit B. binden. Spate 157 (ſ. Baſtſchuh); H.
8, 526; Mit zartem | B–e gebunden. G.; Mit B. ver-
bundene Reiſer. V.; Dafern den B. [zum Binden] man
wegwirft u. die Schere [zum Stutzen]. Freiligrath 2, 127; Seile
von friſchem B. Richter 16, 7; Meine Nerven ſind wie
alter B. Merck’s Br. 2, 276; Mit einem B. u. Strick
um den Hals. Fiſchart B. 24a ꝛc. 4) Zumal ein ur-
ſprüngl. in Afrika aus Baumbaſt gefertigtes ſeiden-
artiges Zeug u. dann verſchiedne Nachahmungen desſel-
ben (vgl. Baſtſeide): Baum-B., ſ. Bombaſſin.
5) Name eines beſonders zum Baſtſchälen benutzten
Baums, der ſogen. Baſt-Ulme, auch Linden-B.
6) Gefege, die rauhe Haut, welche die Hirſche, Rehe ꝛc.
von dem neugewachsnen Gehörn abſchlagen, m. Döbel
1, 5a; neutr. Fleming J. 92a; 377b. 7) die Haut
an den Händen ꝛc.: Sie wand ſich das B. v. den Händen.
B. 62a [rang ſie verzweiflungsvoll wund]; Daß man
des Abends faſt das B. von Fingern melkt. Roſ; Der ſein
Lederwerk, was er auf der Jagd brauchte, dieſen Unchriſten bei
lebendigem Leibe aus dem B–e geriſſen. Möſer Ph. 1, 269.
Anm. Wahrſcheinlich Nebenf. von Band (vgl. Glaſt u.
Glanz ꝛc.), ſo daß die Bed. 3 die urſprüngl. iſt. Veralt. u.
mundartl.: 8) Saum eines Kleides: Auf-B. Benecke 1, 92b,
ſ. z. B. Zwingli 1, 319: Machend auch groß ihre Bäſt
(Matth. 23, 5, bei Luther: die Säume an ihren Kleidern).
9) Saumthierſattel. Stalder ꝛc., vgl. ital. basto, frz. bât.
Dazu: Auf-, ab-baſten (packen). Mit dem gr. αoταρω,
(trage) zuſammengeſtellt.
Zſſtzg.: ſ. o., ferner als Pflanzenname: Sēīdel-:
Daphne mezereum (Kellerhals) u. einige ähnliche:
Die ſtarkriechenden, ſchmucken S–e. Tſchudi Th. 268; 508,
ſ. auch Menſchendieb, vgl. Säubaſt. Fiſchart B. IIa.
Sǖß-, Wólfs-, Zēīdel-: Seidel-B.