bar
I. Bār, a.:
mit der Grundbed.: nackt, bloß, unbekleidet, unbedeckt, ledig.
1) nackt:
a) zunächst vom Körper oder Körpertheilen: Mit b–em Haupt und gelbem Gelock. 167; Mit unsern b–en Füßen. Gudr. 1197; Mit ihren Schenklein geht sie b. V. 57 etc.; vgl.: Polsche Pferde gehen b. 2, 6, 13, ohne Huf- eisen. —
b) Dann von andern Dingen: unverhüllt, offen zu Tage liegend (was leicht in den Sinn des Unversteckten, Ehrlichen übergeht, z. B.: Ich geh mit Zügen frei und b. ... Der hat eine Maske [die Brille] vorgethan. 2, 266 etc.): Er zuckt den Dolch, doch in die Scheide | stößt er ihn wieder, eh’ er b. 4, 10; Mit b–em Schwerte. 3, 2, 140, Z. 23 etc. — B–e Heide. Ph. 4, 187; vgl.: Die bloße H. 1, 248, die ohne Gras etc.; Das Grab steht schwarz und b., 1, 76, ohne deckenden Rasen etc. darauf; Ich fand das Thor geöffnet, die Mauern b. [ohne deckende Mannschaft] und öd. 55; So geschlagen, daß das b–e Fleisch hervorgekommen. etc. —
c) verbunden mit nackt, bloß etc. (s. 2a ff.): Nicht Rauch! nicht Flaggentuch! So b. und bloß [von jedem Hilfsmittel]! | Die Arme nur vermögend auszubreiten. 4, 159; Sich nackt und b., wie sie waren, .. ergeben. E. 2, 326; Dein Ort wird sein drei Ellen breit, | des Bloßen, Nackten, B–en. Mak. 2, 246 etc.; Wann er blank und b., | entstaatsperückt, enthalskraust, ausgewindelt | aus seinem großen Amtstalar etc. 106b. —
2) Was aber so unverhüllt und offen hervortritt oder zu Tage liegt, ist eben damit von Anderm getrennt und rein (unvermischt, pur), — aber auch andrerseits klar und deutlich, sofort mit Händen zu greifen, handgreiflich, offenbar, z. B.: B–er Ernst. Reis. 4, 121 etc.; Unsinn. 4, 228; B–e Thorheit. 3, 8; Hexerei. 6, 335; Verachtung. Br. 2, 140; Unwissenheit. Sh. 1, 41; Wahrheit. 20, 86; Dummköpfe. Nat. 61 etc.; Das b–ste Widerspiel. R. 9, 509; Die b–ste Lebensprosa. ⏑ Pr. 151; Jm b–sten Sinne des Worts. Am. 386 etc.; Vorfälle, die, wicwohl nur b–e Spiele des Zufalls, doch eines tiefen Eindrucks auf uns nicht leicht verfehlen. E.192; Die b–e Kopie der Natur für echte Poesie gehalten. 1, 153; Der b–eDeīsmus. 2, 143; Das sollte, däucht mich, so b. richtig sein, daß Niemand dabei die Brille aus der Tasche zu holen nöthig hätte. K. 1, 312; Die Damen in der Tapisserie | stehn b–er nicht vor ihm als sie. 11 10, 231; Schön wie ein b–er Engel. 20, 98, vgl. 353; Gott macht’s ihnen Alles b. 4, 6 etc. — So verbunden mit Sinnverwdt.:
a) mit nackt: Daß er nach einem tieferen Principe für die Meinung trachtete, die bei Jenen so nackt und b. zu Tage lag. R. 7, 385; Die nackte, b–e Wirklichkeit. Pr. 105etc. —
b) mit offen: Meine Reue so b. und offen zu zeigen. 11, 6; Seine edle Liebe b. und offen zu gestehen. NKr. 2, 132 etc., wofür häufiger das zsgstz. ofenbar (s. d.). —
c) mit den Reimwörtern wahr und klar: Wahre und b–e Wirklichkeit. (Augsburg. Zeit. 1844 S. 2083 b) etc.; Den b–en, klaren Aberwitz. NKr. 2, 394. —
d) mit dem alliterierenden blank (s. d. 1d und z. B.: Bei dem Gast wäre es blanke Ungezogenheit. 13, 141 etc.): Blanke, b–e Erfahrung. 179b; Meine Gewalt blank und b. zeigen. 299b; Mir Nichts dir Nichts! ein blankes, b–es Nein, ohne die geringste Entschuldigung. 302b; Die b–e, blanke Wirklichkeit. Char. 1, 56; An Wunder glauben machen .., Das that er ziemlich b. und blank. Fr. 139 etc., vgl. 3. —
3) Nam. aber gilt b. so von dem blank aufgezählten, zum Zugreifen bereit daliegenden Gelde: B–es Geld; B. Geld lacht, kauft wohlfeil, ist die Losung, ist gute Waare etc. Sprchw.; B. bezahlen; B. Münze, Kasse, Bezahlung, Auslagen; B–er Verlag; In b–em Gelde; B–e funfzig Thaler; Zweihundert Thaler in B. (substant.) und scherzh. mit lat. Endung: In Baribus. Mensch. 2, 131 etc.; Ein Feld so nach dem andern keimet | und reift und fruchtet b. [bringt b–en Ertrag]. 6, 34; Der muß auch b–en Dank empfangen. Jhr geleitet die Bahre | und denkt dabei an das B–e. Mein Ehrenwort! .. Es gilt für b. im ganzen Land. etc. —
a) s. 2d: In die Mütze schüttete sie mir’s, Alles, b. und blank. R. 2, 286; Diese 2000 Thaler hier blank und b. auf meinem Tisch. NKr. 2, 181; B. und blank bezahlet. 4, 121 etc. —
b) übertr.: Etwas für b., für b–es Geld, für b–e Münze nehmen, sich durcb Leichtgläubigkeit täuschen lassen; Eine ausweichende Entgegnung statt b–er Münze zu geben. N. 1, 295; Kann ihren Werth immer in b–er Münze aufzählen, immer durch ein äußeres Objekt dokumentieren. G. 2, 101; Wenn sie ihm die Momente blank und b. (s. a) zuzählten, daß er sie nur in Empfang zu nehmen brauchte. 126. —
4) abhängig davon (s. 1):
a) der Genit.: Du bist des Tadels b. [ledig, los, ohne Tadel]. 4, 109; Der Äste b. 135; Aller hohen Flüge b. 1, 46; Es macht die Lieb’ | ihn vollends aller edlen Tugend | und Sitte b. 136; Der aller Selbstbeherrschung b–e Charakter. Sh. 1, 234; Waren .. alles französischen Wesens auf einmal b. und ledig. 22, 53; Aller Ehren b. 530a; Aller edleren Sinne b. und ledig. Oc. 1, 257 u. o. —
b) mit ,,von“: Von Schwäche und von Tadel b. und bloß. 4, 99; Daß ich so b. von Menschlichkeit erscheine. Cymb. 3, 2; Von Kräften b. und von Vertrauen. Kr. 1, 15 etc., seltner: Ist an Ehr’ und Namen b. 2, 8, 21, s. 5, 306. —
c) in Zsstzg. (s. a) wie los: Nach seiner Krone griff er goldes-b. 4, 36; Kalt und blut-b. jede Wange. 1, 2, 11; Die makel-b–e Damajanti. Nal 38 etc., wofür doch häufiger: blutlos, makellos etc., weil bar auch als Endsilbe (s. d. †) gedeutet werden kann, vgl. z. B. Reizes-b. und Reizbar etc. — Andrer Art sind Zsstzg. wie: Den geld-b–en [3] Vortheil einstreichen. 2, 252; den b–en Geldvortheil etc.; ferner: Bein-b–e [1] Schotten. Kn. 1, 53, meist umgekehrt: barbeinig, s. d. wie auch b.-fuß, -hand, -haupt, -kopf etc. Uber offenbar s. d. und 2b.
Anm. Ahd. par, mhd. bar, dem Stamm nach zu (ge-) bären = ans Licht hervorbringen. S. auch Aber I., Barfrost etc., Bare. Bärlich= offenbar. IVb; 1, 29; 4, 38 etc.; Barheit. B. 6, 171; Gedankenbarheit. Cic. 1, 265 etc.; Barschaft etc., — oft mit Doppel-a geschrieben.
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