Faksimile 0085 | Seite 77
Faksimile 0085 | Seite 77
bangen
Bángen, 1) intr. (haben): bange (ſ. d., nam. 2b)
ſein, Bangigkeit empfinden: Wenn unſer Herz in ſeinen
Schranken banget. G.13, 312; Die Hände, ſie ringen; die Arme,
ſie b. 10, 289 ꝛc. Stets muß er für ſie b. Simrock G. 284.
Zeitlebens habe ich nach der Gelegenheit gebangt [mich
geſehnt]. Engel 1, 313; Ich frage | bald den Verwundten
aus, nach dem ihr bangt. G. 8, 71; 6, 167; Wie hangt
ein ſolcher und bangt danach! Monatblätter 1, 536b; W. 20,
148 (ſ. 356!!) ꝛc. Er bangt nicht ob ſeines Schwan-
kens. Auerbach Leb. 1, 197. Man bangte darum, daß es
[das Getreide] auswachſe. Dorf. 4, 332; Doch bangte er
um Vreneli. Gotthelf U. 2, 302; Darum zittre, darum bange
nicht. Tieck A. 1, 265. Er bangte vor dieſer Liebe.
Auerbach D. 4, 75; Bangte vor dem Gedanken. Gutzkow R.
1, 121 ꝛc. Seltner: Wir brauchen ſeines Sturzes
[wegen] nicht zu b. Grün Sch. 94. Auch mit abhäng.
Satz: Wo eine ſtille Seele den verlornen, | raſch abgeſchied-
nen Freund vergebens ſich | zurückzurufen bangt. G. 13, 86
ꝛc. b) im Infin. ſubſtantiviſch: Ein gewiſſes B. Auer-
bach Ab. 67; In Angſt und B. Beck Arm. 128; Das Hangen
und B. in den ſchwankenden Zweigen. Bodenſtedt 1, 197 ꝛc.
Liebes-B. Auerbach Dicht. 2, 49; Todes-B. Kompert
Böhm. 35 ꝛc. c) das Partic. als Ew.: Die b–de
Braut. Chamiſſo 3, 254; Leiden einer b–den Liebe. G. 6,
443 ꝛc.; Liebe-, Sehnſucht-, Thränen-, Wonne-b–d ꝛc.
2) unperſ.: a) Es bangt mich (vgl. 3); Laß dich nicht b.
Alexis H. 1, 1, 182; Mich bangt vor einer unglücklichen
Auflöſung. Niebuhr Leb. 1, 560; Pfizer 169 ꝛc. b) Es
bangt mir (ſ.: Es macht mir mich bange ꝛc.);
Ich laſſe mir nicht b. PHeyſe Nov. 1, 112; Schon bangt
mir vor den Krallen. Freiligrath Garb. 92; Mir ſelber bangt |
ob [wegen] der eigenen Heimkehr. Heine Lied. 321; Mir
bangt vor deinem Drohen nicht. Sch. 18b; Mir bangte für
meine Amalie. 127b ꝛc. 3) tr.: bange machen (ſ.
Anm.): Daß ich meinem gebangten Herzen Luft mache.
Klinger 2, 141; Euer Fegefeuer bangt und ängſtet mich.
Muſäus M. 2, 45; Der dich bangt und quält. 3, 158; 5,
145 ꝛc. Vgl.: Was mein armes Herz hier banget,
was es zittert, was verlanget, | weißt nur du. G. 11, 158
[wonach es banget]. 4) refl., ſ. Anm.: Sie bangte
[ängſtigte] ſich im Stillen. Beck Arm. 214; Du muſſt dich
nur nicht ſo b. Paalzow Th. 2, 146; Brachvogel F. B. 2, 59
ꝛc. Ich bange [ſehne] mich nach dir. Goltz 2, 55; 1,
337 ꝛc.
Anm. Für 3 und 4 auch Bängen: Die Verhältniſſe
engen, quälen, bängen und preſſen mich matt und elend. Jff-
land 5, 1, 7; Mich bängt die Furcht. Stolberg 14, 124; 2,
129 ꝛc. Sich bängen: von den Wehen Kreißender und
Derer, die an Kolik leiden, vgl.: Angſt 2 und Bangenkraut
als Bez. des giftigen Schmerz erregenden Schirlings.
Zſſtzg. ſ. die von ängſtigen, z. B.: Áb-: um
Geld, | Geld einem Juden abzubangen. L. 2, 269; 11, 654;
Sich a. Āūs-: Ich ſuche dich, | an deinem Herzen aus-
zubangen [die Bangigkeit auszuhauchen, zu verlieren].
G. 10, 238; Ich bange meine Seele aus [hauche ſie ban-
gend aus]. Klinger Th. 4, 252. Entgêgen-: Alles
bangte einem entſetzlichen Ausbruch entgegen. Kürnberger Am.
399. Er-, intr. (haben u. ſein): bang werden,
zagen: Die Begegnung, vor der R. ſtets erbangt hatte. Le-
wald W. 3, 52; Platen 2, 43. Herúm-: Die Men-
ſchen ſcherzen und bangen ſich an den Lebensräthſeln herum.
G. Sch. 6, 59. Um-: Wie des Perſers Bulbul Roſen-
buſch umbangt [bang umfliegt]. G. 2, 271. Ver-:
Sein Leben v. und vertrauern. Zurü ck-: Sie bangen
ſich nach Ihrer Heimath zurück. Goltz 3, 253 u. ä. m.