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backen
II. Bácken, tr. und intr. (haben, sein; s. Anm.). 1) kleben, zusammenkleben; fest, hart, starr werden, sei es durch Hitze oder Kälte:
Dieser Thurm, zusammengebacken aus verdorbenem Stroh und allem Unrath des Hauses. Bodenstedt 1, 182; Seitenlöcklein wohlgebacken | und gekleistert. Freiligrath 2, 68; Schlitten, die an dem Schnee festgebacken waren. Goltz 1, 55; Eis und Schnee, die in der rauhen Rinde festgebackt waren. 3, 434; Dieser Schnee .. schmilzt nie, sondern bäckt nur .. zu Firn zusammen. Körner Sch. 4, 53; Es pflegt nach der Sonne desto härter zu b. [frieren]. Luther 5, 469b; Formsand, welcher .. backender, also thonhaltiger sein muß. Mitscherlich 2, 2, 88; Daß das Bleioxyd weder schmilzt noch zusammenbackt. 236; 255; 372; Einige Terebellen, in zusammengebacknen Röhren steckend. Vogt Oc. 1, 261; So war ich übern Daubensee gerannt, | der wie mein starrend Blut zu Eis gebacken. Werner Febr. 57 (s. auch Anm. 1 und 2). 2) namentlich durch Hitze, durch Verdampfung der enthaltenen Feuchtigkeit Etwas fest, hart und starr werden lassen, auch: es trocknen, dörren, z. B.: Sie war an gebackene [vertrocknete ] Blumen gewöhnt. Auerbach Dicht. 295; Von gehauenen oder gebackenen Steinen. Forster R. 1, 12; Ein gebacknes Pfläumlein zum Nachtisch. Hebel. Seine sieben gebacknen Birnen [= Siebensachen] nehmen. Weinhold (s. Back-Stein, -Obst etc. und vgl. Topfbäcker); Stahl b. oder cementieren: ihn durch Glühen von Kohle und Eisen bilden; Seidenkokons b., sie der Backofenwärme aussetzen, um die Würmer zu tödten. 3) Etwas durch Hitze gar, zum Gebrauch fertig machen, zubereiten, so daß sich eine harte Rinde, Kruste darum bildet. So werden von den Perückenmachern Haare gebacken, damit sie kraus werden; namentlich in der Küche: Fische, Froschkeulen, Geflügel etc. in einen Teig gehüllt und gebacken, z. B.: Gebackne Hähnchen (Backhähnel), Gebacknen Fisch. G. 6, 64 etc. Aber auch andre Speisen, die eine härtere Rinde bekommen, werden gebacken, z. B.: Gebackner Reis. Prutz Wah. 2; Pasteten, Torten, Mehlspeisen, Eierkuchen (Gutzkow R. 1, 70), Pfann(en)kuchen. Keller gH. 1, 209; Kohl Irl. 2, 217. Kollatschen. G. 6, 45; Pudding 1, 181; Sträublein. Hebel 3, 331 etc. Zumal aber gilt das Wort von Kuchen und ohne Zusatz von Brot (s. 4). In der Küche ist kochen das Gewöhnliche; braten und backen deutet auf besondere, leckre Gerichte: Der Koch .. briet und kochte und backte. Prutz. Die Köchin briet und backte von früh bis spät. Kinkel. Ich hab’ den Schnappsack voll, | Gebratnes und Gebacknes. Werner. Daher sprichw.: Es ist nichts Gebacknes und Gebratnes daran, an einer Person [nichts Besondres]; s. Spate75. Ein paar gebackne Eier, Stilling 3, 5, scheint mir zu 2 zu gehören (hartgekocht, gesotten?). 4) Kuchen, Semmel, Brot etc. backen (s. 3 und 6), auch ohne Zusatz die gesammte Thätigkeit des Bäckers (s. d.) umfassend: Backe Kuchen. 1. Mos. 18, 6; Buch [buk] ungesäuerte Kuchen. 19, 3; u. o. Der Bäcker backt heute nicht; Auf die Hefen, im Ggstz. auf den Zeug [ohne Hefen] b.; Etwas braun, hart, knusprig, leise b. etc.; Wenn’s die Mühle fein gemahlen und der Ofen wohl gebacken hat. Hebel; Gebacken Brot. Lenau A.82.
a) Auch intr.: Das Brot darf nicht zu lange b., hat zu lange gebacken.
b) Sprichwörtlich: Verlaß dich drauf und back nicht, item: harre bis dir ein gebratnes Huhn ins Maul fliegt. Luther 5, 464 a; 227b. Brauen und B. geräth nicht allezeit wohl. Beim Brauen und B. haben die Frauen den Teufel im Nacken [werden sie leicht ärgerlich]; Alles Brot, das ich gegessen, war auch nicht in einem Ofen gebacken [Wort des Weitumhergekommnen, Erfahrnen]; Sein Brot ist ihm schon gebacken [Er isst nicht mehr viel, d. h. muß bald sterben, mit ihm ist’s aus]. Er wird sie [die Menschen] auch einmal b., daß ihnen die Rinde wird verbrennen. Luther.
c) das Partic. als Hw. = Gebäck, s. d. und Anm.: Die Gretel soll ein Gebacknes [Gebäck] bringen. Gutzkow Kön. 8; Paalzow Th. 1, 21; Man trug Zuckergebacknes und feine Getränke auf. Klinger Faust 138; Semmeln, Pfeffernüsse und mancherlei Buttergebackenes. G. 26, 210.
d) dazu: Bei Backung der großen Striezel. Lichtenberg 5, 340; Es kommen auf eine Familie 25 Backungen. Meckl. landwirthsch.Ztg. (55) 95a. vgl. Gebäck, Anm. 5) Übertr. auch von Menschen, menschlicher Würden etc. = fertigen, fertigschaffen. Ein Jesuit, wie nur irgend einer in der rue JeanJacques Rousseau gebacken wird. Gutzkow R. 4, 24; Neue Königthümer wurden gebacken und hatten Absatz wie frische Semmel. Heine Reis. 2, 141; Der ein gebackener [gemachter] Mann war und arbeitete mit sechs Gesellen. vHorn Schmj. 147; Charaktere im Ofen gebacken, die nicht zu den Begebenheiten stimmen. Immermann; [Die Natur] hatvon allen Menschensorten das Scheußlichste auf einen Haufen geworfen und mich daraus gebacken. Sch. (s. ausbacken). 6) Zu 4u. 5 die Partic.: Alt-, frisch-, halb-, hart-, haus-, neu- (ge)backen etc., wobei, wenn es als Ew. erscheint, die Vorsilbe „Ge“ (s. d. †) gewöhnlich wegfällt: Das frischgebackene Brot schmackhafter als das altbackene zu machen. KMüller Nat. 4, 63b; Warum altbackenes Brot durch Wiederaufwärmen zu frischbackenem wird. ebd.; Ein altgebackenes, schimmeliges Lächeln. Kürnberger 265; Altbackene Lektüre. Gutzkow R. 8, 430; Empfindsamkeit. Immermann M. 2, 7; Aus lauter frischgebackenen Leuten der Neuzeit. Heine Lut. 1, 298; Vogt Oc. 1, 71; Der Markgraf von Brandenburg, wenn er neu gebacken ist. Alexis H. 1, 2, 8; Den neugebackenen Herrn Leibarzt. Forster Br. 1, 503; Gutzkow R. 4, 246; Dies noch sehr neugebackene Gedicht. Platen 7, 233; Neubackene Brezel. Auerbach D. 4, 201; Halb(ge)backen, halbgar, unfertig; nicht recht kräftig und munter. Schmeller 1, 144, vgl. Spate 75; Hartgebackene Leute, wetterfest. Hausblätter 1856 I, 132. Hausbacknes im Gstz. des leichtern, minder kräftigen Bäckerbrots. Hausbacken Brot am besten nährt. Claudius. In hausbackner [derber] Weise. Auerbach. Mit guten hausbackenen Menschen. Chamisso. Gesunden Magen und hausbacknen Geschmack. Danzel. Hausbackne [derb, prosaisch] Verständigkeit. Heine. Lassen wir jetzt den Shakspeare, wir haben es mit etwas Hausbackuerem zu thun. HSmidt.
Anm. In Bezug auf die Konjugation: Präs.: Du bäckst. G. 21, 107; Er bäckt. Jes. 44, 15; G. 1, 181; 29, 115; Börne 2, 240; Burmeister gB. 2, 304; Wernicke 49 etc.; ohne Umlaut: Bettine a. Kl. Br. 1, 231; Gutzkow 1, 70; V. 4, 122 etc. Impf. gewöhnlich backte (s. 3), doch auch buk, z. B. Beck Arm. 247; Gutzkow Blas. 304; Kohl Irl. 2, 217; KMüller Nat. 4, 62a; Sternberg br. M. 1; gegen die Aussprache buck: Alexis Hos. 1, 1, 274; Auerbach Dorf. 4, 130; Immermann 12, 334; Keller gH. 1, 188 [209 backte]; Stilling 2, 28. Im Konjunktiv: Backte. Sch. 2, 421; aber auch büke. Gutzkow Blas. 1, 264. Partic.: Gebacken, doch in der Bed. 1 (s. d.), in der die schwache Form überhaupt gewöhnlich ist, auch gebackt (Über „gebackt“ = backig s. d.), Beide werden als eigentliche Intr. mit haben verbunden: Das Brot hat noch nicht genug gebacken. Das Pflaster hat im Haar festgebackt, doch mit mehr pass. Sinn auch mit sein: Das Brot ist nicht genug gebacken [der Bäcker hat es nicht genug gebacken]; Seine grauen Haare waren von Blut zusammengepacken [backen]. Slilling 1, 23. Veralt. und mundartl. bachen, z.B. Fischart B. 10b; 35a; bachnen. Ryff 40. Er bächt. SClara EfA. 2, 786; Impf. buch. 1. Mos. 19, 3; 2, 12, 39 u. ä. m. Zunächst (vgl. auch packen und hacken) wohl mit dem griech. πγννeι verwandt, wovon sowohl πάγος das backende Eis, als das Geronnene, wie z. B. μελίππητον, ein Honiggebäck, stammt u. ä. m., doch lassen sich auch andre Etymologien namentlich für die 2. Bed. rechtfertigen (vgl. bähen).
Zsstzg. Áb-: tr. und intr. (m. sein): Der Bäcker hat abgebacken [zu Ende]. Kochk.: Blind a. bez. das A. leerer Pastetenränder etc., die erst nachher mit ihrem Inhalt gefüllt werden. Auch übertragen: Die Sache ist lang abgebacken (abgethan, beseitigt). Der Bäcker hat Etwas von seiner Schuld abgebacken [durch Backen abbezahlt] etc. Das Brot ist abgebacken, wenn die Kruste von der Krume absteht. Wenn es nur gut gebacken ist und es nach dem Bäckersprichwort nicht heißen darf, ich hätte sie [meine Frau] durchgejagt, weil es nämlich abgebacken ist. Gutzkow Blas. 1, 54. Ábbackung etc. Án-: tr. u. intr. (haben und sein): = ankleben: Ob die Kellnerin wieder angebacken sei. Gotthelf Uli 1, 235. Keine feste Stromstadt soll bloß wie ein Schwalbennest angebackt sein. Jahn. Sein Haar .. bäckt durch geronnen Blut itzt an einander an. Lohenstein Geistl. 17.
Āūf-: tr. und intr. (haben und sein):
1) aufkleben: Er hat ihm ein Pflaster aufgebackt etc.
2) Alles Mehl a, [zu Ende]. Altbacknes Brot im Ofen wieder aufbacken [backend auffrischen]; vgl. um-b. Āūs-: tr. und intr. (haben, sein): fertig backen. Jst der Ofen zu heiß, so verbrennt das Brot, ist es zu kalt, so bäckt es nicht aus. Büchner. Das Brot .. rief ..: Ich bin schon längst ausgebacken. Grimm. Wie weit er das Brot a., d. h. von überflüssigem Wasser befreien wolle. KMüller. Daß das Öl [die Speisen] besser ausbackt als Schmalz. Rumohr. Ubertr. [5]: Bin ich nicht ein Fabrikat, in derselben Retorte ausgebacken, worin Ihr Anderen alle ausgebacken wurdet. Immermann Münch. 3, 376 (vgl. Sch. 106a: Dein Bruder .. aus eben dem Ofen geschossen .., aus dem Du geschossen bist.); Einen .. ausgebacknen Kerl, zu dem man sagen könnte, fix und fertig ist Der. Fr. Müller F. 31; Ich will unser Söhnchen zu einem Fürsten a. IP. 56, 9; Nicht zum besten im Ofen, da man die Grammatikos backen thut, ausgebacken. Weidner 205. Ausgebacken haben; Nichts mehr zu backen (zu leben) haben, zu Ende sein, oft bei HSachs, z. B. 1, 224d; 2, 4, 111d etc. Baūs-: s. Baus-Backe, Anm. Dúrch-: tr. u. intr. (sein). Das Brot ist nicht durchgebacken (in allen seinen Theilen). S. auch Schütze u. Brem. W. Eīn-: tr.: In diesen Stückchen finden sich zuweilen kleine Fragmente von Kohlen eingebacken. Forster Ans. 1, 39; G. 40, 257; Eingebackene Steine [im Gletscher]. Tschudi Th. 489; Eine Bohne in den Kuchen e. Refl.: Sich e., beim Backen an Gewicht verlieren. Nāch-: tr.: das noch nicht genug Gebackene; aber auch Etwas backend nachformen. JP. 21, 22. Pāūs-: s. Baus-Backe, Anm. Úm-: tr.: Backt dich um, so wie er es mit den altgewordnen Brezeln thut. Sternberg br. M. 7 (s. Auf-b. ). Ver-: tr.. 1) backend verbrauchen, verwenden: Das heißt derbes Pumpernickel zu zierlich geformten Pfeffernüssen v. Börne. Wie manches Kübel .. Butter .. die Base v. hatte. Gotthelf. Es muß aber das Mehl davon bald v. werden. Zink. Viel Geld v. und verbrauen. 2) Das Brot ist diesmalv. (mißrathen). Zer-: tr.: Etwas so backen, daß es zerfällt. Zusámmen-: tr. und intr. (haben und sein): zusammenkleben [1]: Das zusammengebackene Konglomerat. G. 40, 281. Durch Backen zusammenbringen; gemeinschaftlich backen etc. u. ä. m. s. Spate.