Faksimile 0062 | Seite 54
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Au Aue
III. Āū(eĀū(e), f.; –(e)n; -, –(e)n-:
1) (veralt.) Fluß (vgl. Ach), so noch in geogr. Eigenn., z. B.: Die Schodtburger Au, die Koldinger Au im Holsteinschen etc. (s. 3) und als Endung von Flußnamen.
2) Vegetationsreiche, kleine Insel, nam. in einem Fluß oder See, Werder: A–en, wie man die Inseln im Rhein nennt. Forster B. 1, 677; Der Rhein mit Insel-A–en. G. 26, 236, vgl. 199; 201; Die weitumherliegenden, mit herrlichen, dichten Bäumen besetzten und durchflochtenen A–en, diesen auffallenden Reichthum der Vegetation, der dem Laufe des Rheins folgend, die Ufer, Inseln und Werder bezeichnet. 21, 175; Sind die aus der Donau hervorragenden Sandbänke bewachsen, so nennt man sie A–en. Kohl; Die Stadt Lindow hat ihren Namen von der Insel, darauf sie gebauen, welche die Teutschen gewohnlich ein Ow nennen, als Mainow im untern Bodensee, Reichow im Cellersee, Anfnow und Lützelow im Zürichsee etc. und darzu von den Linden, so man gewohnlich in die Owen setzt. Stumpf 390a; 707; Über See und Aue hin. Uhland 9; Hindeutend auf Gebirg und Strom und Aue. 172 etc.
3) allgem.: eine wohlbewässerte vegetationsreiche Ebene: Die Olgärtên und Maulbeerbäume in denen A–en. 1. Chr. 28, 28; Zach. 1, 8; Die A–en stehen dicke mit Korn. Ps. 65, 14 (vgl.: Da die A–en oder Gründe dick und voll Getreide stehen. Luther 6, 135a); Ein Land, da Bäche und Brunnen und Seeen inne sind, die da an den Bergen und in den A–en fließen. 5. Mos. 8, 7 etc.; Das Korn wächst dort in langen schönen A–en. Sch. 535a; Weit herum ist in der ganzen Aue | keine Feder mehr, keine Klaue. 319b; Aue heißt in Norddeutschland eine fruchtbare Ebene um einen durchfließenden Bach, auch dieser selbst [1]. V. Luise 3, 1, 342, Anm.; Die goldene Aue, bekanntlich das üppige Thal des Unstrut-Zuflusses Helme in Thüringen etc.
4) nam. ein tiefgelegner wohlbewässerter Grasplatz, zumeist als Viehweide, blumige Wiese (Flur): Er weidet mich auf einer grünen Auen. Ps. 23, 2; Jes. 30, 23; Die Auen [Oasen] in der Wüsten. Joel 1, 19 etc.; Er kommt über A–en und Wiesen, umgeht auf trocknem Anger manchen kleinen See. G. 18, 297; Feld und Au. 1, 64; 11, 50; Anger und Au. Sch. 8b; Der Herden Schaar auf den ertränkten A–en. 34a; Es pflückte Blümlein mannigfalt | ein Mägdlein auf der lichten Au. Uhland 232; Die weite Au ist blumenleer. 23; vgl.: Auf jener öden Au. Haller 208.
5) übertr.: ein wonnig schöner Platz, Flur etc.: Hoch in Äthers A–en. Uhland 181; Von der Freude grünen A–en. Lenau A. 40.
6) Filze und Auen, so heißen im Böhmerwald die Torfmoore ... Im südlichsten Theil des Gebirges bis an die Gegend von Kufchwarta heißen alle Moore „Auen“ ..., von Kuschwarta an nordwärts aber ist der Náme „Filz“ gebräuchlich. Grube Geogr. 3, 143, s. Lohe und Moos.
Anm. S. Schmeller, Stalder u. bes. Frisch Untersuchung des Grundes etc. 19 ff. Vgl. Ach, Eiland und Gau. Anm. Grimm hat die ungewöhnl. Verklein. Äuchen ohne Beleg.
Zsstzg. z. B.: Die stillen Herden, | die sich entzückt auf Balsamauen [4] sehen. G. Z. 1, 395. Die Blumenau [4]. Rückert N. 286. Die Fabelauen [3: die von der Mythe verherrlichten Fluren] Siciliens. Matthisson 81. Flußau [2]. Frühlingsauen [4]. Novalis 1, 176. Von der Geisterau [5] .. selig niederschauen. Arndt 411. Neapels Götteraun [3]. Matthisson 96. Mich locken nicht die Himmelsauen [5] im Paradies. Heine Verm. 1, 159; Schwab 132 etc. Inselau [2]. Lebensau [5]. Arndt 414. Die goldblumige Rinderau [4]. V. 3, 61. Süße Liebe! deine Rosenauen [4; 5] | grenzen an bedornte Wüsteneien. Matthisson 51. Sternenau [5]. Arndt 531. Ein Fluß mit niedrigen Uferauen [3]. Jahn M. 125 etc.