Faksimile 0062 | Seite 54
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ätzen
Ätzen, intr. (haben), refl., tr.:
1) = atzen (s. d.).
a) tr.: füttern, speisen. 2. Sam. 13, 5; Ä. den Rabbi mit Speis’ und Trank. Auerbach Dicht. 1, 63; Ätzte die Vögelchen damit. Ab. 204; [Der Dünensand] ätzt die Möw’ und ihre Jungen. Freiligrath 1, 28; [Die Wachtel] ließ sich aus den Lippen ätzen. Ramler 27; Wenn die Schwalben geätzet die Nestlinge. V. Th. 14, 29etc.
b) tr.: ködern, locken: Wählt, was Tellerlecker ätzet. Hagedorn 1, 37 etc.
c) intr.: sich äßen, fressen, weiden: Ein Thier | ätzt hinter jenen Alpenrosen. Reithard 32; 313 etc.
2) von scharfen, andre Körper angreifenden Stoffen, sich in diese einfressen, Vertiefungen bilden: Der Höllenstein ätzt (sich) ins Fleisch; Mit Höllenstein ätzt man Warzen etc.; Ä–des Gift. Immermann M. 3, 135; Naß. Haller 47 etc.; Ä–der [scharfer, zersetzender] Verstand. Gutzkow Bl. 1, 184; Buchstaben auf eine Knpferplatte ä. R. 7, 11; Eine Schrift in Marmor ä. Lichtwet 142 etc.; Bleichte je mit bitterm Ä. | die Zähre dieses Auges Blau? Freiligrath 1, 282. Nach Schmeller auch = mit Schmelzfarben malen.
Anm. 1 und 2 gehören demselben Stamm an, vgl.: Essen, fressen, sich einfressen, beißen und beizen. Zsstz. z.B.: Áb-, tr.:
1) [1c] abfressen, abäßen: Einen Acker (Berlichingen 275), Frucht (277), Körner (Zink- gräf 1, 121) a.; Dergleichen Matten werden im Frühjahr abgeätzt [von den Kühen abgeweidet]. G. 26, 161 etc. Auch Abatzen. Jmmermann M. 1, 312.
2) [2]: Eine Warze a., durch Atzen fortbringen; Rost von einer Metallfläche, die Metallfläche ä.; Die fortwährende Abzehrung und Abätzung, welche auf die Schichten des Erdbodens wirken. Volger EE. 243. Án-, tr.: [1b] anäßen, anködern, anlocken. Āūf-, tr.:
1) [1c] auffressen, aufzehren: Das Futter a.; Schätzedurch solche lose Freßwürmer afgeätzet. Luther 5, 411b.
2) [1a] auf-, großfüttern etc.: Ein junger, zart aufgeätzter Edelmann. IP. 16, 60.
3) [2] durch Atzmittel öffnen. Geschwüre a. etc. Āūs-, tr. [2]: Das Leben ätzt Schmutz und Flecken aus [schafft sie ätzend fort]. Gotthelf G. 194; Laubwerk in einen Harnisch a. [vertieft ein-ä.]; Ein mit Laubwerk ausgeätzter Harnisch. Lohenstein A. 1, 32. I. Dúrch- [2]: ätzend durchlöchern: Die Platte, sich die Hände d. I. Durch-, tr. [1c]: überall fressend durchdringen: Die durchkrochen das Land wie die Ameisen und durchätzten es gleichwie die Raupen. Stumpf 592b. Eīn-, tr. [2]: Dem Leibe Buchstaben e. Gutzkow R. 7, 43. Ǖber-, intr. [1a]: beim Weiden des Viehs, auf fremden Boden übergehn. ūr- s. Äßig Anm. Ver-, tr. [1a u. c]: verfüttern, auffressen, s. fretzen: Viel Heu, nicht auf dem Gute verätzt, sondern wegverkauft. Gotthelf Sch. 399; Was die Pferde vom Heu nicht verätzt, frisst der Ochs. Weidner 42. Wég-, tr. [2]: Vitriol, man kann damit wegbrennen und w., Blutfleck sogar. Kompert Böhm. 106. Zer-, tr. [2]: ätzend zerstören: Eswas fkeptisch z. Monatblätter 1, 269b etc.