Faksimile 0053 | Seite 45
Faksimile 0053 | Seite 45
Faksimile 0053 | Seite 45
Ars Arsch
Ārs, Ārsch, m., –es:
Ärs(ch)e; Ärschchen, lein; -: 1) der fleischige an das Ende des Mastdarms sich anschließende Theil des menschlichen und thierischen Körpers: 1. Sam. 6, 4 ff.; Musst all die garstigen Wörter lindern | .. aus Arsch mach Hintern. G. 6, 68 etc. Sprchw.: Aus verzagtem A. [Herzen] kommt kein fröhlicher Furz [Ton]; Wer den A. ausleiht, muß durch die Rippen scheißen; Der Finger lehrt den A. scheißen; Wer Unglück haben soll, zerbricht den Daumen im A.; Böse Buben, die sich den nāckten A. an Stachelbeersträuchen reiben [Andern schaden wollend, sich schaden]. Chamisso 5, 165; Ein großer A; muß eine große Bruch [Hose] haben. Fischart Garg. 41b. Der Wein geht mit bloßem A. einher [Trunkenheit kennt keine Scham]. Garzoni 884a; Der Hund reitet auf dem A. mit ihm [Es geht ihm schlecht]. Frisch 2, 109a; Ungebläuten Ars klagen [ohne Noth]. HSachs 1, 510b; Quecksilber im A. [keine Ruh] haben; Mit einem A. auf zwei Hochzeiten sein [übermäßig Viel mitmachen] wollen; Einen in den A. lecken, ihm in den A. blasen, kriechen, gewachsen sein, ihm Schmalz in den A. gießen [kriechend ergeben sein]; Den A. an Etwas wischen; Sich den A. zerreißen wollen [vor Zorn außer sich sein]; Einen schwarzen A. haben [spöttisch = adlig sein]; Die Wollust hat den Teufel im A. [zieht üble Folgen nach sich]; Das Wasser hat den Winter im A. [kommt schwer zum Sieden] u. ä. m. Als Bez. von Pers., s. Zsstzg., nam. als Schimpfw.: Hans (s. d.) A. B. 311a; HvKleist E. 1, 13; Eieck NKr. 4, 99 etc., oft mit dem Zusatz: von Rippach s. Merck B. 1, 436; Düntzer Goethe’s Faust 1, 257; außerdem ließ Goethe in „Hanswurst’s Hochzeit“ noch als Personen auftreten: Hans Ärschchen von Rippach; Heul-, Lapp-, Leck-Arsch; Reckärschchen etc. 2) übertr.: Bauk.: der in die Erde kommende Theil einer Säule.
Anm. A. bez. das Hervorragende (vgl. Aar), wie Bürzel mit bor, empor, Steiß mit Stoß zusammenhängt. Vgl. schwzr. Arsch = Scheune. Stalder 1, 11. Für das derbe Wort gelten oft andre und Umschreibungen, so z. B. andre Körpertheile: Sich eine Ruthe auf den Buckel binden. Auerbach Leb. 1, 82; Jhnen den Buckel braun und blau brennen. Sch. 120a etc.; Ich ritt stark, habe die ganze Haut meines vielgetreuen Herzens eingebüßt. Chamisso 5, 146; Das Pferd beim Schwanz aufzäumen etc. S. ferner: After, Bürzel, Fetzer, Gesäß, Hinterer, der Hinterste, Podex, Popo, Sitzer, Sitzfleisch, Steiß, Sterz, Stinker etc. und vgl. z. B.: Die Elster renkt den Steiß und lässt das Hüpfen nicht, | bis ihr ein Dorn in das Gesäße, deutsch in den Podex fährt. Günther 972; ferner: Schuß .. durch einen Arßbacken. Berlichingen 241; Traf ihn in die rechte Backe des Hintern. B. 221a; bei V. Jl. 5, 66: Ins Gesäß; bei Stolberg: In den Rücken etc. Ferner: Einem Kinde den Blanken, den Bloßen besehn [es prügeln]. Der allerehrlichste Ort. Luther 8, 257a; Der Allerwertheste. Alexis Dor. 1, 80; Der Theuerste. Dingelstedt 36; Der Allerrosenste. Goltz 1, 70; 3, 234 etc.; Der naive Theil. Prutz DMus. 1, 2, 129; Die naive Rückseite. Heine Reis. 3, 126; Die Legitimität. 257; Ihr Nacken ist gar hübsch und fett gewölbt, wie ein das vergleichende Bild befindet sich etwas tiefer unten. 2, 205; Hemisphären. 181; Die Hemigloben .., worauf man sitzt. Platen 4, 61; Dem wolle es zeigen, woes schön sei. Gotthelf U. 2, 98; Küß mich, wo ich schönbin; wo mir’s sacht thut;wo ich dich nicht beißen kann; nicht auf den Mund etc.; Kannst mir dreimal gewogen bleiben. Kühne Fr. 354 etc.; Setz dich, wo deine Großmutter [Anna Rosine Sch olz] saß, als sie Hochzeit hielt; Kucke mir in den Sra [Umkehrung von Ars]. Luther 8, 211a etc. S. Weinhold 6b; Schmeller 1, 110; Thümmel 1, 76; Prutz DMus. 1, 1, 126 u. a. m. Dazu: Är- schen, Ärßen, ref.: zurückweichen (frz. reculer). HSachs 1, 209a. Ärschig, a.: arschähnlich: Wie Maßmann’s Nase viel zu ä. platte. Heine Rom. 176; nam. in Zsstzg., mit und ohne Uml.: einen so oder so beschaffnen Hintern haben: Breit-, dick-, dünn-, groß-, klein-ärschig (-arschig); Barärschig. Fischart Garg. 286b; Die kaul- ärschigen Hühner [stumpfschwänzig]. Döbel 1, 148a; Die schönarschige, schöngearschte Venus (zaAπτoγoς) etc. s. Zsstzg. von A. Ärschlich, Ärschling, a.; Ärschlings, adv. (L. 11, 654; Weinhold 6b; Spate 55): rückwärts, verkehrt; Eine Stiegen ärßling abgeschossen. Schaidenraißer 45b, vgl.: Die lange Stiegen herabgebürzelt. 46a; Ärschlings zum Teufel gehen. G. 7, 163; 12, 296; Jahn M. 149.
Zsstg.: In der derben Volksspr. bez. A. als Grundwortoft nur, der Endung–er, –hard etc. entsprechend, eine Person, mit verächtlichem Nebensinn, z. B.: Geiz-A., vgl. Geizhals; Heul-A., Heuler; Quengel-A. etc., s. Weinhold 6b; ferner imperativ. Bildungen, wie Leck-A. [A.- Lecker]; Reck-A. etc.; dann (s. Anm.), dem Ew. Ärschig entsprechend, ein Wesen mit so oder so beschaffnem Hintern, zuw. auch aufLebloses übertragen etc., z. B.: Bléck-: Weiß-A., Weißärschel, die Hausschwalbe.
Blíck-: Arschwolf. Fischart Garg. 134b; so auch Kipp- A. s. Benecke 1, 63a; Frisch 1, 515c.
Brēīt-: Person mit breitem Hintern; auch eine Art Apfel, Breitling, Breitärschling. Díck-.
Fēūcht-: Name mehrerer Tauchervögel, z. B.: Mergus merganser; Pelecanus carbo.
Hōhl-: s. Hall-Asch.
Kāūl-:
1) Kaulquappe, junger, noch geschwänzter Frosch.
2) schwanzloses Huhn, mundartl.: Boll-, Butt-, Klut-A. etc. Kípp-: ein mit dem Hintern kippendes Wesen, Wipp(el)-A.; s. auch Blick-A. Náckt-: z. B. Amor. Scheffer Gd. 445. Pāūk-: Einer, der Prügel bekommt. Droysen A. 3, 97, vgl. Arschpauker, der sie austheilt. Beides auch von Päderasten. Plátt-: vgl. Breit-A.; wie Dies eine Apfelsorte, Zwiebelrenette. Wēīß-: eine Antilopenart; s. Bleck-A. Wēīt-: V. Ar. 3, 23. Wípp(el)-: Kipp-A. u. ä. m.