Faksimile 0053 | Seite 45
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Armuth
Ārmuth, f. (Anm.); 0: 1) abſtrakt: das Arm-
ſein, auch perſonific.: A. iſt ein ſchlimmer Gaſt; A. ſchimpft
(ſchändet) nicht ꝛc.; Mancher iſt reich bei ſeiner A. Spr. 13,
7; Sich ſeiner A. ſchämen; A. an Begriffen. Kant Anthr.
106; Geiſtige A. ꝛc. 2) konkret: die arme geringe
Habe: Braucht ſein bischen A. für ſich. Engel 12, 200; Ge-
wohnt, ſein „bischen A.“, wie er [der Millionär| zu ſagen
pflegte, nicht zu ſchonen. Gutzkow Diak. 103; Hockſt da in
meine A. [arme Hütte]. Gotthelf U. 2, 195 ꝛc. Vgl.
Stalder 1, 110. 3) kollektiv, die Armen: An der A.
will Jedermann die Schuh wiſchen; Im Armhaus .. ſitzt die
A. und flucht. Freiligrath Pol. 2, 81; Der Wurm durchhöhlt
ſein Korn, der A. wirds verſagt. Lichtwer 213; Im Mangel-
jahr | öffnet die A. ihm [dem Kamel] eine Ader. Rückert
Morg. 1, 153 ꝛc.
Anm. Früher auch neutr., z. B. zu 1: Spr. 6, 11;
10, 15; 28, 19 ꝛc. = Zu 3 nicht bloß Opitz 1, 92; 148;
Weidner 358 ꝛc., ſondern noch Gellert 3, 173; L. 2, 305;
Rabner 4, 377, wie zu 2: 1, 147 ꝛc., wozu ſich auch Verkl.
finden, z. B.: Welche ihnen ihr A –lein vertrauet. Garzoni
628a; Armüthlein. Spate 56; Stalder 1, 110; Es ging
dabei alle mein Armüthchen zu Grunde. B. 484a ꝛc.
Nbnf.: Armuthēī, f.; Fiſchart B. 37b ꝛc., noch Auerbach
Barf. 26; vgl. Ärmde. Spate. Dazu: Armüthig, a.:
Luther 1, 391b; Gotthelf U. 2, 190; Sie ſchämten ſich, ſo
armüthiglich aufzuziehen. Sch. 402; Die Armüthig-
keit. U. 2, 192; 214 ꝛc. S. auch: Armuthſelig. Ahd.
ar(a)muotî.
Zſſtzg. (ſ. die von Arm II.) z. B.: Bettel-(Stilling 3,
38), Bettler- (Heinſe A. 1, 285), Geiſtes- (Platen 6, 231);
Ideen-A. (Gutzkow R. 4, 54) ꝛc.; Solche Staarmatzen-A.,
die ſtets Dasſelbe wiederplappert. Vogt Köhl. 47 ꝛc.