Faksimile 0047 | Seite 39
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Arbeit
Arbeit, f.; –en; –s-: die Anwendung der Leibes-
und Seelenkräfte und der Ggſt. dieſer Arbeit; z. B.:
Eine ſolche ſchon innerhalb der A. dankbare A. G. 25, 217;
vgl.: Eine A. thun und machen ꝛc., wo beide Bedd.
ſich nahe berühren. 1) die Anwendung der Kräfte,
das Schaffen, Wirken, die Thätigkeit, nam. ange-
ſtrengte, mühevolle, Ggſtz. Ruhe ꝛc., Spiel ꝛc.: a)
Halsbrechende, harte, faure, ſchwere A., Büffel-, Ochſen-,
Pferde-, Dreſcher-A. ꝛc.; Süße, leichte, kinderleichte, Kinder-
A. ꝛc.; Umkehren wäre ein unnützes Stück A. [ſ. 2] FSchlegel
Fl. 2, 4 ꝛc. b) als Obj.: Sechs Tage ſollſt du deine A.
thun ꝛc.; Nach gethaner A. iſt gut ruhn; Der Mohr hat ſeine
A. [das Seinige] gethan, der Mohr kann gehen. Sch. 164a;
Viel A. [zu thun] haben mit Etwas; A. hat auf allen Sei-
ten Tſchupitſch. Talvj 2, 258; Die Geſellen ſtellen die A.
ein ꝛc. c) im Gen.: Er war ſeiner A. [ſeines Zeichens]
ein Maurer. Hebel 3, 348. Ein Freund, Feind, ein Sklave
(Möſer Ph. 1, 346) der A. ꝛc. d) abhängig v. Präpoſ.:
An die A. gehn, ſich machen ꝛc.; An der A. ſitzen (G. 9, 145),
ſein. Möſer Ph. 1, 104 ꝛc.; Nicht iſt Jene geringer an Geiſt
und künſtlicher A. [ſ. 5] V. Jl. 1, 115; = Geſchicklich-
keit im Arbeiten ꝛc. Auf A. [Tagelohn ꝛc., vgl.: aufs
Schloß ꝛc. an die Frohn-A.] gehn, ſein; Der Sohn des
reichen Bauern, der nie an die A. hatte gehn wollen, war ſo
heruntergekommen, daß er nun auf A. gehn muſſte ꝛc.
Dem Meiſter aus der A. gehn, laufen ꝛc. Bei der A. ſein,
treffen ꝛc.; Jetzt iſt er bei der A. [der Ermordung Dun-
kan’s]. B. 294a ꝛc. In A. ſein, aktiv von der arbei-
tenden Perſ. und paſſiv von dem gearbeiteten Ggſt.;
Etwas in A. haben, geben, nehmen ꝛc.; Einen Geſellen in A.
nehmen, bei einem Meiſter in A. bringen; Bei einem Meiſter
in A. ſein, ſtehn; Einen in voller A. treffen ꝛc. Mit A–en
überladen, überhäuft ꝛc. Von der A. ermattet ꝛc.; Er
geht Morgens auf A. und kommt erſt Abends wieder von der
A.; Eben von der A. gekommen, geht er ſchon wieder an die
A. Über (Stilling 3, 51), unter, während der A. ꝛc.
2) übertr., von lebloſen Dingen (vgl. 4): Die A. der
Strömungen des uralten Meeres. G. 23, 7; Die lange A.
der Zeit und Natur. Iv Müller; Das Feuer hatte ſeine meiſte
A. ſchon gethan. Scherr Gr. 2, 98 ꝛc. 3) ſinnvrwdt.:
Mühe, Anſtrengung, Beſchwerde ꝛc., von allem die
Kraft vollſtändig Beſchäftigenden, ganz in Anſpruch
Nehmendem: Mühe und A. 1. Moſ. 5, 29 ꝛc.; Einer hat
A. und Fleiß, | der Andre den Nutzen und Preis. L. 11, 6;
Hatte ſie nicht die halbe A. Möſer Ph. 1, 126; Das Leben
iſt Sorg’ und viel A. (––) Schwab 162; Noth zu erdulden
und A. V. Od. 8, 529; Kaum mit A. ſich | im Bügel feſt-
hielt. W. 11, 113; Müdigkeit | vom Turnei und der A.
[vgl. Kampfes-A.] dieſes Morgens. 144; Auf der Tugend
a.-voller Bahn. Sch. 22a ꝛc. 4) die von innen das
Ganze durchdringende Bewegung eines zur Ruhe ſtre-
benden belebten oder lebloſen (ſ. 2) Ggſts.: Ein hoch-
ſchwangrer Leib, der die herbe Zeit erkannt, | die ihn zu der
A. ruft. Gryphius Gd. 2, 407; Zinkgräf 1, 187 ꝛc.; Die
A. ſeines Gemüthes zeigt ſich oft für uns zu ſtark in ſeinen Athem-
zügen. WHumboldt 3, 151; A. der Natur [beim Erdbeben].
Kant 9, 31; Wie hat in unausſprechlicher A. | ſeine Seele
gerungen. M. M. 13, 244; Wein, Bier iſt in A. [gäret] ꝛc.
5) der Ggſt., das Werk der arbeitenden Thätigkeit,
und zwar ſowohl das geſchaffte als das zu ſchaffende:
Wenn du deine A. [Ertrag der Acker-A.] eingeſammelt.
2. Moſ. 23, 16; Machen allerlei künſtliche A. 35, 33;
Machte [nahm] ſie ihre A. [Hand-, Näh-A. ꝛc., weibliche A.]
zuſammen. G. 14, 149; Bergmänniſche Grubenbaue ..
Dieſe A–en. Humboldt K. 1, 166; Die erſten ſtatiſtiſchen
A–en. 2, 215; Chemiſche A–en (Experimente). 228; Expe-
rimental-A–en. 371; Alle Komödien, die man für ſeine A.
ausgegeben. L. 3, 3; Der macht kurze A. [vgl. kurzen Pro-
ceß], iſt reſolut. Sch. 326b; Waffen, die A. Hephaiſtos’.
Stolberg Il. 18, 191; Nicht aus Stein iſt das Bild, noch
von Erz, nicht A. der Hände. Uhland 143; Die gängigen
(Zelter 3, 174), laufenden, täglichen A–en; Die Schüler
geben ihre deutſchen, mathematiſchen A–en ab, bekommen A–en
auf ꝛc.; Ländliche A–en, weibliche A–en; Getriebne, erhabne,
gegoſſene, geſchnitzte, eingelegte A. ꝛc. Es war ein feſtes
und gutes „Stück A.“ [ſ. 1], dieſer alte Zwinger. Gutzkow
R. 2, 13 ꝛc. 6) zuw. (vgl. Alter 3 ꝛc.) die Geſammt-
heit der Arbeiter: Die A. ging ins Feld. Hebel 3, 306;
Wir wählen Freunde der A. [arbeitenden Klaſſe]; Feld-A.,
Werkſtatt-A., Geiſtes-A. Gutzkow R. 1, 164.
Anm. 1. Sinnvrwdt. zu 1 das weitre, z. B. auch das
Spiel mitumfaſſende Beſchäftigung und Geſchäft, das
aber ein freies, vernünftiges, einem Andern oder ſich ſelbſt eine
beſtimmte Thätigkeit in beſtimmtem Kreis überweiſendes Weſen
vorausſetzt, Ggſtz. Muße: Der Menſch gönne ſich nach voll-
endeten Geſchäften Muße, die er mit leichtern Beſchäftigungen
ausfülle, er gönne auch ſeinem Vieh nach der A. Ruhe ꝛc.
Sinnvrwdt. zu 2: Werk, das etwas Abgeſchloſſnes, Um-
faſſendes, Vollendetes bez., während A. den Begriff des Ein-
zelnen, der fehlenden innern Vollendung, der aufgewandten
Mühe ꝛc. hervorhebt: Die Feſte verkündigt ſeiner Hände
Werk; Die Nähterin nährt ſich mit ihrer Hände A.; Man er-
wartete ein Meiſterwerk und er lieferte eine Schüler-A.; Die
A. langer Jahre wurde durch das Erdbeben zertrümmert, die
Vernichtung war das Werk eines Augenblicks; Er verleibt
ſeine in Zeitſchriften zerſtreuten A–en ſeinen ſämmtlichen
Werken ein ꝛc.
Anm. 2. Mundartl.: Arbet, Erbet, ſo auch
Arbten. Logau 1, 6, 37; Arbter. 3, 51 ꝛc., bei Andern
dagegen ſteigert ſich zuw. der Tiefton der Endſilbe zum Hoch-
ton (––́). Schwab 162; Simrock Gudr. 6, 424 ꝛc., ſo nam.
in Verlängrungen: Arbeiten ꝛc. (––– ⏑). Luther u. A. haben
die Form Erbeit, Erbeiten, nicht zu verwechſeln mit
Er-beiten (ſ. Beiten = warten). Als Bſtw. zuw. unver-
ändert, z. B.: Arbeitvoll. Sch. 22a, neben: Arbeit s voll.
6b ꝛc.
Anm. 3. Goth. arbáiths ꝛc., wahrſcheinl. zunächſt von der
Feldarbeit, vgl. II. Ähren, lat. arvum, Flur, ſchwed. arf, Erde.
S. auch ſlaw. Rabot (Frohn-A.), ferner Erbe, Erde; frieſ. ar-
beida, pflügen; ſchwzr. erben, ſich mühen ꝛc., wie der Begriff
von Mühſeligkeit urſpr. der überwiegende war.
Zſſtzg. unerſchöpflich, ſ. 1—6, ferner: 7) nach
Denen, die die A. verrichten oder zu verrichten haben:
Drechsler-, Klempner-, Poſamentier-, Schloſſer-, Schmiede-,
Schneider-, Tiſchler-A. ꝛc.; Bauern-, Dreſcher-, Heuer-,
Mäher-, Knecht-, Sklaven-, Schüler-, Stümper-, Jungen-,
Damen-, Frauenzimmer-A. ꝛc. Büffel-, Ochſen-, Eſel-,
Pferde-, Rinds-, Hunde-, Teufel-, Schinder-A., die wie
Dreſcher-A. eine beſ. anſtrengende A. bez., dagegen
Kinder-A., eine leichte. 8) nach dem Stoff, worin
gearbeitet wird: Draht-, Elfenbein-, Erz-, Gold-, Haar-,
Holz-, Horn-, Leder-, Metall-, Perlen-, Seiden-, Silber-,
Stahl-, Wollen-, Zinn-A. ꝛc. 9) nach dem Ort, wo
oder dem Ggſt., woran gearbeitet wird: Acker-,
Bank- oder Werkſtatt-, Berg-, Chauſſee-, Deich-, Erd-, Feld-,
Garten-, Gruben- (bergm.), Haus-, Hütten- (d. h. Schmelz-
hütten-), Land-, Maſchinen- (ſ. 11) A. ꝛc 10) nach
der Zeit: Frühlings-, Sommer-, Herbſt-, Winter-, Tag-,
Nacht-, Wochen-, Abend-, Morgen-, Früh-, Spät-, Ferien-
A. ꝛc. 11) nach der Art der A.: Amts-, Berufs-,
Dienſt-, Frohn-A. ꝛc.; Flick-, Friſch-, Gar-, Häkel-, Maſchi-
nen- (ſ. 9), Näh-, Paſſement-, Schnitz-, Strick-A. ꝛc.
12) nach Dem, womit gearbeitet wird: Gedanken-,
Geiſtes-, Hand-, Kopf-, Leibes-A. ꝛc. 13) nach Dem,
wofür die A. beſtimmt iſt: Examen-, Probe-, Prüfungs-,
Schul-, Straf-A. ꝛc. Oft entſchcidet der Zuſammen-
hang über die Bed., ſ. z. B. Herren-A. Als Bſp.
für viele nur folgende: Bétt- [9]: B. nennt man’s,
Stubenkrieg ꝛc. Schlegel Sh. 7, 267. Blēī- [11]:
Ausſchmelzung der Silbererze mit bleihaltigen Zuſätzen,
wie Roh-A. ohne ſolche. Blūt-: blutige Arbeit,
Gemetzel. Stahr Rep. 3, 180. Díchter- [Anm. 1]:
verſch. Dichterwerk: Verwiſchte Zeichnung, ſchmutzige Farbe
.., Das ſind die Eigenthümlichkeiten dieſer D. Börne 5, 196.
Dréſcher- [7]: Das iſt eine D., mir thun alle Ge-
lenke weh. Platen 3, 143. Eīſen- [8]: ſ. Häuer-A.
Erd- [9]: bei Chauſſéen, Eiſenbahnen ꝛc.
Friſch- [11]: Darſtellungdes Stabeiſens, ſ. Friſchen.
Gār- [11]: das Garmachen der Darrlinge (ſ. d.).
Gebūrts- [4]. Danzel 305. Geſámmt-:
Theilnahme Aller an der G. Burmeiſter gB. 1, 47.
Hánd- [12]: Weibliche H.; Die Kinder mehr zur H. an-
geführt. Möſer Ph. 2, 301; Hände-A. 1, 267; 3, 33;
Genuß eigener Hände- und Geiſtes-A. Gutzkow R. 2, 264.
Hǟūer- [7]: Bergmanns-A., wodurch Erz- und
Gangarten vom Nebengeſtein der Lagerſtätten getrennt
werden, bei mildem Geſtein Keilhauen-, bei ſchneidigem
Schlägel- und Eiſen-, bei feſtem, durch Pulver zu ſpren-
gendem Spreng-A. Hāūpt-: Ggſtz. Neben-A.
Hérr(e)n- 1) [7]: Bäume pfropfen iſt H., pflügen und
dreſchen Knechtes-A. 2) [13]: Damenſchneider machen
keine H. 3) [13]: die dem Herrn zu Gut kommende
Frohn-A. ꝛc. Kámpf- [3; 11]: K–en (–––⏑) des
Herkules. V. Th. 24, 80; Nach der heißen Kampfes-A. Stahr
Rep. 3, 71. Kēīlhauen-: ſ. Häuer-A. Kín-
der- [7]. Krīēgs-: Kampf-A. V. Od. 4, 170.
Kúnſt-: künſtliche Arbeit. V. Il. 18, 420; Dieſe K.
[der Gobelins]. Stahr Par. 1, 262, vgl. Kunſtwerk.
Lánd- [9]: Acker-, Feld-A.— Mêêr- [3; 11]:
Anſtrengung der Schiffenden. V. Th. 21, 39. Mēī-
ſter- [7]: nam. bei Handwerkern, Arbeit, worauf
Einer Meiſter werden will, vgl. [Anm.] Meiſterwerk.
Mít-: Mitwirkung: Man hat in dem berühmten Buch
Schlegel’s M. erkennen wollen. Monatbl. 1, 364 a.
Nāch-: nachgelieferte, ſpätre A. G. 20, 131 ff.
Rōh-: ſ. Blei-A. Schlǟgel-: ſ. Häuer-A.
Schwerenōths-: harte A., um die ſchwere Noth
(ſ. d.) zu bekommen. Arndt E. 146. Sēīger- [11]:
ſ. ſeigern. Sélbſt-: A., die von ſelbſtändiger Thä-
tigkeit zeugt. Humboldt K. 2, 430. Spréng-: ſ.
Häuer-A. Vōr-: der eignen Arbeit vorangehend:
Ihre V. und Vorbereitung der Stoffe. G. 39, 8 u. ä. m.