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Amt
Āmt, n., –(e)s; Ämter (veralt., mundartl. –e);
Ämtchen, lein; -, –s-: 1) die zu einer Jemand über-
wieſenen, von ihm übernommnen Stellung gehörigen
Obliegenheiten und Verrichtungen (ſ. 2): Was deines
A–es nicht iſt, da laſſe deinen Vorwitz; Der Bettler vergiſſt
ſein trauriges A. [Geſchäft]. Beck Arm. 72; Die überfüllten
Kämmerer höhnen ihr A. [„Wächter-A.“ Sch. 563a] durch
Schnarchen. B. 294a; Lieben iſt mein einzig A. Daumer H.
1, 20; Du mehrſt das Übel | und nimmſt das A. der Furien
auf dich. G. 13, 32; zuw. von (perſonif.) Dingen: Du
haſt .. dem Ausdruck, Schall und Reim ihr wahres A. erleſen.
Haller 205; Der ihm Flügel giebt und die Füße ihrer Ämter
entſetzt. Sch. 148a; Die heiße Tageszeit vertritt das A. der
Nacht ... und wird verträumt. W. 20, 285. 2) ein
Jemand überwieſener öffentlicher Wirkungskreis in Be-
zug auf die damit verbundnen Obliegenheiten und Ver-
richtungen ꝛc.: Ein hohes, bedeutendes, niedriges, geringes,
einträgliches, obrigkeitliches, weltliches, geiſtliches A. beklei-
den, bedienen, verwalten, übernehmen, in ein A. eintreten, es
antreten, im A. ſein, ſitzen, ſtehn, Einen in ein A. einſetzen,
einführen, ihm ein A. überweiſen, übertragen, geben, Einen
vom A. abſetzen, ihn des A–es entſetzen, ihm das A. nehmen,
das A. niederlegen, um ein erledigtes A. ſich bewerben, an-
halten, nachſuchen, nach einem A. ſtreben, trachten, jagen,
Mann in A. und Würden, nachläſſig im A., kraft meines
(tragenden [ſ. d.]) A–s, von A–s wegen ꝛc. A. giebt Ver-
ſtand; Das A. macht wohl ſatt, aber nicht klug; Das A. iſt
des Mannes Lehrmeiſter (Sprchw.). L. 11, 683 ꝛc. Das
A. eines Königs. B. 402a; Im Poſtfach iſt ein hübſches
Ämtchen erledigt. Gutzkow 11, 235; Ein Ämtlein zu er-
ſchnappen. Scherr Pr. 140; Die Würde des A–es zu üben.
Sch. 69 a; Aus Achtung für die würdigen Perſonen | der
Lords, nicht für ihr A., das ich verwerfe. 412a ꝛc. Dazu
unerſchöpfl. Zſſtzg. 3) Ohne Zuſatz oft die Stelle
zur Handhabung der Rechtspflege und Verwaltung der
landesherrlichen Einkünfte in einer Gegend; die dazu
eingeſetzte Behörde; der ihr untergebne Bezirk; ihr
Sitzungslokal, oft das Haus des Vorgeſetzten (ſ. Am-
tei): Vor A. gehn. Auerbach D. 4, 94; 164; gefordert.
Börne 2, 410; Vors A. müſſen. G. 10, 144; Bei A. n-
zeigen. Hebel 3, 341; Ins A. laufen, um die Flüchtigen ver-
folgen zu laſſen. G. 16, 49; Ins A. reiten. Gellert 1, 41;
Dem A. zinſen. Höfer V. 468 ꝛc. (ſ. Zſſtzg.). Die jähr-
liche Landeskontribution von unſern Amtern und Kammer-
gütern. Meckl. Erbvergl. §. 69; Möſer Ph. 2, 279 ꝛc. Daß
ſie nimmer wieder ins A. [Gerichtsbezirk ꝛc.] ſoll. Rabner 3,
57. Mit oberd. Mz.: A–e. Dan. 3, 12 (vgl. 2, 49); Berli-
chingen 208; 144 ꝛc. 4) Analog auch a) von andern Ver-
waltungsbehörden und ihrem Sitzungslokal (Kollegium)
ſ. Zſſtzg. b) nam. niederſ., von größern Handwerks-
innungen und ihrem Verſammlungsort zum Unterſch.
von bloßen Gilden und Werken: Der A.-Meiſter beruft
das A., läſſt es verboten (laden); das A. zahlt aus der Lade;
Ins A. freien [durch Heirath eine Stelle in einer ge-
ſchloſſnen Innung erhalten]; Das hieſige Lohgärber-A.
Möſer Ph. 1, 38 ꝛc. c) zuw. „die Werkſtube eines
Handwerkers, z. B. Barbier-A.“ Adelung [?. 5)
Zuw. = Predigt-A., geiſtlicher Wirkungskreis: A. des
Worts. Apoſtelgeſch. 6, 4; Mißbrauch verſtört das A. nicht,
das A. iſt doch recht, gleichwie die weltliche Oberkeit ein recht
gut A. bleibt, ob es gleich ein Bube hat. Luther 5, 151a;
Dies Opfer | dem heil’gen A. [der Jnquiſition] zu unter-
ſchlagen. Sch. 307a. b) einzelne kirchliche Amtsver-
richtungen, z. B. bei den Katholiken die Meſſe (das
hohe, Hoch-, Frohn-A.), bei den Proteſtanten das Abend-
mahl: Berlichingen 174; Der Erzbiſchof hielt die Meſſe nach
vollendetem A. Claudius 5, 48; Luther 6, 546a; W. 11,
172; 306 ꝛc. Das A. der Schlüſſel (ſ. Matth. 16, 9),
die geiſtl. Gewalt, Sünden zu vergeben oder nicht, und
übertr.: Wer lehrte dich die Kunſt, du böſes Mädchen, | die
Kunſt, zu binden, ohne je zu löſen, | die Macht Kleopatra’s,
das A. der Schlüſſel. KGroth 106.
Anm. 1. Zuſammenziehung aus Ambacht (holländ. ꝛc.),
goth. andbahti, vgl. das ſchon von Cäſar (B. gall. 6, 15)
erwähnte gall. ambactus (Diener, ſ. franz. ambact, ambas-
sadeur ꝛc.), viell. auch ſchwzr. Anbach. Stalder. (?) Ob
urſprüngl. celtiſch oder deutſch, oder beiden Sprachſtämmen .
gemeinſam, bleibt unentſchieden. Veralt. Mz. A–e (ſ. o.,
Luther 5, 176a ꝛc.); A–er (Stumpf 310b; Gottes ſeind die
A–er, die Perſonen oftmals des Teufels. Schottel 1145a ꝛc.);
Verkl. A–lein. Luther Br. 4, 475 ꝛc. Als Bſtw. meiſt
A–s-, doch z. B. A–s- und A.-Haus. Gutzkow R. 7, 268 und
ſo öfter Schwanken. Meiſt ohne s: A.-Frau, -frei, -Geld, -hörig,
-Leute, -los, -Mann, -mäßig ꝛc. S. auch Ämter-Jägerei. Heine
Lut. 2, 132; -Schnapper. Scherr Gr. 1, 21; -Vergebung. G.
20, 211 ꝛc.
Anm. 2. Sinnvwdt. (ſ. 1) Pflicht, Schuldigkeit, Ob-
liegenheit (ſ. d.), die aber nicht auf den Kreis amtlicher Thä-
tigkeit beſchränkt ſind;, ferner Beruf, das aber auf einen in-
nern Trieb ſich bezieht: Ein A. wird Einem ertheilt oder man
übernimmt es, einen B. erwählt man; das A. verwaltet, den
B. erfüllt man. Tauſende ſind Richter, Prediger u. ſ. w., nicht,
weil es ihr Beruf, ſondern ihr A. iſt. Auerbach Sch. V. 313.
Ferner (ſ. 2) ſinnvwdt. Bedienung (ſ. d.), das, wie A.,
auf öffentliche Verrichtung geht, während Dienſt und Stelle
ſich auch auf Privatverhältniſſe beziehn: Der Knecht ſucht
einen andern Dienſt, der Geſchäftsreiſende eine andre Stelle.
Ferner geht Stelle mehr auf die höhre oder niedre Ordnung und
damit auf Einkommen u. Verſorgung: Dievierte Lehrer-Stelle;
ein mühſeliges A., aber eine einträgliche Stelle. Dienſt (ſ. d.)
bez. entweder ein Abhängigkeitsverhältnis, daher bei öffent-
lichen Ämtern nur von untergeordneten Stellungen (Thor-
ſchreiber-D. ꝛc.), oder die thätige Beſchäftigung und Wirk-
ſamkeit (Ein Kammerherr hat ſein A., auch wenn er nicht den
Dienſt hat), oder eine allgemeinere nicht auf den Kreis eines be-
ſtimmten Amts beſchränkte Wirkſamkeit (Er iſt im Staats-
Dienſt, ich weiß aber nicht, in welchem Staats-A.). Bedienung
(ſ. d.), das ebenfalls auf Abhängigkeit deutet, kommt deßhalb
für Staatsämter ꝛc. mit Recht außer Brauch: Ein Drama-
turg lebt von ſeinem A., ein Hofdichter von ſeiner Bedie-
nung ꝛc.
Zſſtzg. unerſchöpflich und nach dem Obigen meiſt
keiner Erklärung bedürftig, z. B.: Vater-A., Mutter-A.,
Kinder-A., Knecht-A. und Summa alle weltlichen Ämter.
Luther 5, 176a; Predig-A., Prieſter-A. ebd.; manche mehr-
deutig (ſ. auch 4b). Nach den folgenden laſſen ſich
leicht andre bilden: Almoſen- [4a]. Muſäus M. 2,
132. Apóſtel- [1]. Röm. 1, 5. Barbīēr-
[c]. Bāū- [4a]: Vom B. die Erlaubnis erhalten,
ſein Haus wieder aufzurichten. Auerbach D. 4, 229.
Bérg- [4a]. Bíſchof- [1; 2]: 1. Tim. 3, 1.
Blūt- [1]: Den Schergen wird durch ihn ihr B. kund.
Chamiſo 4, 43. Brōt-[2]: Brot bringendes. 5, 192.
Dánk- [5b]: neh. 12, 8. Dēīch- [4a].
Domǟnen- [3]: vgl. Schatullen.A. Ehren- [2]:
ehrenvolles, meiſt ohne Beſoldung. Chamiſſo 4, 121;
Stiling 2, 143. Erb-: in gewiſſen Familien erb-
liches Amt; Erbämter des heil. röm. Reichs, die erblichen
Amter der bei der Kaiſerkrönung, die Reichs-Erzämter
der Kurfürſten, als deren Stellvertreter, verwaltenden
Geſchlechter. So hatte man ein Erz- und ein Erb-
(Reichs-) Kämmerer-, Marſchall-, Schatzmeiſter-, Schenken-,
Truchſeß-A. ꝛc. Erz-: ein vornehmes, vorzügliches
A.: Sein Narr und Rath (es iſt nicht rar | Erzämter ſo ver-
eint zu ſehn). Ramler F. 3, 6; 19; nam. ſ. Erbamt: Daß
Böhmen ſein E. bei Rudolfs Kaiſerkrönung nicht ausübte.
Sch. 71a ꝛc. Flȫß- [4a]. Fórſt- [a].
Frēī- [3]: z. B. ein Diſtrikt der Stadt Zürich.
Frōhn- [5b]: früher [3] ein Erbamt im Bisthum
Bremen, deſſen Beſitzer für den Erzbiſchof Recht ſprach.
Fútter- [4a]. Gárten- [a]. Gutzkow R. 8,
245. Gemēīnde- [2]: Ggſtz. Staats-A. ꝛc.
Hāūpt-: ſ. Neben-A. Hērolds- [1; 2]. WHum-
boldt 3, 43. Hérrſch-. V. Od. 11, 175. Hōch-
[5b]: Als ich drauf ſah den Papſt in ſeiner Pracht | das H.
halten. Sch. 409b; Durch geiſtliche Feſte ſämmtlicher Reli-
gionen, durch Hochämter und Predigten. G. 20, 227.
Hōf- [1]: Wer hat das H. bei der Königin? | wen traf der
Rang, ſie heute zu bedienen? Sch. 252a ꝛc.; ferner vgl.
Erbamt, ein (erbliches) Amt bei Hof, nam. das eines
Kämmerers ꝛc. Hólz- [4a]. Hütten- [4a]:
über die Schmelzhütten im Bergb. Jágd- [ia].
Kamerāl-, Kámmer- [3; 4a]. Kämme-
rer- [2]: ſ. Erb-, Hof-A. Káſten- [4a]: zur
Verwaltung der ſogen. Kaſtengelder. Kírch(en)-
[2; 5; 4a]: = Konſiſtorium ꝛc. Krēīs- [3].
Krōn-: nam. früher in Polen, zum Unterſch. der
hohen Reichsämter in dem eigentlichen Kronlande von
den entſprechenden in dem damit verbundnen Großher-
zogthum Litthauen. Küch(en)- [a]. Muſäus M.
5, 10. Lêhr- [1; 2]: nam. das Amt v. Geiſtlichen,
von Lehrern an Hochſchulen ꝛc. Elſter-L. V. 3, 4, wo
Vorgeſagtes nachgeſchwatzt wird. Márſchall-: ſ.
Erb-, Hofamt; aber auch [a]: Sehr vielen .. Geſchäften
mußte ſich das Reichs-M. unterziehen. G. 20, 221.
Mēīſter- [1]. Luther 8, 260b. Méß- [5b]. Heinſe
A. 48. Míttler- [1]: Thümmel 5, 5. Mútter-
[1]: ſ. o.; W. 12, 39. Nêben- [2]: neben einem
andern als dem Haupt-A. Stiling 4, 154. Ober-
[2; 3]: im Ggſtz. von Unter-A. Pfárr- [1; 2,
5]. Luther 6, 352a. Pflêg(e)-: 1) das Amt, einen
Kranken ꝛc. zu pflegen. Gutzkow Diak. 71; 153 ꝛc.; 2)
[3, 4a] ein der Pflege, d. i. der Verwaltung und Auf-
ſicht eines Andern anvertrautes Kammeramt. Póſt-
[4a]: Auf dem hieſigen P. beſtellt. Forſter Br. 2, 43.
Prêdigt- [1, -; 5]. Prīēſter- [1, ~; 5]: Das
Hohe-P. Kühne Char. 1, 235. Ráche-, Rä́cher-
[1]. Kinkel Erz. 23. Rēīchs-: ſ. Erb-, Marſchall-
A. Rēīhen- [2]: der Reihe nach umgehend.
Monatbl. 1, 436a. Rent(ēī)- [3; 4a]. Jmmermann
M. 1, 260; Schmeller 3, 114. Ríchter- 1) [1; 2].
Führte ſein R. in der Philoſophie. Fichte 8, 29; 2) [3] Zum
Tod verdammt vom R. H. 8, 286 ꝛc. Scharf-R. Börne
2, 383; Sitten-R. 5, 275 ꝛc. Schatúllen- [3;
4a]: zur Verwaltung der Haus-Güter eines Fürſten,
wie Domänen-A., der Kron-Güter ꝛc. Schátz-
meiſter- [1; 2]: ſ. Erb-, Hof-A. Schāū- [4a]:
zum Beſchaun und zur Prüfung von Waaren.
Schénk(en)- [1; 2]: ſ. Erb-, Hof-A. 1. Moſ. 40,
23; Ein Weiblein ſorgt fürs Schenken-A. V. 3, 225.
Schérgen- [1; 2]: Ich hätte dies Sch. nicht übernom-
men [die gefangne Königin zu bewachen]. Sch. 415a.
Schíldes- [1; 2]: Ritter zu Sch. geboren. WWolfſohn
(DMuſ. 1, 1, 70); = von adliger Abſtammung.
Schlóß- [3]. Gutzkow R. 2, 378. Schútz- [4a]:
Es ſind zwar Viele von dem Sch. [Schutzmänner, Polizei-
beamte] hier, aber auch die Zahl der Vigilanden iſt groß. 4,
251. Sēēlen- [5b]: Seelenmeſſe. Hebel 3, 70.
Stāāts- [2]. Stēūer- [4a]. Strāf- [1].
Lichtwer 72. Tōdten- [5b]: Seelen-A. G. 39, 310.
Trúchſeß- [2]: ſ. Erb-A. ꝛc. Unter-: ſ.
Ober-A. V. Sh. 1, 75. Verwáltungs- [2; 3;
4]. Droyſen Y. 1, 179. Wä́chter- [1, –]. Ramler F.
2, 551; Sch. 563a. Zāhl- [a]: Beim Z. zu erheben.
Hebel 3, 149. Zóll- [4a]. u. v. ä.