Affe
mn
schlaraffen
Affe, m., –n; –n; Äffchen, lein; –n-:
1) ein bekanntes, viele Arten umfassendes Säugethier mit vier Händen, nam. durch Menschenähnlichkeit und Nach- ahmungsgabe ausgezeichnet. Der A. schreit, brüllt etc.; oft mit Personennamen bez.: Als sein A. gestorben .. Nun, Hans! 1, 254; Hans A. rückt und dreht. Lichtw. 90; Matz Fab. 1, 61; Morten 46; 2, 481; Martin dem A–en. 5, 228 u. v. Arten sind z. B. der gemeine oder türkische; der langarmige; der rothe; der grüne A. etc.; ferner Zsstzg. wie: Augen-, Bär-, Bart-, Bisam-, Brüll- (veralt. Rohr-), Dickbauch-, Eichhorn-, Faul- (thier)-, Finger-, Fuchs-, Greif-, Halb- (s. Maki), Haut-, Heul- (Brüll-A.), Hunds-, Hut-, Juden-, Kapuziner-, Klammer-, Kleider-, Langarm-, Langfuß-, Löwen-, Meer- (s. Meerkatze), Nacht-, Nasen-, Ohren-, Palatin-, Roll(schwanz)-, Rosen-, Rüssel-, Satans-, Schlaf-, Schlank-, Schnauzen-, Schweif-, Schweins-, Schweineschwanz-, Seiden-, Spinnen-, Spring-, Stummel-, Tag-, Wedel-, Winsel-, Woll-, Zottel-, Zungen-A. U. a. m.
a) Possierlich, neckisch, drollig wie ein A.; Wär’ ich A. sogleich | voll neckender Streich, | so macht’ ich dir Possen. Die Phantasie, der muthwillige A. der Sinne gaukelt unserer Leichtgläubigkeit seltsame Schatten vor. 135a; Boshafter als ein alter A. Boshaftes Äffchen. Br.; Rachsüchtig, naschhaft, lüstern, geil wie ein A. —
b) Übertr., Nachahmer, zumal geist- und urtheilloser: A–n alter Ceremonien. Werde kein A. der Natur, sondern ahme nur ihren höchsten Gebilden nach! Der wahren Keuschheit A–n. Das Genie will Mehr thun als sein Vorgänger, der A. des Genies nur etwas Anders. [Zeus], deß A. du bist! ... du bist nicht Zeus! Den Teufel .. unsers Herrn Gottes A–n und Nachrichter. — So auch Zsstzg., z. B. Unser Herrgotts-A. der Satanas. M. 5, 23; Der leichte Franzen-A. 113 (französischer A. 1, 232; A. der Franzosen. Königsl. 117); Geniemänner, besser Genie-A–n. Anthr. 161; Maxime der Natur-A–n [,,man ahme die Natur nach!“] 41, 42; Von den Menschen-A–n .. zu Menschen. 1, 166; Schlaf, Todes-A., liege schwer auf ihr! Cymbel 2, 2. —
c) Geistlose, dumme Person, Narr, Geck (Närrin), oft als Scheltwort, zumal: Hans A.! [s. 1]; Bewunderung von Kindern und von A–n. So dumm werd’ ich doch nicht sein .. da wär ich ja ein Aff. Jeder A. von Kamerad. Mittelding von Weisen und von A–n. Die deutschen A–n und Esel. etc. — So: Zier-A. = Geck etc. 29, 259; Siegw. 487 etc. (früher Gattungsname des Affengeschlechts Ich fürchte, diese stocktölpische Welt wird noch eine Zieräffin. Sh. 2, 372; Hof-A. Br. 1, 113; 29, 219; Kammer-A. 10, 95; Nation. 41, verächtlich st. Kammerdiener etc. —
d) die Dummheit soll sich nam. in der sogen. Affenliebe gegen die Jungen zeigen, die er vor lauter Zärtlichkeit erdrückt R. 2, 289; Daß die wenigen Stunden meiner Vaterschaft mich schon zu so einem A–n von Vater gemacht. 12, 497. —
e) Auch ohne Nebenbegriff der Dummheit (vgl. Närrchen etc.) ein liebes (possierliches) Geschöpf, zumal Kind etc.: Seine kleinen A–n Nichts weniger als Pantomimen. 11, 8; 3, 301; Eins dieser kleinen Äffchen [Kinder]. Nat. 1, 14; Du sollst ihn wollen, dummer A.! [Mädchen] 3, 165 etc.; — Nimm dir ein Äffchen [Schätzchen, Mann] und werde Mama! 231 etc. So auch Bett-A. — Ferner zur Bez. junger Personen, Kinder: Gras-A.: Die G–n werden wohl gewachsen sein und das durchlauchtige Grasäffchen auch. St. 1, 280; Den schönen G–n mit einer Puppe [Kind] von sieben Wochen. 246; Die Gras- und Wasser-A–n. 213 u. o. Der Grasaff! 11, 154 [Mephisto von Gretchen]; Eng. 3, 69 etc. Die erste Hälfte deutet wohl auf grasgrün (s. grün) als Farbe des Unreifen (vgl. Grasmücke; Grünschnabel etc.; ferner Affenjung. 11, 145). Ferner Rotz-A. (vgl. Rotzläffel) verächtliche Bez. einer jungen unverständigen Person, die gleichsam noch nicht den Rotz zurückhalten kann: Ihre Tochter, der hochmüthige Rotzaff. Stillfr. 1, 188 etc. —
f) A., Zerrbild eines Menschen, häßliches Geschöpf: Ob es zum Geschlechte der A–n gehört oder der Götter. 5, 150; Nicht zum Menschen, nein zum A–n | hat dich Gott der Herr erschaffen! 3, 107; Für ein Geschöpf, das einem Äffchen glich, zu brennen. 12, 232. —
g) Sprchw.: Je höher, daß der A. steigt, je mehr er seinen Hintern zeigt [Glücks- erhebung eines Dummen verräth seine Blöße etc.]; A–n fängt man mit großen Bundschuhen (s. 87 etc.: Dumme sind leicht zu fangen); Einem den A–n weisen, drehn [= ihn bei der Nase führen]; A–n ausnehmen [Thörichtes unternehmen]; Den A–n [Katze s. d.] im Sack verkaufen. A–n zur Hölle tragen. Sh. 1, 250; Sh. 1, 551 [von alten Jungfern, die im Leben kein Kind tragen wollten]; Seinem A–n [Narren] Zucker geben [ausgelassen lustig sein]; A–n feil haben. Sq. 32 = Maul-A. (s. d.) u. ä. m. — Dazu h) Rausch: Wenn er .. nach Hause wankt und den A–n zum Kater trägt. [scherzh. in Bezug auf den dem Rausch folgenden Katzenjammer] FB. 2, 165; Äffchen = Rausch. SchM. 319; Champagner-Äffchen. 318. 2) Storchschnabel (s. d.), zunächst als Werkzeug zur Nachahmung einer Zeichnung in vergrößertem oder verkleinertem Maßstab; dann aber auch zum Heben v. Lasten. — 3) Schiff. Besahnstagsegel (plattd. Aap). — 4) veralt. eine Art Geschütz.
Anm. Oberd. Affen m. Gen. –s (z. B. Nat. 3, 13; 94); veralt. Aff, f. (s. Äffin) Ein Affbleibt ein Aff, ob sie schon eine guldene Kette hat. 1132a etc. — Wort und Sache stammen aus dem Orient, s. hebr. W. kof, vgl. Gaffen; ferner offen (plattd. âpen, wie âp, Affe).
Zsstzg. s. o., nam. 1a und b; ferner Bétt- [1e]. — Gǟhn-, Gāl-, Gīēn-: Maul-A. — Grās- [1e]. — Hōf- [1c]. —
M–n, intr. (haben): Hórn-: Hornab, Zwickel zw. den Fensterscheiben; Art Brezel Schmeller; Weinhold; die letzte Hälfte unklar. — Kámmer- [1c]. —
Māūl-: wohl entstanden aus Maul offen, z. B. Berli- chingen 137; Gotthelf U. 2, 351, Gaffer; zuw. = Dummkopf: Ein Badaud ist ein Mensch, der Alles was er erblickt maulaufsperrend bewundert .., Maulaffe. Fichte 8, 84; Ließ die M–n niederschießen. Sch. 189a; Börne 5, 225; Sealssield Leg. 3, 69; Tieck A. 1, 186 etc. nam.: M–n feil haben, halten = gaffen; bei Gryphius Sq. 32: Affen feil haben. Dazu:
Maulaffst du noch, du Lümmel? Du, wo gaffst du hin? Ar. 3, 167; Kr. 1, 103 etc.; gew.: Er hat gemaulafft, aber auch: Wenn er genug so maulgeafft. Ar. 3, 477. Ahnlich Gähn-, Gien-, Gal-A.: Wenn mir Lieschen Gähnaffen macht. d. h. mit geöffnetem Munde nachäfft und dazu mund- artl. Fortbildungen, 1, 415; 446, vgl. noch: Ich gien u. gaff | u. bin ihr Aff. V. 642 etc. — Mêêr- [1a]: s. See-A. — Rótz- [1e]. — Schlār-, Schlāūr-: nur auf Genuß bedachter Müßiggänger; als Schimpfw.: Faulpelz, Dummkopf etc. Die erste Hälfte wohl vom plattd. sluren (gehn, ohne die Beine gehörig aufzuheben; das Seinige verschleudern, vgl. schlarfen, schlottern, schleudern etc.). Schon 1530 schrieb sein Gedicht vom „Schlauraffenland,“ zur Straf der Jugend zugericht, | die gewöhnlich faul und gefräßig etc. Im Schlaur-Affenland, da .. die gebratene Fasanen den Leuten .. ins Maul fliegen. 749 etc.; Aus Schlauraffen [Land] kann er nicht kommen. 8, 221 b; Das erdichtet Jüngelbad im Schlauraffenland. 6, 24a; gew. ausgespr. Schla-raffe etc.: Daß der Schmit-Franz ein bloßer „Schlaraffe“ sei. Nat. 3, 203. Dazu:
schlaráffen, intr. (haben): ein Schlaraffenleben führen: Die schlaraffen und saufen, wir sind arm und ehrlich. H. 2, 1, 141. — Sēē-: ein Seefisch, Chimaera monstrosa. — Tēīg-: Spottname der Bäcker. hold. — Wásser- [1e]. — Zīēr- [1c]; dazu: Ein kleines zieraffiges Ding. 13, 197 u. ä. m.
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