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Vesper vespern
* Vésper (lat. wésp–; nicht selten fésp–), f..; –n; -:
1) „Die vorletzte der sieben Tageszeiten oder kanonischen Horen; der um diese Zeit gehaltne Gottesdienst“. Benecke 3, 304a; Die Sept und die None zu lesen | und die V. dazu. G. 5, 131 etc., s. Schm. 1, 636 ff.; Pumper-V., am grünen Donnerstag (vgl. Pumpermette). Schmid Zwickau 374 etc.; übertr. (vgl. Abend 2): Hell klingt von allen Thürmen das Geläut, | des blut’gen Tages frohe V. schlagend [des Kriegs Ende bezeichnend]. Sch. 336b etc.; sprchw.: Von V. bis die Hühner auffliegen, länger nicht. IGMüller Lind. 2, 214; Mager 2, 162⁸; Brem. W. 1, 382.
2) Die sicilianische V. (1282), ein Aufstand auf Sicilien, wobei zur Zeit des V.-Läutens alle Franzosen ermordet wurden.
3) = V.-Brot (s. d.): Rufen wir die Leute herein und setzen ihnen eine V. vor? Holtei Lammf. 1, 2 etc. (in Meklbg etc. neutr.; auch: Vormittags-V. = Frühstück. Brem. W. 1, 382).
4) (in der Glogauer Gegend) V. oder Winter- abend = Südwest. Schles. Prov.-Bl. (1863) 237 (vgl.: Sommermorgen: Nordost; Wintermorgen: Südost; Sommerabend: Nordwest. ebd.).
~n, intr. (haben); tr.:
Vesper essen: Beim V. Cham. 3, 231; Höfer Schwanw. 138 etc., vergl. frühstücken; ferner (veralt., s. Frisch): Einem am Tag vor der Promotion gehörig die Leviten lesen (verallgemeint. Schwäb. W. 190), z. B.: Hie auf Erden sollen wir uns Theologen aus-v. lassen, wie man zu Erfurt den jungen Doktoren den Tag zuvor thut, ehe sie promovieren. Mathesius Lthr. 145b etc.; auch: (s. Schwäb. W.): nächtlich umherschwärmen.