Faksimile 0592 | Seite 1414
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Urn Urne urnen Urner Ursel Urte Urte Urtel Urthel Urthum urnthümlich
* Urn, f.; –en:
ein Flüssigkeitsmaß, s. Adelung; Schm.; auch uv. in Mz. nach Zahlw. (s. Fuß 4): Zehn U. Weins. Schm.; daneben: Ürn, Jren, Yrm. Ders.
~e (lat.), f.; –n; Urnchen (V. 4, 186), lein (Ar. 1, 378); –n-:
runde, zierliche Gefäße, Krüge, wie sie den Alten zu mannigfachen Zwecken dienten, z. B. nam.:
1) best. zur Aufnahme von Wasser etc. (Platen 4, 346; V. Ov. 1, 141), auch als Attribut von Flußgottheiten, Nymphen, Najaden etc. (Od. 13, 105; WHumboldt Son. 112; Ramler Myth. 457 etc.); bildl.: G. 8, 101 etc.
2) die Überreste Verstorbner enthaltend (s. Aschenkrug), ferner in oder auf Grabmälern und als Symbol und Bez. des Todes etc.: Der Geschichtschreiber sagt Dies an seiner U. Fichte 8, 20; G. 2, 325; 15, 176; Gotter 1, 2; Sollt’ ich vor der U. beben? Kosegarten Po. 2, 191; Sch. 514b; Tiedge Ep. 1, 28; Uz 2, 185; V. 4, 161; Wackern. 2, 1515²⁰; Hüben über den U–n! Xen. 332 etc.
3) Gefäß, das die zu ziehnden Lose etc. enthält oder zur Aufnahme der bei Wahlen, Abstimmungen etc. abzugebenden Kugeln, Zettel etc., eig. und übertr.: Kaum entworfen, legt man sie [die Gesetze] in die U. und die Hand des Ungefährs zieht sie hervor. Forster It. 1, 56; G. 33, 269; Nicht ohne Schauder greift des Menschen Hand | in des Geschicks geheimnisvolle U. Sch. 362b; 621b; Wenn die Scherbe des Todes | in der ehernen U. tönt. Stolberg Sch. 1, 20 etc.
4) Botan. = Staubbeutel der Moose. Zsstzg. z. B.: Begräbnis-U. [2]. L. 8, 230 etc.; Grab-U. [2]. G. 28, 63; Guhl 2, 378; Wackern. 2, 1304²¹ etc.; Wir wählen Beide ja in einer verdeckten Los- U. [3]. H. (Dünzer H. 2, 169); Götter . ., | sich um Quelles-U–n [1] schmiegend. KMayer 255; Thee-U. [1]. JKinkel Ib. 1, 318; Thümmel 7, 152 etc. (gw. Theekanne); Perdutz! da lag die Unglücks-U. [1]. Gotter 3, 308; Ehe dein Name aus der Wahl-U. [3] hervorgegangen. Hackländer Erl. 1, 279 (vgl. Stimmkasten, Wahltisch) etc.; Najaden .. an Wasser-U–n [1], aus welchen sie ihre Quelle ins Land gießen. Ramler Myth. 178 etc.
~en, tr.:
in Zsstzg.: Eīn-: in (oder wie in) eine Urne (s. d., nam. 2) schließen (vgl. einsargen etc.). G. 15, 155; Schlegel Haml. 1, 4 etc.
~er: s. Auer, Anm. *Ursel, f.; –n:
weibl. Eigenn. (gekürzt aus Ursula, s. Günther 663), auch verallgemeint (vgl. Hans etc.), z. B.: Mutter U. [das alte Weib]. Rockenphil. 1, 70.
Urte, Ūrte, f.; –n; m., –n; –n:
Zeche (das Verzehrte; die Rechnung; die Zechgesellschaft), s. Weinhold 102b und das dort Angeführte, mit zahlreichen Belegstellen, wozu wir nur wenige fügen: Faust Frankenb. Chr. 46; Gotthelf G. 50; Sch. 108; 279; U. 1, 46; Keisersberg Sünd. 76a; Stumpf 349a; Tappius 74a; 208b; Uhland V. 478; Wackern. 3, 451²³; Sie sitzen in der Örthe. Weise Abs. 344 etc.
Urt(h)elUrt(h)el etc.:
s. Ur-Theil etc.
Ūr~thum, m., n., –(e)s; 0:
s. Urheit, Urthümlichkeit, z. B.: Eigenheit durch Eigenheit, ein U., wie er [Jahn] sich ausdrückt, durch andere wiedergegeben. Pröhle J. 146.
~thümlich, a.:
ursprünglich, dem Urzustand gemäß etc.: Ein Dorfkind erwächst noch unter u–en und naturgemäßen Zuständen. Auerbach SchV. 31; 16; 52; Die u–e Heizung durch frisches Feuer. Gartenl. 12, 174a; Die Reize u–er Aufzeichnungen wie die Musen Herodot’s. Hartmann (Volksz. 9, 171) etc. Dazu: In der U–keit ihres .. Lebens. Auerbach SchV. 56; Ders. (DMus. 1, 1, 57); Die U–keit unsrer Ursprache. Jahn M. 249 etc.