Sinken
Sinken, sank, sänke; gesunken:
1) intr. (sein): allmählich sich niederwärts, herab bewegen, eig. und bildl., vgl. sich senken (s. d. 2), fallen (s. d., nam. Anm. 3) und als Ggstz.: steigen; sich heben, erheben etc., z. B.: Auf die (oder zur) Erde; auf den (oder zu) Boden; zu Grunde s.; Vor Scham fast in die Erde, in den Boden s. etc.; Vor Jemand auf die Kniee, ihm zu Füßen s. etc.; Die Sonne etc. sinkt, sich dem Horizont zuneigend; Bis in die s–de Nacht etc.; Das Wasser sinkt, an Höhe abnehmend; Das Quecksilber im Thermometer, das Thermometer sinkt — um drei Grad, bis auf den Gefrierpunkt etc.; Der Preis einer Waare sinkt; Jemandes Hoffnung, Vertrauen, Zuversicht etc., Kraft etc., Ansehn, Kredit etc. sinkt; Jemand sinkt in der Achtung, in der öffentl. Meinung etc.; Jemand sinkt sittlich; mehr und mehr; immer tiefer; von Stufe zu Stufe; in den Schlamm der Gemeinheit etc.; Das Herz sinkt Einem in die Hosen (s. d. 1) oder abwärts M. 3, 274); Das Haupt auf die Brust, die Hände in den Schoß, die Flügel, den Muth etc. s. lassen; Jemand sinkt in einen tiefen Schlaf, in Ohnmacht, Ermattung, Abspannung, in den Tod, in die Nichtigkeit 366a) etc.; Etwas in Trümmer, Schutt, Staub, Asche; das gemähte Gras in Schwade 2, 165) etc.; Durch Faulheit s. die Balken. 10, 18; Mit ge- senktem Haupt und gesunkener Brust. SW. 6, 317; Unglück, das sinket; Glück, es steigt. 6, 18; Meine Kraft sinkt nach dem Grabe [zu]. 9, 135; Der unsere Geister ebenso schnell wieder s. lässt, als schnell er sie er- hoben. 12, 372; Nun stieg die Angst, nun sank der Trotz. 4, 398; Zwar war sein Ansehn, schon etwas gesunken, doch noch nicht gefallen. Hamb. 216; Die Wassermasse hob sich, indem sie sank; sank, während sie sich hob. 4, 1301¹ etc. —
a) in gehobner Spr. mit Dat. zur Bez. des s. Machenden: Dem Sturm Rost. 80); dem Streich Gd. 86); dem Stoß Jl. 8, 537); dem Silberbogen Apollon’s (Od. 7, 65) s. —
b) Zuw. adjekt. Partic. pass. (vgl.: Die tiefgesunkendsten Geschöpfe. 2, 73, s. eigen, Anm.): Diese Schwäche und Gesunkenheit der Poesie .., die so tief mit der nationalen Gesunkenheit zusammenhing. 1, 1, 764; (60) 1, 111; 1, 1, 176 etc. —
c) Bei einer Sinkung des Gesprächs. 3, 294 (selten). —
d) Allen matten Sinkern. 4, 139 (sel- ten, s. 2); mundartl. statt Senker 1. —
2) tr.: Bergb.: in die Tiefe graben: Einen Schacht s. (s. fällen 9; teufen); so auch: ab-, durch-, er-s. Dazu: Ein armer Bergmann, Sinker etc. Sar. 7a; 3, 419⁴⁰; 439²¹ etc. und (nach st. Sinkergeschworner: Sinkler.
Anm. Goth. sigqvan, ahd. sinkan, mhd. sinken, vgl. Seich, Anm.; sacken 6 und s. nam. 6, 255 (130; 136); dazu faktit. senken, ahd. senkjan, mhd. senken. Veralt. Impf.: sunken (Mz.). 5, 7 etc. (neben sank. 4, 21); 1, 111; 150; R. 1, 201 etc.; sunk. 72; 6, 338; 8, 817; Zw. 79; Od. 2, 184; M.1, 53 (geändert in sank. 12b); 4, 33 etc.; Konjunkt.: sünke. 5, 7 etc.; versünke. 2, 73.
Zsstzg. ohne Bem. zu 1, vgl. die von fallen, senken etc., z. B.: Áb-:
1) Welken und a. 13, 267; A. Diademe, der Lorbeer welkt. A. 8, 87 etc.; auch: Matt und kraftlos sinken | der Wollust Pfeile von ihr ab. 20, 305, sinken abprallend; ferner = herab-, nieder-s.: Weil die spätern [Werke] etwas a. Lit. 5, 251; 692; Diese aufsteigenden und a–den Lüfte. A. 3, 151; 272; 275; A–de Pfade. Jer. 2, 14; Mar. 1, 110; Welche die Sonn’ a–d beleuchtete. 1, 43; Arat. 107; Th. 22, 124 etc. —
2) [2] 30, 128 etc., auch subst. Infin., z.B. 40, 233 etc. und, — wie: das Abteufen — auch: die abgesunkne Gebirgsöffnung selbst (mit Mz.): In A., Zieh- und Rollschächten. 1, 173; 175 u. o. — Dahín-: D. = todt d., z. B. Od. 1, 381 etc., auch [1a]: Ob deiner Lanz’ er dahinsinkt? Il. 22, 246 etc.; Ohnmächtig 5, 172), hilflos 2, 306), vor Scham 301b), unter der Last (1137a) d.; Der Muth sank dahin. 846b etc. — Da(r)nīēder-: nieder-s. D. 104; M. 6, 69; 14, 75 etc. — Durch-, tr.:
1) einen Raum sinkend durchmessen: Das Wasser nimmt bei der Langsamkeit seiner nieder-s–den Bewegung vollkommen die Wärmegrade an, welche den durchsunkenen Schichten eigen. EE. 212 etc. —
2) [2] Braunkohle, welche hier noch nicht durchsunken wurde. Gsch. 269 etc. — Eīn-:
1) hin- ein-, herein-s.: In den Morast, Schlamm etc., in die Wogen 1, 252) e.; Der Abend H. 1, 162), die Nacht (A. 1, 11) sinkt [vgl. bricht] ein etc. —
2) in sich zusammen-s.: Jetzt sanken die Kniee ein. 116 etc.; Jemand sinkt ein, in die Kniee, kann sich nicht mehr aufrecht halten etc.; Zum E. erschöpft. 2, 18; Er zitterte, erblaßte und einsank [statt sank ein, s. Progr. 72]. 361 etc. und (eig. und übertr.): Unter etwas zu Tragendem e. 8, 111; 22, 32 etc.; ferner (vergl. einfallen 8): Ein Haus, eine Höhle Pr. 3, 74), die Scheidewand 255a etc.), die Wange H. 1, 229) sinkt ein; Sind alle deine Siege, Herrlichkeiten, | Triumphe, Beuten eingesunken nun | in diesen kleinen Raum? Sh. 2, 76 etc.; Die Einsinkungen der Erdrinde. 9, 30 etc. — Ent-:
1) Es entsinkt — Einem die Harfe M. 13, 117) etc., die Faust 6, 24 etc.), das Herz 540b), der Muth A. 1, 84) etc., ein Name 91; 186, aus dem Gedächtnis, veralt.) etc., der Hand die Urne Ov. 1, 141), dem Haupt die Krone M. 5, 464) etc.: Einer dem Felsen (13, 896), dem Sessel Il. 5, 585) etc.; Zwei Funken, | der großen Fackel des Universums entsunken. 5, 202, daher stammend etc. —
2) seltner ohne Dat. statt des Grundw. etc.: Mein e–des [hin-s–des] Leben. 8, 114; Halb entseelt, | entsinkt sie bleich zu des Geliebten Füßen. 624b; Vom Himmel entsank Nacht. Od. 9, 69; 12, 315. — Entgêgen-: Herab sank die Frucht dem lüsternden Munde entgegen. R. 9, 18. — Er-:
1) im gehobnen Stil = (nam. erliegend) sinken: Ihr schönes Haupt ersank. 7, 245; 16, 174; Ersink ich kraftlos. 121; Die Erd’ ersänk’ ihm | unter den Füßen. 14, 14; Ersunkene Berge. 9, 48; Der im Meer ersinket. 2, 952¹⁵); Dennoch ersänk’ ich .., dein Leiden zu singen. M. 5, 356; Jene erste weibl. Gottheit, zu welcher der .. Gott ersinkt. 2, 2, 207; Ersinke nicht den Leiden! 28, 10; 11; Mein Herz ersinket unter der Gewalt | der Bitten. 32 etc. —
2) [2] sinkend erreichen, auffinden: Erz, Wasser e. (s. erschroten). — Fórt-: Alle Stützen sinken fort. 30, 303 etc. — Hín- etc.: 7, 246 etc., auch [1a]: Der .. hinsank dem göttlichen Hektor. Il. 7, 90 etc.; Er ist nicht herablassend, nein: herabgesunken. 16, 293; Der Gelehrte ist in Gefahr, zum Pedanten herab-zu-s. 705b etc.; Wie .. du hinabsinkst. 532a; Wodurch der Hüfner zum Tagelöhner hinabsank. 2, 192 etc.; Nacht ist schon hereingesunken. 12, 4 etc.; Schon sank die Nacht hernieder. 415; Von jenem Streben 30, 293), von ihrer Höhe 764a) herunter- s.; Allmählich sank die süße Harmonie | .. herunter bis zum Säuseln. 20, 75 etc.; Sank die Mähne wallend hervor. Il. 17, 439 etc. — Nāch-: Po. 2, 274 etc.; Nachsinkungen der Oberfläche. E. 2, 21. — Nīēder-: 1, 242; 115b u. o.; auch: Wenn .. einst alle Welt .. in Wolke niedersinkt. 15, 143, vergehnd., — Rück-: s. zurück 2. — Über-: hinüber-s. — Um-: umfallen. 173a; 1, 100 etc. — Unter-: zu Grunde finken. 72b; 878a etc. — Ver-: eig. und übertr.: so sinken, daß man ganz verschwindet, weg ist, aufgeht in Etwas etc., nam. mit in und Acc. oder Dat., jenachdem das Wohin oder Wo bez. wird (vgl. verlieren 2; begraben; versenken 3), z. B. Beides: In dem Hin und Her dieser Empfindungen .. versank er in [tiefe] Wehmuth. R. 3, 204 etc.; mit Acc. (s. verfallen 2): Grillen . . Wenn ich aufs Neue ganz drein versinke. 9, 283; 12, 116; 4, 2, 117; Mus. 2, 91; 709b; Versank .. in einen brütenden Traum. Erl. 6, 209; 212; Jch hätte .. in die Erde v. mögen. 30, 70 etc., dagegen mit Dat.: [Sie] versunken im Schilfmeer. 2. 15, —4; 69, 3; Vaterland, ich muß ver-s. | hier in deiner Herrlichkeit. 2, 1503⁴²) etc. und bes. Partic. Perfekt.: 9, 16; Ottiliens Gegenwart verschlingt ihm Alles, er ist ganz in ihr versunken. 15, 109; 19, 408; 8, 173; 1, 143; 12, 239; 257b; 5, 173; 20, 269; 26, 12 etc.; ferner ohne in, z. B.: Mehr und mehr | versank ich vor mir selbst, ich fürchtete . ., –ein Nichts mich zu verlieren. 13, 124 etc.; Diese v–de Wehmuth. 9, 288, meton.: die dich ver-s., d. h. deine Mannheit einbüßen lässt etc.; Einen [in sich] versunkenen Träumer. Rom 77 etc. — Dazu [1b]: Die traurige Versunkenheit und haltungslose Schwäche jener Zustände. D. 6, 349; Ph. 4, 174; Ihn aus seiner physischen und moralischen Versunkenheit aufzustacheln. Hofg. 145; Bl. 1, 170; Versunkenheit in üppigen Genuß. Dr. 2, 2, 174 u. v.; Traumhafte Selbst versunkenheit. Sans. 2, 202. — Vōr-: nach vorn hin sinken: Mit vorgesunknem Antlitz. J. 351 etc., vgl. vorüber-s. Tit. 14. — Wég-: hinweg-, fort-s. 11, 46; Teutsch. 128 etc. Zū-:
1) mit Dat.: sich sinkend nähern: Zusinkt — die Sonne dem Meer Rep. 3, 85), eine Gesteinsschicht der ewigen Teufe EE. 506), eine Zeit der Geschmacklosigkeit R. 1, 37) etc. —
2) sinkend sich schließen: Z. — die Wimpern D. 2, 189; Rh. 2, 234), meton.: die Augen 22, 386) etc. — Zurück-: Aufs Kissen H. 1, 2, 168) etc.; in den frühern Zustand; ins alte Chaos 27, 341) z. etc. (s. rück-s.). — Zusámmen- (s. zusammen 2): Die Mutter sank zusammen wie gebrochen. 4, 128; Sinkt zu Moder diese Welt zusammen. 4, 285; 277 etc.
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