Faksimile 0061 | Seite 883
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Schaft
I. Scháft, m., –(e)s; Schäfte, (–e); Schäftchen, lein; -:
1) s. Schaff 3. 2) Stange einer Lanze, eines Wurfspießes, Speers etc.; 1. Sam. 17, 7; Lanzensch afte mit mannigfach geformter Spitze. WBarthold (Mager 2, 160); G. 10, 279; Der Spieß besteht aus Sch., Klinge und Schuh. Rüstow gK. 17 etc.; Lanzenschäfte. Burmeister gB. 2, 231; Speer-, Spieß-Sch. Zuw. auch für das ganze Wurfgeschoß: Warfen .. verdoppelten Sch. Platen 1, 212; Die Stelle, wo mit bittrem Sch. | der Gott der Liebe mir die Brust zertheilt. 4, 121; Sch. 199a; Simrock Gudr. 182; W. 11, 114 etc. S. Schaf, Anm. 3) (s. 2) Stange, z. B. am Fangeisen. Laube Br. 284 etc.; an Fahnen und Feldzeichen. Guhl GR. 2, 361 etc.; Fahnen-Sch. Freiligrath SW. 5, 270; Jahn V. 306 etc. (s. 6), vgl.: Lang wie der Stange Sch. Rückert Morg. 1, 234. 4) männl. Glied bei Menschen und größern Thieren. Adelung, wie lat. hasta (s. 2; 3), doch vgl. auch (s. 17c) in derselben Bed. Geschäft (s. Gemächt 2). 5) (s. 3; 8) an vielen Geräthschaften ein (aus dem Fuß hervorgehnder) aufrechter cylindrischer Theil als Stamm, Stütze und Träger des Ganzen: Der Sch. am Leuchter. 2. Mos. 26, 34 etc. 6) (s. 3: Fahnen-Sch.): Die Feder [der Vögel] besteht aus dem Sch. und der Fahne. 111* Oken 4, 335. 7) Bauk.:
a) (s. 2; 3) Sch., Stamm: der eig. Körper einer Säule oder eines Pilasters mit Ausschließung des Fußes und Knaufes. Sulzer 4, 234a. Mz. Sch–e. ebd. etc.; Schäfte. G. 30, 119 u. o.; Marmor- (Platen 4, 339 etc.); Säulen- (G. 10, 233 etc.) Schäfte.
b) (s. a) Pfeiler (s. d. 1c und Zsstzg.). Ote Kunst- arch.; so: Eck-, Fenster-Sch. 8) Bot. (s. 3)
a) Ein Stengel, der sich nicht theilt, heißt Sch. etc. Oken 2, 26; 41; Sch. der Lilien. Cham. 4, 106; Seine [des türk. Korns] Blätter und Sch–e. Hausbl. (60) 1, 326; Blüthen- schäfte. Burmeister gB. 2, 231; Lilien-, Narcissen- Sch.
b) der glatte Stamm eines Baums (bis dahin, wo er sich in Zweige und Aste theilt, namentl. Forstw., s. Döbel 3, 43a und Ggstz. Abraum): Fichte mit Sch. und Wurzel. G. 19, 388; [Die Palmen haben] hohe, schlanke Schäfte. 32, 107; Thümmel 5, 4 etc.; Palmen- Sch. Platen 2, 211 etc. 9) Gewehrfabr.: das Holzgestell des Gewehrs, zerfallend in: langen Sch. (untern Lauf) und: Vorder-Sch. (Kolben, s. d. 7b); Büchsen-, Flinten-, Gewehr- etc.; Kapuciner- Sch. [mit Garnitur von Holz oder Horn]. Laube Br. 267 etc. 10) Kriegsk.: s. 9; veralt. = Lafette. Garzoni 658a; Kanonen-Sch. 11) Nadler: der Theil der Stecknadeln, woran der Kopf befestigt wird. Karmarsch 3, 368 ff., vgl. Schacht 6. 12) Schiff.:
a) Sch. des Ankers, Anker-Sch., Ankerruthe.
b) Sch. (Schegg) des (Steuer-)Ruders, Ruder-, Steuer-Sch., Hacke (s. d. 4) und Klick (s. d. 2) zusammen.
c) Sch., Schegg, Kriech (s. d.) des Schaffs, Galjons.
d) Sch., Schoff, bei großen Kähnen die Spitze des Vorder-, wie Stand des Hintertheils.
e) s. 15. 13) Schlosser: Mittelstück des Riegels (vordres: Kopf; hintres: Schwanz). 14) Schuhmach.: Sch., Stiefel-Sch., die das Bein umschließende Röhre, schwzr.: Stiefelgeschäfte. Gotthelf U. 1, 83 (s. Schacht 1d; schäften 4). 15) Seil. = Ducht (2) und nach Anzahl der Duchten: Ein-, zwei-, drei-, vierschäftige Taue (s. Draht 1d; schäften 5a). 16) Web.: Haupttheil des Webstuhls, bestehnd aus zwei horizontalen Holzleisten, wozwischen die Litzen (s. d. 3) ausgespannt sind. Die Gesammtheit der Schäfte heißt Geschirr oder Kamm (s. d. 28d), daher: Kamm-Sch. = Sch.; nach ihrer Anzahl heißt es: Zwei-, drei-, vier-sch. etc. arbeiten, s. Karmarsch 3, 597 ff.; 601 etc.; Einen fünf- oder acht-, zuw. auch zwölf-sch–en Köper. 1, 444; Banden- schäfte, zur Erzeugung der Banden (s. Bande 1c). 17) weidm.:
a) s. 3.
b) s. 9.
c) (vergl. 4) Geburtsglied von Hündinnen und weibl. Raubthieren.
Anm. Ahd. scaft, mhd. schaft („ohne Zweifel von skafan“ Graff, s. schaffen; dagegen nach Wackern. zu schaben) in Bed. 2 und allgm., wie lat. scapus, Bez. grader, glatter, langer Cylinder etc., s. o., woran sich auch 9; 10 schließt (s. schäften 2). Zu 4 und 17c vgl. schaffen, zu 16 Schiff; Geschirr.
Zsstzg. z. B. nach dem Stoff: Hölz-, Eisen-Sch. etc., ferner: Ánker- [12a]; Bänden- [16]; Bāūm-[8b]; Blūthen- [8a]; Büchsen- [9]; Eck- [7b]; Fāhnen-[3]; Fêder- [6]; Fénster- [7b]; Flinten-, Gewêhr- [9]; Kämm- [16]; Kanōnen- [10]; Kapucīner- [9]; Lámpen- [5]; Länzen- [2]; Leūchter- [5]; Līlien- [8]; Märmor- [7a]; Nadel- [11]; Narcissen- [8]; Pälmen- [8]; Rīegel- [13]; Rūder- [12b]; Säūlen-[7a]; Spêêr-, Spīß-[2]; Steūer-[12b]; Stīefel- [14]; Tāū- [15]; Vörder- [9] Sch. etc.