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sammeln
Sámmeln, tr.:
bewirken, daß Zerstreutes (nicht bei einander Befindliches) zusammen (aufeinen Haufen) kommt, auch (s. 3) ohne Obj. oder intr. (haben) und (s. 4) entsprechend retl.:
1) mit unpersönl. Obj.:
a) allgem. (vgl. b und c): Brenngläser, die die zerstreuten Lichtstrahlen s., auf einen Punkt s., in dem Brennpunkte s.; Die Bächlein (das Wasser) s. und auf die Wiese leiten; Wenn das Wasser ungesammelt den Berg hinabrollte. Auerbach D. 4, 227; Sehr leicht zerstreut der Zufall, was er sammelt. G. 13, 95; Den Raum des öden Ortes [Chaos| erfüllt verschiedner Zeug, den regende Gewalt | erlieset, trennet, mischt und sammlet in Gestalt. Haller 144; Daß du meinen Staub mit seinem | in einem Aschenkruge s. wirst. Sch. 513a; Die Steine vom Felde in die [oder: in der] Schürze s. etc., auch zuw. mit belebtem Obj.: Er wird die Lämmer in seine Arme s. [nehmen]. Jes. 40 (auch bei Zunz) etc., ferner auch in Bezug auf Geistiges, z. B.: Die zerstreuten Gedanken s., sich zusammennehmen (s. d.); es so machen, daß man die Gedanken beisammen hat etc. (vgl. 4b); Liebe, die im Innern lebt, | sammelt schwärmende Gedanken. G. 6, 108; Das weit Zerstreute sammelt sein Gemüth. 13, 99; Um unsere Kenntnisse durch Erinnerung auf einen Punkt zu s. 39, 184; Der französische Dichter sammelte alle Kräfte seines Witzes. Mendelssohn Morg. 268; Zerstreuung, Das ist die Frucht aller Reisen; die Heimath sammelt die Sinne und die Seele wieder. LSchefer Rom. 5, 147 etc.; Sammle dein Gemüth! | Erwarte eine ruhigere Stunde! Sch.; S. Sie | erst Ihre Geister, daß Sie ruhiger etc. 293a.
b) (s. a) zur Hervorbringung eines (mehr oder minder) in sich geschloßnen Ganzen: Blumen in einen (od. zu einem) Kranz s.; Seine zerstreuten Aufsätze, Gedichte, Predigten s., aus den Journalen s., in ein Buch s. und mit einer Nüance: in einem Buch s.; Gegenstände für ein Kunst-, Naturalienkabinett etc.; Bilder, Gemälde, Münzen, Waffen, Wappen etc.; Thiere, Schmetterlinge, Käfer, Insekten, Muscheln, Schnecken etc. Eier etc.; Pflanzen, Blumen etc.; Steine, Mineralien etc. s. (vgl. 6c), vrsch. c, vgl. z. B.: Numismatiker s. Münzen, Geizhälze Geld, s. c etc.
c) zur Anschaffung eines Vorraths etc., z. B.: Vorräthe für den Winter, Getreide in die Scheunen, das vom Himmel gefallne Manna, die übrigen Brocken, Brosamen etc.; Schätze, Silber, Gold, Geld etc.; Lumpen s. etc.; Sie s. Schätze von Frevel und Raube in ihren Palästen. Am. 3, 10; Gw. zerstreut der Sohn, was der Vater gesammelt hat. G. 18, 175; Aus vielen Hellern einen Thaler zu s. Möser Ph. 1, 165; Wenn man mit der Hugerharke die zurückgebliebenen Ähren genau sammelt. V. 2, 196; Der gute Schatz, den ihr in euer Herz gesammelt. W. 20, 251; Regeln, welche sich diese Meister aus einer scharfsinnigen Beobachtung der Natur gesammelt. 34, 111 etc. Auch: Der Kranke muß erst wieder Kräfte s., die erschöpften ersetzend etc. und ugw.: Sammlet [„schaffe“ Zunz] Rath. Jes. 16, 3 etc.
2) mit persönl. Obj.:
a) hier gilt nach heutigem Gebrauch in der gw. Prosa s. nur, wo die allmähliche Bildung einer Schar, eines Haufens durch nach und nach sich Zusammenfindende hervorgehoben werden soll, z.B.: Der Feldherr sammelte die flüchtigen, zerstreuten Truppen wieder; Die Werber s. Truppen und (wie bei Luther): Wärest du bis an das Ende des Himmels verstoßen, so wird der Ewige dein Gott dich von daher s. und einholen. Mendelssohn (5. Mos. 30, 4; allch Zunz); Sammle uns und rette uns von den Völkern. Zunz (l. Chr. 16, 34); Ich werde euch s. aus all den Völkern und aus all den Orten, dahin ich euch verstoßen (Jer. 29, 14) etc.; Stunden der Plage, | leider! sie scheiden | Treue von Leiden,| Liebe von Lust; | bessere Tage | sammlen uns wieder. G. 1, 87 etc. (s. 4).
b) sonst aber gilt gw. ver-s. (s. d. 1), wofür jedoch nam. in der ältern Spr. auch das Grundw. sich findet, z. B.: Moses und Aaron . . . „sameleten“ auch die ganze Gemeinde. 4. Mos. 1, 18; „Samle“ mir 70 Männer etc. 11, 16; „Samle“ das Volk. 21, 16 etc. (wo Zunz überall ver-s. hat), ferner bibl. = Zu seinem Volk gesammelt werden (1. Mos. 25, 8; 17 etc.) oder refl.: sich s. (4, 20, 24; 27, 13 etc.) = sterben, vgl.: Ich [der Herr] will dich „samlen“ zu deinen Vätern, daß du in dein Grab mit Frieden „gesamlet“ werdest. 2. Chr. 34, 28 etc. und oft entsprechend: ver-s., bibl. und z. B.: Daß der Arzt an Nichts weiter gedachte, als sie nur nach gehöriger Ordnung zu ihren Vätern zu vers. Rabner 1, 117 etc.
3) ohne Obj., z. B. s. 1c: Wer im Sommer „samlet“ [Vorräthe für den Winter etc.]. Spr. 10, 5; Sie „samlen“ [Schätze etc.] und wissen nicht, wer es kriegen wird. Ps. 39, 7 etc., ferner [1b]: Ein Numismatiker, der sehr eifrig [Münzen] sammelt etc. und mit abhäng. Präpos., z. B.: Für einen Armen, Abgebrannten, für die deutsche Flotte, zu einem patriotischen Zweck [Geld] s., kollektieren; Für sein Naturalien-, Kunstkabinett s.; Ich habe fleißig für mein oder zu meinem Wörterbuch gesammelt; So hatte ich mir einige Materien wohl gemerkt, auch darauf [in Bezug auf dieselben] gesammelt und nahm auch meine Kollektaneen vor. G. 22, 29; Jch sammle und steigere meist auf Werke, die etc. Gutzkow R. 3, 40; Verschlang in Jahresfrist, wor- über die Scipionen .. halbe Säkula gesammelt hatten. Kretschmann 5, 235; Eine kostbare Bibliothek, an welcher seit vielen Jahrhunderten gesammelt worden. Sch. 833b etc.
4) refl.:
a) (s. 1a) Die zerstreuten Strahlen s. sich im Brennpunkt; Das Licht sammelt sich in einem Punkt. Forster Jt. 1, 35 etc.; Das Wasser sammelt sich in einer Cisterne; Es „samle“ sich das Wasser unter dem Himmel an sondre Örter. 1. Mos. 1, 9; Die Bächlein s. sich zu einem Fluß etc.; So verächtlich auch manche dieser Urtheile sind, so sammlen sie sich doch nach und nach zum Gewimmer. Sturz 2, 107; Etwas sammelt sich, es wird durch das nach und nach Zusammenkommende, eine Menge, Masse, ein Haufen (s. c), z. B.: Die Pfänder s. sich beim Pfänderspiel; Wenn Jeder nur 1 Groschen giebt, so sammelt es sich doch schon etc.
b) (s. 1a) Jemandes Geist, Sinn, Gemüth, Muth sammelt sich; seine Gedanken s. sich und ähnlich: Jemand sammelt sich [= seinen Geist etc.], z.B.: Sammle dich! fasse dich! G. 35, 134; Früh lernte, | vom eiteln Weltgeräusche nicht zerstreut, | dein Geist sich s. Sch. 418a; Hier mußte ich einen Augenblick die Augen schließen, um mich vor der überwuchtenden Gewalt dieses Eindrucks in mir selbst zu s. Stahr It. 2, 365; Nun sammle dich .. | und zeige dich als eine deutsche Frau! Tieck 2, 15; Mit der Wiederkehr des Tages sammelt sich auch mein Muth wieder. W. 9, 232 etc. Auch im Partic. z. B.: Er ist nicht gesammelt genug für eine so feine Diskussion oder: um eine so schreckliche Nachricht zu vernehmen etc. und als Fortbild.: Statt der Poesie soll das Christenthum wieder einkehren und mit ihm die glückliche Gesammeltheit, die bei einer aufgehobnen Täuschung natürlich ist. Gervinus Lit. 5, 188, der Zustand des gesammelten Gemüths (s. 6b u. als Ggstz. Zerstreutheit).
c) (s. 2a, vgl. 4a u. d): Um 12 Uhr sollten sich die Bürget auf dem Rathhaus ver-s. und schon um 10 sammelten sich einzelne Gruppen vor dem Hause; Der Saal ist noch leer, aber es sammelt sich schon (s. a); Wo ein Aas ist, da s. sich die Adler. Matth. 24, 28; Die Starken s. [„rotten“ Zunz] sich wider mich. Ps. 59, 4; Die Gerechten werden sich zu mir s. 142, 8; Es sammelten sich zu ihm lose Leute und zogen aus mit ihm. Richt. 11, 3 (auch Zunz); Er trete kühn hervor | und eine Menge wird sich um ihn s. G. 35, 268; Nur der Buchstabe war es, um den die Zerstreuten sich sammelten und noch s. 39, 69; 6, 274; Bis dem Orden Gelegenheit geboten würde, sich in Zukunft wieder zu s. Gutzkow R. 1, 98 etc.
d) (s. 2b) bei Altern auch st. ver-s. freilich oft nah anccgrenzend —, z. B.: Jes. 48, 14; Jer. 4, 5; 6, 1 etc. Dazu:
5) Samm- ler, m., –s; uv.: Jemand der sammelt, z. B.: Der Sammler [von Gemälden]. G. 30, 319; Einige dieser Stücke scheint ein neidiger Zufall der Sammlerin entzogen zu haben. H. 13, 308; Ein Sammler von Handschriften, Münzen, Wappen etc. und verschmelzend mit dem Obj. des S–s als Bstw.: Anekdoten- (G. 19, 371), Alterthums- oder Antiquitäten-, Bilder- oder Gemälde-, Autographen- oder Handschrift-, Hundsdreck- (Fischart Großm. 48), Kunst-(W. 23, 310), Naturalien-, Münzen-[versch.: Geld-, Campe], Waffen-, Wappensammler etc.; Haderder Lumpensammler (s. Lumpenmann etc.); [Die serb. Wila] als Wolkensammlerin geltend. G. 33, 298 etc.
6) Sámmlung, f.; –en:
a) das S.: Mit der Sammlung des Stoffs, der Belege für mein Wörterbuch beschäftigt etc.
b) das Sich-S., das Gesammeltsein (s. 4b), im Ggstz. der Zerstreuung etc., vgl. (s. a): Die Sammlung seiner Gedanken etc. —: Der Anfang, zerstreute Stellen –und der Schluß war geschrieben, aber mir fehlte die Sammlung. G. 22, 234; Meine Sächelchen .. muß ich wenigstens mit Sammlung und Freudigkeit enden. 24, 90; Die Poesie verlangt, ja gebietet Sammlung. 26, 17 etc.; Schien durch die verulamische Zerstreuungsmethode die Naturwissenschaft auf ewig zersplittert, so ward sie durch Galilei sogleich wieder zur Sammlung gebracht. 39, 133; Wendete er mit Sammlung | sich zur Versammlung [vgl. f]. Rückert Mak. 1, 44 etc. Ferner nam. auch das Gesammelte, die durch das S. zusammengekommne Menge (sich oft mit a berührend), z. B.:
c) (s. 1b) Eine Sammlung von Alterthümern, Gemälden, Kunstwerkēn, Münzen, Waffen etc., Naturalien, Schmetterlingen, Pflanzen etc.; von Anekdoten, Gedichten, Predigten, Reisebeschreibungen etc.; Eine Menge auf botanische Art aufbewahrte Kräuter heißt bekanntlich eine lebendige Sammlung. Göckingk 2, 37; Die Geschichte meiner Sammlung [von Gemälden]. G. 30, 322 etc. und in unendl. Zsstzg. (vgl. die von Kabinett, Gallerie etc.) nam. nach dem Ggstd. des S–s, z.B.: Alterthums- oder Antiquitätensammlung; Die Herausgeber v. Anek- dotensammlungen; Ein Blatt für meine Autographen- (oder Handschrift-) Sammlung; Bibel-S. L. 11, 524, s. u.: Bücher-S.); Bildersammlung; In eben dieser Bild- chensammlung. Lichtenberg 3, 325; Büchersammlung [s. Bibliothek]. G. 27, 325; 39, 457; V. Br. 1, 42 etc.; Eier-; Erz-; Gedicht- [s. Anthologie]; Gemälde- (G. 32, 405); Handschrift(en)- [s. o.: Autographen]; Insekten-; Käfer-Sammlung; Dessen Aufsätze in Bezug auf Kunstschulen und Kunst sammlungen. G. 27, 365; Kupfer- od. Kupferstich- (G. 27, 365); Medaillen- (Börne 4, 152), Mineralien-, Münz(en)-, Muschel-, Naturalien-, Pasten-, Pflanzen - Sammlung; Predig tsammlungen herausgeben; Ich habe [auf meiner Reise] schon ein Paar tüchtige Aktenfascikel gesammelt . .. Diese Reisesammlung. G. 26, 137; Geschnittene Steine von Bedeutung vermehrten meine Ringsammlung. 27, 257; Scheibensammlung [von Fensterscheiben]. Thümmel 5, 203; Schmetterlings-, Schnecken-Sammlung; Eine ansehnliche Schwefelsammlung beim Umziehen in Unordnung gerathen. G. 21, 136 (s. o.: Pastensammlung); Siegel-, Stein-, Waffen- (G. 22, 167), Wappensammlung u. ä. m.
d) (vergl.
a) etwas aus Beiträgen und Beisteuern Vieler Zusammenkommendes, namentl. an Geld etc. (vergl. Kollekte): Eine Sammlung für einen Armen, für die Abgebrannten, für die Kirche, zu wohlthätigen Zwecken, für die deutsche Flotte veranstalten; Die Sammlung ist eröffnet, im Fortgang, wird geschlossen; Beiträge zu der Sammlung geben, zeichnen, entgegennehmen etc.; Gaben-, Geld- etc.; Kirchen- [in der od. für die Kirche]; Flotten- [für die Flotte]; Pfennig-, Groschen- [aus Pfennigen etc. sich ansammelnd]; Lumpen- [oder lumpige, vgl. e] Sammlung etc. e) außer c und d ist Sammlung für: etwas Gesammeltes nicht sehr üblich; man sagt lieber: Die gesammelten Vorräthe, Lumpen, Erbsen etc. als: Vorraths-, Lumpen-[vgl. d], Erbsen-Sammlung etc., doch findet sich auch Sammlung, nam. da, wo sich Etwas gesammelt hat, z. B.: Es sammle sich das Wasser! ... Die Sammlung der Wasser nannte er Meer. 1. Mos. 1, 10 (so auch Zunz; dagegen bei Mendelssohn: Die Versammlung s. d. 3c der Wasser, vgl. auch wobei freilich mehr das Allmähliche hervortritt: Die Ansammlung der Wasser), ferner z. B. (s. a): Darob große Zornwolkensammlung auf der Stirn des Rittmeisters, Gewitterentladung. Scherr Bl. 1, 84. f) (s. 2b) veralt. st. Versammlung von Pers.: Gott ist fast mächtig in der „Samlunge“ [im Rath. Mendelssohn; Zunz] der Heiligen. Ps. 89, 8; Wie man predigt in ihrer „Samlung“ [Gemeinde. Zunzl. Hos. 7, 10 wo neuernde Ausg. Versammlung setzen —; Diese Gemeine oder Sammlung etc. Luther 1, 266a; b; Die Kirche ist eine Anzahl oder Sammlung Derer, so getauft und gläubig sind, unter einem Pastor. 5, 10a; Eine Samlung der Boshaftigen. 11a; Beten und danken,was am besten in der Samlung geschieht. 8, 200b; Kollegia d. i. Samlungen der Gelehrten ... Kollegia d. i. Versammlungen der Gelehrten. Stumpf 351b etc.
7) Gesammeltheit, s. 4b.
Anm. Mhd. samlen aus sam(e)nen etc., ahd. sam(a)nôn (noch mundartl. sammen. Schm., dazu das allgem. übl. Partic.: gesammt), herstammend von sam (s. gleichsam, Anm.), worüber, wie über die Ableit. zu vergl. Graff 6, 26 ff.; Wackern. Gl. 451; Schm. 3, 242 ff.; Schwäb. W. 446 ff. Wir heben von den hergehörigen Wörtern nam. hervor: sammen in bei-, zu-, mitsammen etc., goth. samana, ahd. saman, mhd. samen etc.; sammt, goth. samath, ahd. samant, mhd. sam(e)nt, sam(p)t, sant etc., s. nam. all- sammt, sämmtlich; Gesammt(heit) etc. und vgl.: Daraus .. die Wind mit Haufen und großer Ungestümigkeit sament gefahren. Schaidenreißer 41b; Daß er eine ganze Gemeine der Stadt „versamle“, zu ihnen samentlich eine zierliche Rede thue. 2a; 3a; 5a; 45b; 54b etc. All- samentlich. XII; 51b und selbst noch: Ihr Helden alle samentlich. Nicolai 8, 172 etc.; Müssen sammentlich in das Feuer. SClara EfA. 1, 366; Samentlich und sonderlich [sammt und sonders]. Berlichingen 268; 269; 273 etc.; Was sie sammethaft gegessen. Gotthelf Sch. 256; Stalder 2, 299 und subst.: Die gekochten Eingeweide oder „samenhafften“ der aufgeopferten Thiere. Schaidenreißer 9b, s. ahd. samahaftî (Graff 6, 34).
Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) s. ablesen 1: Raupen a.; In die vorzugsweise halsbrechenden Stellen wurden abgesammelte Feldsteine gestürzt. Reuter Sch. 158; Lenz Nat. 3, 169 etc.
2) eine Sammlung (Kollekte) beenden: Nachdem abgesammelt war. Spindler Vog. 1, 287. Án-: nach und nach sammeln, z. B.: Die neue preuß. Zeitung hat neues Gift angesammelt und speit es wüthig aus. Ense Tag. 6, 420; Diejenigen von uns angesammelten Lieder. Herrig 30, 382; Meine Ansammlung [gw. Sammlung] russischer Nationallieder. 349; Seinen angesammelten Reichthum. Ruppius GG. 51 etc., bes. refl. (und dem entsprechend im Partic. und Jnfin. ohne sich, s. d. †, ähnl. auf-s., s. d. 2b): Es hat sich bei ihm viel Galle angesammelt; Die angesammelte Galle, die Ansammlung der Galle durch ein Vomitiv fortschaffen; Etwas (sich) a. oder auf-s. lassen etc.; Durch eine Ansammlung der Exkremente zahlloser Vögelschwärme. Karmarsch 2, 205 etc. Āūf-:
1) tr.: aufheben und auf einen Haufen sammeln (vgl. auflesen): An Ort und Stelle selbst die Materialien zu einem Lehrgebäude a. Fallmerayer Mor. 1, XII; Das Museum, wo die Päpste einige dieser Trümmer aufgesammelt haben. Forster Jt. 1, 185; In ganz Kastilien findet man keine Impertinenz mehr, er hat sie alle aufgesammelt. Klinger 4, 193; Abergläubische Verehrer eines gelehrten Mannes, welche die geringsten Brosamen, die ihm entfielen, aufsammelten. L. 12, 231 etc. Auch (vgl. auflesen 1b): Meine Mutter schlief bei einem Don und sammelte mich da auf. Klinger Th. 4, 222 etc., dagegen ugw.: Der sich eben gebückt hatte, eine Waffe auf-zu-s. [aufzunehmen]. G. 29, 138.
2) refl.:
a) mit persönl. Subj. = sich aufrappeln. Olearius Reis. 5a.
b) mit sachl. Subj.: sich zu beträchtl. Höhe an-s. (s. d., vgl. sich aufsummen). veralt., sehr gw. st. sammeln, ver-s., z. B.: Er „besamlet“ ein neu Heer. Stumpf 184a; In einem Synodo, von 150 Bischofen besamlet. 221a; Mit besamletem Kriegsvolk. 395a; Besamleten sich alle Juden in ihre Synagoge. 398b; Die Spitalbrüder besamleten .. groß Gut durch den Ablaß. 424a; 479b; 508b; Ein besonderer Platz, dahin sich die vier Waldstädt .. zu tagen b. 524b; 603a; So denn etliche . . . Gebirg solchen Schnee und Firn auf etlich tausend Jahr her stetig besamlet haben. 605b; 642a; 647a; Es besamlet sich aber die Ergetz wohl von 6 . . Bächlein. 692b etc.; Auf die gemeine Besamlung der Eidgenossen und auf Tagleistungen. 523a etc. in ein Behältnis sammeln; sammelnd ein-fahren, -fordern, treiben etc.: Daß du einsamlest dein Getreide, deinen Most und dein Öl. 5. Mos. 11, 14; 28, 38; 2, 23, 10; Jer. 40, 10; [Was] ich botanisierend eingesammelt. G. 31, 4; Der kühne Sänger | sammelt Lorbeern ein. L. 1, 40; Steuern, Beiträge e. etc. Auch ohne Obj.: Ein-zu-s. für die Mißjahre. Gutzkow R. 3, 421; Einsammelt im Sommer ein vernünftiger Sohn. Zunz (Spr. 10, 5) etc.; Das Fest der Einsammlung [Ernte]. 2. Mos. 23, 16; Die Einsammlung aller vereinzelter Strahlen der Erkenntnis in einen Brennpunkt der Erleuchtung. Forster Voln. VIII etc. Er-: durch Sammeln erlangen: Als sie soviel ersammelt hatte, daß sie sich ein Kleidlein kaufen konnte. Hebel 3, 300; Dem geliebten Gegenstande damit ein Denkmal zu e. Riemer G. 1, 37 etc. Hêr- etc.: Um mich Zerknirschte sammeln | sich viel Bedrängte her. Thümmel 6, 29; Aus der ganzen Gegend herum hatten sich Menschen herbeigesammelt. Heinse H. 1, 331; Du [Gott] wirst uns zu dir hinauf-s.; Du wirst sie aus dem Staube hinauf-s. Geßner 1, 224 etc. hernieder-s.: Sammle nach dem eignen Herzen | die zerstreuten Blicke nieder. G. 6, 292 etc.
Be-: Eīn-: Nīēder-: Ver-:
1) tr.:
a) mit belebtem Obj., s. [2a und b], wozu wir nur wenige Belege fügen, nam. mit Bezug auf die (bald dem Wo? bald dem Wohin? entsprechende) Ortsbestimmung (s. auch b und 2): Das Volk. die Gemeinde, die Ältesten, den Senat etc.; Die Truppen, Soldaten, ein Heer etc.; Jemand zu seinen Vätern [2b] ver-s. etc.; Die Fürsten sind versamlet zu einem Volk. Ps. 47, 10 [ein Volk geworden] etc.; Die Herde daselbst zu vers. 1. Mos. 29, 3; Wo Zwei oder Drei versamlet sind in meinem Namen. Matth. 18, 20; In Buda, wohin er den Adel des Landes versammelte. Garve Vers. 3, 233; Von nah und fern | versamlet seind an dieses Ort. HSachs (Wackern. 2, 57¹³); Drein ver-s. wir Sanders, deutsches Wörterb. II. dann Meerruderer. V. Od. 16, 349 = Drinnen ver-s. wir auch Seerudrer. Wiedasch etc. und prägn.: Eine gewisse jugendliche liberale Gutmüthigk., bei obwaltender ästhetischer Tendenz, versammelt sie [führt sie Stolberg und Voß zusammen], ohne sie zu vereinigen. G. 27, 374 etc.
b) mit sachl. Obj. wo in der gw. Prosa das Grundw. üblicher ist, z. B.: Des festlichen Tages, an dem die Gegend mit Jubel | Trauben lieset und tritt und den Most in die Fässer versammelt. G. 5, 31; Daß die Ansichten der Menschen viel zu mannigfaltig sind, als daß sie .. auf einen Punkt versammelt werden könnten. 15, 27; Ich versammelte hierzu [zu dieser dichterischen Aufgabe] die Elemente, die sich schon ein paar Jahre in mir herumtrieben. 22, 167; Der deutsche Merkur, der die Arbeiten so mancher .. Gelehrten versammelte. 239; Kümmerliche Überreste von Dem, was gesammelt oder wieder versammelt war von König Karl’s glänzenden Galerien. 31, 109; Der Stengel versammelt an seinem Ende mehrere Blätter um eine Achse. 36, 28; Wenn ich durch ein Brennglas mehrere Lichtstrahlen auf ein schwarzes Tuch versammelte. 39, 205; Ferragut .. versammelt seine ganze Kraft [nimmt sie zusammen]. Nicolai 6, 55; Die Macht ..., welche, in einer einzigen Hand versammelt, den Ausschlag des Kriegs .. hätte zweifelhaft machen können. Sch. 905b; Zerstreut wirst du die schönen Züge finden, | die wir in ein vollkommnes Bild ver-s. W..26, 289 etc.
2) refl.:
a) s. 1a und [4c; d]: Die Bürger etc. vers. sich auf dem Markt (Rathhaus etc.), in der Kirche etc.; Es versamlete sich viel Volks zu ihm. Matth. 13, 2 (Es versammelte sich eine so große Volksmenge um ihn her. Eß); Sie versamleten sich wider Moses. 4. Mos. 16, 3 etc.; Dorthin .., wohin sich der Senat versammelt. Collin Regul. 1, 1; Als Hauptfigur, um welche sich die übrigen am glücklichsten vers. ließen, war mir Graf Egmont aufgefallen. G. 22, 400; Die Welt versammelt sich immer mehr an Fenstern und Thüren. JP. Fat. 1, 77 etc.
b) [4b] selten: Es wird Zeit erfordert, ehe ich mich in mir selbst vers. und zu der Überlegung und Stille des Gemüths vorbereiten kann. Mendelssohn Ph. 1, 56.
c) s. 1b und [4a]: Die Atomen alle, die sich einst | zur köstlichen Gestalt versammelten, | sie sollen nicht ins Element zurück. G. 13, 293; Ein Sohn entsprang aus dieser Vereinigung, auf den sich alle Freuden und Hoffnungen versammelten. 27, 417; Daß sich alle Vollkommenheit in der Verbesserung seines Körpers versammle [koncentriere]. Sch. 687a etc.
3) dazu: Versammlung, f.; –en:
a) selten: das Sammeln, V. des Zerstreuten, z. B.: Daß sie [die zerstreuten Juden] keiner Versammlung mehr hoffen dürfen. Luther 5, 4a etc.
b) gw.: das Zusammenkommen einer Menge Personen zu einem Zweck und: die so Zusammengekommnen als Gesammtheit: Die Versammlungen des Volks, der Bürger, (Ur-)Wähler, Abgeordneten, Deputierten, Stände etc., des Gewerks, der Zunft etc. berufen, eröffnen, leiten, schließen etc.; Ich hasse die Versammlung der Boshaftigen. Ps. 26, 5; Ich will dich loben, Herr, in den Versammlungen. 12; Niemals ward Versammlung bei uns gehalten noch Sitzung etc. V. Od. 2, 26; 7; 15 etc. (vgl. veralt. Versammnis. Fischart B. 1b etc.). In zahlreichen Zsstzg., nam. nach den Versammelten oder ihrem Zweck, z. B.: Abge- ordneten-, Bürger-, Deputierten-, Gemeinde-- Gewerksversammlung; Da der Zweidrittelknecht sein bewilligtes Hofrecht und seine Hofversammlung hatte. Möser Ph. 3, 263; Auf den Kirchenversammlungen. L. 8, 333 etc. [s. Koncil]; Meine Seele schaudert zurück vor ihrer Mordversammlung. H. R. 9, 64; Die großen Angelegenheiten des Reichs einer allgemeinen Nationalversammlung zu überlassen. W. 8, 129; Der Oberstatthalterinnen 3 Raths- versammlungen oder Kammern zugegeben. Sch. 796b; In der Rathsversammlung des Städtchens wurde beschlossen etc.; Reichs-(s. Reichstag), Staaten-(Sch. 822b), Stände- versammlung; Ur(wähler)- od. Urwahlen- (Ense Tag. 5, 1, vgl. Wahl-)Versammlung; In den Berathschlagungen derUrversammlungen über die neue Verfassung. JvMüller 6, 200; Volks-, Wahl-, Wahlmänner- (Ense Tag. 5, 6); Zelten- (17 = unter den Zelten), Zunft- versammlung etc.
c) selten (s. 2b und c) von einer Vereinigung lebloser Gegenstände, s. [6e] und z. B.: Die Linsen sind gleichsam eine Versammlung unendlicher Prismen etc. G. 38, 31; Wir gelangten zu einer etwas größern Hüttenversammlung, die man vielleicht hätte ein Dorf nennen dürfen. 19, 45 etc. wieder sammeln: Die zerstreuten Wolken des Unmuths ha! dichter und schwärzer will ich über deinem Haupte sie sammeln ... Leichte Mühe! du selbst sammelst sie zurück [„schon“ Mendelssohn 4, 1, 169], ich darf dir nur helfen. Geßner 1, 107. pleonastisch, doch nicht selten st. des Grundw.: Einige Bücher z. Forster Br. 1, 218; Wo man alle Vernunft z. muß, um nicht zu verzweifeln. Geßner 4, 111; Wo sich die Erinnerungen .. alle lieblich z. Heinse A. 2, 252; 115; JGJacobi Ir. 3, 116; Mendelssohn 4, 1, 364 (Ramler); Nicolai 4, 257; Olearius Ros. 95a; Sulzer 2, 211a; Wackenroder Kl. 142.
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