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Gepräge
II. Geprǟg~e, n., -(e)s; -e:
1) das Prägen, die Prägung: Die Kunst des G–es, bei Münzen, seltner bei einem Ring. Sch. 111b etc.
2) das durch das Prägen auf einer Münze etc. erzeugte Bild: Eine Münze mit schönem, scharfem, deutlichem —, flachem, stumpfem, abgegriffenem G–e; Werft die Münze in den Tiegel, wenn ihr ihren Gehalt wissen wollt, unter dem G–e findet ihr ihn in Ewigkeit nicht. G. 32, 86; Geldwechsler, die .. nur, was von gutem Schrot und Korn und scharfem G–e ist, behalten. W. Luc. 4, 88 etc.
a) übrtr. (vgl. Charakter 1 u. 2): ein hervortretendes (ausgeprägtes) Merkmal, wodurch Etwas in seiner Wesenheit gekennzeichnet ist: Der Stil selbst hat das G–e des großen Schriftstellers. Forster Jt. 1, 64; Die Tausende . . | von jedem Geschlecht, G., Gesicht. Freiligrath Pol. 2, 63; Ein Bild von Correggio, zwar nicht vollkommen erhalten, das aber doch das glückliche G. des Reizes unausgelöscht mit sich führt. G. 23, 269; 32, 46; Wenn .. das sklavische G. einer Übersetzung verwischt werden sollte. Sch. 28a; Erkenne der Wahrheit reinstes G. | in meinem Geständnis. W. 15, 259; Diese Anekdoten tragen das G–e der Lüge auf der Stirn. Luc. 3, 267 etc.
3) etwas Geprägtes:
a) eig. (eine Münze): Ebensowenig fehlte es an .. ältern Münzen, an Brakteaten, verfänglichen satirischen Geprägen. G. 27, 188; Dies Jahr ist ein „Geprege“ wie Schaugroschen .. aus den Niederlanden heraufkommen. .. Auf der einen Seiten stehen zwo Säulen. Luther 8, 250a etc.
b) übrtr.: Der Geschichtsschreiber umfasst alle Fäden irdischen Wirkens und alle G–e überirdischer Jdeen. WHumboldt 1, 3; Über Korn und Feingehalt des sprachlichen G–es. Monatbl. 2, 226 etc.
Zsstzg. selten mit Vors. (s. die von prägen), gew. mit Bstw. (vgl. die von Stempel, Form, Charakter, Münze), z. B.: Wie weit der äußre Mensch den innern ganz zum Ab-G–e und zur Schau trage. Kühne Fr. 75; Eine Russin ganz gemeinen Aus-G–es [2b]. Zschokke 8, 300; Das Doppel- G. der Menschheitlichkeit und Volksthümlichkeit. Jahn M. 329; OMüller Stadtsch. 1, 138; Was ist alles Geld gegen das höhere Ehren-G–e, womit der Staat einen Menschen zur Selbstmedaille umstempelt? JP. Nachdämm. 79; Ein bedeutendes Geist-G–e. Ense Denkw. 5, 248; Den impertinenten Stempel, den Sie tragen, und den schlechten Gehalt! Louisd’or- G–e auf Glockenspeise. Iffland 9, 1, 148; Das Natur- G–e war noch nicht zur glatten Einerleiheit so abgeschliffen. Arndt E. 44; Das Schicksalsreiche hat die Welt an Schleiermacher bisher fast ganz übersehen. .. Seine Leidenschaft zur Predigerin Grunow hatte das größte Schicksals-G–e. Ense Tag. 1, 30; Wie Stein-G. in jedem Zuge steht | Entschluß und unerschütterlicher Wille. Lenau A. 70; Werke, deren Ur-G. [originelles G.] dem Blicke .. unverkennbar entgegenleuchtet. Matthisson E. 1, 374; Die .. in der europäischen Abfegung und Polierung das Volks-G–e zum Theil schon verwischt zeigten. Arndt E. 163; Neue Wort-G–e etc.