Faksimile 0551 | Seite 549
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picken
Picken, tr. u. intr. (haben):
s. pick: 1) von Vögeln, mit der Schnabelspitze hacken oder so auf-, fortnehmen etc.: Der Sperling „picket“ die hingestreuten Körner. Geßner 3, 14; Sie [die Tauben] „picken“ sich den bunten Hals und itzt den kleinen Kopf und um die kleinen Augen. 39; Da geht’s an ein P., | an ein Schlürfen, an ein Hacken. G. 2, 70; Ich will dir ein Stück Fleisch her- unter-p. .. Der Sperling pickte, zog und zerrte so lang an einem Stück .., bis es herunterrutschte. Grimm M. 191; Pickte an dem Spuntloch. 193; Das P. des Spechtes schallte (s. 3). Lewald Ferd. 1, 223; An der Kirsche p. Platen 2, 95; Aus den Händen | Anakreon’s ihn [den Weizen] p–d. 320; Salis 60; Küchlein . . | pickten der Jungfrau | Brot aus der Hand. V. 1, 2; Nichts mehr bleibt von Picus dem p–den Specht (s. 3) als der Name. Ov. 2, 349; Ihren Schnabel .. wetzend, pickt und hammert sie (s. 3). Werner Febr. 58; Pickt in den Rahm hinein. W. 12, 243; Mit unbescheidnem P. | das .. Gewand .. von ihrem Hals .. wegzurücken. ebd.; Die Vögel, die in die gemalten Trauben des Zeuxis hineinpickten. 13, 241; Er pickte die . . Herren in die Waden. 35, 91 etc. 2) mit einem spitzen Werkzeug hacken, z. B.: Hätte man nicht das P. der Steinhauer (s. 3) .. vernommen. G. 18, 303 etc.; So bick die ganze Verhartung wohl mit einem scharfen Schröpf-Eisen. Ryff Th. 39; 37; 46; 48 etc., vergl.: Gleich denen Bergknappen im Graben und „pecken“ beschäftiget. SClara EfA. 1, 208.
a) auch übertr. (s. 1 u. 2): Die Lust und Neugier in seinem Herzen schwieg nicht still, sondern nagte und pickte ordentlich daran und ließ ihm keine Ruhe. Grimm M. 7; Als das ewige Drücken, P. und Nicken, als den Ausdruck von Nichts zu Nichts, den sie Gefühl nennen. Zelter 3, 36 etc. 3) einen Ton hervorbringen, wie der p–de Specht (s. 1) etc. oder der p–de Steinhauer (s. 2) etc., vgl. pickern, pucke(r)n pochen, ticken, tucken etc. z. B. oft von dem Ticktack der Uhr: Gustav v. See Eg. 1, 132; Gutzkow Bl. 1, 153; R. 7, 269; 488; Meißner Stein 144; In seiner Studierstube tickte und pickte es wie in einem Uhrenmacherladen. Reuter Sch. 216 etc., seltner von dem Schlagen: „Zwölf“ pickt das Ührlein an der Wand. Hungari 1, 532; ferner: Wer kann dem Uhrwerk traun, | das uns im Herzen pickt? Göckingk 1, 248; Des Holzwurms ebenmäßiges P. Heine Reis. 2, 285; Hörten .. die Todtenuhr [s. d.] in der Kammer picken. Hölty 20; Hör’, es pickt! | Er [der Spitzbube] krabbelt [suchend] nach dem Schweine. V. 4, 129. 4) s. pichen, Anm. 5) s. Pickel I, Anm. u. II am Ende. 6) dazu: Picker, s. u.
Zsstzg.: nam. zu 1, z. B.: Die Gimpel pickten die rothen Beeren ab. Auerbach Jos. 174; Den Pickschiefer (s. d.) von den Darrlingen ab-p. etc.; Vögelchen hat angepickt [am Köder]. B. 291a; Bald käm’ ein Rab’, für todt ihn an-zu-p. Lenau Alb. 97 etc., auch [2a]: Das in jedem Augenblick in meiner Lage mich an-p–de, anpackende .. Ungemach. Rahel 1, 400 etc., s. auch pichen, Anm.; So Manches auch von den . . Vögeln auf gepickt und verschluckt wurde. G. 39, 380; Stolb. 164; Gerhard W. 1, 67; Immermann M. 1, 270; Rückert Ep. 1, 44; Zelter 2, 340 etc.; Er schnappte und pickte jeden französischen Fluch auf. IP. 57, 63; Augsb. Zeit. (1845) 2083a etc.; ungw. intr.: Auf dem levischen Theater pickt [taucht] ein Talent auf. Böttiger Lit. Zust. 2, 241, etwa wie das die Schale auf-p–de Junge etc.; Einem die Augen aus-p. G. 7, 352 etc.; Die von den Vögeln bepickten Kirschen; Das Junge durchpickt die Eierschale od. pickt die Schale durch, pickt sich durch die Schale (hin)durch etc.; Der Vogel pickt in die Kirsche ein (od. hinein), ein Loch in die Kirsche (hin)ein, pickt die Fensterscheibe ein [zerpickt sie]; Die in die Mühlsteine (hin)eingepickten Vertiefungen etc., s. auch II. Pickel, am Ende; [Der pickende Vogel] wird dir .. versichern, | daß er der hehren Natur herrliche Tiefen erpickt. G. 1, 301 etc.; Die Korinthen aus den Semmeln und die Citate aus den Kollegienheften heraus-zu-p. Heine Reis. 2, 182; Hinweg- zu-p. die leere Spreu. V. Ant. 1, 99 etc., s. o.; Die Vögel hätten die Bröcklein weggepickt. Grimm M. 80; Dort zerbrach und zerpickte ein Kleines [Vöglein] sein Gefängnis [Ei]. Klinger Giaf. 103; Aufflög’ ich [Uhu], zerpickte das Glas mit dem Schnabel. V. 2, 72 etc.; Wenn wir warten wollten, bis uns die großen Pächter des Staates zuriefen: „Jetzt pickt zu!“ Börne 2, 135 etc.