Faksimile 0530 | Seite 528
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Pfeiler
Pfēīler, m., –s; uv.; –chen, lein; -:
1) Bauk.:
a) eine massive (gw. steinerne) Stütze, vgl. Säule, zu der je nach ihrer Ordnung best. Proportionen und Verzierungen erfordert werden (s. nam. Sulzer 3, 687 und vgl. Pilaster): 1. Kön. 10, 12; Hes. 40, 49; 41, 6; 9 etc.; Zu jener Zeit, als die Kunst diese plumpen P. zu Wege brachte, suchte sie noch die echten Vhe der Säule. Forster It. 2, 161; G. 21, 208; Man hat runde, viereckige und mehreckige P. Sulzer etc., s. Zsstzg.; Stand ihr Entschluß unwankbar wie ein P. W. 11, 275 etc.
b) zuw. statt Säulenschaft.
c) der Theil der Wand zwischen zwei Fenstern, Fenster-P. (oder -Schaft). 2) übertr. und verallgemeinert, z. B.:
a) Er [be]weget ein Land aus seinem Ort, daß seine P. zittern. Hiob 9, 6; Es stürzen auf der Vorsicht Wirken | des Weltgebäudes P. ein. Cronegk 2, 202; Der Wald, nicht mehr ein stummer | verödeter Ruin, wo nur die P. stehn | der prächt’gen Laubgewölb’ und hohen Schattengänge | des Tempels der Natur. W. 20, 229 etc.
b) auch von Pers. als Stützen etc.: Wer überwindet, Den will ich machen zum P. in dem Tempel meines Gottes. Off. 3, 12; Meinem Großvater. . . Diesen P. unsers seltsamen Familiengebäudes. G. 30, 322; Er sieht vollkommen dem P. einer dogmatisch-didaktischen Anstalt gleich. 31, 101 etc.
c) Bergb.: = Bergfeste (s. d.): Um Einstürzungen zu verhüten lässt man Kohlenmassen als Stützen stehen. Diese „P.“ etc. KCvLeonhard (DViertelj. 1, 1, 67); Scheuchenstuel.
d) Uhrmach.: die die beiden Platten, zw. denen das Räderwerk geht, in gehöriger Entfernung verbindenden Stifte.
e) Mathem.: (veralt.) in einem rechtwinkligen Dreieck, wo man eine Kathete als Grundlinie annimmt, die andre (aufrechtstehnde). Egenolph 5. 3) s. Pfeil, Anm.
Anm. Ahd. pfîlâri, mhd. pfîlare, aus mlat. pilarium, lat. pila, s. Pilaster.
Zsstzg. (vgl. die von Säule), z. B.: Bálken-: aus Balken: Die Quadern sind nimmermehr so schwach, | wie einst die B. [der Brücke]. Reithard 77.
Brücken-: vgl.: Auf Pfeilern und auf Bogen schwer | aus Quaderstein von unten auf | lag eine Brücke etc. B. 36a.
Bǘndel-: aus vielen an und in einander gesetzten Säulen mit gemeinschaftlichem Fuß und Knauf bestehnd: Geästelt und gespalten wie die gothischen B. Kohl E. 2, 69, vergl. Sulzer 3, 688a.
Eck-: an der Ecke eines Gebäudes etc.
Eīs-: Eisbrecher an einer Brücke. Fénster- [1c].
Fēūer-: s. Feuersäule. Off. 10, 1.
Gêgen-: einem andern gegenüberstehnd etc.
Gewölbe-: ein Gewölbe stützend.
Grénz-: Grenzstein. Sch. 672b.
Grúnd-: im Grundbau, auch übertr.: Ein den Protestanten zugestandenes Recht erschütterte die G. der katholischen Kirche. Sch. 883a.
Hálb-: kürzrer Pfeiler über einem stärkern.
Hāūpt-: hauptsächlicher, Ggstz. Neben-P. (s. d.), z.B. übrtr.: Auf diesen zwei H–n ruhte sein ganzes [Staats-] Gebäude. W. 8, 249.
Kêhl-: mit Hohlkehlen. Spate.
Kérn-: „die Mitte des Pfeilers, an welchen sich die Säulenbündel anlehnen.“ Brugger 2, 156.
Kírchen-: W. 11, 223 etc., auch übertr. [2b] etc. Kōhlen- [2d].
Māūern-: G. 11, 167.
Nêben-: s. Haupt-P., z. B.: „Die neben den Säulen oder Haupt- P–n einer Bogenstellung stehnden kleinern Pfeiler, auf denen die Bogen aufstehen.“ Sulzer 3, 515a.
Schmāl-: schmaler Pfeiler, z. B. der goth. Bauk. G. 12, 75.
Spīēgel-: Fenster-P. für einen Spiegel bestinmt, s. Spiegelwand.
Stírn-: Pfeiler der Stirnseite oder Fronte eines Gebäudes. Guhl GrR. 1, 10.
Strêbe-: ein dem sich daran lehnenden Theil des Gebäudes als Strebe (s. d.), Stütze dienender Pfeiler, im Ggstz. zum Trage-P., eig. und übertr. Burmeiser gB. 2, 199; G. 21, 208; L. 10, 10; Sch. 521a; W. 32, 81 etc.
Trāg(e)-: etwas auf ihm Ruhendes tragend, s. Strebe-P.
Wánd-: ein in der Wand befindlicher und nur zum Theil heraustretender Pfeiler, s. Pilaster.
Zwíschen-: Das Dach war hoch auf Z. gestellt. Gerstäcker Äq. 2, 78 etc.