Perücke
* Perücke (frz.), f.; –n; Perückchen, lein; –n-:
1) eine künstliche Kopfbedeckung von Haaren, als Bedeckung einer Glatze oder als (früher übliche) Modetracht: Eine P. tragen, aufhaben, aussetzen; Die P. abnehmen; Die P. pudern 192), frisch brennen und neu locken R. 4, 51), auftoupieren Kr. 121); Leute mit 21, 89), in (16, 109) P–n etc., s. Zsstzg., Tour, Atzel (2 u. 3, vgl. nam. Maje 3, 462), Haar-Mütze, -Haube, Eulen-, Ratten-, Strobelnest etc. Zuw. auch scherzh. = Haar: Einen bei der P. fassen etc. — 2) (s. 1) Jemand mit einer P., nam. insofern sie von Vornehmen, von Leuten in Amt und Würden getragen wurde, — spöttisch und verächtlich, vgl.: Die mit dem Zopf [s. d.] und der P. des „Gelehrten“ auch den gelehrten Hochmuth abwarfen etc. 4, 44c etc.; Ich habe vor den großen P–n, vor den Sammtröcken, vor den reichen Westen nie weiter als bis an die Thüre des Vorsaals kommen können. 4, 147 etc.; Das ist ein Gezerre . . ., bis man den P–n ein Urtheil vom Herzen reißt! 9, 63; 106; Die alten P–n haben Langeweile und gähnen. 29, 285; Alte P–n, die Alles glauben. Sch. 295; Lut. 2, 15; Altbackene Hauptpastoren und bornierte P–n. 1, 363b); 1, 321; Ein Pedant, ein trockener Gelehrter, eine alte, staubige P. GschTh. 226; Von Wien die alte P., | die man seit gestern herumgehen sieht. 320a etc., s. P–n-Gesicht, -Volk.
Anm. „Mit piluccare [s. pflücken, Anm.] ist zu verbinden sicil., sardin. pilucca. ., Haarschopf . . ., it. entstellt in perruca, parruca, langgelocktes Haar, .. frz. perruque .., richtiger span. peluca.“ 264 (von lat. pilus. Haar). Durch die span. Form wird Grimms Herleitung widerlegt von frz. perroquet, weibl. perruche, Papagei (s. 254), mit Hinblick auf Atzel. Es findet sich die ganze frz. Schreibw. Perruque, ferner Perrücke, Perucke Rom. 84), vgl. Peruckenmacher. 3, 172 und (volksth.): Prucken- macher. Lind. 1, 82 etc., vgl. Zippelprücke. 3, 14 etc. und veralt.: Parücke. R. 1, 248; Lichtw. 110 etc.; Parucke. 9, 300; 1, 97 etc.; Die Parocken. EfA. 1, 331; Barücke. 94; Barucke. 2, 42; 3, 119 etc.
Zsstzg. zu 1, bes. zur Bez. der frühern Mode, s. Düringer 862 ff. und z. B. Abbéperüthen. CFBahrdt 3, 303; Allonge-P. [mit lang niederhangendem Haare]. G. 21, 64; Amts-P. Nicolai 5, 198; Beutel-P. [s. Haarbeutel]. Forster It. 1, 18; Stilling 3, 48; Knoten- P. [s. Zipfel-P.]; In einer wohlgepuderten Locken-P. G. 20, 90; Schwanz-P. [Zopf-P.]. IGMüller Lind. 1, 51; Staats-P. 117; Stutz-P. [kurze runde P.]. CFBahrdt 3, 207; Zimmermann Nat. 37, s. Stutz; Auf dem Kopfe trug er einen kurzen Stutz oder, wenn’s galt, eine wohlgepuderte Troddel-P. Engel 12, 3 [Locken-P.]; Wolken-P., groß mit lang und lockig niederhangenden Haaren, auch „Wolke“ (s. d.); Die Zipfel-P. [hinten mit eingeknoten Haarzipfeln, Knoten-P.]. Tieck N. 1, 193; Zopf-P. etc., vgl.: Wenn er .. entstaatsperückt.. war. B. 106b.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.