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Paukant Pauke pauken Pauker Paukerei Paukier
Pāūk~ánt, m., –en; –en:
s. pauken 4b.
~e, f.; –n; –n-:
1) ein Tonwerkzeug, bestehnd aus einem runden gespannten Fell, das durch Schlagen zum tönenden Schallen gebracht wird, so früher für Trommel (s. d.), Schellentrommel oder Tambourin (z. B.: Mirjam nahm eine „Paucken“ in ihre Hand und alle Weiber folgten ihr nach hinaus mit „Paucken“ am Reigen. 2. Mos. 15, 20 u. o.), in der heutigen Musik aber best. = Kessel-P., bei der das durch hölzerne Klöpfel (Schlägel) zum dumpftönenden Schall gebrachte Fell über einen metallnen (kupfernen oder silbernen) Kessel gespannt ist, nam. dazu best., zu einem Trompetenchor die Grundstimme zu machen, weßhalb der Spieler zwei in Tonika und Dominante der jedesmaligen Tonart gestimmte P–n vor sich hat und schlägt, nach dem Hauptgebrauch bei der Kriegsmusik auch Heer-P. (z.B. Andersen 28a; Droysen Y. 1, 124; Kl. Gel. 303; L. 6, 441; Musäus M. 3, 148; Rückert Rost. 76 etc.): Die P. schlagen (Heine Rom. 245 etc.), rühren (Rückert Rost. 19b); Einen Wirbel auf der P. schlagen etc., sprchw.: Der P. ein Loch (s. d. 3) machen; Mit P–n und Trompeten Einen empfangen, aufnehmen, begleiten etc., mit vollen Ehren, in aller Form (vgl.: Daß ich dich hätte geleitet mit Freuden, mit Singen, mit „Paucken“ und Harfen. 1. Mos. 31, 27) und danach überh. = in aller Form, förmlichst: Mit P–n und Trompeten einen Proceß gewinnen (Goltz 3, 23), durchfallen (Heine Lut. 2, 293) etc., selten in umgekehrter Stellung: Wie so ein Lump .. mit Trompeten und P–n fallen könne und doch ein Lump bleibe. Merck’s Br. 1, 257 etc. Auch bildlich, z. B.: Jch will im hohen Äther | anstimmen erhabene Lieder, | will rühmend eine P. unendlicher Ehre schlagen. Daumer 1, 28; Drohte mit einer Ministerkrisis und schlug schließlich die große Vertrauens- P. an, worauf all die kleinen Vertrauenstrommeln einfielen und einen Ergebenheitswirbel exekutierten. Scherr Gr. 2, 191 etc., s. 3. An manchen Orgeln eine Nachahmung der P.
2) nach der Ahnlichkeit:
a) P., Kaffe-P. Adelung, st. des gw. Kaffetrommel (s. d.).
b) Das mittlere Ohr oder die P., tympanum. Bock Anat. 683, auch P–n-Höhle, s. Trommel- (oder P–n-) Fell.
c) Leistendrüsen-Anschwellung (Bubo, P., Leistenbeule). Diag. 585.
d) Bergb.: die Verstärkung der Hammerrad-Welle durch übergelegte und mit Eisenringen wohl befestigte Holztafeln. Scheuchenstuel 177; Ertl-P., guß- eiserner Cylinder über die Hammerradwelle befestigt, mit Offnungen, worin die „Ertl“ (d. h. östreich.: die Däumlinge) festliegen. 69.
3) burschik.: eine förmliche, feierliche, schallende Rede, Predigt (vgl. pauken 3): Fuchs, du solltest Prediger werden; eine pompöse P. hast du den Dorfphilistern gehalten. Holtei Mensch 2, 37; Eine Antritts- P. halten etc.
~en, intr. (haben) und tr.:
1) die Pauke (s. d. 1) schlagen: Auf ihre eigene Faust los-p. und losblasen. Kohl Jrl. 1, 197, auch vom Tambourin Ps. 68, 26; Jer. 31, 4 etc. und: Daß ein .. Mohrenfürst .. lospaukt | auf das Fell der großen Trommel. Heine Tr. 7. Auch: Etwas aus-p. (austrommeln), öffentlich unter Paukenschall ausrufen etc.; Eine Hure aus-p., so sie öffentlich aus der Stadt weisen. 2) auch durch andre Tonwerkzeuge schlagend etc. einen paukenähnlichen Lärm machen etc.: Auf dem Klavier p. (hämmernd spielen); Hätte Trifels nicht wie besessen darauf [auf dem Klavier] herumgepaukt allen alten Trödel, den er zusammenfinden konnte. Mügge Leb. 1, 82 etc.; Das lungert Alles so hin, kein Auf-p. wie bei unserm Spontini. Tieck NKr. 4, 82; Er mußte die große Oper sich vor- p. lassen. Zelter 5, 63 etc. 3) sich in schallender Rede vernehmen lassen, predigen etc. (s. 4 und Pauke 3): An jedem Ort befahl der Rothe eine Flasche und paukte auf die unglücklichen Städter los. Gotthelf Sch. 279; Ich neide Niemanden um Wohnen in Zürich und Raufwinkel wo „Gottes Wort vom Lande“ die Verfassung um-p. [p–d umgestalten] kann. Pröhle J. 246 etc. 4) (dumpf)schallend schlagen, z. B.: Paukt dann mit dumpfigem Geschrei | die Kanzel, daß es gellt. Hölty 33; Jenes kanzel-p–de Perückenvolk. Voigts H. 344 etc.; Einen weidlich p., durch-p., prügeln, bläuen; Sich mit Jemand herum-p. (auch 4a); Einem Etwas ein-p., einbläuen (s. d.) und meton.: ihn ein-p., z. B.: Obgleich er die Officierszöglinge zum Examen einpaukte. Auerbach Leb. 1, 27; Als wir noch Schüler am Karolinum waren und Humanoria eingepaukt kriegten. Klencke Parn. 2, 89; Mit den Kollegianern anzubinden und ihnen den Unterschied zwischen Schülern und Studenten ein-zu-p. 1, 10; Kürnberger Nov. 1, 228 (s. a) etc.
a) burschik.: P., duellieren. Lewald W. 1, 7; Sich (mit Jemand) p. (schlagen). Benedix 3, 281; Holtei J. 2, 172; Mensch 1, 81 etc. Zsstzg. z. B.: Einen Streit ausp., ausfechten, auch übrtr. z. B. auf die Trinkduelle: Ein famoser Fuchs, der .. in gemischten und ungemischten Stoffen manchen Papst ausgepaukt [geleert]. Kladderadatsch 7, 138; Sich ein-p., sich aufs Schlagen, Fechten ein- üben; Einen ein-p.; vor-p., als Lehrer und Meister des Fechtens etc. In vielen Zsstzg. als Bstw., s. Volmann 355, z. B. Pauk-Arzt oder Doktor; Apparat, Anzug, Kostüm, Hut, Hosen etc.; Opfer (der im Duell Verwundete, Besiegte); Esel oder Fuchs (Schleppfuchs, s. d.), Hahn (s. Hahn 6: ein renommierter Schläger), Sau oder Schwein (Glück beim Duell); Von Verbindungen und Paukwesen. Vogt Oc. 1, 329 u. ä. m.
b) dazu: Pauker (s. d.) und mit fremder Endung: Paukánt (der sich P–de) und: Paukier (spr. paukjē), m., –s; –s: Paukhahn. 5) Zsstzg., meist vieldeutig nach den versch. Nüancen (s. 1—4), leicht zu mehren und zu verstehn nach den obigen, vgl. die von trommeln, bläuen, schlagen etc.: Auf- (2); aus- (1; 4a); durch- . (4); ein- (4; 4a); herum- (2; 4); los- (1; 2; 3); úm- (3); vor- (1; 2; 4a) p. etc., s. Spate 107 ff.
~er, m., –s; uv.:
Einer der paukt s. d., worauf sich die Hinweise in [] beziehn:
1) [1]Paukenschläger: Die Trompeter und P. Keller gH. 3, 237; Michaelis 227 etc., best.: Heer- P. Olearius Reis. 224b; 225a etc.; vralt.: Heerbaukener. Fischart Garg. 230b etc., auch: Päuker, s. Weinhold 8b.
2) [4] Kanzel-P., eifernder, zelotischer Pfaffe. Hausbl. (58) 1, 157 etc.
3) (vgl. 2) burschik.: verächtl. für Schulmeister, Lehrer. ThKönig PW. 1, 244; Ich alter Schul-P. Holtei Lammf. 1, 39 etc., zumeist aber (s. [4] und vgl.: Der Buchstabierer, welcher die Wichter bläut. Kl. Od. 2, 15): Arsch-P. Vollmann 33 etc. und scherzh.: Seinem [Alexander des Gr.] alten Welt-Arschpauker | Aristoteles. Heine Rom. 234 etc., ferner (vgl. Brille 2h und Bille 6) mehr verhüllend: Was? ich ein Schulfuchs? ich? soll ich die Knaben lehren, | ein Brillen-P. sein? Rachel 6, 396 und: Das Züchtigungsinstrument von der Faust eines vierschrötigen Ein- P–s geschwungen. Reuter Sch. 213.
4) [4a und b] Duellant, Schläger: Die Kollegianer sind auf allen Universitäten die besten Senioren und Vor- P. Klencke Parn. 1, 15; 9 etc.
~erēī, f.; –en:
das Pauken (Ge- pauke), nam. auch (s. pauken 4a) burschik. = Duell. Volmann; Und die P. geht los, | der Witz ist wahrhaftig groß. LSchneider, der reisende Student.
~ier: s. pauken 4b etc.
Anm. Pauke, ahd. (heri)pouchan, n. (vergl. pauchan, Zeichen, s. Wackern. Gl. 422), mhd. pûke, büke, f., vgl. mhd. bükel, im ältern Nhd. Paukel Spate (auch vrkl. Päuklein); Stehn wie der Hase bei der Baukeln. Agricola 50b; 238b; Trommeten und Heer-Paukelen. Fischart Garg. 200a. Grundbed. scheint der Schall des Schlages, s. Anm. zu pochen, Bunge, Bengel; Flachs baken, boken etc. und schwzr. beuggen = trommeln. Stalder.