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Papier
Papīēr, n., –(e)s; –e; –chen; -:
1) künstlich aus Pflanzenstoffen (Fasern, Bast) bereitete dünne Blätter, die nam. dazu dienen, darauf zu schreiben, zu drucken etc. oder Etwas darin zu verpacken etc. (s. Zsstzg.), gw. das jetzt allgm. übliche aus Lumpen fabricierte P. (s. P.-Mühle etc.): Feines, grobes, (Mittel-) P.; Graues, weißes, blaues, buntes oder türkisches, marmoriertes oder gemarmeltes (oder Marmor-) P., s. Zsstzg. am Anfang; Ungebleichtes (oder Natur-), gebleichtes, ungeleimtes (oder Druck-), geleimtes (oder Schreib-) P.; Glattes, geripptes (s. d.), satiniertes P.; P. von einem bestimmten Format (s. d. und Zsstzg.); Geschöpftes P. (s. Bütten-P.), beschnittnes, unbeschnittnes P.; P. ohn Ende (s. Maschinen-P.); Ein Ballen, Rieß, Buch, Bogen, Blatt P.; Reines, unbeschriebnes, beschriebnes, schmutziges, zerknittertes P.; P. zu Fidibus kniffen, zu Düten kleben; Etwas durch P. filtrieren; P. zum Zeichnen oder zu Zeichnungen, zu (Spiel-) Karten, zu Tapeten, zum Notenschreiben etc. (s. Zsstzg.); Liniiertes (oder Linien-) P.; Wasserzeichen Sanders, deutsches Wörterb. lI. (s. d.) im P. etc.
a) nam. oft in Bezug auf das P. als Schreibmaterial: Das P. schlägt durch, fließt etc., so auch: Seine Gedanken aufs P. werfen, so wie sie Einem in den Wurf kommen, niederschreiben; Etwas zu P. bringen, niederschreiben, koncipieren, z. B. G. 16, 197; W. 4, XIII etc.; sprchw.: Das P. ist geduldig, es lässt sich Manches schreiben, was sich in der That nicht so verhält; Das P. wird nicht roth, erröthet nicht (über die Lügen etc., wie der Sprechende); Auf dem P. ist, verhält sich Das so, geht Das freilich etc., wo dem Geschriebnen die Dinge der wirklichen Welt nicht oder nicht ganz entsprechen (s. II papieren 3); Wer es anders sagt, hat den Bau einer Heide nur .. auf dem P. versucht. Möser Ph. 2, 192; Der .. | erblasst, jedoch, Gottlob! nur auf P. gestanden. Weichmann 1, 27, den die Zeitung todt gesagt etc.
b) (s. a) Ein P. = ein beschriebnes (od. bedrucktes) Blatt P., mit Rücksicht auf den Inhalt, Schriftstück etc., nam. oft in Mz.: Man hat es unter seinen P–en [Schriften, Skripturen] gefunden; Du wolltest die Tagebücher deiner Reise mir .. mittheilen, bei dieser Gelegenheit so manches dahin Gehörige von P–en in Ordnung bringen etc. G. 15, 9; Was der Götterbote für goldene P–chen der Aristarchen und Aöden herumträgt. 7, 214 [von den Blättern des von W. herausgegebnen deutschen Merkur]; Die abtrünnigen Ritter ließen sich von einem P. [von dem Brief des Kaisers] aus ihrem Raube verdrängen. Gutzkow R. 1, 96; Was steht in den P–en, daß ihr euch | so gar entfärbt. .. Die Wangen sind P. [so weiß, bleich]. Schlegel Sh. 7, 44; Gerichts-P–e [Akten] etc., s. die Folg.
c) (s. b) Jemandes P–e, best. Legitimations-, Policei-P–e, die Dokumente, die die Policei zu seiner Legitimation verlangt, bes. der Paß etc.; Die Policei fand seine P–e nicht in Ordnung etc., vgl.: Da wir dergleichen Ehrlichkeits-P–e nicht besaßen. Hackländer Erl. 1, 119.
d) (s. b) ein Dokument, Schriftstück, das einen best. Geldwerth hat u. vertritt, Geld-, Werth-P., z. B.: Sie empfangen inliegend 500 Thaler in sichern P–en (vgl. Ggstz.: Inliegend P–e ohne Werth); Ein P. über 6000 Thaler zur ersten Hypothek auf dies Grundstück ist sehr sicher; Ein Hypotheken-P.; kaufmänn.: Wechselbrief (s. Brief 2): An der Börse Pariser P–e von kurzer Sicht kaufen; Ein P. diskontieren etc., so nam. auch: P–e, Staats-P–e, Staats-Schuldscheine, -Effekten etc.; Die östreichischen P–e stehn schlecht, haben einen niedrigen Kours, sind gefallen, stehn weit unter Pari, steigen wieder um einige Procent etc.
e) im Kartenspiel, scherzh. Bez. der einem Spieler zufallenden Kgrten: Schlechtes P.! darauf mache ich keinen Stich etc.
2) übertr., Bez. mancher Schnecken, z. B.: Türkisches P., Buccinum tuberosum; Conus minimus; Cypraea amethystea; Das eingerollte P., Bulla lignaria (P.-Rolle) etc.
Anm. Gr. παπνρoς, lat. papyrus, zunächst die in Ägypten wachsende P.-Schnöte (Oken 3, 432) und das aus deren Bast gefertigte P., vgl.: Ein Topf von P. oder Nilschilf. W. Luc. 5, 295.
Zsstzg. sehr zahlreich zur Bez. der versch. Sorten [s. 1] etc., wobei man nam. die Zusammenschiebungen mit den Farb-Ew. beachte, vgl.: Ein Packet in grauem P. und: in Grau-P., in inkorrekter Schreibweise: in grau P., vgl.: Mit Bunt-P. verziert. Kohl E. 3, 179 etc.; Studien der Engländer auf blau und grau P. G. 31, 198 [etwa: gezeichnet]; Ein Büchlein .. Hu ßiedne’’s ß..,, ., fern z. Ákten-: starkes, dauerhaftes (weißes) Schreib-P., zu Akten gebraucht, Gerichts-, Kanzlei-P.
Bāūmwollen-: aus Baumwolle oder aus baumwollnen Lumpen, ähnlich „Seiden-P.“
Bérg-: papierdünner Asbest etc., auch „Stein-P.“
Brīēf-: zum Briefschreiben dienend, gw. leicht und dünn, Post-P.
Bütten-: aus dem Ganzzeug durch Schöpfen mit der Bütte fabriciert, Schöpf-, Hand-P., Ggstz. Maschinen-P.
Drúck-: ungeleimt, zu gw. Drucksachen, Ggstz. Schreib-P.
Dūten-: zu Gelddüten, gw. beschriebnes Schreib-P. Ehrlichkeits- [1c].
Fernambúck-: mit Fernambuck gefärbt, s. Nadel- P., vgl. Lakmus-P.
Filtrīēr-: als Filter dienend: Das schwedische F. giebt nur ¹ Asche, da es mit fast ganz reinem Wasser dargestellt wird. Mitscherlich 1, 292.
Flīēß-: Lösch-P. SClara EfA. 1, 236. Géld- [1d].
Geríchts-: [1a], auch =Akten-P.
Gícht-: ein als Pflaster gegen gichtische Schmerzen etc. aufzulegendes Papier.
Glās-: Die letzte Glättung wird durch Abreiben mit G. (starkem Papier, wor- auf feines Glaspulver mittels eines Leimanstrichs befestigt ist) verrichtet. Karmarsch 1, 233.
Góld-: vergoldetes. Hackländer Hand. 2, 31, ähnl. Silber-P. etc.
Hánd-: Bütten-P. Hypothēken- [1d].
Kanzlēī-: Akten-P.
Kárten-: zu (Spiel-) Karten.
Kavalīēr-: Post-P. Thümmel 7, 166 etc., auch bloß „Kavalier“. ebd.; Zachariä 1, 150; 194.
Koncépt-: gröbres Schreib-P. (für das bloße Koncept, nicht für die Reinschrift bestimmt), „Entwurf-P.“ Campe.
Kopīēr-: Seiden-P. (s. d. 3), das, leicht angefeuchtet und auf eine mit geeigneter Dinte geschriebne Schrift gepresst, einen Abdruck derselben liefert.
Láckmus-: mit Lackmus (s. d.) gefärbt, in der Chemie eins der gw. Reagentien zur Erkennung von sauren und von basischen Verbindungen; ähnl. Fernambuck-P. etc. Legitimatiōns- [1c].
Lēīnen-: aus leinenen Lumpen: L. ist in Europa nicht früher als im 13. oder 14. Jahrhundert verfertigt worden. Karmarsch 2, 788; G. 32, 266.
Līni-en-: liniiertes.
Lösch-: grobes ungeleimtes Papier, das die Feuchtigkeit einsaugt und so nam. auf nasse Schrift gelegt, das Verlöschen derselben hindert, Fließ-, Schrenz-P. Lúmpen-.
Makulatūr-: s. Makulatur. Mármel-, Mármor-: marmoriertes.
Maschīnen-: aus dem Ganzzeug bloß durch Maschinenthätigkeit hergestellt, s. Ggstz. Bütten-P.
Mediān-: von Mittelformat, vgl. Royal-P.
Míttel-: von mittlerer Größe (s. Median-P.) oder Qualität etc.
Nādel-: Das bekannte violettblaue Zucker-P. und N. (zum Verpacken des Hutzuckers und der Nähnadeln) sind auf chemischem Wege im Ganzzeuge gefärbt. Karmarsch 2, 825, s. Fernambuck-P.
Nárren-: (schwzr.) die schlechteste Sorte Schreib-P.
Natūr-: ungebleichtes: Auf braunes N. gedruckt. Waldau N. 2, 140.
Nōten-: sehr starkes Schreib-P. zum Notenschreiben.
Páck-: zum Verpacken, s. Stroh- P.
Pāūs-: dünnes zum Durchpausen, Seiden-P. (3). Policēī- [1c].
Póst-: s. Brief-P.: Schade, daß man zu Liebesbriefen kein Pergament nimmt; das dünne P. zerliest sich zu rasch. Benedix 8, 176.
Royāl-: von großem Format.
Schmútz-: schmutziges (s. Makulatur): Auf Sch. gedruckt. Knebel 3, 69.
Schöpf-: Bütten-P.
Schrēīb-: geleimt, Ggstz. Druck-P.
Schrénz-: Lösch-P. Büchsenmeiterei 33, s. Schm. 3, 519; 510.
Sēīden-:
1) s. Baumwollen-P.
2) chinesisches Papier aus dem Bast des Bambusrohrs. 3) ungeleimtes Postpapier zum Einwickeln feiner Waaren dienend etc., ferner nam. als Kopier- und Paus-P. 4) seidenweiches, feines Brief-P.: Ein Briefchen auf S., | umrändelt mit goldenen Kanten. B. 60b. Sílber-: s. Gold- P. Stāāts- [1d]. Stēīn-: Berg-P. u. Steinpappe (s. d.). Stémpel-: gestempeltes (s. d.), wie es in manchen Staaten für best. Anwendungen gesetzlich vorgeschrieben ist. Strōh-: (gelbliches) Pack-P. aus Stroh. Súltan(s)-: gelbliches Papier aus dem Bast der breitblättrigen Feige (Ficus latifolia). Oken 3, 1564. Tapēten-: zu Tapeten. Trāūer-: schwarzgerändertes zu Trauerbriefen etc. Velin- [weléng]: ungeripptes Papier von pergamentähnlicher Stärke und Glätte (s. Velinform). Wêrth- [1d]: Von diesen W–en die Koupons abzuschneiden. LBüchner Leb. 14 etc. Zēīchen-: starkes Papier zu Zeichnungen, Kupferstichen etc. Zēītungs-: gewöhnliches Druck-P., wie es zu Zeitungen gebraucht wird und das bedruckte, nam. als Makulatur. Zúcker-: s. Nadel-P. Zünd-: s. Fidibus.