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ohrig öhrig
I. Ohrig, ȫhrig, a.:
mit Ohren (oder Öhren) versehn (s. ohren 3 und 4), z. B.: Silenus’ öhrig Thier [Esel]. G. 12, 226, mit großen Ohren, vergl. als Scherzbez. des Esels: Seine „Oritet“ [Ohrität]. Fischart B. 155b, zumeist in Zsstzg. z. B. scherzh.: „Hasen- asin-orige“ Herrn. Fischart (Wackern. 3, 471 Z. 21), lange Hasen- und Eselohren habend etc., ferner: Bocksöhrig [die Faunen]. Matthisson 158; Ich habe mich leck geschwatzt vor diesen dickohrigen Gesellen. König Jer. 2, 202; Daß ein dickohriges Publikum mein Meisterwerk mißverstände. Prutz Mus. 2, 258; Woch, 58 etc.; Ein feinöhriger, spitz- äugiger Priester. Heine Sal. 1, 73; Feuchtohrige Buben (s. Ohr 9a); Die großohrige Fledermaus. Tschudi Th. 136; Mit der hochohrigten Armee gegen den langohrigten König zu Felde zu ziehen. Stiling 2, 175; Ach, daß die Mutter mich nicht kiemöhrig gebar und mit Flossen! [als Fisch, s. Ohr 11a] V. Th. 11, 54; Kurzohriger als der Hase. Natur 4, 13a; Der lustige Rath mit seiner lang- ohrigen Gugel. Hagen Nor. 106; Diese langohrigen Gräulinge [Esel]. Waldau N. 3, 37; Einen langöhrigen [Esels] Kopf. Mendelssohn 5, 272; W. 19, 162; Ihr langöhrichtes Ebenbild. Zimmermann Nat. 30 etc.; Das Öhr [s. d. 1] in den langöhrigen Nähnadeln. Krünitz 12, 482 etc.; Ein mauseöhriges Pferd; Ein rauhöhriges Mädchengesicht. V. Myth. 1, 248; Bind einer mit dem schlauöhrigen Spitzkopf an! Willkomm Pom. 1, 122; Sie sind schlitzöhrig [schlau]. vHorn Schmj. 163, vgl.: Er ist nicht so flink, nicht so gewürfelt, hat jenen schlagfertigen fränkischen Mutterwitz nicht, für welchen der Pfälzer ein ganz eigenes Wort besitzt, er ist nicht so „schlitzöhrig.“ Andre sprechen „schlitzhärig“ und meinen, es bedeute einen Haarspalter. Das trifft aber den Sinn nicht. .. Wer so praktisch pfiffig ist, wie Einer, dem der Büttel schon einmal die Ohren geschlitzt hat, ist „schlitzöhrig“, ein „durchtriebner“ Schlaukopf. WHRiehl (Grube 3, 257); vielleicht aber hat man nur einfach an die Schlitze oder Kerben zu denken, die nach dem Körnen der Nähnadeln noch zur Vollendung der Ohre darein gefeilt oder ausgeschlagen werden, doch vgl. auch Ohrling und das niederd.: dreihaarig (s. haarig, Anm.) und z. B.: Nur mehr oder weniger fein und spitzöhrig, aber immer auf Schleichen und Umwegen ihr Ziel verfolgt. vHorn rhD. 2, 152 etc.; Ein zweiohriger Waschzuber (s. Ohr 12f). Goltz 1, 96.