erobern
Erōbern, tr.:
(veralt.: eröbern) 1) eig.: den Feind durch Waffengewalt überwindend, etwas von ihm besetzt Gehaltnes einnehmen; Ein Land, Reich, Schloß, eine Festung, Burg, Stadt, Provinz etc. e.; Die Stadt zu e. 5. 20, 19; Hat die feste[n] Städte eröbert. 1, 1; 2, 12 etc.; Er erobert, | wenn er nicht weicht, an jener Kaiserstadt, | sich Nichts als einen prächtgen Leichenstein. Hint. 244; Das Schloß ist eröbert. 1, 422b; In Kriegen werde Erobertes nach den Orten, Er- beutetes nach den Leuten getheilt. 24, 304 (s. u.) etc. Zuw.: Die Bewohner eines Landes e., statt: das Land, z. B.: Werden die erst eroberten Norweger unruhig. 17, 19 und veralt. (s. 2) auch von bewegl. Gütern = Beute gewinnen, erbeuten (s. o.): Er er- öbert einen großen Raub, viel Gold, Silber, Seiden, Purpur und groß Gut. 1. 4, 23; Der eröberten Beute. 7, 4 etc., wie auch: Daß sie ein Scharmützel, Sturm oder Feldschlacht eröbert [gewonnen]. 1, 90a; Einen Sieg eröbern. Weltb. 5a; 3, 179a; 6, 272b; Ihr habt .. den Sieg an dem [über den] alten Drachen er- obert. 6, 272b etc., und: Jemand e., ihn bewältigend gefangen nehmen, s. 1, 13; 115d; Er er- oberet Desiderium, ihren letzten König, nach langer Belagerung der Stadt Paffey [Pavia] zu Gefängnis. 226a etc., heute nur noch übertr. (s. 2: Herzen e. etc.). — 2) (s. 1) übertr. und verallgemeinert: durch Ringen, Kämpfen, ausharrendes Streben etc. den Besitz von Etwas erlangen, so desselben sich bemächtigen, es erringen, gewinnen, z. B. (Bergb.) vom Gewinnen der Erze etc., ferner: Die Kokette sucht aller Männer Herzen zu e.; Wenn er nur die Überfahrtskosten e. könnte. Gv. 203; Als nun die Jagd das Gebirg und den sperrigen Dickicht erobert. 246b; Sturmschritts e. warme Menschenherzen. 2, 86; Hügel, dessen ganze Seite die Kultur auch schon erobert hat [für die Bebauung gewonnen]. 26, 132; Die weitläufigsten von der Baukunst eroberten Plätze. 31, 153; Man hatte, den alten Arm der Saale .. ins Trockne zu legen, einen Durchstich angeordnet. .. An dem eroberten Boden .. An dem errungenen Boden. 27, 49 (s. 1, 423); Anmaßung, diese Ggstde in so kurzer Zeit e. und beherrschen zu wollen. 23, 288; Auf dem er- oberten [durch meine Anstrengung erreichten] Lande. 58* R. 9, 372; Für 5 Rubel erobert man sich kaum einen Platz im Parkett. Pet. 2, 314; Das ist der Preis und Dank, den Emser am Luther in diesem Sand erjagt, erstritten und eröbert hat. 1, 395a; 3, 366b; 509aetc.; Erstürme nicht, was ordentlich erobert werden muß. 14, 379; Man hat .. Erdreich über die Meere er- obert. 1, 423 [es dem Meer abgewinnend trocken gelegt, s. o. 27, 49]; Theilt mit uns, was euer Netz erobert [erbeutet, die Fische]. 4, 356; Durch alle Meere setzt | dem Räuber nach! erobert euch die Schwester! 503b; Der im ganzen strengen Rath der Weiber | bestochne Richter sitzen hat . . ., | der, wo er nur bemerkte, schon er- obert etc. 261b; Der Abt eroberet [gewann] die Sach durch seinen Anwalt. 376b und veralt., indem der Begriff des mühsamen Abkämpfens etc. minder hervor- od. ganz zurücktritt: Männiglich behilft sich .. des Nutzes, der aus der Milch .. erobert [gewonnen] wird. 607a; Wird öfter der ganze Brautschatz verprasset wann [als] Etwas davon erobert [erübrigt, s. d.]. 2, 405 etc.; Bei einer Frau einen Erben e. X; Aus einer Dienerin einen Sohn e. 13b, ihn zeugen etc., vgl. — 3) Dazu (1 und 2):
a) das Partic. Präs. verschmelzend mit Obj.: Als all-e–d (2) vom Indus her | der junge Bacchus kam. 2, 1268 Z. 28); Die herz-e–de Schöne; Einen Widerschein der welt-e–den (1) Größe ihrer Nation. Dram. 2, 2, 366. —
b) das verneinte Partic. Pass.: Wollt ihr unerobert wohnen. 12, 218; Teutonien erlag | nur Singen, un- erobert. Od. 1, 257; 2, 4. —
c) Wilhelm, der Er- oberer; Herrschaft wird Niemand angeboren und, der sie ererbte, muß sie so bitter gewinnen als der Eroberer. Lav. 110; 491b; Heinrich, da sein Vater ein Erobrer | hat Aussicht, mehr Erobrer zu erzeugen. Sh. 7, 349; Der Erobrer der Herzen; Der Städteerobrer; Alexander der Welterobrer etc. Weibl. (s. Abenteurer, Anm. und Ober 4a): Zur Eroberin der Welt. 9, 398; Die Herzenserob(r)erin. —
d) Erob(e)rung, f.; –en; –s-: das E. und das Eroberte, sowohl eig.: Die Erobrung einer Stadt, eines Landes; Ein durch seine Erobrungen berühmter Feldherr etc., als auch übertr.: die Erzgewinnung etc. und nam.: Eine Kokette geht auf Eroberungen aus, macht viele Erobrungen; Daß .. Philine an dem Stallmeister eine Eroberung gemacht. 16, 163; Die lebhaften Pariserinnen träumten nur von der Eroberung der Eroberer. SohnNap. 1, 261; 5, 134 etc. und: Fragt ihr, welchem Preis die schlanke | Erobrung [eroberte Schöne] ich denn wohl verdanke. 1, 298 etc.
Anm. Ahd. oparón, mhd. obern, der Obre, Überlegne werden, überwinden etc.; daher e.: überwindend erlangen etc., s. 1, 13.
Zsstzg. z. B.: Áb-: erobernd abnehmen: Diese [die wahre Aufklärung des Volks] erobert uns Niemand ab. IvMüler 14, 55; Schücking Mark. 1, 86. —
Dúrch-: Wer die Welt durcherobert hat. Jahn V. 302. —
Wī(ē)der-: früher Beseßnes erobernd widererlangen, zurück-e.: Ich hab Demetrium verjagt und mein Erbland „wider eröbert“. 1. Macc. 10, 52; Die Wiedereroberung von Leipzig. Sch. 948a; 1041a etc. —
Zurück-: wider- e., eig. und übertr.: Als wolle der See das eingebüßte Erdreich z. Grube 3, 231; Entwandte Schätze (Gutzkow R. 6, 225), ein Recht (Kompert Pfl. 1, 198), das halbverlorne Terrain (Lewald W. 2, 300), einen Säbel (Talvj 2, 281) z.; Welche die Schlüssel der .. Geistesbildung deutscher Stämme, durch die Kämpfe wackrer Vorfahren kaum zurück- erobert, kampflos aufs Neue an Rom ausliefern. Strauß Hutten etc. —
Zusámmen-:
1) gemeinsam erobern. —
2) durch Erobrung zusammenbringen: Ein Königreich, das ein kriegerischer Fürst zusammenerobert hat. Standp. 17 etc.
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