Faksimile 0345 | Seite 343
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Müller Müllerei müllerisch Müllern
Müller, m., –s; uv.; –chen, lein; -:
1) ein Handwerker, der den Mühlenbetrieb versteht und aus- übt, im engern Sinn ein Mühlen-Meister oder -Besitzer, weibl. M–in, die Frau oder auch (z. B. G. 1, 163 ff.; WhMüller 1, 13; 22; 28u. o.) die in der Mühle waltende Tochter etc., nach den versch. Mühlen (s. d., Zsstzg.) versch., meist durch Bestw. näher best., ohne solches gw. der Getreide- oder Mahl-M., z. B.: Es wohnt ein M. an jenem Teich | . . Der M. und die M–in | bewachten die Tochter. Kretzschmer V. 2, 157; Das muß ein schlechter M. [M.-Geselle etc.] sein, | dem niemals fiel das Wandern ein. .. Herr Meister . ., lasst mich .. ziehn. WhMüller 1, 6; 39; Weißer M. ohne Scham, | weil du führst ein’ Diebesnam. Volksharfe 5, 76; Warum man die M. nicht henke, wie andere Diebe. Zinkgräf 1, 161; 3, 289 etc. Nbnf.: Müllner. SClara (Wackernagel 3, 1, 899 Z. 5) etc. Bildlich (vgl. mahlen 1c): Zur Zeit [des Alters], .. müßig stehen die M. [mahlenden Zähne] ..; daß die Stimme der M–in [?] leise wird. Pred. 13, 3 ff. etc., vergl. Zunz ebd.
a) Zsstzg. entsprechend denen von Mühle (s. d.), insofern der Betrieb gewerbsmäßig ist, also nicht zu Hand-, Kaffe-, Pfeffer-M.; aber wohl nach der treibenden Kraft: Dampf-, Pferde- oder Roß-, Wasser-, Wind-M. [s. u.]; ferner nach der Lage am Wasser: Ober- und Unter-M. z. B. Stieglitz Encykl. d. Bauk. 2, 70; ferner: Die M., sie seien Korn- [oder Getreide-, Mahl-], Walk-, Graupen-, Grütz-, Stamp[f] und Schneide- [oder Brett-, Säge-] etc., Pacht- oder Erb- M. Erbvgl. 44; Bann- (Pfarrius Soonw. 12); Drechsel-; Gips-; Kalk-; Loh-; Malz-; Panster-; Papier-,. Pulver-; Schiffs-; Staber-; Straub-; Zwang-M. etc., auch (selten) erweitert = Fabrikant, z. B.: So erniedrigen Sie ihn zum Bücher-M. Lichtenberg 3, 324 etc. und (vgl. Wind machen etc.): Wind-M. = Lügner, mit Fortbild., z. B.: Der alte Wind-M. . . Aus Bosheit hat er wohl nicht eben gewindmüllert. B. 484a; Schäme dich, du alter Donquixote [der bekanntlich mit Windmühlen kämpfte], daß du dich so bewindmüllern ließest. 485a; Das Wind- und Klappermüllervolk. ebd.; Windmüllerei ist die durchlauchtige Kunst, | die einst berühmte, welche Staaten künstelt. Dingelstedt 264 etc., vgl.: An alle windmüllerische Pantagruelisten. Fischart (Wackernagel 2, 471); Türmische Wind-M. und Letzköpfe (s. d.). 475 Z. 36 etc. 2) (s. 1) übrtr. auf versch. Thiere:
a) Mehlkäfer, Tenebrio molitor.
b) eine Art weißbestäubter Maikäfer (s. d.).
c) eine Art Stachelbarsch, Gasterosteus spinachia.
d) Kaulquabbe, Cottus gobio.
e) Die geschwätzige Grasmücke, Silvia curruca, auch M–chen oder Hagspatz genannt. Tschudi Th. 98 (wegen des einförmigen Geschreis Klapp-Klapp!).
~ēī, f.; –en:
das Müllergewerbe etc.: Die M. war auch viel leichter als jetzt. Auerbach Volksk. 4; Wind-M. s. Müller 1a.
~isch, a.:
auf Müller oder Müllerei bezüglich etc.: Die m–en Interessen, auch Zsstzg. und z. B. übrtr.: Wind-m–e [lügenhafte] Berichte, s. Müller 1a.
~n: in Zsstzg. wind-m., s. ebd.