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Milz
Milz, f.; –en (m., n., –es; –e); -:
ein im Unterleib auf der linken Seite zw. dem Magen und den falschen Rippen liegender länglicher, schwammiger Körper, nach der Annahme der Alten der Sitz des melancholischen (s. d.) Geblüts, vergl. M.-Sucht und Spleen: Stiche in der M. (oder in der Gegend der M.), nach heftigem Laufen etc.; Asceten, von welchen viele .. mit ihrer M. [M.-Sucht, Mißlaune etc.] und Weisheit in Einöden .. flohen. Hagedorn 3, 141; 1, 186; So schwillt mir die M. von lautem Gelächter. H. 11, 141; Alle Welt .ließ sich wohl sein und keuchte die Sorgen „vom Mils“ weg. Klinger Seid. 29; [Die Dattel] verstopft die M., | macht melancholisches Geblüt. L. Nath. 1, 5; Wer den Menschen so sehr verkleinert, Der muß, wenn er kein verdorbenes Herz hat, wenigstens eine verdorbene M. haben. Mendelssohn ⁵, 223; Indeß die M. ihm heftig schwillt [er verdrießlich ist]. W. 11, 195 etc.
Anm. Ahd. milzi, mhd. milze, n. oder m.?, s. Benecke 2, 173. Das masc. z. B. noch Garzoni 358b; Logau (s. L. 5, 211 und 333); Opitz 1, 37; Weise Is. 34 (daneben f.) etc., das neutr. Eppendorf 217; 204 etc.; Rockenphil. 3, 21 (fem. 22); Ryff Th. 10; 18 etc.; Sp. 58a; Das M. giebt bös Geblüt und ist ein Ursach melancholischer Feuchte. 64a; 140a etc. Jn andern Stellen unentschieden ob masc. oder neutr.: Blähung des M–es. 46a; 83b; Dem M. 135a und b; Eppendorf 7; Stumpf 661b etc., s. o.: Klinger.* Mundartl. auch = Milch der Fische (niederd. milte, dazu: milter = Milchner. Brem. Wörterb. 3, 161) und = Füllengift. Vielleicht nach der weichen, schwammigen Beschaffenheit, vgl. Malz, Anm. und Milte = Melde I (etwa als die erweichende Pflanze?).
Zsstzg. z. B. nach den versch. Thieren: Kalbs-, Rinder-, Menschen-M. etc., ferner: Fischrogen-, Spéck- M.: (Arzn.) chronische, harte Milzgeschwulst, s. Bock Diagn. 513; Neben-M–en nennt man kleine runde Körper, welche bei einzelnen Individuen in der Gegend der M. liegen und dieser im Baue gleichen. Falke Thierarzn. 2, 153.