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marlern
Márlern: 1) tr. u. refl.:
Einem (sich) Martern anthun, ihn (sich) quälen, peinigen, foltern etc., vgl. Marter, Anm.: Da er gestraft und gemartert ward. Jes. 53, 7; 4; Macc. 7, 7; Wurden durch die Menge der bösen Würme gemartert. Weish. 16, 1; G. 31, 295; Wie ich lieblos ihn gemartert. 8, 94; Hält gemartert werden und sterben für ein Glas-Wasser-Trinken [eine Kleinigkeit]. L. 7, 7; Was der bloß witzige Kopf nachzumachen vergebens sich martert. Ders.; Wer mir gram und bitter ist, Der martert sich und rächt mich an ihm selber. Luther 6, 8b; Welcher Satan treibt sie, mich in meinen traurigen Umständen so zu m.? Stilling 4, 22; Stumpf 674b; Weidner 389 etc.
a) zuw. mit sachl. Obj.: Schrägüber martert Einer die Flöte [spielt sie jämmerlich]. ETAHoffmann Ausgew. 7, 28; Wie er und seine Heuchler diese Worte m. und kreuzigen [um sie anders zu deuten]. Luther 8218a.
b) mit Angabe der Wirkung, z. B.: Einen, sich zu Tode m.; Alles wird in das Prokrustesbett der Politik gemartert. Börne 1, 278, hineingemartert, durch M. hineingebracht. 2) intr. (haben): vralt. bei ,,Gotts Marter“ etc. u. dann allgm.: schwören, fluchen etc.: Er martert und schwöret dazu, er thu es nicht aus Haß. . . Durch unchristlich M. und Schwören. Luther 1, 362b etc., so auch: Bocks-m., s. Grimm. 3) zu 1: Der Marterer, der M–de, selten wegen der pass. Bed. = Märtyrer, vgl. Marter, Anm. und II. Achter.
Zsstzg. vgl. die von quälen, peinigen, foltern etc., z. B.: Ab- [1b]:
1) Einen, sich a. Eichendorf Phil. 53; Wodurch er dermaßen erhitzt und abgemartert wird. Oken 7, 1075; Wobei sich zuweilen die scharfsinnigsten Köpfe vergebens a. Heinse A. 2, 29 etc., s. zer-m.
2) Einem Etwas a., marternd abnehmen etc.; Die den gefangnen Patrioten abgemarterten Geständnisse. Börne Frz. 70; Tortur- instrumente, die den Beklagten die unsinnigsten Aussagen abmarterten. Heine Lut. 1, 121; Sich sein Leben langsam a. lassen. Klinger 12, 181 etc. Āūs-: ab-m. (1 und 2): Alle Furien hatten sich schon an mir ausgemartert. H. Flachsl. 101; Die dem Inquisiten ausgemarterten Geständnisse. Durch-: (vralt.) marternd durchbohren: Er lässt mich Geißeln sich d. Lohenstein Geistl. 60; Luther 1, 167b etc. Er-: (vralt.) = martern (verstärkt), auch: Der Satan .. dermartert sie. Matthesius Pr. 77. Hêr- etc. [1b]: Einen ehrlichen Kerl langsam zur Welt hinaus-m. Forster Br. 2, 643 etc. Über-: (vralt.) übermäßig martern: Vom Henker übermartert. Luther SW. 26, 68. Zer-: bis zur Zerstörung ab-m.: Die Teufelsvorrede will nicht heraus. Hat sie mich nicht den ganzen Tag zermartert? JvMüller 14, 112; Vergebens | zermartert am Altare seine Kniee | der Priester. Sch. 13b; Das Gefühl wird zermartert. Tieck GsNov. 1, 180 etc. In vralt. Form: Daß er sich . mit großer Angst und Sorg zumartert. Luther 5, 413b; Die der Teufel plagt und zumartert. 531a; SW. 60, 108 etc.