Faksimile 0240 | Seite 238
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mänteln
Mä́nteln, tr.:
mit einem Mantel versehn: Wenn ihr Pfaffen weiht, Bischofe mäntelt [s. Bischofsmantel], Päpste krönet. Luther 5, 223b etc. und nam. im Partic., s. mäntelig: Voll der gemäntelten Krieger. V. Th. 15, 6; Ich blaugemänteltes Ich [mit dem blauen Mantel]. Br. 1, 36 etc. Zuw. ohne Uml., s. Zsstzg., auch: Sie werden dich manteln. Zelter G. 6, 190, dich, den Dichter des Faust, wohl mit Anspielung auf den Zaubermantel (s. d. und vgl. G. 12, 222). Dazu: Mäntler: Einer der mäntelt, aber auch häufiger Zsstzg.: ein mit einem so oder so beschaffnen Mantel Versehener: O Bettelmannsdarsteller, Lumpenmänteler. V. Ar. 3, 158; Rothmäntler, s. Rothmantel etc.
Zsstzg. z. B.: Be-: mit einem Mantel versehn:
1) eig., z. B.: Die rothbemäntelten Frösche [s. d. 4 = Venetianer]. G. 1, 279; Diese . .. in Gemälden .. reich, aber frei bemäntelten heiligen Männer. 26, 327; Ich Barköpfiger und Unbemäntelter. ETAHoffmann Ausgw. 7, 358; Allen seinen purperbemäntelten | Mönchlein. Kl. Od. 2, 52 etc., auch: Von diesen mit Epheu bemäntelten [umkleideten] Bäumen. Kohl Irl. 2, 64 etc.; Indem er die dem Ringe zusteheen Überzüge und Bemäntelungen abzog. Hippel 4, 359. Auch ohne Uml.: Wohlbemantelt. Cham. 5, 241; Ein langbemantelter Greis. G. Zelt. 3, 232; Bemantelt und behutet. Rückert Mak. 1, 164; Weil ich dich bemäntelt [3] und dich bemantelt. 203; Der buntscheckig bemantelte Waibel. Scherr Pr. 75; Gr. 1, 322.
2) Ein (uneheliches) Kind b., bei der spätern Kopulation der Eltern mit unter den Mantel nehmen und so legitimieren, s. Mantelkind. 3) übertr. (s. 2) verdecken, so daß das Schlechte nicht zu sehn ist; ein beschönigendes Mäntelchen umhängen: Ich habe ein so menschliches Gefühl gegen Alles, was sie Schwaches an sich haben, daß ich es gern b. möchte. Bode Empf. 2, 56; Die lutherische Kirche sucht ihre Inkonsequenz zu b. Fichte 6, 258; Vergebens b. die Noten [Anmerkungen] das Abenteuerliche etc. Gervinus Lit. 5, 15; Eine Unredlichkeit des Herzens, die ein schlechtes System bemäntelt. G. 39, 336; Er bemäntelt, beschönigt, lügt .. sich heraus. Jffland 5, 3, 9; L. 3, 52; Was der Wohlstand entweder gar nicht zu berühren oder doch zu b. gebieten würde. 8, 476; Wiewohl sie es jetzt beschönen und b. wollen. Luther SW. 60, 199; 65, 93; Daß solcher Übung Schein die Einsamkeit bemäntele. Schlegel Haml. 3, 1; Wo sie seine schwache Seite nicht ganz verbergen können, geben sie sich soviele Mühe, sie zu b. W. HB. 1, 2 etc.; Dreimal .. sandt’ ich so ihn heim, | daß unbemäntelt seine Niederlage. Schlegel Sh. 6, 97; 8, 281 etc.; Der .. Wendungen und Bemäntelungen sucht. Engel 1, 196; Bemäntelung der Tyrannei. H. 10, 386; L. 10, 264; Das Lächerliche unter allen Bemäntelungen der Leidenschaft zu bemerken. 7, 129; Lügen und Bemäntelungen. Steffens Malk. 2, 462. Eīn-: in einen Mantel hüllen: Gieb mir doch den schäbichten [Mantel] | daß ich den Händelsucher hier einmäntele. V. Ar. 3, 363. Ent-: des Mantels entkleiden, zumeist ohne Uml., s. den Ggstz. be-m.: Wie Sch. . . sich entmantelt. G. 4, 38; Entmantelte er sich bis zur äußersten Unanständigkeit. W. Luc. 1, 335; Eine Festung entmanteln, e., die Ringmauern niederreißen (s. Mantel 3a), schleifen, nach frz. démanteler; Entmänteler [Manteldieb]. V. Ar. 3, 63 etc. Um-: mit einem Mantel umhüllen: Den Bestatter mit schwarzummäntelten Schergen. V. H. 2, 241, auch ohne Uml.: Jhr wandelt | vom behaglichen Wohlstand ummantelt. Rückert Mak. 1, 200. Ver-: verhüllen, verdecken, s. be-m. 2: Nichts verhüllt . ., Nichts vermäntlet. SClara EfA. 2, 642; Daß man die Wahrheit nit sollt vermanteln oder verdecken. Ders. (Wackernagel 3, 1, 921 Z. 18); [Alles wird] sonder V. eröffnet sich finden | vor des erschrecklichen Gottes Gericht. Gryphius Fr. 693; Seinen Frevel zu v. Säug. 31; Elias .. ließ seinem treuen Discipel .. seinen Mantel zuletzt, damit er seine, des Elias, Fehl und Gebrechen .. sollte zudecken helfen, wie Kaiser Konstantinus mit seinem Purpurmantel seiner Zeit Bischofe Übertreten wollte v. Matthesius Luth. 75a; 98b; Ich bekenne meine Sünde und verhehle sie nicht vor dir und bedecke und vermäntele sie nicht mit Feigenblättern. Prof. 114; Die Wahrheit, welche unter mancherlei Schein vermäntelt und bedeckt wird. Schaidenreißer 17a etc.