Faksimile 0209 | Seite 207
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mählich
Mǟhlich, a.:
gemach (s. d. 2), gemächlich (s. d. 1), zumeist adv. (vgl. nach und nach, stufenweise), in der gehobnen Spr., während in der gw. die verstärkende Zsstzg. all-m. üblich ist: M. werden matt die Tänzer. Beck Arm. 237; Kaum aber hatte vom schrecklichen Ton | sich m. der Nachhall verkoren. B. 65b; Wie sie [die Tropfen] weiter gleiten, | wird m. draus ein muntrer Bach. KlGroth 1, 71; IGJacobi 2, 149; Das m. erbleichte Haupthaar. Kinkel 441; Michaelis 36; Redwitz Am. VI; Während andere Gebiete .. hier sich langsam hoben, dort sich m. senkten. Tschudi Th. 451; Den stillen Geist, | der m. wirkt und schafft. Uhland 118; 496; 511; Wo sich die Hügel | m. entziehn und die Höh’ in sanftere Windungen senken. V. Ländl. 2, 443; Od. 7, 126; H. 2, 273 etc., auch zuw. als Ew.: Auch sind die Hebungslinien ihrer Gehänge sehr „mählig“ [Ggstz. steil etc.]. Kohl Südr. 2, 70.
Anm. Die von uns gewählte und wie die leicht zu mehrenden Beispiele zeigen übliche Schreibw. entspricht der Herstammung von gemächlich (s. d. und ge-m.). Der Ableit. von mal (s. d.) widerstreiten die ältern Formen, die Bedeut. und der mangelnde Uml. (s. malig). Daher ist die Schreibw. mä(h)lig verwerflich (s. Ig und Lich), obgleich nicht selten, z.B.: Als es mälig zu dämmern begann. Auerbach Ab. 270; Freiligrath SW. 4, 181; Hölderlin H. 1, 78; 89; 2, 96; Reithard 17; 32 etc.; Eile nicht, geh mählig fort, Olearius Ros. 76b; Kohl Südr. 2, 70 (s. o.) etc. Veralt.: „Ich will meilich hanach treiben.“ 1. Mos. 33, 14 etc.
Zsstzg.: Áll-: Bsp. vom Adv. überaus häufig: Nun „allmälich“ beginnt der Wald zu dampfen. B. 246b; Geht „allmälig“ [sachte] voraus. G. 5, 202; Unsere Meere . bauen „allmälig“ durch Niederschlag .. kleine Kalksteinbänke auf. Humboldt K. 1, 260; Lasst die Zeit „allmälig“ | und nicht die Neugier unsre Kundschaft machen. L. Nath. 2, 7; Wie der Grieche zum Glauben an einen Gott sich a. hinaufgedacht. V. Ant. 1, 395; Er zieht a. sich mit guter Art zurück. W. 12, 53 etc.; ugw. ohne Uml.: Was um ihn her sich allmahlig gehäuft. Novalis 1, 154. Auch als Ew.: Das a–e Wachsthum. Engel 1, 129; Mit der a–en Vergeistigung des Menschengeschlechts. Heine Lut. 1, 238; In ihrer „allmäligen“ Entwicklung. Humboldt K. 2, 59; Von schroffen Felsenwänden und „allmäligen“ Abflachungen. Kohl Irl. 1, 263; Diese Leidenschaften durch so a–e Stufen durchzuführen. L. 7, 143; Die a–sten Übergänge. Volger EE. 126; 450 etc. Dazu: Ohne Pein der A–keit, sondern im Schwunge des vollen Glückes. Ense (Rahel 1, 10); A–keit seiner Entwicklung. IP. 22, 176; 36, 60; 54, 150; HVoß 113; In der A–keit, Stufenmäßigkeit. Schelling 2, 2, 263; XI etc.
Ge-: veraltend, s. gemächlich: Indem er sich daran „gemählig“ hin und wider schwingt. Brockes 9, 285; 1, 39; Jmmer „gemehlich“ Einen nach dem Andern. Matthesius Lthr. 147a; Vor gutem gemähligen Winde. Olearius Reis. 41b; Dies Laster .. nimmt g. [„gemächlich“ Wackernagel 2, 450 Z. 31] zu. Rachel 4, 111; Schottel (Herrig 14, 59) etc., auch in Doppelzsstzg.: Kömmt der Tod nun allgemählig. Brockes 9, 571; 106; 2, 119; Weil er all-g. am Alter, Verstande und Tugend zunimmt. Olearius Ros. 100a etc.