Faksimile 0183 | Seite 181
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Lunge
Lúnge, f.; –n; –n-:
1) das den größten Theil der Brusthöhle ausfüllende Athmungsorgan, auch jeder Flügel desselben (Die rechte, die linke L.; Wie es sich noch mit den alten L–n athmen lasse. Gutzkow R. 1, 9); Kranke, gesunde L.; Eine gute L., oft in Bezug auf die kräftige Stimme; Aus voller L. [aus vollem Halse] heulen, schreien, lachen; Sich die L. aus dem Leib (s. d. 3g) schreien, predigen, ärgern; Sich fast die L. ablügen. FMüller F. 60; Ich schone meine L. [spreche nicht weiter]. G. 11, 132; Die beste L. erschöpft sich, auch sogar eine weibliche. L. Gal. 3, 6; Daß der Himmel ihren Sohn mit so vieler Weisheit und L. ausgerüstet. Rabner 4, 366 etc.; Frei von der L. (oder Leber) sprechen; Die Laus (s. d.) läuft Einem über die L. (oder Leber) etc.
2) weidm.:
a) erweitert von 1: Lunze nennt man das Geschlinke (nämlich die L. und Leber) von Roth- und Schwarzwildbret; von den Wölfen und Füchsen aber nennt man es eine L. Fleming J. Anh. 109a, vgl.: Gelünge oder Geräusch oder Lunze: Herz, L. und Leber beim Hochwild. Laube Br. 257; Döbel 1, 18b; Hasenklein . . Alles, was bei der hohen und Mitteljagd zum Kochwildpret und zur Lunze gerechnet wird, nämlich: Kopf, Hals, Blätter, die untere Hälfte der Ribben und die Dünnungen Herz, L. und Leber. Winckell 2, 3.
b) (vralt.) Zum Vogeln [zur Falknerei] gehöret die L. (?), die Fesseln etc. Garzoni 603b.
Anm. Ahd. lungunna, lungâ, mhd. lunge, lungel, auch bair., wohl nach der lockern, lummrigen (lungen oder lunzigen) Beschaffenheit, vgl. die Nbnf. Lumpel, Schm. (s. auch Lümmel), und Lump u. s. Anm. zu lumm u. lungern.
Zsstzg. z. B.: Eīchen-: eine auf Eichen wachsende lungenähnliche Flechte, Lichen pulmonarius.
Zéllen-: die aus vielen häutigen Zellen bestehenden Lungen der höhern Thiere, im Ggstz. zu den Lungensäcken der niedern. Oken 4, 382.