Faksimile 0173 | Seite 171
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Loth
Lōth, n., –(e)s; –e; Löthchen, lein; -:
1) (vralt.) Gewicht: Falsches L. und Maß haben. 2) (s. 1) ein bestimmtes kleines Gewicht, ½½ Pfund = ¹ Mark = ½ Unze = 4 Quentchen, als Maßeinheit (vgl. Fuß 4) Mz. uv., vgl.: Die zwei (beiden) L–e od. L.-Stücke müssen geeicht werden; Das wiegt 2 L.; Mechanisch griff schon der Specereihändler nach dem gewohnten Löthchen Kaffee. Kinkel E. 184; Daß das Silber vom Centner nicht l.son- dern markweise fallen möge. L. 11, 455, s. lothen 2, ferner löthig. Auch übrtr.: Freunde in der Noth | gehn hundert auf ein L. Sprichw. (s. Zarncke Brant. 318b etc.), in der Probe der Noth bewähren sich wenige echt; das Erz der Freundschaft so zu sagen lothet nur gering; Du willst gescheit sein und hast kein L. Verstand. Auerbach D. 4, 151; Sie wiegen ihre Gutthaten in L–en und Quenten kleiner Gefälligkeiten zu. Börne 3, 419; Es fehlte nur noch an einem L., um den Ausschlag auf der Wage zum Nachtheil der Kornhandlung hervorzubringen. Möser Ph. 2, 53; Platen 2, 33 etc. 3) (s. 1) L., Blei-L., ein (Blei-) Gewicht an einer Schnur:
a) zur Best. der senk- oder l.-rechten Richtung (Richtblei) und diese Richtung, nam. (Bauk.), z. B.: Diesen Grundstein, der .. mit seiner wasser- und senkrechten Lage L. und Wage aller Mauern und Wände bezeichnet. G. 15, 75; Die ganze Ausweichung des Thurmes aus dem L–e betrüge oben an seiner Spitze 22 englische Zoll. Kohl Engl. 3, 105 etc.; übrtr.: Dorten lasst uns Hütten bauen, | wo die Freiheit hält das L. Freiligrath 1, 95 etc.
b) (Schiff.) die Tiefe des Wassers zu messen und die Beschaffenheit des Grundes zu bestimmen, Senkblei, „Bleiwurf“ (Ap. 27, 28): Man hat auf den Schiffen gw. 3 Arten von L–en, das schwere oder Tief-L., das Mittel-L. und das Hand-L. Bobrik etc. 4) Kugel oder Schrot zur Ladung von Gewehren, s. Blei 2a, nam. in der Verbind.: Kraut (s. d.) und L., z. B. Leibnitz 2, 100 etc., aber auch: O Sehnsucht, welche Büchse führest du! | wie süß, wie schrecklich treffen deine L–e! Arndt 423; Schieße nicht mit kleinem L., schieß aus einem groben Stücke. Logau (L. 5, 243) etc. Veralt. auch von Kugeln für grobes Geschütz, s. Frisch. 5) ein Metall oder eine Metall-Legierung als Bindemittel für zwei an einander zu befestigende (,,zusammenzulöthende“) Stücke Metall etc., s. Löthe: Es hat die Arbeit etwas Ähnliches mit den bunten Fensterscheiben, welche auch zuerst aus ganz kleinen farbigen Glasstückchen ihre Bilder zusammengesetzt haben. Bei den Teppichen vertrat Nadel und Faden das L. und die Zinnstäbchen. G. 24, 54; Karmarsch 2, 609 etc., s. Zsstzg. und das allgemeinre löthen.
Anm. Grundbegriff der angegebnen Bedd. „das gießbare, schmelzbare Metall, vorzugsweise das Blei, ags., engl. lead“ (vgl. Platt-L.), s. Schm. 2, 524, der auf russ. ТЬ (ljit) gießen als möglichen Stamm verweist. In Bed. 1. mhd. lôt, gelcte, s. Gelöte auch Schm. und Frisch, Haltaus 634a; 1282; Schilter 553; und vergl.: Also hätte . . . Gott auch wohl kund [gekonnt] den von Brunschwig lassen treffen etwa mit einem „gelöet“ [4, Kugel] od. Spieß. Luther 8, 249a etc. S. auch Glätte 2 und Anm. Versch. Lot (s. d.) und in den mittelalterl. Bauk.: „Kreuzwallei oder Kreuzloht, lat. pegma, ein auf Gitterwerk ruhender Gang über dem Eingang der Empore, in welchem gw. ein Kreuz aufgestellt ist.“ Brugger 2, 156.
Zsstzg. nam. zu [5], z. B. nach den hauptsächl. Bestandtheilen etc.: Argentan- oder Pakfong-, Gold-, Kupfer-, Messing-, Silber-, Wismuth-, Zinn-L., vergl. Schlag- und Schnell-L. s. Karmarsch 2, 609, ferner: Blēī-:
1) [3a und b].
2) [5] stark bleihaltiges Loth, s. o. Hánd- [3b]. Hárt- [5]: aus harten, strengflüssigen Metallen, auch Streng-L. Ggstz.: Weich-, Schnell- oder Weiß-L., vgl. Hart-, Weichlöthen und s. Karmarsch 2, 609 und Mitscherlich 2, 2, 228. Krēūz-: [Anm.]. Míttel- [3b]. Plátt- [Anm.]: Schiff.: eine nach der Rundung der Kanone gebogene Bleiplatte, das Zündloch zu bedecken. Schlāg- [5]: in Formen gegossen, dann zum Gebrauch zu Blech geschlagen, wovon man Stücke von der erforderlichen Größe abschneidet: Gewöhnliches Sch., zu näherer Bez. Messing-Sch. genannt, aus Kupfer und Zink .., zum Löthen fast aller Metalle geeignet. .. Silber- Sch., Silberloth, zum Gebrauch der Silberarbeiter, außerdem auch nicht slten zu feinen Messing- und Stahl- arbeiten, besteht aus Silber und Kupfer mit oder ohne Zink. .. Gold-Sch., Goldloth, zum Löthen der Goldarbeiten etc. Karmarsch 2, 609. Schnéll- [5]: s. Ggstz. Hart-L.: Gewöhnliches Sch., auch Zinn-L. genannt, am besten aus 63 Theilen Zinn und 37 Theilen Blei zusammenzusetzen, oft aber auch viel bleireicher; Wismuth-L. aus 2 bis 8 Theilen des vorhergehenden und 1 Theil Wismuth etc. ebd. Schwárz-: Mit einer schwarzen Deckfarbe (Sch.) zeichnete er Umrisse und Schatten [auf das zu brennende Glas]. Körner Sch. 3, 480, s. löthen 4. Stréng-: Hart-L. Tīēf- [3b]. Wēīch-: s. Ggstz. Hart-L., nach der (Zinn-) Farbe auch Weiß-L.