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leiern
Lēīern, intr. (haben) und tr.:
1) auf der Leier (s. d. 1) spielen; danach auch: zur Leier singen; singen überhaupt, nam. in eintöniger Weise schlecht singen; mit singender eintöniger Weise sich vernehmen lassen, sprechend etc., z. B.: Geigen, pfeifen, „leuren“. SClara (Wackernagel 3, 1, 912 Z. 36); (Bettler singt): Lasst hier mich nicht vergebens l. G. 11, 37; Phöbus . .. leierte die Finger lahm. Günther 1093; Wenn ich mit Ausdruck singen höre, nicht l. oder gurgeln. Iffland 5, 344; Ob ich gleich fühle, daß du die besten Jahre meines Lebens in den Schlaf geleiert hast [s. ein-l.]. 2, 38; Daß die Fabel .. aus Frankreich [her] geleiert und aus Jtalien getrillert wurde. Platen 6, 181; Das Leben ist so schal, wie ’n altes Märchen, | dem Schläfrigen ins dumpfe Ohr geleiert. Schlegel Joh. 3, 4; L–d sein bleiernes Einerlei. Sonnenberg D. 1, 469; Damon auf der Leiren leiret. Spee (Wackern. 2, 294 Z. 11); Die Glocken leierten langweilig ihr Klingklang. Spindler Stadt 1, 74; Gleich drauf hört’ ich ein Lied an Doris l., | von Lauren kräht man hier. West Dian. 3, 3; Alles sang, flötete und leierte. W. 13, 17; Alles, was Odem hatte, sprach, sang, trällerte, leierte und pfiff . . . Nichts als Stellen aus der Andromeda. 244; 9, 37; 12, 138; Wenn er so schön singen und l. könnte, wie Orpheus. 35, 161 etc.
2) eine Kurbel (s. Leier 4) oder Etwas mittels einer Kurbel bewegen; Etwas durch solche Bewegung hervorbringen; dann auch: sich einförmig und langsam bewegen, schlendern; Etwas langsam und lässig arbeiten; zögern, saumselig sein, sich gehn lassen; nicht recht von der Stelle fortrücken; unablässig auf einen Punkt (sich drehend) wirken (vgl. bohren 2b und Leier 4c) etc.: Eine Andere, die eine kleine Elektrisiermaschine beständig leierte. Lichtenberg 1, 342; Zu einem halben Müßiggang verdammt. Der alte Herr konnte Nichts weniger leiden als, was er l. nannte. OLudwig Himm. 22; Ich hab geschafft, ihr habt gefeiert; | ich hab gekämpft, ihr habt geleiert. Roquette W. 20, vgl.: Besser l. als feiern, sagt das Sprichwort. Auerbach Gv. 304; Schm. 2, 488, besser Etwas wenn auch Geringes als gar Nichts thun; Sie haben gestern Beide an mir geleiert [gebohrt; gearbeitet, um mich zu bestimmen], daß ich der Sache einmal ein Ende machen soll. AWal Stammb. 20; Butter l., s. Leier 4a; Münzw.: Zaine l., auswalzen, strecken (s. d.), sie durch die beiden sich um ihre Achse drehenden starken sehr glatt und genau abgedrehten und abgeschliffenen Cylinder eines Walzwerks (Leierwerks) hindurchgehn lassen. Ferner: Ein Wagen, der Fuhrmann etc. leiert, bewegt sich langsam aus der Stelle rückendvorwärts (vgl. Marktleier, aus-l. 2); so auch, wenn die Ortsverändrung hervorgehoben wird (s. flattern, Anm.) als intr. mit „sein“ und als refl.: Der Fuhrmann ist (oder hat sich) endlich nach Berlin geleiert, hingeleiert (s. d.)
3) Dazu (nam. zu 1): Lei(e)rer, Leiermann, z. B.: Ein Leierer steht am Thor, | der singt zu seiner Cither | ein Lied den Leutenvor. Freiligrath 2, 205; Der schöne Leirer [Apoll]. Hagedorn 2, 18; Den Leierern | der Sümpfe [den quakenden Fröschen]. Thümmel 8, 69; Zu dem Leirer [dem Dichter], | der .. sich froh an deinen Briefen liest. Tiedge Ep. 1, 115; Im Lande umherziehende Sprecher, gemeine Singer, Leirer. Tirol. Landordn. lib. 7 tit. 6 etc. Auch (s. 2): Die trägen Leirer etc. Das weibl. Leirerin und Leierin, s. Abenteuer.
Zsstzg. vgl. die von singen, dudeln etc., z. B.: Áb-, tr.:
1) leiernd abspielen, hersagen, zu Ende bringen etc.: Als ich ihn .. seine Gelehrsamkeit a. hörte. Heine Verm. 1, 28; Was gewisse Heftreiter von Jahr zu Jahr a. Jahn M. 133; Das stets sich auf dieselbe Weise wiederholende Tagewerk von Neuem a. [vgl. „die alte Leier“]. Kohl Südr. 1, 26; Die .. | ableierten ihr klingelndes Sonetto. V. 4, 170 etc., ähnlich her-l.
2) mit der Leier (s. d. 4, einer sich drehenden Vorrichtung), Etwas vorzeichnen. Helfft 4a. Aūf-, tr.:
1) leiernd aufspielen. 2) aus dem Schlaf leiern. Aūs-,
1) intr.: und tr.: zu Ende leiern. 2) [2] Ein Gleis a. Seume S. 49; 156, durch vieles Fahren darin aushöhlen, s. ausfahren; Die Pfanne eines Zapfens, ein Rad a., durch zu vieles Drehen ausweiten. Be-: leiernd besingen: Nichts blieb an dem großen Mann unbeleiert. Forster Jt. 1, 152. I. Durch-, tr. [1]: leiernd durchziehen etc.: Volk, das Nachts die Stadt durchleiert. Uhland 192 etc., s. II. II. Dúrch-: 1) [1] tr.: Etwas leiernd durchmachen: Das ganze Liederbuch d.; Den Katechismus d., leiernd ganz hersagen etc.
2) [2] tr. und rcfl.: sich langsam durch Etwas bewegen: Wir haben mit der Schneckenpost die Stadt uns durch den tiefen Sand endlich durchgeleiert etc. Eīn-, [1]
1) tr.: in Schlaf leiern: Der Postillenton hat mich so eingeleiert. Iffland 9, 2, 39 etc.
2) refl.: sich leiernd einüben oder vgl. [2] in Etwas hineingerathen: Die wir von Jugend auf uns in jene Rhythmik eingeleiert hatten. G. 27, 18, vgl.: Man leiert sich leicht in einen Ton hinein, der später nicht mehr auszurotten ist. Gutzkow Bl. 1, 380. Er-, tr. [1]: durch Leiern erwerben, gewinnen: Das Herz der Schönen zu e. Fórt-:
1) [1] fortwährend oder weiter leiern: Daß der junge Mensch eine Menge von verliebten Briefen in diesem Tone, fortleiert. Mendelssohn 4, 2, 271 etc.
2) [2] sich leiernd fortbewegen. Hêr-, Hín- etc.:
1) [1] Leierte ein Sonett her. Forster It. 2, 152; Das albernste Märchen, in einem kläglichen Tone hergeleiert. W. 13, 59 etc.; Mit Behaglichkeit hatte der Vörsänger seine Gesänge herabgeleiert. Auerbach Dicht. 1, 27; Jedesmal dieselbe Geschichte herab-l. zu müssen. Forster Br. 1, 202 etc.; Menuetts oder Walzer .. herunter-l. Hackländer Tag 1, 58; Erl. 1, 277; Leierte seine Alltagssprüche herunter. Klinger F. 231 etc. (s. ab-l.); Homer, dem herum-l–den [mit der Leier herumziehenden] Ausplauderer. V. Ant. 1, 285 etc.; Sich in einen Ton hinein-l., s. ein-l. etc.
2) [2] Noch acht Tage so hingeleiert [hingeschlendert, es in der Arbeit sacht angehen lassen], danach hoff’ ich allmählich wieder ein bischen Kraft zu bekommen. Forster Br. 2, 655; Doch sucht sie mich nur hin-zu-l. [hinzuhalten]. B. 19a etc.; Eine . . Winde, mittelst welcher die Schleppkratze in die Tiefe gelassen und wieder herauf geleiert [gewunden] werden kann. Vogt Oc. 1, 85; Als sie sich die steile Treppe an dem glatten Seile hin- aufgeleiert [hinaufgewunden] hatte, wenn man einen Ausdruck der Mägde am Brunnen auf die Erleichterung des Emporsteigens über eine so halsbrechende Treppe anwenden will. Gutzkow R. 5, 383; 9, 349 etc.; Doch hatten wir uns gegen Morgen, also in Allem 36 Stunden, in den Hafenvon Palermo hineingeleiert [waren nach langsamer, mühsamer Fahrt hineingelangt]. Seume S. 200 u. ä. m. Nāch- [1]: leiernd nachspielen, nachsprechen. 2) [2] schlendernd nachgehen: Dem Gaukelspiel n. HSachs G. 1, 191 etc. Um- [2]: (vralt.): Im Wirthshaus und beim Spiel uml. [sich schlendernd umhertreiben]. 130; 2, 64 etc. Ver-, tr.: mit Leiern [1 und 2] verbringen, z. B.: [Die Zeit] im Sopha beim Roman verträumt, beim Putz verleiert [2 vertrödelt etc.]. Gotter 1, 161. Vōr-, tr.: leiernd vorspielen, vorbringen etc.: Da alle meine Widersacher .. fast immer einerlei Liedlein mir vorgeleiert haben. B. 175b; Reimschmied, welcher Nichts als elende Hochzeitslieder der Welt vorleiert L. 3, 170; Tiedge Ep. 1, 118; Der alte Weißbart, von dem uns D. letzthin so wunderreiche Dinge vorleierte [erzählte]. W. 7, 136; Pfeffel Pr. 8, 17 u. ä. m.