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Kugel
Kūgel, f.; –n; Kügelchen, ein; -:
1) Math.: ein Körper, wie er durch Umdrehung eines Halbkreises um seinen Durchmesser entsteht; danach im gew. Leben auch ein Körper, der annähernd diese Form hat: Durchmesser, Mittelpunkt der K.; Ein größter Kreis der K., der durch den Mittelpunkt geht; Unsre Erde und die Himmelskörper sind K–n; Auf diesem von uns Erdball genannten organischen Kügelchen. IP. 1, XXVI.; Eine K. aus Blei, Elfenbein, Holz, Marmor etc. s. Zsstzg. etc.; Ballt sich die bewegte Welle | herrlicher zu krystallner K. G. 1, 200; Der Glimmer ballt sich in K–n. 40, 203; Ein Kügelchen Quecksilber; Ein Quecksilberkügelchen etc.; Die Glücksgöttin auf ihrer K.; Uns trösten mit dem allgemeinen Schicksal, | das immer wechselnd seine K–n dreht. Sch. 471a etc.; Die Baugefangnen tragen schwere K–n zwischen den Fußen, die sie am Entlaufen hindern; Sagt er Ja, so lassen Sie den Sekretär Wurm drei Jahre K–n schleifen [als Baugefangnen etc.]. Sch. 185b etc.; Die K. [Kegel-K.] rollt auf der Bahn; Die K. werfen etc.; Zwischen K. und Kegel (s. d. 1) kommen. G. 6, 156 etc.; namentl. oft von der Flinten-K. etc., z. B.: K–n gießen; Wenn die K–n sausten und pfiffen. G. 15, 261; Dem Ersten eine K. durch den Leib zu jagen. 26, 73; Sich eine K. vor den Kopf zu brennen. Gutzkow R. 8, 448; Ein paarmal rollten matte K–n zu unsern Füßen. Steffens Malk. 1, 250; K–n wechseln, sich mit Einem schießen etc. S. Zsstzg., statt deren wo der Sinn durch den Zusammenhang klar ist, das einfache K. stehen kann. 2) (s. 1):
a) Anat.: der Kopf des Ober- arms oder Schenkelbeins: Laube Brev. 240; 270 etc.; Sich den Arm aus der K. fallen, ihn auskegeln (s. d. 4).
b) Gewehrfabr.: ein eiserner Cylinder, zu untersuchen, ob der Lauf für ein bestimmtes Kaliber weit genug gebohrt ist.
c) Wappenk.: runde mit Farben tingierte Figuren im Wappen.
d) Zoolog.: eine Gattung Jnfusorien, Volvox. 3) K. = Gugel (s. d.) und so nam. auch für ein zumal bei den Juden übliches Gericht, in Form des Gugelhopfs (s. d.): Er lehnte das Pistolenduell .. ab, weil er keine bleiernen K–n vertragen könne und sein Bauch nur an gebackene Schalet-K–n und schwäbische Knödeln gewöhnt sei. Heine Lut. 2, 151 etc. Aber auch für andre in der That mehr kugelförmige Gerichte, z. B. Fleisch-K., ein großer Fleischkloß etc.
Anm. Mhd. kugel, viell. entstanden aus Gugel (s. d. und 3). Nbnf.: Zwischen Kaul und Kegel kommen. Schottel 1115a; so auch: kaulich. Zink Ök. 2, 349; Daß er überrück den .. Berg hinter [hinunter] kaulete. Schweinichen 1, 348; Das Faß kault weg. Weise Js. 133; 134 etc., vgl. Keule und Kolben.
Zsstzg. unerschöpflich, vgl. Ball etc., z. B. nach dem Stoff, s. 1, z. B. Achat-K., K. aus Achat (G. 20, 69) oder Achat in Kugelform, Achatniere; Ambra- oder Bisam-, Blei-, Brot, Eisen-, Elfenbein-, Glas-, Gold-, Holz-, Kalk-, Krystall-, Lehm-, Letten-, Marmor-, Metall-, Seifen-, Silber-, Stein-, Thon-, Wachs-K. etc.; ferner z. B.: Án- ker-: Brand-K. mit Haken oder Ankern, womit sie da, wohin sie geworfen ist, hangen bleibt, Kleb-K.
rmbrust-: aus Armbrüsten geschossen. G. 29, 6.
Bíllard-: Elfenbein-K. zum Billardspiel, s. Bille.
Blánk(stoß)-: Glas-K. mit zweiarmigem hölzernem Griff zum Glätten oder Blankstoßen (s. blank 2) des Blankleders.
Blénd-: Dampf-K. (1) zum Blenden des Feinds.
Blūt-: die mikroskopisch wahrnehmbaren Kügelchen im Blut, gw. vrkl., s. Sonnen-K.
Bólz-: Geschütz-K. aus 2 durch eine eiserne Stange verbundenen Halbkugeln bestehend.
Bómben-: Bombe.
Bōß(el)-: Kegel-K., Boßel zum Kegeln.
Bránd-: Geschütz-K–n aus Mörsern geschossen, um Etwas in Brand zu stecken, s. Karkasse.
Büchsen-: aus einer Büchse zu schießen.
Dámpf-:
1) Dunst-, Rauch-K., ein Ernstfeuer aus Stoffen, die bei der Verbrennung viel Rauch entwickeln, z. B. den Feind zu blenden (s. Blend-K.), ihn aus den Minengallerieen zu vertreiben etc.
2) Hohl-K., aus der Dämpfe ausströmen, z. B. auf die Flamme eines Löthrohrs, Wind-K., Aolipile. Drāht-: Geschütz-K. aus 2 durch Draht verbundnen Kugeln bestehend, s. Ketten-, Knüppel-K. Dúnst-: Dampf-K. (1). Eīer- [2d]: Volvox beroe. Erd-:
1) die Erde, s. Erdball: Daß wir winzigen Würmer auf diesem Erdkügelchen herumkrabbeln. Auerbach Dicht. 1, 227; Diese E., diesen kleinen Atomen des ganzen Weltgebäudes. W. 4, 66 etc.
2) eine Nachbildung der E. (1) im Kleinen, s. Globus. 3) (Feuerwerk.) Kugel, die, angezündet, auf der Erde zerspringt. Ernst-: beim Ernstfeuer, Ggstz. Lüst-K. Fēūer-:
1) eine anzuzündende Kugel, nam. Brand- K. G. 20, 122; 25, 262; W. 11, 227.
2) ein Meteor in Gestalt einer feurigen Kugel, s. Littrow 558. Fléck-: Fleckseife in Kugelform. Flēīsch- [3]. Flínten-: aus einer Flinte zu schießen. Fórm-: (Gießer.) Eisen-K., den Sand in der Formflasche etc. damit festzurollen. Gehírn-: das Gehirn, nach seiner kuglichten Form. JP. 2, 57. Gémsen-: Die alten [Gems-] Böcke haben oft G–n aus Wurzeln, Kräutern und Haaren zusammengesetzt, im Magen, welche ehemals mit vier Kronen bezahlt wurden, weil sie als Bezoare [s. d.] gegen verschiedene Krankheiten gut sein sollten. Oken 7, 1384; Tschudi Th. 373 etc. Geschütz-: aus einem Geschütz zu schießen: Die schwere G. [Kugel des schweren Geschützes]. Hackländer Sold. Kr. 158. Gewêhr-: aus einem Gewehr zu schießen. Gíft-: giftige Kugel, nam. auch früher übliche Feuerballen, deren giftige Dämpfe tödtlich wirken. Glä́tt-: s. Glättkeule. Gǘrtel-: eine Kugel mit vorspringendem Reif für eine zweizügige Büchse. Hāār-: Kugel aus Haaren im Magen mancher Thiere, s. Gemsen-K. Hāgel-: hohle inwendig mit Hagel (s. d.) gefüllte Geschütz-K., s. Kartätsche. Hálb-: halbe Kugel, s. Hemisphäre, Hemiglob. Hêrd-: steinerne Kugel zur Bestimmung der Mitte des Treibherds Hímmels-: das Himmelsgewölbe und eine Darstellung desselben, Himmelsglobus. Hōhl-: hohle (nicht massive) Kugel, z. B. auch Granate. Jāgd-: Kugel zum Schießen auf der Jagd. Kanōnen-: aus Kanonen zu schießende (gw. eiserne) Kugel: Zwölfpfündige K. etc. Kartǟtschen-: s. Kartätsche. Kêgel-:
1) Kugel zum Kegelspiel, Boßel. G. 20, 9.
2) eine beim Ernstfeuer mit eisernen, beim Lustfeuer mit papiernen Kegeln versetzte Kugel. Kétten-:
1) durch eine Kette verbundne (ganze oder halbe) Kugeln, aus Kanonen zu schießen (auf Schiffen nach Adelung „Engel“ genannt). HKleist Hint. 102; Sch. 384b.
2) [2d] Art Aufgußthierchen, Paramecium versutum. Klêb(e)-: Anker-K. Knípp-: Kugeln zu mancherlei Kinderspielen, gewöhnl. aus Thon, Marmor etc., auch Schnell-K., Glicker, Glosse, Fassel, Marmel, Murmel, Schusser etc. genannt: Knippkügelchen . . damit zu spielen. HKleis Kr. 78. Knüppel-: zwei durch eine eiserne Stange verbundne Geschütz-K–n (s. Draht- K.), Pallisaden-, Stab-, Staf-, Stangen-K. Lāūf-: Kugel von kleinem Kaliber, die man nicht, wie die grade passende (,,Paß-K.“), mit dem Ladestock in den Lauf des Gewehrs stößt, sondern hineinlaufen lässt. Lēūcht-: leuchtende Kugeln beim Feuerwerk: L–n stiegen. G. 15, 122 etc.; So brannten seine Empfindungen wie Licht-K–n auf, die einen Augenblick die Finsternis erleuchten und dann zerplatzen. Klinger F. 206; Musäus Ph. 4, 95. Lúst-: s. Ernst-K. Mêêr-: See-K., Kugelfisch, Diodon hystrix: auch eine Art See-Jgel, Echinus globosus und mehrere Pflanzen, Conferva aegagropila u. Ilva pruniformis. Mörser-: aus Mörsern zu schießen. Nácht-: wassergefüllte hohle Glas-K., vor eine Lampe etc. gehängt, um ein hellres Licht für die Arbeit zu erhalten, nam. bei den Schustern üblich. Pallisāden-: Knüppel- K. Páß-: s. Lauf-K. Pláttstöß-: eine Vorrichtung der Gärber zum Plattstoßen des Leders. Rāūch-: Dampf-K. (1). Ríng-: eine Darstellung des Himmelsgewölbes, wobei die Hauptkreise der Himmelskugel durch Ringe oder Reifen versinnlicht sind, Armillarsphäre; Art eßbarer Pilze. Rōthlauf-: verschiedne Heilmittel wider den Rothlauf in Form einer Kugel. Roulétt-: s. Roulett. Schālet-: [3]: s. Schalet. Schnéll-: Knipp- K. Sēē-: Meer-K. Sónnen-: s. Erd-K. (1) und Sonnenball. IP. 2, 140 etc. Spīēl-: zum Spiel dienend, z. B. Billard-, Kegel-, Knipp-, Roulett-K. etc., im Billard nam. der Ball, der auf die andern gestoßen wird. Spítz-: eine Art Büchsen- K.: Die Sp–n sind gefalzte Cylinder mit einer konischen Verlängerung. Waldau N. 2, 6; Gutzkow R. 3, 57; 6, 268 etc. Spréng-: Geschütz-K., deren Stücke zerspringend umherfliegend, nam. gegen die Belagrer in den Laufgräben gebraucht, Tranchée-K. Spring-: Spreng-K.; aber auch eine Kugel, deren sich Springer bedienen, z. B. Luftspringer und Seiltänzer st. der Springstange etc. Stāb-, Stáf-, Stángen-: Knüppel-K. Stímm-: Kugel, die zur Abstimmung, zum Ballottement dient. Stínk-: stinkende Kugel, z. B. Geschütz-K., die einen mephitischen Gestank verbreitet, s. Gift-K. Hackländer SGsch. 3, 94 etc., aber auch z. B. v. schlecht riechenden Pillen. Thümmel 4, 138. Strāhlen-: strahlende Kugel. Sch. Humb. 192. Strēū-: nam. vrkl.: eine homöopathische (s. d.) Pille: Homöopathisch winzige | Streukügelchen. Prutz Woch. 20; Gutzkow R. 4, 8; 6, 405 etc. Stück-: Kanonen-K. G. 24, 45; Pseffel Pr. 3, 148 etc. Tōdes-: todtbringende (Geschütz-)K. Herwegh 1, 49. Tranchée-: Spreng-K. Vóll-: massive Kugel im Ggstz. der Hohl-K. Hackländer Stillfr. 1, 310; SGsch. 3, 95 etc. Wélt-: Erd-K. (1; 2). Claudius 3, 50 etc., nam. auch der diese symbolisch darstellende Reichsapfel. Wínd-:
1) Metall-K. mit enger Röhre, woraus Wasserdämpfe strömen.
2) Stuhlzäpfchen zur Abführung der Winde od. Blähungen. u. ä. m.