Faksimile 1034 | Seite 1026
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Kreisel
Krēīsel, m. –s; uv.; –chen; -:
1) wirbelnde Kreisbewegung: Wirft sich, wie tanzend, wie im K. hin und her. Gutzkow R. 9, 494; Der ganze Beweis, aus einem runden Zirkel, ewigen K. .. zusammengesetzt. Hegel 17, 68.
2) etwas sich im K. (1) Bewegendes, z. B.: Das Abrakadabra .. zum Schwunge des magischen K–s gemurmelt . .: Zieh, umrollender K., den Mann mir zurück in die Wohnung. [Theokr. 2, 17.] V. Ländl. 2, 419 etc., nam. aber ein Spielzeug für Kinder, das auf versch. Art in wirbelnde kreisende Bewegung gebracht wird (s. Zsstzg. u. vgl. Drillnuß. Henisch, Driesel u. Anm. u. dorlen; ferner: das Trenderle. Auerbach D. 1, 424 etc.): Die Welt wie einen K. umherzupeitschen. Börne Frz. 44; Er dreht sich wie ein K. fort. Chamisso 3, 94; Wie seine Kinder blutende Köpfe treiben statt des K–s. Fichte 6, 26; Brummen des K–s. G. 25, 59; Der K. wich dem Ball. L. 1, 189; Kinder beschwingen .. den K. | rasch an der Schnur und sie fangen den taumelnden dann in der Hand auf. Platen 2, 216; So trieb ich ihn damit auf wie einen K., daß er mit erneuerter Schnellkraft noch eine gute Weile fortlief. Thümmel 3, 76; Du disputierst wie ein Kind, geh, peitsch deinen K. V. Sh. 2, 494; W. 13, 19 etc.; übertr.: Er schlägt den K. mit der Zunge [spricht gewandt etc.] West Dian. 3, 5. Nbnf.: Sei stets auf den Beinen, wie ein Kreißel. Rückert Mak. 2, 227; Kriesel, s. Brumm-K., plattd. Kesel, Küsel etc., nam. aber auch: Wie einen Kräusel drehen, sich herumdrehen, herumtreiben ꝛc, Göckingk 1, 156; 2, 214; Kosegarten Po. 1, 151; 2, 213; Lichtenberg 3, 236; Musäus 4, 148; Bis sich sein Gehirn auf einem Beine her- umdreht wie ein Kräusel. Schlegel Sh. 2, 166; Jenen schwang wie den Kräusel der Wurf und er taumelte ringsum. V. Il. 14, 413 etc.
3) (s. 2) Turbo .. Man nennt sie auch Mondschnecken und von ihrer bauchigen am untern Ende zugespitzten Gestalt, K.-Schnecken .. Der papuanische K. hat einen dünnen Deckel, der sich weit einzieht . ., mit Recht langlebender K. T. longaevus genannt etc. Oken 5, 439 ff.
Anm. Die Form Kräusel ist für das Spielzeug (2) die ursprüngliche, vgl. krûsel (Graff Diut. 1, 389), viell. nach der Ähnlichk. mit dem „Krüsel“ oder der Hängelampe, s. II. Kraus, Anm. u. vgl. Damtiegel = Brumm-K. Frisch 1, 183a und Tiegel = Lampe. Keisersberg Post. 121; 202, s. Frisch 2, 372b. Das Maul ging ihm wie ein Brumm- topf, vHorn Schmj. 82, engl. top, woraus frz. toupie (vgl. toupie d’allemagne, der deutsche oder Brumm-K., versch. z. B. sabot, der durch Peitschen in Bewegung gesetzte K.). Doch gilt heute im Allgem. die Form „,Kreisel“ (vgl. 1).
Zsstzg. zur Bez. der versch. Arten von 2, nam. nach dem Ton, den das kreiselnde Spielzeug hervorbringt, z. B.: Brúmm-: Wie ein B. drehte er sich nach allen Seiten. Prutz Mus. 2, 346; Trinkt bis sein Hirn auf dem Zeh sich herumdreht wie ein B. im Dorf. V. Sh. 2, 280; 481; Droysen A. 2, 153; Brumkriesel. 1, 178 etc. Ebenso: Heul-, Summ-, Pfeif-K. etc., ferner: Hohl-, Kugel-K., weil der Kopf eine hohle Kugel ist, vgl. Nonne und Nickel.
Fárben-: ein mit verschied., nam. den prismatischen Farben versehnes Schwungrad, das rasch umkreisend dem Auge eine aus der Mischung entstehende Farbe zeigt, Farbenspindel etc.